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Der Fall Uwe Barschel

1.542 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krawatte, Lösungsmittel Auf Dem Badevorleger, Abgerissener Hemdknopfes ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Uwe Barschel

20.10.2020 um 19:25
Folgende Punkte möchte ich festhalten:

1. Janssen/ Püschel gehören fraglos zu den renommiertesten Gerichtsmedizinern der Republik. An ihrem Ruf und ihrer Kompetenz kann man keine Zweifel haben - sofern man das als Laie von außen überhaupt bewerten kann.
2. Die Resektion UBs, die auf Betreiben der Familie Barschel, die ja hier mal direkter und mal indirekter als VTler hingestellt werden, überhaupt erst durchgeführt wurde, war gründlicher als das Standardvorgehen in einem solchen Fall. Die Sektion dauert zw. 6-8 Stunden statt "normal" 2-3 Stunden.
3. Ich denke daher kann man sagen, dass die Qualität der Resektion extrem hochwertig zu bewerten ist.
4. Jetzt aber kommt der Punkt: die Absolutheit, mit der teilweise vertreten wird, die Resektion habe zu 100% unumstößlich den Beweis erbracht, dass es Suizid war, den haben weder Janssen noch Püschel vertreten. Insb. Püschel war hier teilweise sehr viel vorsichtiger.
Prof. Püschel: Die direkten Umstände seines Todes sind schwer nachzuvollziehen. Ich habe keine Ahnung, ob Barschel tatsächlich Kontakte zu Geheimdiensten, der Stasi oder den Iran-Contras unterhielt. Es gibt auch einzelne Rahmenfaktoren, für die ich keine Erklärung habe. Schwer zu sagen, wo die Rotweinflasche abgeblieben ist oder warum der Hemdknopf abgerissen war. Hatte Barschel möglicherweise Atemnot aufgrund der vielen Medikamente, die er eingenommen hatte, und hat sich deshalb das Hemd aufgerissen? Hat er sich unkoordiniert ausgezogen und einen Schuh im Bad, den anderen im Schlafzimmer abgestellt, weil er benebelt war?
Quelle: https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/der-fall-barschel-die-fakten-des-koerpers-sind-nicht-manipulierbar/

Püschel gibt also sehr wohl an, dass die Umstände "schwer nachvollziehbar" sind. Auch er stellt Fragen (was ja hier einem gleich als VTler- Existenz ausgelegt wird, wenn man es tut ;-) ) Püschel fragt: "(...) Hemd aufgerissen?", "(...) weil er benebelt war?".... er stellt Fragen, er weiß es nicht, er vermutet.
Ist der Fall Barschel wirklich abschließend rechtsmedizinisch geklärt?

Prof. Püschel: Ich drücke mich bei der Bewertung von Rechtsfällen gern zurückhaltend aus. Doch im Fall Barschel finde ich die Fakten sehr überzeugend. Aus rechtsmedizinischer Sicht sprechen sie für ein suizidales Ereignis. Ich konzentriere mich in meiner Arbeit auf gewebliche Untersuchungsbefunde am Leichnam. Spuren von Gewalteinwirkung, Rückstände von Medikamenten. Das ist mein beruflicher Bereich – ich bin nicht auf der großen politischen Bühne unterwegs.
Quelle: https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/der-fall-barschel-die-fakten-des-koerpers-sind-nicht-manipulierbar/



Püschel sagt, "die Ereignisse sprechen für ein suizidales Ereignis" -> das ist kein "Ja, ich bin zu 100% sicher." Er findet die Fakten "sehr überzeugend"-> er sagt nicht, die Fakten sind unumstößlich so, dass es NUR ein Suizid gewesen sein kann.


Bezüglich eines Hämatoms sagt Janssen:
Ein bei der Sektion entdecktes Hämatom im oberen linken Stirnbereich des Leichnams hatte damals für Aufregung gesorgt. Fremdeinwirkung durch einen Schlag schlossen die Hamburger Ärzte jedoch aus. "Viel naheliegender war es, dass Barschel sich diese Unterblutung selbst zugezogen hatte, etwa am Türrahmen oder durch Aufstoß am Badewannenrand", erklärt Janssen:
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/uwe-barschel-polit-affaere-gerichtsmedizin-suizid

"Viel naheliegender" ist nicht, wir können nachweisen, dass es der Türrahmen war.
Hier überschreitet Janssen m.E. auch seinen Auftrag: er interpretiert. Kann natürlich sein, dass Barschel sich benebelt der kopf stieß, danach irgendwie den Knopf abriß, weil er "keine Luft mehr bekam" (wissen wir, ob man keine Luft mehr bekommt, wenn man diese Medikamente einnimmt? ich weiß es nicht.), aber ein Hämatom, ein angerissener Knopf, verschwundene Gegenstände, ein fremdes Haar- all das ist eben viel mehr als nur eine Kleinigkeit, die sich eben mit den bloßen Obduktionseregbnissen nicht einfach so in Deckung bringen lassen. Zudem, und das wird ja klar, bewegen sich auch Janssen und Püschel in gewissen Bereichen, z.B. eben bei der Interpretation wo die verschwundenen Gegenstände abgeblieben sind, wie es zum Abriß des Hemdknopfes kam und wie das Hämatom entstanden sein könnte auch nur im bereich ihrer persönlichen Interpretationen. Das wird umso klarer, wenn es darum geht, in welcher Form das Gift eingenommen worden sein soll:


