Original anzeigen (0,3 MB)Bibi Aisha – die Propaganda-Lüge von dem angeblichen Talibanverbrechen
http://www.hintergrund.de/201010141190/hintergrund/medien/bibi-aisha-die-propaganda-luege-von-dem-angeblichen-talibanverbrechen.htmlWer würde sich nicht über den barbarischen Akt empören, der Aisha angetan wurde? Wer würde nicht die afghanischen Frauen vor einem ähnlichen Schicksal bewahren wollen? Ist der Afghanistan-Einsatz trotz seiner Misserfolge nicht eine Notwendigkeit?
Die Antworten auf diese Fragen scheinen sich von selbst zu ergeben, sobald man von Aishas Schicksal erfährt. Hätte die Time die Leser über die tatsächlichen Hintergründe aufgeklärt, würden die Antworten bzw. die Fragen wohl anders ausfallen.
Denn zum einen wurde Aisha verstümmelt während die US-Truppen und ihre Verbündeten schon seit Jahren im Land waren. Da die Besatzer solch ein Verbrechen offensichtlich nicht verhindern können, lässt sich um so weniger die Besatzung mittels eines solchen Falles rechtfertigen.
Zum anderen – und das ist weitaus schwerwiegender, wurde im Fall Aisha gezielt gelogen, um das Verbrechen dem Feind – den Taliban – unterschieben zu können.
Die Taliban selbst bestreiten eine Beteiligung und erklärten, dass „das Islamische Emirat von Afghanistan diesen barbarischen, inhumanen und unislamischen Akt verurteilt.” Der Täter sei nach islamischen Recht schwer zu bestrafen. (3)
Was könnte diese Aussage glaubwürdiger machen als die Aussage von Aisha selbst? Die Reporterin Ann Jones hatte mit ihr gesprochen, Wochen bevor Aishas Bild um die Welt ging. (4) In Aishas Erzählung kamen die Taliban aber überhaupt nicht vor – wahrscheinlich erklärt das auch, warum ihr Gesicht durch alle Medien ging, sie aber nirgends direkt zu ihrem Schicksal befragt wurde.
Mittels einer solchen Lüge den Feind zu dämonisieren ist eindeutig ein Akt der Kriegspropaganda. Dass diese Lüge bis zum heutigen Tag auch von deutschen Medien wiederholt und aufrecht erhalten wird, zeigt nicht nur die Skrupellosigkeit wenn es darum geht, den Einsatz auch deutscher Soldaten zu rechtfertigen, es zeigt auch, dass man anders als mit Lügen diesen Krieg nicht zu rechtfertigen vermag.
Die Time brachte ihre Titelstory kurz nachdem Wikileaks tausende geheime Dokumente veröffentlicht hatte, die den Afghanistan-Krieg in einem anderen Licht zeigten, als es der Öffentlichkeit sonst geboten wurde. (5) Dies resultierte in den USA in einer wachsenden Kritik und Ablehnung des Krieges, wie es sie zuvor nicht gab.
Offenbar hatte man die Aisha-Story für einen solchen Fall in der Schublade parat, um die öffentliche Meinung dahingehend zu manipulieren, dass nicht mehr über die Verbrechen des eigenes Militärs an afghanischen Zivilisten debattiert wird, sondern das Bild der barbarischen Taliban die Debatte bestimmt. Schließlich war die grausame Verstümmelung Aishas schon über ein Jahr alt, doch über ihr Schicksal wurde erst berichtet, als die öffentliche Meinung infolge der Wikileaks-Veröffentlichung zu kippen drohte.
Die von der Time initiierte Medienkampagne entspricht dem Muster, wie es die CIA Red Cell in einem Strategiepapier ausgearbeitet hatte, welches wiederum durch Wikileaks im Frühjahr den Weg an die Öffentlichkeit fand. Darin beschäftigt man sich damit, wie die öffentliche Meinung zugunsten des Afghanistan-Krieges beeinflusst werden kann. Insbesondere die Unterdrückung von Frauen soll für diesen Zweck in den Vordergrund gerückt werden, um öffentliche Zustimmung für den Krieg zu generieren. (6)
„Afghanische Frauen könnten als ideale Botschafterinnen dienen und die Rolle der ISAF im Kampf gegen die Taliban menschlich darstellen, weil die Frauen persönlich und glaubhaft über ihre Erfahrungen unter den Taliban, ihre Sehnsüchte für die Zukunft und ihre Angst vor einem Sieg der Taliban sprechen könnten“, so das Dokument. Auch wenn man sich in dem CIA-Papier auf die europäische Öffentlichkeit konzentrierte, die Mechanismen funktionieren auch in den USA – und Aishas Geschichte hat auf diesem Weg auch die europäischen Medien erreicht.
Doch unabhängig von der Möglichkeit, dass auch der Time-Artikel Teil einer geheimdienstlichen Kampagne zur Manipulation der Öffentlichkeit ist, kann der Autorin Aryn Baker ein eigenes Interesse am Afghanistan-Krieg unterstellt werden. Denn ihr Ehemann, Tamim Samee, ist Direktoriumsmitglied eines 100 Millionen Dollar schweren Investitionsprojektes in Afghanistan, welches durch ein Ende des Krieges selbst vor dem Ende stehen würde. Das wäre schade, denn schließlich sind die Profite in Afghanistan laut Aussagen von Samee „höher als ich erwartet hatte“. (7)
Und wo hohe Profite gemacht werden, da ist auch Geld vorhanden, um eine Operation zu finanzieren. Die Übernahme der Kosten der Nasenoperation durch die Time war die Gegenleistung dafür, dass das Magazin Aishas Portrait benutzen durfte. Ein billiges Geschäft für eine der bislang effektivsten Propagandamaßnahmen zur Rechtfertigung des Afghanistan-Krieges.
Taliban nicht verantwortlich für das Entfernen der Nase von Aisha Bibi laut Leiter der Menschenrechtskommission
http://www.huffingtonpost.com/2010/12/07/bibi-aisha-nose-removal-n_n_793296.html