@Aperitif Aperitif schrieb:Wegen den entfernungen? Es haben doch einige experimental Forscher mittlerweile bewiesen das zum beispiel eine atlantik Überquerung mit einfachen Mitteln kein ding der Unmöglichkeit gewesen ist.
Wie weit auch immer irgendjemand schon mal vorgedrungen sein mag, so gibt es stets noch weiteren Horizont, an dem er noch nicht gewesen ist. Ohnehin sind solche Kontakte sporadisch, es waren wenn überhgaupt, dann nur einzelne Kulturen davon betroffen, und auch die ohne geregelte Kontakte. Und klar, wenn ich aus Versehen auf nem fremden Kontinent lande, werd ich von allem, was es da zu lernen und zu besorgen ist, vor allem erst mal deren Sintflutsage in Erfahrung bringen.
Du bastelst hier ein total absurdes Szenario. Solche Reisenden werden froh sein, wenn sie die Sprache der einheimischen so weit lernen, daß sie von denen Nahrungsmittel und Unterstützung für die Heimreise bekommen können. Aber nee, der durchschnittliche Grewi denkt, die erzählen erst mal, daß sie zuhause so komische Picasso-Euter in die Landschaft stellen, damit die Neuweltler das dann auch machen können, oder eben "Hey, habt Ihr hier auch ne Flutlegende? Erzählt mal"
Die australischen Aboriginals kennen Flutlegenden. Wie bittschön soll das klappen? Die lebten isoliert. Und deren Vorfahren sind an keinem Eis vorbeigekommen, als die von Afrika über Südasien nach Australien zogen, und als das der letzten Kaltzeit abschmolz, warense schon angekommen. Das abschmelzende Eis lag eh hoch droben im Norden, wo noch kaum ein Mensch gelebt hat, lokale Flütchen da oben fanden an 99,9% der Menschheit vorbei statt. Mindestens. Der große Abfluß des Agassizsees im Nordamerikanischen Eisschild hat sicherlich einen spürbaren "punktuellen" Meeresspiegelanstieg verursacht sowie globale Abkühlung, aber auch davon waren die Australier am wenigsten betroffen.
Am zweitwenigsten! Denn da gibt es auch noch Sintflutlegenden in der innerasiatischen Hochebene nördlich des Himalaya. Da fließt kein abschmelzendes Poleis hin, da steigt kein Meer heran, da fegt kein Tsunamiausläufer drüber.
Aperitif schrieb:Selbst der abgesteckte Raum Mittelmeer Indien ist ja relativ groß trotzdem gibt es auch in Indien eine sintflut sage.
Sagt Dir Indogermanisch / Indoeuropäisch etwas? Die Ausbreitung der Sprachfamilie dieses Namens deckt exakt diesen großen Raum ab. Daß mit den Menschen und Sprachen auch Kulturgüter mitwandern, versteht sich da von selbst! Das bedeutet: Der Sintflutsagenkreis der alten und modernen Kulturen indogermanischer Zunge ist nicht ohne Grund, sehr ähnlich, er wurde von den Wandernden mitgebracht. Und er bedeutet eben
nicht, daß ein Flutereignis von Europa bis Indien gereicht haben müßte.
Auch später gab es zwischen dem indischen und dem mittelländischen Kulturgroßraum immer wieder Kontakte, nicht erst seit den Griechen. Wie Perlen auf einer Kette waren da stets einzelne Kulturen / Zivilisationen eng benachbart und standen entsprechend in engem Kontakt. Da braucht es keinen iberischen Indienreisenden, daß Waren und Legenden von einem Ende zum anderen Ende wandern. In Schweden wurde in einem Schatzhort eine nordindische Buddhafigur aus dem 6.Jh. gefunden - so weit sind die Wikinger aber nie gereist. Sie haben das Ding von wem, der es von wem anderen hat, der es [...] aus Indien hat.
Es ist schon komisch. Einerseits willst Du die Globalität der Sintflut zu ner menschlichen Erinnerung machen, indem Du Dich auf Kulturkontakte berufst, die überhaupt nicht gesichert sind, sondern sehr fraglich, aber da, wo es nachweislich Kulturkontakte gegeben hat und dank Landweg auch locker geben konnte, da kommste nicht auf die Idee, daß es hier nen Legendenaustausch gegeben haben könnte.
Aperitif schrieb:Und ich bin mir nicht so sicher ob es weise ist den alten Völkern das nicht erkennen des unterschieds global lokal zu unterstellen.
Wassndas für eine Argumentation? Egal, wo man ist, man kann nie die gesamte Welt überblicken. Egal, wie viele Kontakte einem das Wissen um ferne Kulturen bescherte, keiner wußte um alle. Niemand konnte von einem globalen Flutereignis sprechen, ohne sich das ausgedacht zu haben.
Aperitif schrieb:Mit einiger Sicherheit stammen die Berichte aus wesentlich früheren Geschichten
Dann schau Dir das doch mal an! Denkst Du, die Griechen, die sich das vom Typhon erzählten, wußten, daß diese Geschichte gar nicht ihre war, sondern aus dem westasiatischen semitischen Kulturkreis stammte? Die Lebgenden, die wanderten, die gingen in die lokale Kultur ein und wurden zu Bestandteilen
dieser Kultur. Die haben es nicht in ihrer Überlieferung bewahrt "hey, wir haben da ne Geschichte, die haben die Inder da hinten ebenfalls". Das Wissen um die Herkunft einer Überlieferung geht ziemlich bald flöten. Deswegen erzählt ja auch jede Kultur die Sintflut so, als hätten sie das erlebt und bewahrt. Keiner erzählt "so, und diese Flutgeschichte erzählen sich die anderen Völker". Nein - es gibt kein globales Wissen im Sinne von "die haben sowas auch erlebt wie wir".
Aperitif schrieb:Ich denke ein einschneidendes Erlebnis kann durchaus im Gedächtnis der Völker verankert wurden sein so es denn stattgefunden hat und da kommt eigentlich nur die letzte Eiszeit in frage.
Wie gesagt, das Ende der letzten Kaltzeit wurde nur von sehr wenigen erlebt. Von allen im Sinne von Klimawandel (der sich über Jahrhunderte und Jahrtausende hinzog), von so gut wie keinem im Sinne von "es gab Flut(en)".
Pertti