Steuern - Mittel zum Zweck oder Habgier?

@akbas

akbas schrieb:Wer pfiff am lautesten? Alte Männer und Frauen, die auf Grund ihrer Lebenserfahrung dem ganzen Mummenschanz misstrauten.

Das war ja interessant, als es jetzt um die Abschaltung der Kernkraftwerke ging. Wie viele Menschen ganz laut sagen, daß sie es für Wahlkampftaktik halten. Das macht mir Mut. Auch für dieses Thema. ich glaube, das gesunde Misstrauen wächst und die Hinnahmebereitschaft sinkt.

@DieRoteZora
Mir macht's auch Mut. Die grösste Partei in Deutschland ist mittlerweile die Partei der Nichtwähler. Auch hier möchte ich Hildegard Hamm-Brücher zitieren: "Würden Wahlen etwas ändern, würden sie verboten".

akbas schrieb:Ja, ich bin selbständig.

Und ist das Unternehmen so kompliziert, daß dafür wirklich ein Steuerberater notwendig wird?

Der normale Selbständige braucht doch bloß seine Einnahmen und Ausgaben ins Buchhaltungsprogramm einzuklimpern und am Ende purzelt die G/V-Rechnung raus.

akbas schrieb:Es ist die Festsetzung der Säumniszuschläge, welche den einzelnen Beamten einen grossen Freiraum läßt. Abhängig vom Finanzamt und dem einzelnen Beamten können diese sehr unterschiedlich ausfallen.

Das meinst du mit "geschenkt"? Hm, gib doch einfach die Steuererklärung rechtzeitig ab, dann brauchst du auch keine Säumniszuschlagsgeschenke.

tschüssi
Zäld

@zaeld

zaeld schrieb:Und ist das Unternehmen so kompliziert, daß dafür wirklich ein Steuerberater notwendig wird?

Bei meinem Mann ist das so. Du brauchst den Steuerberater, weil du dann besser weg kommst und nicht so einen Ärger mit den Fristen hast.
Und die verzichten bei Menschen mit Steuerberater auch größtenteils auf Steuerprüfungen. Sagt mein Mann.

@zaeld
Du kannst davon ausgehen, dass das Unternehmen ziemlich komplex ist, auch wenn ich mittlerweile kürzer trete. Ich bin auch nicht bereit, meine Steuererklärung hier im Internet offen zu legen. Allein schon die Bewertung der gewerblich genutzten Immobilien ist nicht einfach zu bewerkstelligen.

Von wegen Säumniszuschläge würden nur bei verspäteter Abgabe der Steuererklärung fällig: Schön wär's! Ein Beispiel: Mit Rechnungsstellung wird die Mehrwertsteuer sofort fällig. Da die Zahlungsmoral, wie allgemein bekannt, mittlerweile unter aller Sau ist, muss man gegenüber dem Staat erst einmal in Vorleistung gehen. Das ist bei grösseren Summen nicht immer einfach, und schon rappelt's in der Kiste! Den Staat interessiert es einen feuchten Kehricht, ob der Schuldner bezahlt. Es dauert eine Ewigkeit, bis man, im Falle einer Pleite des Schuldners , die Rückforderung der entrichteten Mehrwertsteuer einreichen kann.

@DieRoteZora
Dein Mann sieht das vollkommen richtig. Und genau das ist ein Riesenproblem. Wie demokratisch ist ein Staatswesen, wo man seine Rechte selbst in einfachen Dingen nicht selber vertreten kann.

DieRoteZora schrieb:Wenn ich das ganze Jahr meinen Stromabschlag bezahle, dann muss ich am Ende des Jahres entweder etwas zurückzahlen oder bekomme etwas wieder. Das muss ich aber nicht ausrechnen und beantragen. Bei der Steuer dagegen schon. warum?

Ich zitiere mich mal selber und frage noch mal: Warum?

@DieRoteZora
Ganz einfach deshalb, weil das Steuererhebungssystem wesentlich komplizierter ist, als die Stromrechnung. So wie sich die Lebensumstände ändern, ändert sich die Steuerklasse. Sind Kinder selbständig und außer Haus, kann man den Steuerfreibetrag nicht mehr nutzen. Heiratet man, hat man den Ehegattenbonus etc. etc.

@akbas
Dann wäre da aber ein guter Ansatz, das System entsprechend zu ändern.