Janssen und Püschel gehen davon aus, dass UB das tödliche Barbital in Tablllettenform eingenommen habe. Dann ist es natürlich so, dass schwer vorstellbar erscheint, dass dies "unbemerkt" geschah. Man hätte dafür ca. 20 Tabletten (!) schlucken müssen. Aber, und hier ein Zitat des OStA Wille, das Gift könnte auch flüssig verabreicht worden sein. Das erklärt auch, wie man zu der Menge gelangte. Kein mensch kann ernsthaft 20 Tabletten schlucken (und das wäre ja dann erst nur eines von 4 Präparaten gewesen).
„Janssen geht von der falschen Annahme aus, dass Barschel Tabletten eingenommen hat“, so Wille nun. „Dabei müsste auch er wissen, dass die Substanz von professionellen Mördern auch in flüssiger Form verabreicht worden sein könnte. Im Zimmer von Barschel sind jedenfalls weder Tabletten noch Tablettenverpackungen gefunden worden.“
Quelle: https://www.welt.de/kultur/article153082998/Barschels-Bruder-zeigt-Rechtsmediziner-an.html

5. Trotz all dieser o.g. Punkte bleibt für micht eines klar: Janssen und Püschel haben sicherlich ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, ich denke auch, sie haben alles korrekt festgestellt. Nur eben bei der Interpretation des Tatgeschehens sowie der Art (Form; Tablette vs. flüssig) der Zufuhr der Medikamente interpretieren sie und beziehen sich auf eine mögliche, aber eben nicht alleine und zwangsläufigen Ablauf. Es kann eben auch anders gewesen sein, dass zu den Obduktionsergebnissen, wenn man sie eben anders interpretiert, wie z.B. Brandenberger, passen würde.


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Der Fall Uwe Barschel

20.10.2020 um 19:28
Zitat von monstramonstra schrieb:Püschel sagt dagegen, das ist noch nicht mal theoretisch denkbar, weil man sonst Spuren in der Speiseröhre gefunden hätte. Das habe Brandenburger nicht berücksichtigt.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article11107132/Das-Gutachten-im-Fall-Barschel.html

Einfach mal in Ruhe lesen


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Der Fall Uwe Barschel

20.10.2020 um 21:37
@EdgarH

100%ige Aussagen wird kein seriöser Wissenschaftler treffen. Richtig.

Umso mehr verwundert es, dass Prof. Brandenberger sich zu Dingen "mit Sicherheit" festlegt, die weit außerhalb seiner Kompetenzen liegen. Überhaupt entwertet diese Selbstentäußerung seine Reputation, was vielleicht dem Alter (89) geschuldet ist.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article11107132/Das-Gutachten-im-Fall-Barschel.html

Ein wirklich äußerst interessanter Artikel, den ich noch nicht kannte. Sehr interessant. Da interpretiert also ein Toxikologe seine Ergebnisse, allein anhand einer Urinprobe.
Die chemischen Befunde indizieren einen Mord, wobei:

1. mit Sicherheit feststeht, dass das todbringende Cyclobarbital nach stark sedierenden Wirkstoffen in den Körper gelangt ist, sehr wahrscheinlich im Zustand der Handlungsunfähigkeit;

2. das starke Hypnotikum Noludar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kurz vor Todeseintritt rektal verabreicht wurde, was mit der Hypothese eines Selbstmordes mit fremder Hilfe ("humanes Sterben") unvereinbar ist;

3. aufgrund der Komplexität des Mordgeschehens davon ausgegangen werden muss, dass ein Profiteam am Werk war, nicht eine Einzelperson.
Quelle: s.o.

Neben dieser Sicherheit beim Sich-weit-aus-dem-Fenster-Lehnen frage ich mich - und der ganze Artikel lässt das vermissen - welches Maß als Selbstkritik er seinen eigenen Ergebnissen gegenüber hatte. Und in gleichem Maß steigt die Fehleranfälligkeit seiner Analyse. Denn jedes Maß an Kritik wischt er als abwegig beseite. Wenn er eine Möglichkeit wie "saueren Urin" ablehnt, oder eine andere Erklärung für seine Ergebnisse (z.B. je nach Einnahmezeitpunkt kann Tod Barschels die weitere Verstoffwechselung des Barbiturats gestoppt haben), fehlt die wissenschaftliche Argumentation.

Des Weiteren überzeugt mich seine Hauptthese nicht, auch weil er keinerlei Zeitangaben damit verbindet. Wenn Barschel zuerst die ersten 3 Medikamente und dann erst das 4. tödliche Barbiturat einnimmt, dann bedürfen die ersten 3 Medikamente einer Wartezeit, bis die Wirkung eintritt. Mindestens 30 bis 60 Minuten, nach meiner Kenntnis. Wenn nun Barschel das tödliche Barbiturat 15 oder 20 Minuten nach der Einnahme der 3 ersten Medikamente genommen hat, dann war er eben noch nicht bewusstlos.

Wenn andere (Janssen & Püschel) von einem "Cocktail" sprechen, dann ist natürlich klar, dass nicht alle Medikamente auf einmal genommen werden. Sondern nacheinander. Wahrscheinlich mit Trinkpausen, in denen Alkohol getrunken wird.

