Rao schrieb:Warum soll nicht irgendein mystischer Inselkönig nach dem realen Atlas - dem "Himmelsträger" - benannt worden sein?
Klar, warum sollte er nicht - wenn er in der Kultur zu Hause wäre, die den Himmelsträger Atlas nennt. Also ein Grieche. Die Atlantiden aber waren keine Griechen. Also hieß da auch keiner Atlas nachdem Himmelsträger.
Rao schrieb:Und so kam es dann natürlich zu Verwechslungen, wenn es im Westen nicht nur die Säulen des Herakles (Gibraltar) gab, sondern noch andere die genauso genannt wurden aber viel näher an Ägypten lagen
Die Beschreibung des Saiten umfaßt eine Meerenge, und hinter der Meerenge ein Meer, dem gegenüber das Meer innerhalb der Meerenge wie eine Meeresbucht wirkt. Und in diesem Meer eine riesige Insel sowie weitere Inseln. Die "Säulen des Herakles" gehören
nicht zur eigentlichen Beschreibung. Sie wurden nur zusätzlich vom Saiten erwähnt, damit der Grieche sofort und unmißverständlich weiß, von welcher Meerenge hier die Rede ist. Es wird ausdrücklich gesagt, daß die Griechen diese so nennen, nicht daß die Ägypter das so täten. Selbst wenn die Griechen auch noch andere Gegenden so genannt und dies bis zum Saiten wieder vergessen hätten, so wäre das ein rein innergriechisches potentielles Verwechslungsproblem gewesen. Aber der Saite zitiert ja keine altgriechische Überlieferung, in der von Säulen des Herakles die Rede gewesen sein könnte.
Wenn Du meinst, daß der Saite die Meerenge des alten Textes versehentlich mit der Meerenge zwischen Europa und Afrika, zwischen Mittelmeer und Atlantik verwechselte, dann argumentiere auch damit. Nicht aber mit den Säulen des Herakles.
Diese SäulendesHerakles-Vorstellung hatten die Griechen ohnehin von den Phönikiern übernommen, und die fingen nach der Bronzezeit an, das Mittelmeer zu befahren. Spätestens im 10.Jh. waren sie bereits bis Gibraltar gekommen. Und haben dort ein Heiligtum errichtet - natürlich wie stets mit den beiden Himmelssäulen am Tempeleingang. Wahrscheinlich identifizierten bereits sie Gibraltar undCeuta als jene mythischen Himmelssäulen. Als die Griechen die Säulen des Melqart von den Phönikiern übernahmen, da war Gibraltar bereits von den Phönikiern als das Westende "der Welt" bekannt, sodaß die Griechen gar keine Chance hatten, die Säulen des Herakles weiter östlich zu verorten. Jede Annahme, die Griechen hätten z.B. die Straße vonn Messina odgl. einstens für die Säulen des Herakles gehalten, ist falsch.
In der Bronzezeit beschränkten sich die östlichen Mittelmeerkulturen auf Schiffahrt im östlichen Mittelmeer. Dies ging quasi bis zu Italien und von der "Stiefelspitze" über Sizilien und Malta südwestlich nach Nordafrika. Hier könnte man von Meerengen sprechen, doch keinesfalls vom westlichen Mittelmeer als einem ungleich größeren Gewässer, dem gegenüber das östliche Mittelmeer wie eine Bucht wirkt. Auch kann man dort keine Insel finden, die größer wirkte als Europa und Afrika bzw. Europa und Asien zusammen, auch wenn man natürlich nur an das ostmediterrane Europa und Afrika dachte.
Vor allem aber gibt es bis ins 3.Jh. v.Chr. im gesamten westlichen Mittelmeerraum keine archäologischen Hinweise auf irgendeine Kultur, die den ostmediterranen Reichen annähernd gleichwertig hätte sein können. Nicht vor Rom.
Rao schrieb:weil sie einer Naturkatastrophe und/oder dem ewigen Steinhunger der baulustigen Ägypter zum Opfer gefallen waren.
Naturkatastrophen? Thera/Santorin ließ keine Insel versinken oder verlanden und ließ auch keine felsige Meerenge verschwinden. Und die Ägypter versorgten sich mit Bausteinen selbst. Wenn die was importierten, dann nicht so viel, daß ne felsige Meerenge verschwinden würde.
Rao schrieb:So wurde aus der allgemeinen Richtungsangabe "irgendwo im Westen - Richtung Atlas" eine fehlerhafte Verknüpfung, daß die Insel tatsächlich am Atlas zu suchen sei und nicht schon ein ganzes Stück vorher (Cyrenaika), und aus den örtlichen Säulen des Herakles die großen Namensgeber von Gibraltar.
Hast Du denn mittlerweile irgendwas gefunden, das geologisch auf eine ehemalige Überflutung von heutigem Tiefland um die nördliche Cyrenaika herum hinweist? Hatte Dich ja nach Quellen gefragt. Und? Ist da was?
Es wurde Dir glaub ich bereits gesagt, daß sich die Depression des Chott el Djerid pro Jahr um 1...3mm hebt. Unterm Meeresspiegel liegt nur der westliche, also landseitige Bereich der Depression, der östliche Bereich zur Großen Syrte hinliegt eher um 15m oberhalb des Meeresspiegels, zum Teil über 20m. Und das Beste, der Mittelmeerspiegel hebt sich seit kurz nach Einsetzen des Holozäns, seit vielleicht 10.000 Jahren, um ca. 2mm pro Jahr an. Davor stieg er noch schneller. Vor ca.12.000 Jahren lag er rund 35m tiefer als heute.
Daß diese Region mal unter Meerwasser lag, da mußte wohl ein paar Millionen Jährchen zurückgehen.
