perttivalkonen schrieb:Viren reproduzieren sich in der Tat selbst - in dem Sinne, daß sie es sind, die "sich um ihre Replikation kümmern". Indem sie eine andere Zelle dies ausführen lassen. Es ist nicht jene andere Zelle, die sich darum kümmert, von der die Aktion ausgeht.
Ich sehe es genau anders herum: Virione besitzen eine Oberfläche, die mit der Oberfläche einer Wirtszelle so wechselwirkt, dass der Nucleinsäureanteil in das Zellinnere eindringen kann. Der Nucleinsäureanteil wird von der Zelle in das Zellgenom integriert. Das veränderte Zellgenom wirkt sich auf den üblichen Zellstoffwechsel so aus, dass primär Virionen produziert werden, die dann die Wirtszelle wieder verlassen - sei es durch das Zerplatzen der Zelle oder durch Ausscheidung aus der Zelle.
Daraus folgt, dass das Virion weder etwas selber tut noch sich darum in irgend einer Weise darum "kümmert", dass die Zelle etwas tut (was ja auch ein "Tun" wäre, welches vom Virus ausgeht). Die Zelle führt in der Tat etwas aus, was auf die Vermehrung der Virione hinausläuft, aber das hat ausschließlich darin seine Ursache, dass sich das Virengenom in das Zellgenom infolge der Aktivität der Zelle (!) integriert. Die Automatismen der Genomaktivität in der Zelle bewirken dann die Produktion der Viren und nicht ein "sich darum kümmern" des Virus, der selber rein passiv den Weg zur Wirtszelle gefunden hat.
perttivalkonen schrieb:dann wäre kein Parasit und kein Symbiont ein Lebewesen
Im Unterschied zu Viren, die selber rein gar nichts tun (können), tun Parasiten und Symbionten das, was sie zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensfunktionen benötigen (insbesondere Proteinsynthese) eigenständig. Sie bedienen sich dabei lediglich der Stoffwechselprodukte des Wirts bzw. Ko-Symbionten, die dieser produziert. Alles was zur Erhaltung der eigenen Lebensfähigkeit an Prozessen abläuft - insbesondere Genomaktivität, aber auch Zellregenerierung, sonstiger Stoffwechsel, Energiegewinnung usw. - leistet der Parasit bzw. Symbiont in Eigenregie, ohne sich dabei der entsprechenden Apparate des anderen Organismus' zu bedienen.
perttivalkonen schrieb:Das Outsourcing von Funktionen verbleibt dennoch eine "Aktion" des Parasiten. Und so kümmert sich ein Virus um seine Vermehrung, indem er sich vermehren läßt. Der Virus befällt die Zelle, nicht die Zelle findet nen Virus und kümmert sich dann um diesen.
Nein, der Virus leistet diesbezüglich rein gar nichts. Dieses "Outsourcing" hat dazu geführt, dass der Virus komplett "willenlos" und handlungsunfähig geworden ist. Und nein, die Zelle "kümmert" sich auch gar nicht um die Vermehrung von Viren - es geschieht einfach, weil es sich aus der Beschaffenheit der molekularen Anteile des Virus im Kontext zu den üblichen Aktivitäten, die in einer Zelle ablaufen, notwendigerweise so ergeben muss.
Das "Finden" einer Zelle ergibt sich ebenfalls lediglich durch das zufällige Vorhandensein einer passenden Zelle in der Umgebung des Virus und nicht über eine irgendwie geartete aktive "Suche".
perttivalkonen schrieb:Viroide gelangen zwar via Infektion in ein Lebewesen, doch kümmern sie sich in diesem dann nicht selbst darum, dorthin zu gelangen, wo ihre Replikation ausgeführt werden kann.
Das haben Viroide mit Viren gemeinsam: Beide kümmern sich nicht selbst darum, zu einer Wirtszelle zu gelangen.
perttivalkonen schrieb:Vielmehr wird die Zelle selbst aktiv, erkennt Erbgut und repliziert dieses.
Diese Zuschreibung von Aktivität wird den stattfindenden Abläufen nicht gerecht: Die Zelle wird nach dem Befall in ihrer Aktivität verändert, so dass die Produktion von Viren bzw. Viroiden erfolgt, statt wie sonst üblich andere Zellbestandteile, Enzyme usw. Die Zelle "erkennt" folglich kein Erbgut, sondern das Erbgut der Zelle wird so verändert, dass sich die darauf beziehenden Syntheseaktivitäten verändern.
perttivalkonen schrieb:Prione entstehen zum einen durch schadhafte Proteinbildung der Zelle (sind also nur Ausschuß), zum anderen durch schadhafte Veränderung der korrekt gebildeten Proteine bei Kontakt mit einem Prion.
Ja, und die schadhaften Proteine haben dann schädliche Auswirkungen auf die Funktionalität der Zelle bzw. des Organismus, wenn sich Prione im Gehirn breit machen (Creutzfeld-Jacob-Syndrom).
perttivalkonen schrieb:Das ist ne Fehlfunktion des eigentlichen Lebewesens.
Richtig. Aber ausgelöst durch "falsch" gefaltete Proteine, die ebenso wie Viroide zwischen den Zellen als nackte Moleküle vagabundieren, während Viren darüber hinaus noch in einer Proteinhülle verpackt sind, was ihnen ein Eindringen in Zellen erleichtert. Virusproduktion ist ebenfalls eine "Fehlfunktion" des betreffenden Lebewesens.
perttivalkonen schrieb:Dieser Bestandteil hat ne Fehlfunktion.
Nein, dieser Bestandteil hat überhaupt keine Funktion - es löst allenfalls Fehlfunktionen aus, sobald er in eine Zelle eingedrungen ist. Diese Fehlfunktionen kommen dann allerdings der Zelle zu und nicht dem Bestandteil, der sie ausgelöst hat.
perttivalkonen schrieb:Bei Viren sieht das arg anders aus.
Dann zeige bitte den qualitativen Unterschied zwischen Viren und Viroiden auf, der Viren lebendig macht und Viroide nicht.