@Sonni1967 Naturwissenschaftliches Denken darf nie frei von Zweifeln sein. Im Gegensatz zu den Religionen lebt die Naturwissenschaft vom Wechselspiel Theorie/Experiment. Nicht ist wirklich fest bestimmt, wir irren uns quasi empor, werden den Gipfer der Gewissheit jedoch niemals erklimmen.
Also nix da mit ...
Sonni1967 schrieb:hab ich auch
nie angezweifelt
... Zweifel sind wichtig, aber man braucht es auch nicht gleich übertreiben.
Sonni1967 schrieb:Man kann doch nur so weit zurück schauen
bis zu dem Zeitpunkt wo Energie entstand weil erst da das Licht zu uns auf den Weg ging.
puuh, für einen Crashkurs zur Urknalltheorie ist es heute bereits zu spät, daher nur ein paar Dinge. Energie "entsteht" nicht einfach, sie wird umgewandelt. Heute wissen wir, dass im Grunde alles Energie beinhaltet, auch Masse ist im Grunde nichts anderes.
Du hast vorhin schon das Wasser mit seinen Phasenübergängen angesprochen. wenn man Eis erwärmt, wird es flüssig, später gasförmig. Denkt man das weiter, lösen sich irgendwann die Molekülbindungen, wir haben nur noch neutrale Atome. Erhöhe ich die Energie weiter, wird aus den Atomen irgendwann ein Plasma, schließlich werden die Nukleonen in ihre Bestandteile zerlegt und wir haben nur noch eine Energiesuppe aus Quarks und Gluonen. Da ist aber noch lange nicht Schluss, wir erhöhen die Temperatur weiter, bis sich sogar die Elemantarteilchen auflösen, und wir nichts mehr unterscheiden können, da alles symmetrisch ist.
So waren die Bedingungen am Urknall, zumindest geht man davon aus, eine nahezu unendliche Energiedichte, auf kleinsten Raum begrenzt, Temperaturen von ca. 10
32K, die 10
93fache Dichte von Wasser, aber nur Energie, keine Materie! Und aus irgend einem Grund, keiner weiß genau wieso, begann plötzlich alles an zu expandieren und kühlte ab.
Nun wurde alles, was ich gerade beschrieben habe, aber in umgekehrter Reihenfolge in Gang gesetzt. Die 4 Grundkräfte "kristalliesierten" sich aus einer ursprünglich vereinigten "Superkraft" ab, zuerst die Gravitation, dann die starke Kernkraft, und schließlich die schwache Kernkraft und die elektromagnetische Wechselwirkung. Die Temperatur sank weiter und die ersten Teilchen entstanden (Quarks, Gluonen, Elektronen). Die Quarks gingen Bindungen untereinander ein und bildeten die ersten Nukleonen (Protonen, Neutronen). Das erste Element (Wasserstoff) entstand, und dann musste es schnell gehen, denn ungebundene Neutronen zerfallen nach kurzer Zeit.
Es entstanden die ersten Isotope des Wasserstoffs (Deuterium, Tritium) und daraus schließlich Helium und Spuren von Lithium. Diese Phase wird auch Primordiale Nukleosysnthese genannt, und sie dauerte gerade einmal 3 Minuten. Danach war die Temperatur so weit gesunken, dass sich keine neuen Elemente mehr bilden konnten. Alles was heute an Materie existiert, ist damals in dieser Phase entstanden. Das frühe Universum bestand aus ca. 75% Wasserstoff, ca. 25% Helium, und Spuren von Lithium., und jeder Menge Strahlung.
Das "Licht", von dem du sprachst, konnte sich zu der Zeit jedoch noch nicht frei ausbreiten, da die Photonen ständig an den freien Elektronen gestreut wurden. Wir können mit Strahlung also gar nicht bis zum Urknall zurück schauen, sondern nur bis kurz davor (ca. 380.000 Jahre nach dem Urknall). Erst als das Universum auf ca. 3000K abgekühlt war, fingen sich die Atomkerne die freien Elektronen, und bildeten neutrale Atome. Damit war der Weg für die Photonen frei, zum ersten mal wurde das Universum für Strahlung "durchsichtig". Und genau diesen "Moment" haben wir heute mit unseren Satelliten (WMPA, Planck, ...) eingefangen, und können ihn in Form des wohl berühmtesten Bildes, was jemals "geschossen" wurde, bewundern (ich nehme an, du kennst das Bild der kosmischen Hintergrundstrahlung?!).
Und um deine letzte Frage noch zu beantworten, nein, der Raum war niemals leer, er war von Anfang an voller Energie, und das ist er heute noch.
So, das war jetzt frei von der Leber weg geschrieben, falls jemand Fehler findet, kann er sie behalten
:D