Am östlichen Ende der tunesischen Küste liegt eine Lagune, die Bahiret el Bibane. Dicht an der Küstenstraße befindet sich ein Kalksteinbruch. Sein Material besteht aus marinem Material aus dem oberen Pleistozän oder dem unteren Holozän.
Marine Ablagerungen auf dem Festland aus einer Zeit, wo das Meer nochmals rund 35m tiefer gelegen haben soll? Spricht das nicht für Deine Annahme, daß sich die heutigen Hebungen mit ihrem geringen Tempo nicht einfach auf die zurückliegenden Jahrtausende übertragen lassen? Wie sonst kommt Meeresgrund aus jener Zeit auf das heutige Festland!!!
Ich zitier mal von der Seite, wo ich das gefunden habe:
Ein Steinbruch (33°19'1.15"N, 11°10'56.92"E) neben der Straße, welche entlang des Haffs führt, erschließt dickbankige Kalk-Sandsteine von etwa 5 m Mächtigkeit mit zahlreichen hierarchsich organisierten Schrägschichtungskörpern im mm-Bereich; ein äolischer Ursprung ist daher zu vermuten. Das Alter des Gesteins ist vermutlich Pleistozän oder Frühholozän.
Petrographisch handelt es sich um einen gut sortierten Grainstone aus aragonitischen ooidischen Pellets mit einem hohen Anteil gut gerundeter Quarzkörner. Bruchstücke von Echinodermen, Mollusken, benthonischen Foraminiferen und Rotalgen sind häufig.
Aus der Dünnschliffinterpretation lässt sich ablesen, dass das Gestein, trotz seines terrestrischen äolischen Ursprungs, eine interessante Geschichte hinter sich hat: Es wurde ursprünglich in der phreatischen Zone und dann subaquatisch zementiert, dann nach relativem Meeresspiegelfall in die vadose Zone verbracht, wo es mit fleckigem Gips-Zement ausgestattet wurde, bevor schließlich einzelne Bestandteile durch meteorische Wässer gelöst wurden.
http://www.geo.fu-berlin.de/geol/institutsleben/exkursionen/sued-tunesien/03_Suedtunesische_Lagunen/3_2_LaguneElBibane_Stop1/index.htmlSo, und hier die "Übersetzung". Es handelt sich um äolische Sedimentbildung, also um von Wind herangetragenem Sedimentmaterial. Dieses lagerte sich auf dem Festland ab. Deswegen terrestrisches äolisches Sediment. Am Sediment selbst erkennt man den äolischen Eintrag an der Art der Schichtung (dünenartig). Das Material muß aus der schon damals existierenden Lagune stammen, die offensichtlich zeitweilig/regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg teilweise trockengefallen sein muß. So kamen auch Bruchstücke von Stachelhäutern (Seeigel), Weichtieren (Muscheln, Schnecken), meeresbodenbewohnenden Kleinstlebewesen und Rotalgen in das Sediment, das dort immerhin eine Mächtigkeit von fünf Metern erreicht hat.
Nach Überlagerung mit weiterem Sediment lag dieses Kalksediment in der Grundwasserzone, für eine Zeit sogar unterhalb von Meerwasser. Hier wurde das Sediment wahrscheinlich verdichtet, komprimiert. Später lag es oberhalb des Grundwasserspiegels, sodaß von oben eindringendes Regenwasser die obersten Schichten auslaugten und mit diesem gelösten Kalk dann die Sedimentschicht "zementierte", sodaß es heute Kalkgestein ist.
Das heißt, die Küstenregion lag damals ziemlich genauso knapp oberhalb des Meeresspiegels wie heute. Da die Hebung des Festlandes wie die Hebung des Mittelmeerspiegels ziemlich gleich ausfallen und sich in 10.000 Jahren oder mehr der Höhenunterschied zwischen Meer und Festland praktisch nicht verändert hat, können wir auch für die Zeit dazwischen eine dramatische Änderung der Höhenlagen von Meer und Land ausschließen.
Natürlich gab es dabei Schwankungen, mal der terrestrischen, mal der Meeresspiegelhebung. Vor 5500 Jahren z.B. lag der Meeresspiegel mehr als zwei Meter höher im Vergleich zum Festland.
http://www.geo.fu-berlin.de/geol/institutsleben/exkursionen/sued-tunesien/03_Suedtunesische_Lagunen/3_0_Einleitung/index.html Immerhin mußte jene Ablagerung des Steinbruchs ebenfalls wenigstens teilweise unter Meeresspiegelniveau liegen, damit das Salzwasser wenigstens hydrostatisch in das poröse Material der Ablagerung eindringen konnte. Aber sehr viel mehr als jene bezeugten +2m Meeresspiegelanstieg relativ zum Festland kommen da nicht zusammen.
Keinesfalls +20m, die nötig wären, um die Depression südlich des Ostausläufers des Atlas in Meeresboden verwandeln zu können!
Eh ichs vergesse und Du ne Hintertür erhoffst: auch wenn die Lagune el Bibane ein gehöriges Stück von Deiner veranschlagten Meerenge vor dem Tritonischen "Meer" entfernt liegt, so ist die Kontinentalplatte nicht mal eben so biegsam, daß sich auf den paar zig Kilometern unterschiedliche Hebungen und Senkungen der Kontinentalplatte abspielen können. Dazu müßte schon ein tektonischer Bruch zwischen den Regionen entlang ziehen, und zwar einer mit einer deutlichen Aktivität, damit solche Hebungsunterschiede binnen Jahrtausenden erklärlich wären. Aber soweit ich weiß zieht sich keine Vulkankette quer zwischen Depression und Südostküste entlang, auch keine Erdbebenzone. Oder?