@ollminator ollminator schrieb:Wissenschaftliche Medizin ist die Medizin, die durch aktuelle wissenschaftliche Forschung Erkenntnisse erlangt hat, die bei der Schulmedizin noch nicht angekommen ist. D.h. die Schulmedizin die von alternden Professoren an den Unis geleehrt werden und dogmatisch wiedergekaut wird.
Ich glaube, du meinst ein altbekanntes Phänomen: Es dauert lange (10 Jahre und länger) bis sich neue Erkenntnisse wirklich in der klinischen Praxis durchgesetzt haben. Das liegt an vielen Dingen, nicht zu letzt an bestimmten Strukturen und unflexiblen Menschen.
Aber das ist nicht "Schulmedizin". Der Begriff ist unpassend. EbM oder ganz cool Science-based Medicine ist momentan erstrebenswert.
Und das wird auch an der Uniklinik so vermittelt. Gerade dort heißt es: "Ich habe dies und jenes in einem Paper so und so gelesen..."
Selbst mit den meisten Oberärzten lässt sich so diskutieren. Denn eines ist Medizin sicher nicht mehr, nämlich dogmatisch. Die Erkenntnisse wachsen so rasant an, dass es sich keiner mehr leisten kann nicht uptodate zu sein. Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ein neuer Artikel in einem Fachjournal mein medizinisches Weltbild auf den Kopf gestellt hat.
Es gibt immer wieder etwas Neues und Spannendes zu entdecken. Wenige Ärzte an der Unilinik wählen eine andere Strategie:"Haben wir immer schon so gemacht!"
Dann halte ich mich einfach an jemand anderen.
ollminator schrieb:Vorhofflimmern, Herzrythmusstörungen:
Die Schulmedizin verschreibt Pradaxa. (Mind. 50 Tote weltweit. Die europäische Zulassungsbehörde spricht von 256 Toten.) ... oder Marcumar. Patentiert als Rattengift. Und verglichen mit Marcumar sei Pradaxa besser. (LOL)
Verglichen mit Omega 3 - Fehlanzeige. Nie erfasst worden. Auch Omega 3 verdünnt das Blut. Eine Firma wie Boehringer oder wie Bayer (deren Neuprodukt heißt Xarelto) wird einen Teufel tun, ihr Produkt mit Omega 3 zu vergleichen.
Schreib lieber von Dabigatran und Rivaroxaban. Wenn du die Markennamen verwendest, unterstützt du noch versehentlich eine der Firmen.
Zu diesen Medis ist zu sagen, dass man sich eben gut überlegen muss, wem man diese geben kann. Bei niereninsuffizienten Patienten braucht man sich nicht wundern, dass der Wirkstoffspiegel so hoch ist, dass es Komplikationen gibt. Eine Frage der Kontraindikationen eben.
Diese Medis werden gerade mit Gewalt durchgepusht, ist halt ein Riesenmarkt. Sie haben ja auch unbestritten Vorteile, aber wer gut mit Marcumar eingestellt ist, wird wohl dabei bleiben.
Die Indikationen für n-3 Fettsäuren wären aber auch etwas anders gesetzt. Dass sie antithrombotisch wirken könnten, wird schon seit 1978 vermutet und seitdem wird daran geforscht.
Auch mit RCTs, leider sind sie zusammengenommen noch inkonklusiv für die Prävention von verschiedenen HRST.
Deine angegebene Studie war jazum Beispiel auch nicht formal verblindet.
Und mindestens genauso oft scheitert nämlich die n-3 Fettsäure auch:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20042769Auch das Cochrane-Review für n-3 Fettsäuren gegen Herzerkrankungen sieht dadurch das ganze noch nicht positiv.
Hooper L, Harrison RA, Summerbell CD, Moore H, Worthington HV, Ness A, Capps N, Davey Smith G, Riemersma R, Ebrahim S. Omega 3 fatty acids for prevention and treatment of cardiovascular disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2004, Issue 4. Art. No.: CD003177. DOI: 10.1002/14651858.CD003177.pub2
Wendet man die Medizin so "wissenschaftlich" an wie es geht, relativiert sich also der Nutzen der n-3 Fettsäuren leider doch bei den kardiovaskulären Erkrankungen.
An der Uni Cambridge in England konnten Forscher zeigen, dass Vitamin C Diabetes verhindert. Vitamin C im Blut wurde gemessen. Solche Studien sind höchst unüblich. Wissenschaftliche Medizin: Es wird gemessen, nicht geraten, nicht geschätzt, sondern wir wissen
Unüblich?
Ähm, nein, solche Papers gibt es wie Sand am Meer.
Diese Forscher konnten jedoch keineswegs zeigen, dass Vitamin C Diabetes verhindert.
Dafür hätten sie eine verblindete RCT machen müssen. Wenn diese Ergebnisse noch von unabhängigen Arbeitsgruppen bestätigt worden wären, dann hätten wir den höchsten Evidenzgrad erreicht.
Was also haben die Forscher dort gemacht?
http://archinte.ama-assn.org/cgi/content/full/168/14/1493Eine einfache prospektive "Fragebogen-Studie", wobei als Surrogat-Marker für Obst und Gemüse Vitamin C gemessen wurde. Und dann wurde geguckt, wer denn nun Diabetes bekommen hat.
Leider kann solch eine Studie unmöglich alle Confounder herausfiltern, so dass hier nur ein erster Hinweis vorliegt. Es wurde eine Assoziation gefunden, nicht mehr und nicht weniger.
Es gibt vernünftige Gründe dafür, dass Vitamin C die Pathogenese eines Diabetes Typ 2 beeinflussen könnte.
Leider hat auch hier wieder ein systematisches Review genau das Gegenteil deiner Behauptung gezeigt.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17984654Vielleicht ist der Zusammenhang ja auch gerade andersherum. Das wäre nicht das erste Mal.
Es ist möglich, dass durch die Pathogenese des Diabetes an sich, die Vitamin C-Konzentration einfach abnimmt vereinfacht gesagt, also ein Verbrauch der antioxidativen Kapazität der Beta-Zellen. Also macht Vitamin C-Mangel kein Diabetes, sondern der Diabetes "verbraucht" Vitamin C.
Tja, und hier wurde ein RCT gemacht (Vitamin C plus andere Antioxidantien). Vitamin C hat in der Kombi keinen Benefit gebracht.
http://archinte.ama-assn.org/cgi/content/full/164/21/2335Womöglich sind es auch andere protektive Faktoren in Obst und Gemüse oder sogar weitere Confounder, die den scheinbaren Diabetes-Schutz vermitteln.
ollminator schrieb:Dagegen die Schulmedizin: Vitamin C-Mangel in Deutschland gibt es nicht.
Ich hoffe nicht, dass dies irgendein Mediziner hier so undifferenziert äußert. Habe ich so auch noch nie gehört.
Außerdem hatten die Diabetiker in deinem vorgelegten Paper ja auch nicht unbedingt einen Mangel, oder?