Der Fall Uwe Barschel
20.10.2020 um 19:25Folgende Punkte möchte ich festhalten:
1. Janssen/ Püschel gehören fraglos zu den renommiertesten Gerichtsmedizinern der Republik. An ihrem Ruf und ihrer Kompetenz kann man keine Zweifel haben - sofern man das als Laie von außen überhaupt bewerten kann.
2. Die Resektion UBs, die auf Betreiben der Familie Barschel, die ja hier mal direkter und mal indirekter als VTler hingestellt werden, überhaupt erst durchgeführt wurde, war gründlicher als das Standardvorgehen in einem solchen Fall. Die Sektion dauert zw. 6-8 Stunden statt "normal" 2-3 Stunden.
3. Ich denke daher kann man sagen, dass die Qualität der Resektion extrem hochwertig zu bewerten ist.
4. Jetzt aber kommt der Punkt: die Absolutheit, mit der teilweise vertreten wird, die Resektion habe zu 100% unumstößlich den Beweis erbracht, dass es Suizid war, den haben weder Janssen noch Püschel vertreten. Insb. Püschel war hier teilweise sehr viel vorsichtiger.
Püschel gibt also sehr wohl an, dass die Umstände "schwer nachvollziehbar" sind. Auch er stellt Fragen (was ja hier einem gleich als VTler- Existenz ausgelegt wird, wenn man es tut ;-) ) Püschel fragt: "(...) Hemd aufgerissen?", "(...) weil er benebelt war?".... er stellt Fragen, er weiß es nicht, er vermutet.
Püschel sagt, "die Ereignisse sprechen für ein suizidales Ereignis" -> das ist kein "Ja, ich bin zu 100% sicher." Er findet die Fakten "sehr überzeugend"-> er sagt nicht, die Fakten sind unumstößlich so, dass es NUR ein Suizid gewesen sein kann.
Bezüglich eines Hämatoms sagt Janssen:
"Viel naheliegender" ist nicht, wir können nachweisen, dass es der Türrahmen war.
Hier überschreitet Janssen m.E. auch seinen Auftrag: er interpretiert. Kann natürlich sein, dass Barschel sich benebelt der kopf stieß, danach irgendwie den Knopf abriß, weil er "keine Luft mehr bekam" (wissen wir, ob man keine Luft mehr bekommt, wenn man diese Medikamente einnimmt? ich weiß es nicht.), aber ein Hämatom, ein angerissener Knopf, verschwundene Gegenstände, ein fremdes Haar- all das ist eben viel mehr als nur eine Kleinigkeit, die sich eben mit den bloßen Obduktionseregbnissen nicht einfach so in Deckung bringen lassen. Zudem, und das wird ja klar, bewegen sich auch Janssen und Püschel in gewissen Bereichen, z.B. eben bei der Interpretation wo die verschwundenen Gegenstände abgeblieben sind, wie es zum Abriß des Hemdknopfes kam und wie das Hämatom entstanden sein könnte auch nur im bereich ihrer persönlichen Interpretationen. Das wird umso klarer, wenn es darum geht, in welcher Form das Gift eingenommen worden sein soll:
Janssen und Püschel gehen davon aus, dass UB das tödliche Barbital in Tablllettenform eingenommen habe. Dann ist es natürlich so, dass schwer vorstellbar erscheint, dass dies "unbemerkt" geschah. Man hätte dafür ca. 20 Tabletten (!) schlucken müssen. Aber, und hier ein Zitat des OStA Wille, das Gift könnte auch flüssig verabreicht worden sein. Das erklärt auch, wie man zu der Menge gelangte. Kein mensch kann ernsthaft 20 Tabletten schlucken (und das wäre ja dann erst nur eines von 4 Präparaten gewesen).
5. Trotz all dieser o.g. Punkte bleibt für micht eines klar: Janssen und Püschel haben sicherlich ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, ich denke auch, sie haben alles korrekt festgestellt. Nur eben bei der Interpretation des Tatgeschehens sowie der Art (Form; Tablette vs. flüssig) der Zufuhr der Medikamente interpretieren sie und beziehen sich auf eine mögliche, aber eben nicht alleine und zwangsläufigen Ablauf. Es kann eben auch anders gewesen sein, dass zu den Obduktionsergebnissen, wenn man sie eben anders interpretiert, wie z.B. Brandenberger, passen würde.
1. Janssen/ Püschel gehören fraglos zu den renommiertesten Gerichtsmedizinern der Republik. An ihrem Ruf und ihrer Kompetenz kann man keine Zweifel haben - sofern man das als Laie von außen überhaupt bewerten kann.
2. Die Resektion UBs, die auf Betreiben der Familie Barschel, die ja hier mal direkter und mal indirekter als VTler hingestellt werden, überhaupt erst durchgeführt wurde, war gründlicher als das Standardvorgehen in einem solchen Fall. Die Sektion dauert zw. 6-8 Stunden statt "normal" 2-3 Stunden.
3. Ich denke daher kann man sagen, dass die Qualität der Resektion extrem hochwertig zu bewerten ist.
4. Jetzt aber kommt der Punkt: die Absolutheit, mit der teilweise vertreten wird, die Resektion habe zu 100% unumstößlich den Beweis erbracht, dass es Suizid war, den haben weder Janssen noch Püschel vertreten. Insb. Püschel war hier teilweise sehr viel vorsichtiger.
