Lupo54 schrieb:Da ist also immer noch Platz für verschiedene Pyramidenbau-Theorien. Auch wenn die hier bespochene wohl zurückgewiesen werden muß.
Daraus bilde ich mir als interessierter Laie die Meinung: Es steht immer noch nicht 100%ig fest, wie sie die Dinger grundsätzlich gebaut haben. Ist das denn so?
Leider ja, es gibt einfach nicht genug Funde um sagen zu können WIE genau man das gemacht hat. Zum einen liegen ja gut 4.500 Jahre dazwischen in denen nicht nur die Natur sondern auch Steinräuber oder Souvenirjäger oder sogar religiöse Fanatiker an den Pyramiden rumgemacht haben. Man hat genau zwei Schlitten (Louvre & Kairo sind mir bekannt, wenn noch jemand Funde kennt kann er mich gern berichtigen!) gefunden, bei denen geht es schon los das man nicht wirklich sagen kann das die zum Steintransport genutzt wurden. Man hat einfach alles damit transportiert was schwer war. Allerdings haben wir auch Grafitis und Zeichnungen die Transporte mit Schlitten darstellen, also man kann zu 100% sagen DAS es genau so gemacht wurde, nur nicht ob GENAU diese Schlitten/Schlittenart dafür verwendet wurde. Rampenreste hat man ja an einigen Pyramiden gefunden, also auch die sind zu 100% belegt (Borchardt,
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/borchardt1928/0028/image ). Für die Rampen gibt es auch ein Rechenbeispiel wo die ägyptischen Schreiber das Volumen der benötigten Ziegel ausrechnen mussten, 5 Grad Steigung bei 730m Länge, also eine Rampe die auf etwa 64m Höhe kommt. Man kann also vermuten das Rampen auch in der Länge gebaut wurden, nur kommen wir damit nicht bis auf die großen Pyramiden das Material drauf. Arnold hat für die Baurampe an der Meidum-Pyramide 6% berechnet, Borchardt hatte 11% angenommen, aber das wäre etwas zu viel des guten
:) ). Man kann also ausschließen das eine kontinuierlich ansteigende Rampe verwendet wurde, zum einen weil man keine Funde oder Spuren für so eine Rampe hat, und zum anderen weil die durch die Höhe und Länge wohl auch massiv einsturzgefährdet gewesen wäre. Man kommt also mit normalen Rampen auf maximal 70m, hat dann gewaltige Klopper in der Landschaft stehen. Und ab da geht es ja eigentlich los und wird spannend, nur ab hier kann man einfach nur spekulieren. So lange man sich an Fakten und die damals verfügbare Technik hält sehe ich da persönlich auch kein Problem drin.
Lupo54 schrieb:Ich bitte meine Frage nicht mißzuverstehen. Ich bin schon der Meinung, dass sie es alleine und mit ihren Mitteln hinbekommen haben. Ohne Hilfe von Außerirdischen. Nur wie?
Für die Antwort würden einige Leute ihr erstgeborenes geben!
:DIch denke wir werden auf die Frage wohl leider niemals eine vollständige Antwort bekommen, aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben.
Lupo54 schrieb:Dazu noch einige Zusatzfragen: Die Pyramide mußte doch wohl beim Tode des Herrschers fertig sein. Das bedeutet, dass sie ein verzweifelt kleines Zeitfenster hatten. 50 Jahre mit viel Glück, oft viel weniger. Gibt es Hinweise was sie gemacht hätten, wenn der erlauchte Herrscher schon nach kurzer Zeit von ihnen gegangen wäre? Ein provisorisches Begräbnis? Oder haben sie in der Phase der Großbauten einfach Glück gehabt?
Nach dem Tod hatte man noch 70 Tage Zeit, in der Zeit fand ja die mumifizierung statt. Von einigen Teilen der Cheopsanlage wird vermutet das sie erst nach dem Tod schnell mit Schlammziegeln hochgezogen wurden. Es gab wohl auch den Fall das ein folgender Pharao das Grabmal seines Vorgängers fertig baute, ansonsten hat man halt das genutzt was schon da stand, so lange es eine Grabkammer hatte war es wohl Ok.
Lupo54 schrieb:Und wie haben sie das Wissen über Pannen und Erfolge beim Bau weitergegeben? Der Nachwuchs-Kathedralenbauer konnte sich in vorhandene Bauten hineinbegeben und die Konstruktion studieren. Nicht so bei den Pyramiden. Die waren doch wohl zu nach dem Begräbnis. Nach einigen Jahren, wenn die Konstukteure tot waren, eine große Black Box. Auf die Idee der Intlastungskammern muß man z.B. zuerst mal kommen. Typischerweise nach einem Desaster (was das Zeitfenster übrigens noch kleiner gemacht hätte, räum mal hunderte von Steinen und -zig Tonnen Füllmaterial weg).
Die Entlastungskammern wirst du genau einmal finden.
:) Die Königinnenkammer hat ja ein Stemmplattendach, das war die Neuerung gegenüber Snofru oder Djoser. In der Königskammer hast du dagegen eine flache Decke, um den Druck der Gesteinsmassen über der Kammer abzuleiten benötigt man also eine Hilfskonstruktion, genau diese stellt die Entlastungskammer dar.
Original anzeigen (0,2 MB)Anmerkung: Die beiden großen Kraftpfeile müssten durch die Längs/Querbalken-Kreuzungs/Auflagepunkte verlaufen, ich denke man kann das Prinzip erkennen, wenn nicht mache ich morgen nochmal eine bessere Grafik davon, Bett ruft schon.
:) Bei Snofru findet man das erste Kraggewölbe in einer Pyramide (Arnold, Lexikon der ägyptischen Baukunst), das hat man ja für die Große Galerie verwendet, die Neuheit ab Cheops war das Stemmplattendach. Das wurde ab dann fast zum Standart im Pyramidenbau. Die Baumeister haben also ihr Wissen definitiv untereinander weiter gegeben, nur wird man wenig bis gar nichts schriftlich notiert haben. Zum einen war Papyrus kostbar und zum anderen ist Wissen im Kopf nicht kopierbar von anderen Baumeistern. Die Baumeister der Pyramiden, weil man kann ausschließen das es nur einen gab, kann man wohl als die Rockstars des altägyptischen Bauwesens ansehen (ist meine persönlich Meinung).
Lupo54 schrieb:Wenn da eine Kontinuität ist beim Pyramidenbau (alle nach dem gleichen, sich verbessernden Baumuster), dann müssen sie Aufzeichnungen oder Modelle gehabt haben.
Modelle der Kammersysteme gab es wirklich! Borchardt hat eines davon gefunden, ich schau mal wann ich morgen Zeit habe, dann mache ich mal ein Foto davon. Wobei bei Arnold nicht so viel dazu steht im Baulexikon, es gibt einen Text wo das ganze besser beschrieben ist. Ich weiß das ich es schon gelesen habe, nur nicht mehr wo. Sollte mir es einfallen das liefere ich es nach.
3.v.l. schrieb (Beitrag gelöscht):15 Jahre Diskussion wie im Kinderkarussel, auf fast 400 Seiten. Und ihr seid noch nicht weiter gekommen, als Erich von Däniken bereits 1975 war.
Falsch! Der gute Erich ist komplett in seiner Zeit stehen geblieben, die Wissenschaft mag ihre Irrwege gegangen sein, aber im Gegensatz zum Erich hat die Wissenschaft keine Probleme damit diesen Fehler einzugestehen und zu korrigieren.