@Lorbas87 Lorbas87 schrieb:heißt also: mutationen und damit ja am ende auch evolution, findet scheinbar nicht absolut zufällig und willkürlich statt, wie von dir behauptet. sie folg/t/en einem muster, was bedeutet, dass eine art programm abgespielt wird.
Ah ja, jetzt verstehe ich. Na denn...
Lorbas87 schrieb:Die Bedeutung der Ergebnisse des Teams um Williams liegen nun u.a. darin, dass diese gewebespezifischen, wiederkehrenden und gemeinsamen Mutationen in der mDNA unterschiedlicher und nicht miteinander Verwandter Probanden, nur extrem unwahrscheinlich durch rein zufällige Prozesse entstanden und aufrecht erhalten werden können.
Das kann ich nur unterschreiben.
Gleichgeartete Ereignisse, die nicht direkt voneinander abhängen (in diesem Fall Vererbung von dem einen zum anderen), die aber mit einer bestimmten Regelmäßigkeit wiederkehren, legen den Schluß nahe, daß es auch eben eine solche Regel(mäßigkeit) gibt, die dies verursacht.
Mutationen sind wahllos, aber dennoch gibt es wiederkehrende Muster. So gibt es Abschreibfehler, bei denen von den vier Basen Adenin, Guanin, Cytosil und Uracil eine häufiger als die anderen bei der Reproduktion falsch "abgeschrieben" wird. Andere Abschreibfehler bestehen darin, daß eine oder mehrere Basen versehentlich übergangen werden, gelegentlich sogar ein langer Abschnitt. Ein anderer Abschreibfehler ist die versehentlich doppelte Reproduktion des selben Abschnitts. Es gibt also Fehlerwiederholungen. Dann gibt es noch die vermehrte Fehlerquote, wenn das Zellgewebe einer höheren Strahlung ausgesetzt wurde. Wir wissen noch lange nicht, was es alles für Fehlerursachen gibt. Wir wissen aber, daß bestimmte Fehler häufiger auftreten, und wir kennen immerhin ein paar Bedingungen, unter welchen bestimmte Fehlerarten häufiger auftreten als sonst. So steigt die Chance für das Aufkommen von Trisomie 21 mit dem Alter der Mutter.
Will sagen: Wenn es wiederholte gleichgeartete Mutationen gibt, gar in den selben Organen, dann gibt es womöglich auch eine gemeinsame Ursache. Das könnte in den Bereich der Epigenetik gehören. Auch hier wissen wir, daß Gene, obwohl sie fest im Genom stehen, durch andere Prozesse aktiviert oder deaktiviert werden können, die selbst nicht im Erbgut verankert sind. Dauerhafter Hunger in der frühen Kindheit hat bei Nachkriegskindern dazu geführt, daß ihr Stoffwechsel anders funktioniert als bei anderen Menschen, obwohl ihr Erbgut, das dafür eigentlich verantwortlich ist, sich bei beiden Gruppen nicht unterscheidet. Und diese Nachkriegskinder haben diesen veränderten Stoffwechsel sogar an ihre Kinder weitergegeben. Wir wissen noch so vieles nicht.
Was, wenn in bestimmten Organen bestimmte Bedingungen herrschen, die zu bestimmten Mutationsarten führen? Nehmen wir mal die Haut. Die ist der Sonnenstrahlung anders ausgesetzt als sagenwirmal die Leber. Entsprechend kann die Haut Schädigungen davontragen, denen die Leber nicht ausgesetzt ist. Auch Schädigungen des Erbguts, nicht nur des Gewebes an sich. Das könnte doch dazu führen, daß das Erbgut in den Hautzellen mit einer Regelmäßig dazu gebracht wird, eine ganz bestimmte Mutation hervorzubringen. Da hätten wir so eine Bedingung für ein einzelnes Organ mit einer wiederkehrenden Mutationsform.
