@BlackFlame BlackFlame schrieb:So wie ich deine Worte verstehe, so scheint es für dich keine Schuld, Reue, Verantwortung und scheinbar grundlegend keine Ethik und Moral zu geben.
Der Mörder ist deswegen "bösartig" und kann sich bösartig fühlen, weil wir Menschen sind, die miteinander interagieren und uns auf Verhaltensrichtlinien verständigen, die unser Miteinander für möglichst viele angenehm sind - und einen Menschen zu töten gehört da einfach nicht in unseren Akzeptanzbereich, deswegen verurteilen Gesellschaften, und meist auch die Täter selbst, dieses Verhalten. Wir tragen für unser Handeln Verantwortung, und wenn schon nicht anderen gegenüber, dann wenigstens uns selbst gegenüber.
Deine Schreibweise lässt nun vermuten, dass du der Auffassung bist, dass alle unsere Verhaltensweisen genauso unbewusst und trotzdem unausweichlich seien wie das Atmen oder Blinzeln, dass alles nur Reflexe sind auf die wir nur reagieren und niemals in der Lage seien auch bewusst zu agieren.
In Punkto Schicksal finde ich es eben immer etwas vermessen, wenn sich manche aus der Affäre ziehen wollen, wenn sie meinen, dass all unser Verhalten schon längst festgelegt sei, wir niemals eine Wahl hätten und sich dadurch scheinbar einen Freifahrtschein erschleichen wollen, weil sie Angst vor Fehlern und Verantwortung haben.
Ich hoffe ich habe jetzt in ähnlicher Form zum Ausdruck gebracht, was schon @geeky aussagen wollte.
Du kannst mir glauben, ich habe mal das krasse Gegenteil von dem gesehen, was ich heute sehe. Kannst ja mal meinen alten Thread "Überlegungen zu unserem Bewusstsein" anschauen. Da habe ich das krasse Gegenteil postuliert, sprich, dass jeder für alles, was er erfährt selbst verantwortlich ist. Aber ich bin dann auch irgendwann aufgewacht. Es ist genauso Schwachsinn, zu behaupten, das Opfer seie völlig unschuldig, und der Täter seie voll verantwortlich. Menschen sind eben auch nur Tiere, biologische hochkomplexe Organismen. Das Gehirn agiert wie ein Hochleistungscomputer. Das meiste, was wir tun und denken ist uns nicht mal selbst bewusst, oder denkst du über jeden Handgriff nach? Ich will ja nicht behaupten, dass uns überhaupt keine Freiheit gegeben ist, aber ich sehe die Dinge so, wie ich sie wahrnehme, so, wie sie mir ständig begegnen, und da sehe ich eben kaum Freiheit. Lies dir nur mal ein paar Zitate von genialen Menschen wie Einstein durch:
„Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen“, sagte Einstein. „Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will, und tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt?“
Oder Schopenhauer (womit er es eigentlich schon auf den Punkt gebracht hat):
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Meinst du ein Mensch sucht sich seinen Willen aus? Der Mensch ist so, wie er ist, von seinen Erfahrungen und Genen geprägt. Wir können uns nicht vorstellen, mal Massenmörder zu sein, aber wachse mal in einem entsprechenden Umfeld auf, mache mal entsprechende Erfahrungen. Kein Mensch weiß, was in solchen Köpfen vorgeht.