Prof. Brandenberger, das merkt man seinem Artikel extrem an, war durch seine Entdeckung so "angefixt", dass ihm etwas passiert ist, was bei Wissenschaftlern immer wieder vorkommen kann: Ihm kam das Desinteresse abhanden. Und weil die am Fall beteiligten Kollegen ablehnend reagierten, überprüfte er nicht seine Ergebnisse oder deren Interpretation (die ist das Problem). Eigentlich hätte er das nicht so interpretieren dürfen, sondern a) die Rechtsmediziner und b) die Ermittlungsbehörden. Nun fühlte er sich durch die Reaktionen noch mehr ins Recht gesetzt, gewann den Eindruck, hier solle etwas verborgen werden. Und flutschte tief in den Bereich der Verschwörungsgläubigen hinein. So als ob sich zwingend aus toxologischen Ergebnissen der Geheimdienst-Mord ableiten lasse. Das zeigt zugleich, wie leicht manche Beteiligten, trotz hervorragender wissenschaftlicher Ausbildung, auf die schiefe Bahn kommen können (wie auch OStA Dr. Wille).

Ein sehr interessanter Artikel. Danke!


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Der Fall Uwe Barschel

20.10.2020 um 22:43
Zitat von monstramonstra schrieb:Es stellt sich eher die Frage, anhand welcher Quellen Prof. Brandenberger seine Erkenntnisse gewonnen hat. Nach Dr. Püschel hatte Brandenburger an der Sektion nicht teilgenommen. Denn danach habe es von den Sektionsbefunden her keine Anhaltspunkte gegeben, dass bei Barschel jemals eine Magensonde gelegt wurde. Die beschriebenen Magenschleimhautveränderungen seien willkürlich und ohne Sachverstand von Prof. Brandenberger fehlinterpretiert worden.
Die Antwort auf die fraglichen Ergebnisse Brandenbergers liegen für meine Begriffe auf der Hand:
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Barschels Hinterbliebene beauftragten den damals bereits pensionierten Zürcher Toxikologen Hans Brandenberger, die Ergebnisse der Gerichtsmedizin in Genf genauer zu untersuchen.

Quelle: Wikipedia: Uwe Barschel
Wenn man ein Gutachten in Auftrag gibt ....

.... erhofft man sich oft ein bestimmtes Ergebnis ...
Zitat von monstramonstra schrieb:Warum wohl ist der Sektionsbericht der Hamburger (55 S.) bis heute von der Familie Barschel unter Verschluss gehalten worden? Genau, damit solche Fakten contra Mordtheorien nicht bekannt werden. Oder warum sollte Prof. Janssen von Barschels Bruder verklagt worden sein?
... und/oder bekämpft ein anderes, nicht erwünchtes.


Zum diskutierten Artikel:
3. aufgrund der Komplexität des Mordgeschehens davon ausgegangen werden muss, dass ein Profiteam am Werk war, nicht eine Einzelperson.
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article11107132/Das-Gutachten-im-Fall-Barschel.html

Hier stellt sich mir die Frage, warum ein Profiteam, angeblich des mutmaßlich besten Geheimdienstes der Welt, dann genau die Fehler macht, die einen als Selbstmord getarnten Mord fragwürdig erscheinen lassen. Und warum die Motive für einen Mord weiterhin im vagen bleiben - DDR, Contras, Waffengeschäfte, U-Boote, ...., alles ein "soll" und ein "könnte", aber letztlich keinerlei Fakten, auch nach 33 Jahren nicht.


Dann befremden mich diese Passagen:
Als Schweizer mit amerikanischer Familie bin ich eher westorientiert und kenne die deutsche Politik wenig. Von Uwe Barschel hörte ich erstmals am 11. Oktober 1987, als der Rundfunk die Nachricht durchgab, er sei tot in einem Genfer Hotel aufgefunden worden. Ich weilte auf einer Sitzung einer Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in München. Einige meiner Kollegen sprachen sogleich von klarem Selbstmord. Meine Frage, warum sie das ohne nähere Informationen behaupten könnten, wurde nicht beantwortet. Ich musste die Sitzung leiten, dachte nicht mehr an das Ereignis, hatte lediglich mitbekommen, dass Dr. Barschel Spitzenpolitiker und Ministerpräsident eines deutschen Landes gewesen sei. Ich kannte nicht einmal seine Parteizugehörigkeit.
Quelle: S. o.
Ich kannte weder die politischen Verhältnisse noch die Vorgeschichte und habe die deutschen Zeitungen mit ihren Aussagen auch nach meiner Involvierung in die Untersuchung kaum gelesen. Ich wollte so gut wie möglich unbeeinflusst bleiben.
Quelle: S. o.

Klingt irgendwie alles so, als wollte Hans Brandenberger die Geschichte "rückwärts abrunden", um seine Unvoreingenommenheit gleich vorweg zu betonen. Oder als wäre er eben doch nicht so unvoreingenommen gewesen, als er tut, weil ihm womöglich schon die Überzeugung der deutschen Kollegen, dass es Selbstmord war, etwas sauer aufstieß. Vielleicht sollte man dabei - so blöd es klingt - auch die große "Zuneigung" der Schweizer ggü. Deutschland anmerken, auch die könnte hier eine Rolle gespielt haben.

Ich bin mir daher nicht sicher wie unvoreingenommen Brandenberger von Anfang an war oder ob bei ihm der Faktor Mensch nicht doch eine größere Rolle gespielt hat als dargestellt.

