T.Rick schrieb:Vielleicht ist ja da eine Fehlerquelle, wenn die ganze Atlantisstory angeblich vom Ägyptischen ins Griechische übertragen worden sein soll. Genauso wie bei den angeblichen 9000 Jahren, wo es noch gar keine griechischen oder ägyptischen Reiche gab.
Sind alles keine neuen Überlegungen, und letztlich sind die alle schon lange durch.
Man hatte z.B. mal vorgeschlagen, die Jahre als Monate zu verstehen, quasi "ägyptische Mondjahre". Mit so ner Rechnung käme man durchaus in die Bronzezeit, wo es größere, auch untergehende Reiche gab. Und auch die Bronze würde recht gut zu Atlantis passen. Aber bis in die Frühzeit Ägyptens kommt man so auch nicht, und das sagt der Saite nun mal ausdrücklich, daß Atlantis vor den Ägyptern loslegte und unterging.
Außerdem gab es keine solchen "ägyptischen Jahre", und auch sonst gaben Ägypter weit zurückreichende Zeiten nicht in Monaten an.
Dann soll Solon vor den Ägyptern ja damit geprotzt haben, an wie alte Überlieferungen der hellenischen Vergangenheit man sich erinnern könne, worauf der Saite nur abgewunken hat. Die Griechen könnten sich halt nur bis zur letzten Katastrophe zurückerinnern, aber es habe schon viele weitere Katastrophen davor gegeben, welche die Menschheit immer und immer wieder quasi auf Anfang gesetzt hätten. Wenn Solon sich an rund 500 Jahre Vergangenheit erinnert, dann sollte Atlantis durchaus ein Vielfaches davon älter sein und nicht nur knapp 730 Jahre vor Solons Besuch sich ereignet haben (9000 Monate). Wir brauchen also gar keine Gewißheit, daß der Saite so perfekt griechisch konnte, daß Fehlübersetzungen bei der Zeit ausgeschlossen wären. Auch so kann aus den Äußerungen des Solon geschlossen werden, daß die Atlantissache
richtig alt gewesen sein muß, tausende Jahre vor Solon. Da passen die angegebenen 9000 Jahre problemlos, und niemand muß mehr zweifeln.
Klar, Ägypten entstand ohne Zweifel nicht 8000 Jahre vor Solons Besuch, sondern seeehr viel später. Aber damals dachten halt Menschen, Ägypten wäre so verdammt alt. Herodot kommt in seinen Historien auf über elftausend Jahre vor seiner Zeit für die Entstehung des pharaonischen Ägypten! Da sind 8000 Jahre nicht "übertrieben".
T.Rick schrieb:Welche Maße benutzten denn die Ägypter für vergleichbare Größen?
OK, das Chet war als Längenmaß 100 Königsellen lang, also knapp über 50 Meter. Ist aber nicht mal ein Drittel dessen, was ein Stadion mißt. Das nächstgrößere Längenmaß ist das Iteru, und das ist höchst vergleichbar mit der mesopotamischen Doppelstunde, was sowohl eine Zeiteinteilung war (Tag besteht aus 12 Danna) als auch ein Längenmaß (ein Beru sind 3600 Ellen; ein Fußweg von einer Danna). Etwas über 11 km wären das. Bei den Ägyptern entspricht ein Iteru rund 10,5 km, 20.000 Königsellen oder 200 Chet.
T.Rick schrieb:Das einzige, was einen Menschen der Antike überhaupt auf die Idee mit riesigen ringförmigen "Kanälen" hätte bringen können, wäre eine entsprechende natürliche Formation
Wie jetzt, und das ringförmige Anlegen von Wall und Graben (gar mehrfach) um einen zu schützenden Platz (Stadt) kommt nicht als gedankliche Vorlage in Frage?
T.Rick schrieb:wie besagter Ring-Rest von einer Insel.
Das sieht nicht ansatzweise so aus.
T.Rick schrieb:(In Unterscheidung zu den früheren Vorstellungen von Santorin vor der Eruption, als vollständiger Berg einer unbeschädigt kreisförmigen Insel, sowas wie ein aus dem Meer hochragender Fujiyama.)
Und das hatten wir grad erst, daß das falsch ist.
T.Rick schrieb:Uns Heutigen ist die Idee vertraut, Kanäle über riesige Entfernungen kerzengerade durch die Landschaft zu bauen oder wenigstens eine mittelalterliche Burg mit einem schönen Wassergraben zu umgeben, aber ganz so landschaftsverändernd war man damals noch nicht drauf, damals konzentrierte man sich beim Bauen lieber auf die nutzbaren Gebäude und veränderte die Landschaft nur bei Notwendigkeit.
Wo holst Du den Kram nur her. Die Hängenden Gärten der Semiramis waren ein Weltwunder und ganz gewiß keine Notwendigkeit. Gräben sind
die Initialzündung für urbane Zivilisationen, in Ägypten, Mesopotamien, Indien, China, Mesoamerika - überall da, wo die ältesten Hochkulturen aufkamen. Vor über 5000 Jahren bauten Leute im Mündungsbereich des Jangtse Dämme, 200 Meter lang, 50 Meter breit, die heute noch funktionieren und genutzt werden zur Wassereindämmung und geregelten Wassernutzung für Landwirtschaft. Du machst Dir keine Vorstellung davon, wie wichtig tiefgreifende Eingriffe in die Natur in Sachen Wasserwirtschaft für die Grundlegung jeder antiken Kultur war - und nebenbei noch immer für uns ist.
T.Rick schrieb:Möglicherweise hat die ursprüngliche Caldera eine Art zweiten inneren Ring aus einer früheren Mini-Eruption besessen
Ähm, das ist schlicht ausgeschlossen. Eine Caldera ist letztlich ein nach einer Eruption übriggebliebener Krater.Es ist zwar denkbar - freilich auch arg unwahrscheinlich - daß eine spätere Eruption sich in der Mitte eines früheren Eruptionsortes, also inmitten einer größeren Caldera stattfindet. Aber das ausgeworfene Material hätte dennoch die alte Caldera überformt. Is ja nicht so, als würde so ne Eruption all ihr Material gaaaanz weit weg hin ausspucken, und die direkte Umgebung bleibt unberührt.
Niederbayern88 schrieb:Das heißt also du bist vollkommen überzeugt, Atlantis hat es gegeben
Niederbayern88 schrieb:Naja.
Platon`s Maße ernst zu nehmen ist auch nicht wirklich hilfreich.
Und da gilt nun mal, daß diese Angaben alles sind, was wir dazu haben, also ist es das Hilfreichste.
Niederbayern88 schrieb:Kannst du mir dann sagen, was genau den Untergang dieser Hochkultur veranlasst hat? Steht das auch in Platon`s Beweisführung außer dass es binnen eines tages und einer Nacht verschwunden ist?
Da Du hier grad einen arg unsinnigen Schluß gezogen hast, der auf nichts außer Deiner wirren Phantasie fußt, geht Dein Sarkasmus auch nur nach hinten los.
Selbstverständlich können wir über den Untergang von Atlantis nichts anderes zusammentragen als das, was Platon dazu mitteilt. Allenfalls die Plausibilität bzw. verschiedene Details dabei können wir mit moderneren Erkenntnissen noch gegenprüfen oder näher ausführen. Sollte aber nicht ernsthaft versucht werden, sonst macht man sich nur zum Löffel.