@Noumenon Damit hast natürlich vollkommen Recht:
Noumenon schrieb:Und zum anderen dürfen Menschen, die bereits auf 'natürliche Weise' einen Herzstillstand (bspw. in einer Klinik) erleiden und sich im Todeskampf befinden, aus ethischen Gründen ebenfalls keinen Sonderexperimenten ausgesetzt werden, so die sofortige Reanimation eben oberste Priorität hat und bspw. für Hirnscans o.ä. keine Zeit bleibt. So zumindest der gegenwärtige Stand.
In dem Link steht, wie man's machen kann. Die Probanden stellen sich freiwillig für Interviews zur Verfügung, um ihre Erlebnisse während des Herzstillstandes zu schildern.
Was das Abstract angeht, ermittelte Sam Parnia bei Herzstillstand-Patienten wohl 10-20% als Durchschnittswert an Leuten, die NTE oder ähnliche Erlebnisse währenddessen hatten. Parallel erklärt er die Diskrepanz zwischen kaum bis gar keiner messbaren Hirnaktivität (flatline) in Relation zu den enorm bewusst wahrgenommenen Erlebnissen:
A number of recent scientific studies carried out by independent researchers have demonstrated that 10-20 per cent of people who go through cardiac arrest and clinical death report lucid, well structured thought processes, reasoning, memories, and sometimes detailed recall of events during their encounter with death.
“The remarkable point about these experiences,” according to Dr. Parnia, “is that while studies of the brain during cardiac arrest have consistently shown that there is no measurable brain activity, these subjects have reported detailed perceptions that indicate the contrary—namely, a high level of consciousness in the absence of detectable brain activity. If we can objectively verify these claims, the results would bear profound implications not only for the scientific community, but for the way in which we understand and relate to life and death as a society.”
http://www.horizonresearch.org/main_page.php?cat_id=38 (Archiv-Version vom 16.05.2014)Erste Ergebnisse der AWARE-Studie sollen bis Ende des Jahres kommen, der Prüfungs- und VÖ-Prozess dauert aber offenbar noch einige Monate:
http://www.horizonresearch.org/main_page.php?cat_id=293 (Archiv-Version vom 14.05.2014)Noumenon schrieb:Alles in Allem ein doch eher nüchternes Resultat für eine derart umfangreiche und langjährige Studie. Und die letzte, etwas größer angelegte und Aufsehen erregende Studie rund um NTEs war meines Wissens die von Pim van Lommel, das war 2001, also vor 13 Jahren. Die nächste größere Studie wird wohl ebenfalls erst wieder in 5-15 Jahre zu erwarten sein. Bis man das Phänomen NTE verstanden haben wird, können also noch locker 50 Jahre vergehen. :(
Durchaus möglich leider.
Noumenon schrieb:Noch einmal: Weder geht es darum, OB Mäuse/Ratten NTEs erleben, noch darum, WIE sie sie erleben, sondern um die Funktionsweise eines Organs bzw. des Gehirns während des Sterbeprozesses. Und hier war die bisherige Annahme, dass so ein Gehirn mit dem Erliegen der Blut- und Sauerstoffzufuhr so ziemlich augenblicklich sämtliche Aktivitäten einstellt und auch jegliche neuronalen Prozesse zum Erliegen kommen, was dann schließlich zu der Frage führte, wie es überhaupt zu NTEs kommen kann, so gemäß dem gegenwärtigen Paradigma der Hirnforschung eben sämtliche mentalen Prozesse ein Mindestmaß an neuronaler Aktivität voraussetzen. So hatte man sich ja auch schon im verlinkten SPIEGEL-Artikel geäußert...
Was bei dieser Rattenstudie rauskam, ist nur total konträr zu den Äußerungen Parnia's, der nochmal explizit betonte, dass bei den besagten Erfahrungen die EEGs teilweise flatline seien (s. oben).
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Autoren der Rattenstudie wirklich unabhängig sind und ob da nicht gewisse Interessen vertreten werden sollen. Bei der AWARE-Studie scheint das ja nicht der Fall zu sein, gibt sie sich offen als unabhängig aus. Wenn man sich im Gegenzug aber die im Spiegel-Artikel unterschwellig auftretene spöttische Betrachtung aller nicht todesmaterialistischer Ansichten anschaut, hat das schon ein Geschmäckle und disqualifizert den Artikel so ziemlich IMO.