Dann die behauptete "eher Westorientierung", aufgrund der er wenig Kenntnis über die Politik Westdeutschland (des "großen Kantons") hatte, im damals immer noch kalten Krieg und trotzdem die Schweiz Teil des deutschen Sprach- und Kulturraums war (und ist) und er - dem Namen nach zumindest - wohl auch Deutschschweizer.

Irgendwie alles seltsam! Aber es passt natürlich zu seiner Darstellung einer - soweit es ihn betrifft - sachlichen Sichtweise auf die Todesumstände des Uwe Barschel, will er doch offensichtlich seine Unvorgenommenheit mit all diesen Erwähnungen untermauern.

Im Übrigen ist klar, warum auf jener Sitzung alle von Selbstmord ausgingen: Das hatte natürlich mit der Vorgeschichte zu tun! Dass das niemand auf der besagten Senatskommission erwähnt haben soll halte ich auch für fragwürdig. Womit mir die oben zitierten Passagen noch zweifelhafter erscheinen.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 00:18
Zitat von monstramonstra schrieb:100%ige Aussagen wird kein seriöser Wissenschaftler treffen. Richtig
Dann sind wir uns ja einig- es wird ja nur gerne so getan, als hätte die besagte Resektion 1987 aber eben mit 100% Wahrscheinlichkeit den Suizid bewiesen. Hat sie also nicht - es freut mich, dass Du das auch so siehst!
Zitat von monstramonstra schrieb:Überhaupt entwertet diese Selbstentäußerung seine Reputation, was vielleicht dem Alter (89) geschuldet ist.
Sorry, das ist schon etwas „einfach“ und zudem nicht zutreffend. Das Gutachten erstellte er 1994, da war er nicht 89 sondern 73, erstmalig äußerte er die These 1987, da war 66. das Alter heranzuziehen ist unabhängig davon halt immer eine schöne Sache um den anderen für Gaga zu erklären. Ich sage auch nicht: der Herr Jansen (mittlerweile über 90) kann sich doch heute nicht mehr erinnern. Das ist einfach nicht wirklich sachdienlich.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:die einen als Selbstmord getarnten Mord fragwürdig erscheinen lassen.
Gut, dass Du anerkennst, dass es fragwürdige Umstände sind. Unabhängig davon sage ja ich nicht, dass Brandenberger damit Recht hat, er interpretiert hier genauso, wie Jansen/ P. es auch tun. Da aber offensichtlich okay für Dich.
Zitat von monstramonstra schrieb:Des Weiteren überzeugt mich seine Hauptthese nicht, auch weil er keinerlei Zeitangaben damit verbindet. Wenn Barschel zuerst die ersten 3 Medikamente und dann erst das 4. tödliche Barbiturat einnimmt, dann bedürfen die ersten 3 Medikamente einer Wartezeit, bis die Wirkung eintritt. Mindestens 30 bis 60 Minuten, nach meiner Kenntnis. Wenn nun Barschel das tödliche Barbiturat 15 oder 20 Minuten nach der Einnahme der 3 ersten Medikamente genommen hat, dann war er eben noch nicht bewusstlos.
Sein Gutachten ist da schon genauer. Aber nur weil eine Zeitangabe in dem Aufsatz für eine Zeitung fehlt zu sagen die Haupthese passt nicht... na dann passt bei J./P. aber gar nix, da sind auch keine Zeiten, da wird sogar behauptet, UB habe alleine für das Cyclo 20 Tabletten eingenommen. Das ist jetzt nicht besonders realistisch- trotzdem breche ich da nicht gleich den Stab über deren Wissenschaftlichkeit.

Also Püchler äußert sich in den höchsten Tönen über Brandenberger- und ich denke, der kann das am besten von uns allen bewerten. Dem käme nie in den Sinn den Kollegen despektierlich „alt“ oder sonstwie zu benennen. Ist halt auch immer eine Frage von Perspektive. Ich denke Püchler weiß nicht nur um die absolut unstrittige Expertise Brandenbergers, sondern eben auch darum, dass die eigene These eben gar nicht so absolut da steht wie man gern tut. Daher ist er einfach zurückhaltend. Finde ich übrigens eine ganz tolle Eigenschaft.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 00:43
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:st einfach nicht wirklich sachdienlich.

Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:
die einen als Selbstmord getarnten Mord fragwürdig erscheinen lassen.

Gut, dass Du anerkennst, dass es fragwürdige Umstände sind.
Nun meine Fragwürdigkeit bezog sich darauf, dass die garvierenden Fehler (Weinflasche, Hemdknopf, ...) eines angenommenen Mörderteams den als Selbstmord getarnten Mord fragwürdig erscheinen lassen würden - einen fingierten Selbstmord also fragwürdig erscheinen lassen würden -, rein hypothetisch, was mich an einem Mord eben zweifeln lässt (weil dann solche Fehler wohl nicht passiert wären):
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Hier stellt sich mir die Frage, warum ein Profiteam, angeblich des mutmaßlich besten Geheimdienstes der Welt, dann genau die Fehler macht, die einen als Selbstmord getarnten Mord fragwürdig erscheinen lassen.
Was mich an dem Welt-Artikel von Brandenburger auch noch irritiert ist, wie minutiös genau er alles erinnert. Nun gut, muss nicht gegen ihn sprechen, und er wird womöglich auch seine Unterlagen haben.