Prof. Püschel: Die direkten Umstände seines Todes sind schwer nachzuvollziehen. Ich habe keine Ahnung, ob Barschel tatsächlich Kontakte zu Geheimdiensten, der Stasi oder den Iran-Contras unterhielt. Es gibt auch einzelne Rahmenfaktoren, für die ich keine Erklärung habe. Schwer zu sagen, wo die Rotweinflasche abgeblieben ist oder warum der Hemdknopf abgerissen war. Hatte Barschel möglicherweise Atemnot aufgrund der vielen Medikamente, die er eingenommen hatte, und hat sich deshalb das Hemd aufgerissen? Hat er sich unkoordiniert ausgezogen und einen Schuh im Bad, den anderen im Schlafzimmer abgestellt, weil er benebelt war?Quelle: https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/der-fall-barschel-die-fakten-des-koerpers-sind-nicht-manipulierbar/
Püschel gibt also sehr wohl an, dass die Umstände "schwer nachvollziehbar" sind. Auch er stellt Fragen (was ja hier einem gleich als VTler- Existenz ausgelegt wird, wenn man es tut ;-) ) Püschel fragt: "(...) Hemd aufgerissen?", "(...) weil er benebelt war?".... er stellt Fragen, er weiß es nicht, er vermutet.
Ist der Fall Barschel wirklich abschließend rechtsmedizinisch geklärt?Quelle: https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/der-fall-barschel-die-fakten-des-koerpers-sind-nicht-manipulierbar/
Prof. Püschel: Ich drücke mich bei der Bewertung von Rechtsfällen gern zurückhaltend aus. Doch im Fall Barschel finde ich die Fakten sehr überzeugend. Aus rechtsmedizinischer Sicht sprechen sie für ein suizidales Ereignis. Ich konzentriere mich in meiner Arbeit auf gewebliche Untersuchungsbefunde am Leichnam. Spuren von Gewalteinwirkung, Rückstände von Medikamenten. Das ist mein beruflicher Bereich – ich bin nicht auf der großen politischen Bühne unterwegs.
Püschel sagt, "die Ereignisse sprechen für ein suizidales Ereignis" -> das ist kein "Ja, ich bin zu 100% sicher." Er findet die Fakten "sehr überzeugend"-> er sagt nicht, die Fakten sind unumstößlich so, dass es NUR ein Suizid gewesen sein kann.
Bezüglich eines Hämatoms sagt Janssen:
Ein bei der Sektion entdecktes Hämatom im oberen linken Stirnbereich des Leichnams hatte damals für Aufregung gesorgt. Fremdeinwirkung durch einen Schlag schlossen die Hamburger Ärzte jedoch aus. "Viel naheliegender war es, dass Barschel sich diese Unterblutung selbst zugezogen hatte, etwa am Türrahmen oder durch Aufstoß am Badewannenrand", erklärt Janssen:Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/uwe-barschel-polit-affaere-gerichtsmedizin-suizid
"Viel naheliegender" ist nicht, wir können nachweisen, dass es der Türrahmen war.
Hier überschreitet Janssen m.E. auch seinen Auftrag: er interpretiert. Kann natürlich sein, dass Barschel sich benebelt der kopf stieß, danach irgendwie den Knopf abriß, weil er "keine Luft mehr bekam" (wissen wir, ob man keine Luft mehr bekommt, wenn man diese Medikamente einnimmt? ich weiß es nicht.), aber ein Hämatom, ein angerissener Knopf, verschwundene Gegenstände, ein fremdes Haar- all das ist eben viel mehr als nur eine Kleinigkeit, die sich eben mit den bloßen Obduktionseregbnissen nicht einfach so in Deckung bringen lassen. Zudem, und das wird ja klar, bewegen sich auch Janssen und Püschel in gewissen Bereichen, z.B. eben bei der Interpretation wo die verschwundenen Gegenstände abgeblieben sind, wie es zum Abriß des Hemdknopfes kam und wie das Hämatom entstanden sein könnte auch nur im bereich ihrer persönlichen Interpretationen. Das wird umso klarer, wenn es darum geht, in welcher Form das Gift eingenommen worden sein soll:
Janssen und Püschel gehen davon aus, dass UB das tödliche Barbital in Tablllettenform eingenommen habe. Dann ist es natürlich so, dass schwer vorstellbar erscheint, dass dies "unbemerkt" geschah. Man hätte dafür ca. 20 Tabletten (!) schlucken müssen. Aber, und hier ein Zitat des OStA Wille, das Gift könnte auch flüssig verabreicht worden sein. Das erklärt auch, wie man zu der Menge gelangte. Kein mensch kann ernsthaft 20 Tabletten schlucken (und das wäre ja dann erst nur eines von 4 Präparaten gewesen).
„Janssen geht von der falschen Annahme aus, dass Barschel Tabletten eingenommen hat“, so Wille nun. „Dabei müsste auch er wissen, dass die Substanz von professionellen Mördern auch in flüssiger Form verabreicht worden sein könnte. Im Zimmer von Barschel sind jedenfalls weder Tabletten noch Tablettenverpackungen gefunden worden.“Quelle: https://www.welt.de/kultur/article153082998/Barschels-Bruder-zeigt-Rechtsmediziner-an.html
5. Trotz all dieser o.g. Punkte bleibt für micht eines klar: Janssen und Püschel haben sicherlich ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, ich denke auch, sie haben alles korrekt festgestellt. Nur eben bei der Interpretation des Tatgeschehens sowie der Art (Form; Tablette vs. flüssig) der Zufuhr der Medikamente interpretieren sie und beziehen sich auf eine mögliche, aber eben nicht alleine und zwangsläufigen Ablauf. Es kann eben auch anders gewesen sein, dass zu den Obduktionsergebnissen, wenn man sie eben anders interpretiert, wie z.B. Brandenberger, passen würde.