@DieRoteZora
Eine Vereinfachung würde auch mehr oder weniger direkt zu höherer Ungerechtigkeit führen. So wie es momentan ist bekommt man für alles mögliche Vergünstigungen oder Zuschläge. Das heißt, dass zum Beispiel Kinder oder ein Ehepartner natürlich der Gesellschaft nutzen und dir damit die Gesellschaft etwas zurück gibt in der Form, dass du weniger Steuern zahlen musst.

@Cricetus
Wenn alle den gleichen Prozentsatz von ihrem Vermögen / Einkommen verteuern würden, würde das vielleicht bedeuten, daß es keine individuellen Vergünstigungen gibt. Aber insgesamt würde die Steuerbelastung dadurch für Alle sinken, da mehr Steuern eingenommen würden.

@DieRoteZora
Aber die Logik dahinter widerspricht doch komplett der Idee vom Sozialstaat, in dem die "Schwachen", also Geringverdiener, von den "Starken", also den Reichen, mitfinanziert werden.

@Cricetus

@akbas
Ich bin (Achtung: politische Meinung folgt) dafür, daß es nur noch eine Steuer für Text gibt so wie den Zehnt. Egal wie viel du verdienst, du gibst immer 40% ab. Dann müsste der Staat genug Geld haben.

Achne, dann geben sie es ja wieder für Schwachsinn aus.

Also hier die Erweiterung:

Alle Ausgaben, die nicht dem Wohl der Gesellschaft in Deutschland dienen, müssen per Volksentscheid verabschiedet werden.

Ja, ich höre hier schon die Unken, die sagen, Deutschland kann keine Volksabstimmung. Doch, sage ich, können sie.

Ich dachte, du beziehst dich auf diesen Vorschlag.

@DieRoteZora
Nee mehr auf deine Idee, dass alle gleich prozentual gleich viel bezahlen müssen, was ich persönlich als höchst ungerecht empfinden würde.

@Cricetus
Aber das war doch mein Vorschlag (sh. oben).

Der Prozentsatz wäre aber sicher niedriger als heute, wo wir die Reichen mitfinanzieren, weil die über der Bemessungsgrenze liegen. Das ist doch viel ungerechter: Wer viel hat, muss anteilig weniger Steuern bezahlen.

Die Aufzucht von Kindern ist kostspielig, aber staatserhaltend. Insofern ist es schon richtig, dass das Steuerwesen diesen Kostenfaktor entsprechend berücksichtigt.

Lustiger sind die Abschreibungsmodelle. Warum macht ein bekannter Entertainer fleißig Werbung für Süßigkeiten? Weil ihm die halbe Leipziger Innenstadt gehört. Nach der Wende wurden die sogenannten "Bauherrenmodelle" durch die Investitionsförderung Ost abgelöst. Wer in den Neuen Bundesländern investierte, konnte die investierte Summe von der Einkommenssteuer absetzen. Die so geschenkte Einkommenssteuer zählte dann zum Eigenkapital. Nun bedeutet Kapital aber auch Verantwortung. Nicht nur in Leipzig ging die Rechnung für die Investoren nicht auf. Viele neu erbaute Gebäude blieben leer und konnten nur schlecht vermietet werden. Wenn sich eine Immobilie nicht rechnet, müssen die Eigentümer dafür haften und die Kapitalzinsen aufbringen. Man nennt so etwas "Alimentierung". Nicht schlecht, der Begriff... Diese Art von Steuerabschreibungen hat viele Menschen um ihr Hab und Gut gebracht.

@DieRoteZora
Dein Vorschlag war doch, dass alle prozentual gleich viel bezahlen, also zum Beispiel alle 30% oder habe ich mich jetzt total verlesen?

@Cricetus
Ja, aber der Steuersatz sinkt, wenn auch die "Reichen" das bezahlen müssen, oder?

@DieRoteZora
Eigentlich nicht^^. Am gerechtesten wäre ein Modell, das vorsieht, dass man je mehr man verdient, desto mehr muss man prozentual zahlen (also so wie es momentan ist, auch wenn die einzelnen Sätze natürlich diskussionswürdig sind).
Damit können dann Leute mit kleinen Einkommen entlastet werden.

@Cricetus
Das wäre natürlich der Idealfall. Aber so anmaßend will ich gar nicht sein. Es muss ja auch umsetzbar bleiben ^^

@DieRoteZora
Das ist aber die Idee des momentanen Steuerkonzepts. Von daher würde ein für alle Steuerzahler gleich hoher Steuersatz dafür sorgen, dass die Reichen weniger und die Armen prozentual mehr bezahlen müssten, als sie es momentan tun.