Evtl. muss man sich dem Fall ganz von vorne annähern: Was war von den Anschuldigungen Pfeiffers überhaupt wahr und welchen Zweck spielte Pfeiffer, falls er Barschel ausschließlich verleumdet haben sollte? Ich fürchte hier werden Antworten letztlich offen bleiben.

Damit bleibt mir mal wieder nur an Barschels Machenschaften aus den 1970ern zu erinnern, die Günther Potschien in seinem Buch "Der Fall Barschel" dargestellt hat:
"Im Laufe der Legislaturperiode 1975–1979 musste der Autor beobachten, wie Uwe Barschel in seinem rastlosen Bemühen um Anerkennung leider die falsche Richtung einschlug. Es kam zu rechtswidrigen Grenzüberschreitungen. Das alles nur, um weiterzukommen, gepaart mit einer fast schon krankhaften Verlustangst, einmal nicht mehr zu den Dirigenten in der Politik zu gehören.Alle bisherigen Veröffentlichungen über die Affäre und den Tod von Uwe Barschel konnten bis heute nicht wesentliche Sachverhalte sowie einschlägige charakterliche Eigenschaften des Verstorbenen aufdecken. Wären sie bekannt gewesen, hätte es wohl nicht über dreißig Jahre lang so viele ausufernde Spekulationen über den Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gegeben.

Ein Suizid ist eben für gewisse Medien oder Leser nicht interessant. Ein Mord beschert bei weitem eine größere mediale Aufmerksamkeit, insbesondere dann, wenn man den oder die Täter nicht kennt.Für die Autoren gibt es nur eine Erklärung für das Ableben Uwe Barschels: Suizid. Dieser basiert letztendlich auf Barschels persönlichen Verhaltensmustern."
Quelle: https://www.amazon.de/Fall-Barschel-Unver%C3%B6ffentlichte-Wahrheit-bedeutenden/dp/3888645603/ref=pd_lpo_14_t_1/257-2498836-5933547?_encoding=UTF8&pd_rd_i=3888645603&pd_rd_r=daf932ff-79d8-4bc4-8037-83583dd5df0c&pd_rd_w=ep18D&pd_rd_wg=wb3OF&pf_rd_p=d5c9797d-0238-4119-b220-af4cc3420918&pf_rd_r=V09QYP56N20QYHYH4BNM&psc=1&refRID=V09QYP56N20QYHYH4BNM

In diesem Lichte scheint Pfeiffer kein (kompletter) Lügner gewesen zu sein!


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 08:12
@Cpt.Germanica
Einen Punkt, den Du aufgegriffen hast vorneweg:
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Im Übrigen ist klar, warum auf jener Sitzung alle von Selbstmord ausgingen: Das hatte natürlich mit der Vorgeschichte zu tun! Dass das niemand auf der besagten Senatskommission erwähnt haben soll halte ich auch für fragwürdig. Womit mir die oben zitierten Passagen noch zweifelhafter erscheinen.
Entweder man betrachtet den Fall UB eben im Gesamtkontext, oder man verlässt sich rein auf die Ergebnisse der Sektionen. Ersteres macht es schnell verwirrend und - da bin ich ganz bei Püchler- schwierig zu sortieren, was ist echt, (Des-)Information, Legende, Mythenbildung, VT. Zweites bringt einen nur bedingt weiter, weil es eben durchaus zulässig ist, die Sektionsergebnisse, die Tatumstände sowie eben abweichende Meinungen zur Reihenfolge der Einnahme der Medikationen in Frage zu stellen bzw. eben die dazu vorliegenden, nicht immer adäquat zusammenpassenden Ergebnisse zu betrachten und dabei eine Disharmonie festzustellen. Und da muss man dann eben ein paar Fragen (wer nicht fragt bleibt dumm ;-)) aufwerfen. Will sagen: entweder man wirft es Brandenberger vor, er kam zu seinem Ergebnis ganz rein ohne den Kontext zu kennen, was ich ehrlich gesagt nicht glauben will, oder aber man leitet aus dem obigen Zitat ab: die anderen Kollegen waren einfach sehr voreingenommen. Man hatte sich längst auf Selbstmord festgelegt, die Basler Zeitung berichtetet am 15.Oktober 1987, die Genfer Ermittlungsbehörden sei von "machtvoller deutscher Seite" bedeutet worden, es wäre in aller Interesse, wenn es ein Selbstmord gewesen sei. All das bedeutet nichts, denn es kann ja ein Suizid gewesen sein, aber all das wirft eben schon mal den berechtigten Hinweis auf, genauer hinzuschauen. Und da ist es wahrscheinlich unumgänglich auch, und das tust Du ja auch, die Vorgeschichte anzuschauen.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Was mich an dem Welt-Artikel von Brandenburger auch noch irritiert ist, wie minutiös genau er alles erinnert. Nun gut, muss nicht gegen ihn sprechen, und er wird womöglich auch seine Unterlagen haben.
Auch der gute Herr Janssen erinnert sich im Alter von 91 Jahren im Jahr 2016 an etwas, was er 1987 getan haben will. Ich stelle das nicht in Frage. Man hat vermutlich gute Aufzeichnungen- das gilt vermutlich für beide. Bei Brandenberger darf man nicht vergessen, dass er wie gesagt schon 1994 seine 1987 gewonnen Erkenntnisse in der Presse ausführlich darlegte:

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13683479.html

Er hatte also alles schon mal aufbereitet, siehe der Spiegelartikel aus dem Jahr 1994.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Evtl. muss man sich dem Fall ganz von vorne annähern: Was war von den Anschuldigungen Pfeiffers überhaupt wahr und welchen Zweck spielte Pfeiffer, falls er Barschel ausschließlich verleumdet haben sollte? Ich fürchte hier werden Antworten letztlich offen bleiben.
Ich bin kein "Fan" des Politikers UB. Ich bin auch ganz sicher, dass seine Art Politik zu betreiben, nicht immer "sauber" war. Es gibt auch noch mehr Punkte, die ihn nicht als den größten Sympathiebolzen erscheinen lassen. Warum schreibe ich das? Weil ich damit klar machen will, dass ich kein Interesse daran habe UB von "irgendwas" reinzuwaschen. Kann ich mir vorstellen, dass die Machenschaften des Herrn Pfeiffer auf Barschels "Mist" gewachsen sind- also traue ich es ihm im Lichte anderer bekannter Dinge, die man über seine Art Politik zu betreiben weiß, zu? Grundsätzlich ja. Aber ist die Pfeiffer-Affäre im Sinne einer Urheberschaft Barschels stichhaltig beweisbar? Nicht alles und sogar in einzelnen Teilen widerlegt. Die entscheidende Frage ist aber, wie aussichtslos erschien UB die Lage im Oktober 1987? Welche Konsequenzen hatte er zu befürchten? Zum damaligen Zeitpunkt war er öffentlich vernichtet, aber es geht nur darum, was er selbst getan hatte und was ihm tatsächlich nachweisbar gewesen wäre. Das wusste nur er. Und deshalb ist es eben so wichtig zu verstehen, so gut es eben geht, das ist nach so langer Zeit schwer aber natürlich auch in vielen Punkten diffus, als wie schwerwiegend B. selbst die Lage einschätze- nicht unbedingt eben so sehr, was da im Augenblick des medialen Sturms im Herbst 87 über ihm zusammenbrach. Genau der Frage ging die Staatsanwaltschaft Kiel übrigens sehr ausführlich nach um kam zu der Erkenntnis, dass B. kein Motiv für ein Suizid gehabt habe. Die Ergebnisse des 2.UA bestätigen dies durchaus mehr als, als das sie es widerlegten. Auch habe B. vorgehabt nach Kanada auszuwandern und dort neu anzufangen. Das alles alleine ist kein Gegenbeweis, ich sehe das zumindest im Gegensatz zu OStA Wille so, aber es ist es wert, zu hinterfragen: konnte und musste U.B. im Oktober 1987 die Lage so schwerwiegend bewerten, dass es nur einen einzigen Ausweg gab, den Suizid. Wäre es nicht sogar da nicht klüger gewesen nach Kiel zum UA zu fahren, wie er es zumindest vorgab vorzuhaben, und - selbst wenn alles zuträfe, was man ihm vorwarf (was man heute ja durchaus sagen kann dass eben nicht alles zutraf) - und hätte nicht zumindest versucht sich zu verteidigen? Einen Suizid hätte er immer noch begehen können. Noch war ja "nichts ermittelt", bis dato hatte ja nur die Presse ihr Urteil abgegeben, strafrechtlich maßgeblich war das bis dato nicht.

Was in Summe natürlich ganz entscheidend ist und eben besonders rätselhaft bleibt: gab es den ominösen Informanten Roloff. Mit dem steht und fällt die Reise UBs nach Genf. Wenn es den nicht gab bzw. es keinen Grund gab, diesen zu fingieren, weil nur mit diesem vorgeschobenen Grund eine Reise nach Genf für Außenstehende sinnvoll begründbar wurde, dann spricht natürlich sofort alles ganz stark für Suizid. Leider ist auch hier schwer im Nachgang eine vollkommen klare Aussage zu treffen. Die Anbahnung dieses Treffens, das schon im Feriendomizil auf Gran Canaria stattgefunden haben muss, legt zumindest nahe, dass UB dort einen Anrufer hatte, der bist heute nicht ermittelt wurde. Ein Mann, der sich mit "Landesregierung Kiel" gemeldet haben soll, dessen Nummer nie ermittelt werden konnte. Ein Beweis ist auch das nicht, aber es macht es eben möglich.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 12:57
@EdgarH
@all

Barschels (mutmaßliche) schmutzige Machenschaften von 1987, und dass er sich anschließend umgebracht haben soll, passt halt perfekt. ins Bild. Zudem sein Abstreiten sämtlicher Vorwürfe und das zugehörige, überaus schmierig wirkende "Ehrenwort".

Auch die Geschichte mit Roloff, der angeblich entlastendes Material hatte, wirkte immer wie eine Räuberpistole auf den Weg in einen (verschleierten) Selbstmord, weil wo war denn da noch etwas Entlastendes zu erwarten, wenn Barschel doch selbst ganz genau wusste, dass die Vorwürfe Pfeiffers gerechtfertigt sind?

Dann die stockkonservative Witwe Barschel, die als erste das traurige Lied vom Mord anstimmte, augenscheinlich um die Familienehre zu retten und unterstützt vom Schwager, dem Bruder Barschels!

Heute wissen wir zudem, dass Barschel schon in den '70ern politisch mehr als fragwürdig agiert haben soll, eine starke Analogie zu 1987 (s. o. Günther Potschien).