Aus deinem Link:
Noumenon schrieb:Allerdings betonen die Forscher mehrere Einschränkungen dieser Studie. „Erstens, wir hatten kein vollständiges EEG bei den Patienten, um den ganzem Umfang dieser Beobachtungen zu verstehen. Zweitens, können wir nicht Möglichkeiten von anderen Typen von Artefakten oder Signalen ausschließen, die für diese BIS/PSI-Spitzen verantwortlich sein könnten.“ Die erhöhte EEG-Aktivität trat auch nur sehr kurzzeitig und zu Beginn der Anfangsphase der EEG-Degression auf. Entgegen voreiligen Schlussfolgerungen in einigen Medien können die Ergebnisse der Studie auch nicht Nahtoderfahrungen „erklären“. Wie in vielen vergleichbaren Studien ist über die Inhalte der Nahtoderfahrungen damit noch nichts ausgesagt. Bestenfalls erlauben sie Vermutungen über einen Auslösefaktor. Und so betonen die Forscher selbst: „Unsere Schlussfolgerung, dass dieser „Spike“ ‚Nahtoderfahrungen’ erklären könnte, ist völlig spekulativ.“ Zukünftig wollen die Forscher ihre Untersuchungen auf noch größere Patientengruppen ausdehnen.
Hier können wir wieder sehen, dass man sich gerne ein Hintertürchen an Optionen offenhält. Zwar liefern die EEG-Ausschläge bei Rattenhirnen wieder ein Pünktchen auf der Seite der Materialisten/Skeps, aber danach wird es wieder relativiert, indem man sagt, das sei alles Spekulation. Sinngemäß kann man also sagen, die Ergebnisse der Studie sind wertlos.
:DNoumenon schrieb:Alles deutet nun einmal daraufhin, dass auch bei Menschen das Gehirn während des Sterbeprozesses noch einmal zu Hochform aufläuft, bevor es dann endgültig und für immer seine Arbeit einstellt, und wie dieser Effekt dann schließlich für NTEs verantwortlich gemacht werden kann.
Nur, dass dieser Effekt medizinisch kaum erklärbar ist, entgegen Sam Parnia's Aussage bei Menschen keine derartigen Ausschläge beobachtet wurden und als Sahnehäubchen die Autoren der Rattenstudie ihre eigenen Ergebnisse nochmal relativiert haben. Aus dieser Ausgangslage zu schlussfolgern, dass "alles" darauf hindeute, dass wir den Auslöser für NTE gefunden haben könnten/hätten, ist eine Schnellschuss-Lösung.
Wir wissen nach wie vor zu wenig, als dass wir in klaren Erklärungslinien argumentieren können.
Die Rattenstudie (die eigtl. von wem finanziert wurde?) wurde auch von Parnia selbst kritisiert:
Questions remain
Parnia said that after oxygen flow to the brain stops, calcium floods brain cells as they die, and that, rather than consciousness, could explain the electrical activity the researchers saw.
Finally, the study can't explain how people can correctly recollect what happened to them minutes after their brain activity has flatlined and CPR has been started, Parnia said.
Until researchers can systematically compare the brain waves of cardiac arrest patients who have had near-death experiences with those who haven't, there's no way to know what's really going on in these experiences, Parnia said.
http://www.livescience.com/38817-electrical-activity-surges-in-dying-brain.htmlNoumenon schrieb:Dass ihr Gehirn die ganze Zeit über 'flatlined' war, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen. Ganz im Gegenteil sind immer wieder erhebliche und begründete Zweifel daran laut geworden.
Es konnte nur nie eindeutig gesagt werden,
zu welchem Zeitpunkt genau die NTE auftrat. Ob also die flatline-Periode Ausschlag gebend war oder nicht, kann halt keiner sagen, ebenso wenig, ob das zu Gedächtnislücken führte etc. pp. Die Zweifel konnten nie bewiesen werden. Deshalb is das ja einer der mysteriösesten Fälle in diesem Bereich.
Noumenon schrieb:Naja, ich halte die Annahme, dass mit einer Organtransplantation gewisse Persönlichkeitsmerkmale übertragen werden würden, ebenfalls eher für Unsinn.
Für Unsinn kann man vieles halten, nur ob das begründet ist, ist die Frage.
:D ;) Warum siehst du das also als Unsinn an, basierend auf deinen bisherigen Kenntnissen? Bist du sicher, dass das nicht rein subjektiv ist, weil so "Hokuspokus" nicht in jedermanns Bild passt?
Ich schau, mal, ob ich die ARTE-Doku irgendwo finde.