Was, wenn epigenetische Prozesse ebenso dazu führen, daß in der Leber eine bestimmte Mutation vermehrt auftritt? Womöglich sogar eine Mutation, auf die die Leber angewiesen ist, um ihre Funktion besser, wenn nicht gar überhaupt erst richtig ausführen zu können? Epigenetik, so zeichnet es sich ab, ist nicht nur eine Randerscheinung, ein Versehen, sondern könnte ähnlich bedeutsam für unsere Körperfunktionen usw. sein wie die Gene selbst. Der Verdacht liegt nahe, daß epigenetische Prozesse bei der Spezialisierung der Stammzellen zu den diversen konkreten Körperzellen und Organen mitwirkt, womöglich nicht nur dadurch, bestimmte Genabschnitte zu aktivieren oder zu deaktivieren, sondern auch dadurch, in bestimmten Genen bestimmte Mutationen zuzulassen, also die körpereigenen Reparaturmechanismen, die es für schadhafte genetische Mutation durchaus gibt, zu unterdrücken.
Zurück zu Deiner Aussage: "
mutationen und damit ja am ende auch evolution, findet scheinbar nicht absolut zufällig und willkürlich statt, wie von dir behauptet. sie folg/t/en einem muster, was bedeutet, dass eine art programm abgespielt wird."
Mutation findet zufällig statt. es gibt aber eben Prozesse, die bestimmte Arten von Mutation fördern, und andere, die bestimmte Mutationen minimieren. Beide Prozesse gehören dann schon in den Bereich der Selektion. Evolution nun ist erst das Zusammenspiel von Mutation und Selektion. Selektion aber macht aus der ungerichteten Mutation ein gerichtetes Geschehen, das uns vom "Ende" her betrachtet "wie geplant und beabsichtigt" vorkommen kann. Alle Lebewesen sind prima an ihre Umweltbedingungen angepaßt. Sieht aus, als hätte einer dafür gesorgt, als wären sie "wie geschaffen" für ihr Leben. Dabei sind alle möglichen Variationen entstanden, aber was nicht mit seiner Umwelt klarkam, starb halt häufiger weg, bevor es Nachkommen produzieren konnte. Selektion, die automatisch dazu führt, daß die bestangepaßten Versionen die besten Überlebenschancen hatten, die meisten Nachkommen durchbrachten und schließlich übrig blieben. So werden auch epigenetische Prozesse der Selektion ausgesetzt sein. Ein epigenetischer Prozeß, der dazu führt, daß bei einem Embryo der Aufbau der Atemorgane unterdrückt wird, dieser Prozeß selektiert sich selbst aus.
Und so können auch Lebewesen, die regelmäßig in den selben Körperorganen die selben Mutationen aufweisen, der Selektion unterworfen sein. Sollte diese gleichgeartete Mutation in der Leber dem Individuum einen Vorteil erbringen, wird es sich auf lange Sicht innerhalb der Art durchsetzen, sodaß am Ende alle Individuen dieser Art diese Mutation hervorbringen. Bei einer schadhaften sekundären Mutation des Erbguts einzelner Zellen hingegen würden die, bei denen das passiert, über kurz oder lang aus der Art ausselektiert.
Die von den Forschern entdeckten Mutationen in der Organzell-DNA nun sollte schon irgendwas in diesen Organen bewirken. Nicht einfach nur ne DNA-Mutation ohne jeglichen Belang sein. Denn in diesem Falle gäbe es keinerlei Möglichkeit für eine Selektion. Dann gäbe es auch kein Durchsetzen dieser Besonderheit, und damit können zwei Individuen einer Art, bei denen im selben Organ die selbe Mutation auftritt, nur durch absolut reinen Zufall dieselbe Mutation besitzen. Seeehr unwahrscheinlich!
Also das läßt sich problemlos evolutionstechnisch erklären, ohne Absicht und intelligenten Verursacher.
Pertti