Das alles ergibt ein stimmiges Bild. Natürlich ergänzt hier ein Bildschnipsel den anderen, und wenn ein Schnipsel falsch sein sollte und daraufhin weg fällt - nur mal angenommen - , dann zerfällt womöglich das ganze Bild ...


Man kann es daher auch ganz anders sehen, für sich betrachtet ebenso stimmig:

Barschel als Opfer einer Intrige (mit Pfeiffer "an der Front" und wem auch immer im Hintergrund, am Ende gar Engholm?). Keiner glaubt ihm mehr. Er ist vernichtet, wird fallen gelassen, selbst von der CDU. Er droht daraufhin in einem Moment tiefster Verzweiflung pikantes Wissen Preis zu geben und andere mit in den Abgrund zu stürzen, wenn man ihm weiterhin nicht glaubt, dass er unschuldig ist bzw. die Unterstützung entzieht (wobei mir persönlich noch nicht mal klar ist, ob diese Drohung überhaupt belegt ist, oder eben nur Teil der Legende um einen Mordkomplott).

Jetzt betreten Kräfte die Bühne, die keinerlei Interesse an etwaigen Veröffentlichungen Barschels haben, und schwupps isser wech.


Daneben sind freilich auch "Mischformen" denkbar, also Barschel sehr wohl als intriganter Verleumder im Wahlkampf 1987 und dennoch Mordopfer (Begründung wie oben, er drohte an auszupacken um seinen Kritikern das Maul zu stopfen), oder Barschel zwar unschuldig, aber trotzdem einen Selbstmord als einzigen Ausweg sehend, idealerweise als Mord getarnt.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 14:31
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Begründung wie oben, er drohte an auszupacken um seinen Kritikern das Maul zu stopfen
Nachtrag: Wobei das natürlich allenfalls für ein paar wenige, parteininterne Kritiker gezogen hätte, allerdings womöglich bis weit oben hinauf, bis zu einem Kanzler Helmut Kohl gar (wenn der über Waffengeschäfte o. ä. informiert gewesen wäre).

Mir ist das mit der angeblichen Drohung auszupacken letztlich schleierhaft, weil ich mich frage, was ihm das im Bezug auf den Wahlkampfskandal denn überhaupt hätte bringen sollen, letztlich egal ob die Vorwürfe gegen ihn nun berechtigt waren oder nicht.

Diese behauptete Drohung passt viel mehr zu der Legende um einen Mordkomplott, nämlich um ein Motiv für einen Mord zu schaffen. Ansonsten passt sie zu den Vorgängen rund um die Landtagswahl 1987, die Offenbarungen Pfeiffers, die (angeblichen) Verleumdungen Engholms, usw. überhaupt nicht!


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 14:44
@Cpt.Germanica
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Barschels (mutmaßliche) schmutzige Machenschaften von 1987, und dass er sich anschließend umgebracht haben soll, passt halt perfekt. ins Bild. Zudem sein Abstreiten sämtlicher Vorwürfe und das zugehörige, überaus schmierig wirkende "Ehrenwort".
Der SPIEGEL brachte die Affäre ins Rollen, er steht heute vollkommen anders dazu. Seit den frühen 90gern, synchron mit dem 2.UA, nährte er selbst Zweifel an der Stringenz der eigenen Vorwürfe aus dem jahr 1987. So war es der SPIEGEL der erstmalig in größerem Stile 1994 Brandenberger zu Wort kommen ließ. 1997 machte der SPIEGEL eine große Reportage (3 Ausgaben hintereinander: "Rätselfall Barschel"), bei dem er alle drei Theorien gegeneinander abwog: also Suizid, Sterbehilfe, Mord. In der Gesamttendenz schloss der SPIEGEL Suizid nicht aus, aber es war klar erkennbar, dass er "mindestens" Sterbehilfe annahm, wenn nicht sogar Mord nun die favorisierte These war. Wenn mal also von Barschels mutmaßlichen "Barscheleien" spricht, die man 1987 als gegeben annahm, so muss man eben genau die Rolle des SPIEGELS einmal ansehen, wie sich hier ein Magazin, dass zunächst die Vorwürfe eines mindestens mal dubiosen Journalisten von der BILD an die Staatskanzlei ausgeliehen, ungeprüft übernommen wurden und abgedruckt wurden. Im Laufe der Zeit ergaben sich offensichtlich bei SPIEGEL Zweifel, ob dass tatsächlich alles so gewesen ist. 1997 revidierte der SPIEGEL sogar einige Aussagen aus den 1987 Berichten. Das insgesamt betrachtet darf einem zumindest zu denken geben, was nun wirklich von Barschel in Auftrag gegeben wurde und was nicht. Daraus ergibt sich dann folgerichtig: hatte Barschel das "wasserfeste" Motiv zum Suizid. Ich bin hier unschlüssig.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 14:52
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Auch die Geschichte mit Roloff, der angeblich entlastendes Material hatte, wirkte immer wie eine Räuberpistole auf den Weg in einen (verschleierten) Selbstmord, weil wo war denn da noch etwas Entlastendes zu erwarten, wenn Barschel doch selbst ganz genau wusste, dass die Vorwürfe Pfeiffers gerechtfertigt sind?
WENN eben genau das zutraf, dann schon. Wenn er selbst wusste, dass die Vorwürfe gegen ihn zumindest nicht vollumfänglich der Wahrheit entsprachen, sähe das anders aus. Unabhängig davon ist diese Figur "Roloff" maximal mysteriös. Ob Roloff eine Erfindung war, um einen Grund zu haben nach Genf zu reisen, ist ein sehr relevanter Punkt. "Roloff" könnte der Vorwand für einen getarnten Suizid gewesen sein, er könnte aber auch Tarnung für einen anderen Grund gewesen sein, um nach Genf zu reisen, z.B. ein geplantes Treffen mit jemand anderem bzw. ein Vorhaben, dass Barschel nicht direkt aufschreiben/ dokumentieren wollte. Beides denkbar. Fest steht, dass Barschel auf Gran Canaria zwei Tage vor der Abreise nach Genf von einem nicht ermitteltem Anrufer angerufen wurde. Möglich wäre es also, dass der in seinen Aufzeichnung vermerkte Anruf tatsächlich dieser Roloff war. War Roloff nur Tarnung für einen Suizid ist es natürlich folgerichtig, dass Barschels genau diese Aufzeichnungen nicht aus dem Notizbuch entfernte, die ggf. ein echter Roloff natürlich vernichtet hätte.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 15:08
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Daraus ergibt sich dann folgerichtig: hatte Barschel das "wasserfeste" Motiv zum Suizid. Ich bin hier unschlüssig.
Auch eine Verleumdung Barschels durch Pfeiffer allein könnte schon ein Selbstmordmotiv darstellen. Offen bleibt hier aber, warum Pfeiffer Barschel verleumden hätte sollen wollen. Hierzu habe ich noch nie etwas brauchbares gelesen. Oder ging es nur um Schlagzeilen?

