@Lupo54:
Lupo54 schrieb:Wer oder was ist den da der Träger dieser Wellen?
Das ist ein schwieriges Thema. Man ging lange Zeit davon aus, dass sich elektromagnetische Wellen (u.a. Licht) in einem universumerfüllenden Medium, dem berühmt-berüchtigten
"Äther" ausbreiten. Z.B. war für
Maxwell -- auf dessen Arbeiten die moderne Vorstellung des Elektromagnetismus beruht -- die Existenz des Äthers selbstverständlich. Es gab zwar ein paar Probleme mit dieser Vorstellung (z.B. musste der Äther einerseits eine extrem geringe Dichte haben, da sich Materie scheinbar widerstandslos durch den Äther bewegt, andererseits musste er eine extrem hohe Dichte haben, um die hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen zu erklären), aber man war lange Zeit zuversichtlich, dafür im Laufe der Zeit brauchbare Erklärungen zu finden.
Eine wichtige Frage im Zusammenhang mit der Äther-Vorstellung war, in welcher Richtung und mit welcher Geschwindigkeit sich die Erde relativ zum Äther -- der das gesamte Universum erfüllt -- bewegt. Zu diesem Zweck wurde 1887 das
Michelson-Morley-Experiment durchgeführt. Auch wenn man erst mal nicht weiss, in welcher Richtung und mit welcher Geschwindigkeit sich die Erde relativ zum Äther bewegt, sollte der Vergleich von zwei Lichtgeschwindigkeitsmessungen in um 90° unterschiedliche Richtungen nach der Äther-Vorstellung einen Geschwindigkeitsunterschied ergeben, aus dem man dann auf Richtung und Geschwindigkeit der Bewegung der Erde relativ zum Äther rückschliessen kann. Zum Erstaunen der damaligen Physiker gab es aber (im Rahmen der Messgenauigkeit) keinen solchen Geschwindigkeitsunterschied, was später vielfach mit erheblich höherer Präzision bestätigt wurde. Das würde bedeuten, dass der Äther relativ zur Erde ruht, was offensichtlich nicht sinnvoll ist, sofern man nicht annehmen will, dass die Erde das Zentrum des Universums ist
;). Eine der wenigen verbleibenden Alternativen ist die Vorstellung des von der Erde "mitgeführten" Äthers (d.h. die Erde -- wie auch jedes andere bewegte Objekt -- führt den Äther in ihrer näheren Umgebung mit), was aber zu unauflösbaren Widersprüchen bei astronomischen Beobachtungen führt, also auch nicht sein kann.
Die Vorstellung eines Äthers übt auf viele Menschen eine erhebliche Anziehungskraft aus, und es haben viele hochqualifizierte Physiker lange Zeit versucht, die Äther-Vorstellung irgendwie zu "retten". Letztendlich sind aber alle diese Bemühungen im Sande verlaufen. Nach der modernen Vorstellung sind elektromagnetische Wellen Änderungen elektromagnetischer Felder, die sich nach bestimmten Gesetzmässigkeiten (die u.a. durch die
Maxwell'schen Gleichungen und die
spezielle Relativitätstheorie beschrieben werden) ausbreiten, ohne dass dafür irgendein Medium erforderlich wäre. Bemerkenswerterweise "funktionieren" die Maxwell'schen Gleichungen auch ohne Äther, obwohl Maxwell selbst bei ihrer Aufstellung die Existenz eines Äthers voraussetzte.