Welches ist die nächste Zivilisation nach der unseren ?
27.11.2014 um 01:22
Diese Zukunfts-"Doku" über die Tierwelt in der Zukunft mit elefanten- und affenartigen Oktopussen und "Flischen" als Vogelersatz sollte man besser nicht ernst nehmen. Solange es die Landwirbeltiere noch gibt, sind die ökologischen Nischen alle von erfahrenen Spezies besetzt, sodaß unerfahrene Neulinge ausm Wasser keine Chancen haben, ne ernsthafte Konkurrenz zu bilden. Nicht ohne Grund hat in den letzten knapp 400 Millionen Jahren kein weiterer Tierstamm es geschafft, vom wasser- zum Landleben zu wechseln, obwohl es in ein paar zig Millionen Jahren zuvor gleich mehrere Gruppen nach- und nebeneinander hinbekommen haben - als es noch keine Konkurrenz mit reichlich Erfahrung an Land gegeben hat. Aber wenn die Bedingungen an Land erst mal so schlecht geworden sind, daß die Landwirbeltiere weitgehend verschwunden sind, wage ich es zu bezweifeln, daß diese Bedingungen geeignet sind, daß weitere wasserlebende Tiere an Land eine Chance hätten, sich an diese Bedingungen anzupassen, was den Landerfahrenen nicht mehr möglich war.
Ameisen sind fossil seit der Kreide bezeugt, seit wenigstens 100 Millionen Jahren. Als vor 65 Millionen Jahren eines der fünf großen Aussterbeereignisse den Dinos und diversen anderen Lebensformen den Garaus machte, schwangen die Ameisen sich auch nicht an die Spitze der Nahrungskette; sie werden es auch bei einem künftigen Massenaussterben nicht tun; außer, alle Landwirbeltiere verschwinden. Was aber bei keinem der "Big Five" passierte. Und also schwerlich auch beim nächsten. Auch Schaben, die ebenfalls gern als künftige Herrscher der Welt gehandelt werden, sind garantiert keine wirklichen Anwärter. Schaben gibt es seit dem Karbon, die haben also noch mehr Massenaussterben mitgemacht, ohne anschließend eine wichtigere Rolle gespielt zu haben.
Wale und Delfine sind mittlerweile zu stark an das Leben im Wasser angepaßt, als daß sie nochmals an Land zurückkehren könnten. Wenn, dann müßten die schon im Wasser ne "Kultur" aufbauen. Dumm nur, daß sie nicht nur keinen opponierbaren Daumen haben, sondern überhaupt keine Finger. Werkzeugherstellung und dazugehörige Feinmotorik wird es bei ihnen wohl eher nicht geben. Wenn sie noch mehr an Intellekt zulegen, so könnten daraus wenn überhaupt, dann nur "edle Wilde" werden, aber keine Zivilisation, keine Kultur mit Technologie.
Einige Vogelgruppen haben eine beeindruckende Intelligenz, vor allem unter Rabenvögeln erkennt man in vor allem letzter Zeit Erstaunliches. Sie könnten womöglich tatsächlich ne ernsthafte Konkurrenz zu den diversen Primatenspezies bilden im Ringen um die nächste intelligente Kultur-Spezies.
Der Mensch ist in der Tat ein Generalist, der nichts wirklich gut kann, aber sehr vieles wenigstens ein bißchen oder sogar mittelprächtig. Zum Sprinter und ausdauerndem Geher wurden wir allerdings erst mit der Art Homo erectus. Die ersten Menschenarten Homo habilis und Homo rudolfensis waren da noch mehr wie die Vorstufe, der Australopithecus, ein etwas langsamerer Läufer mit Watschelgang. Ein mäßig schneller Kurzsprint zum nächsten Baum war wohl das höchste der Gefühle, was wir von diesen unserer Vorfahren erwarten konnten. So finden sich an vielen der Homininenfossilien aus dieser Zeit Bißspuren von Raubtieren, Großkatzen, Hyänen, Raubvögeln (und zwar deren Krallen vom Fangen der Beute, nicht bloß Schnabelspuren von Aasfressern). Von den sechs Millionen Jahren der zu uns führenden Linie waren unsere Vorfahren wenigstens vier Millionen Jahren hauptsächlich Beute.
Wir haben keine Klauen und Fänge zum Beutereißen, wir sind nicht schnell genug, Fluchttiere zu verfolgen, auch nicht schnell genug, Räubern der Savanne zu entkommen. Aber wir können durch das nächste Gewässer, wo manche Jäger nicht hinterherkommen, wir können mäßig gut auf Bäume klettern, aber immer noch höher ins Geäst als Großkatzen, die uns verfolgen. Von allem ein bißchen können ist manchmal mehr als in einer Sache richtig gut zu sein. - Und wir können mit unseren geistigen Fähigkeiten und unseren feinmotorischen Händen einen Ersatz für Klauen und Fangzähne schaffen. Wir sind also nicht als Mängelwesen "groß" geworden, sondern als mäßige (unspezialisierte) Allrounder und als Kreativlinge, die ihre Mängel überbrücken konnten.
Eine Zivilisation nach der unseren könnte vielleicht aus einer weiteren Primatenspezies hervorgehen, eventuell auch aus Vögeln. Am für mich wahrscheinlichsten aber wird es wieder eine menschliche Zivilisation sein. Ein Massenaussterben wie am Ende der Kreide würde die Menschheit zwar arg dezimieren, doch sehe ich nicht, daß Überlebende nicht in der Lage wären zu sammeln und zu jagen, Feuer zu machen und sich Kleidung zu fertigen. Unser Wissen und unsere Innovationen würden weitgehend verloren gehen, aber die Spezies Homo sapiens ist noch immer der Generalist mit mentalem Potential, wie unsere Vorfahren es vor zwei Millionen Jahren waren.
Pertti