Aber egal wie fragwürdig Pfeiffer nun tatsächlich war und was der Spiegel später schrieb, von einem unbescholtenen Blatt Barschel kann wohl kaum eine Rede sein, und dass Pfeiffers Behauptungen - wenigstens teilweise - nachweislich widerlegt wurden wäre mich auch neu. Hier bitte ich um Berichtigung falls ich nicht mehr aktuell bin!

Ich muss doch mal das Buch von Günter Potschien (s. o.) lesen, um mir hier mehr Einblick in die "Psyche Barschel" zu verschaffen. Dessen Spielchen aus den '70ern scheinen perfekt zu dem zu passen, was Pfeiffer ab 1987 behauptete.

Günter Potschien hat sein Buch übrigens geschrieben um mit der Mordtheorie endlich aufzuräumen. Natürlich ist er kein Kriminologe und auch kein Gerichtsmediziner. Aber er kannte Barschel, dessen "Methoden" und dessen Narzissmus.
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Unabhängig davon ist diese Figur "Roloff" maximal mysteriös
Roloff ist soweit ich mich entsinne eine Figur, die die Witwe Barschel ins Spiel gebracht hat. Für mich allein deswegen schon eine fragliche Figur weil aus fraglicher Quelle. Zumindest in den '80ern hatte Frau Barschel doch den Nimbus einer Witwe, die um jeden Preis das Familienansehen rein waschen wollte, auch um den Preis der Wahrheit!


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 15:10
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Roloff ist soweit ich mich entsinne eine Figur, die die Witwe Barschel ins Spiel gebracht hat. Für mich allein deswegen schon eine fragliche Figur weil aus fraglicher Quelle. Zumindest in den '80ern hatte Frau Barschel doch den Nimbus einer Witwe, die um jeden Preis das Familienansehen rein waschen wollte, auch um den Preis der Wahrheit!
Roloff wird auch in Barschels Aufzeichnungen erwähnt.
Zum Rest später mehr!


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 15:39
@EdgarH

Was mich nachdenklicher macht als "Roloff" (obwohl er freilich ins Bild einer Verschwörung passt) sind diese Dinge:
Victor Ostrovsky, ein in den USA lebender ehemaliger Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad, behauptete in seinem Buch Geheimakte Mossad,[17] Barschel sei Opfer eines Mossad-Tötungskommandos gewesen, weil er sich 1987 der Abwicklung geheimer Waffengeschäfte zwischen Israel und dem Iran (Operation Hannibal) im Transit über Schleswig-Holstein und der Ausbildung von iranischen Piloten durch Israel auf norddeutschen Sport-Flugplätzen widersetzt habe und mit seinem Wissen über die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen drohte. Ostrovsky wurde zwar schon 1986, also geraume Zeit vor Barschels Tod, aus den Diensten des Mossad entlassen, pflegte jedoch weiterhin Kontakte beim Mossad. Auch Abolhassan Banisadr, bis zu seiner Absetzung 1981 Staatspräsident des Iran, ist davon überzeugt, dass Barschel „eine wichtige Rolle im Waffenhandel mit dem Iran gespielt“ hat; er behauptet, dass der schleswig-holsteinische Ministerpräsident in Waffengeschäfte mit Ahmad Chomeini, dem jüngeren Sohn des Ajatollah Ruhollah Chomeini, verwickelt gewesen sei. Barschel habe Waffenverkäufe nach Teheran organisiert und regelmäßig an Treffen in der Schweiz teilgenommen. „Nach seinem Tod“, sagte Banīsadr, „haben wir dann erfahren, dass er versucht hat, die Gegenseite zu erpressen.“[19] Der südafrikanische Waffenhändler Dirk Stoffberg gab 1994 in einem Entwurf einer eidesstattlichen Versicherung an, Barschel sei vom späteren CIA-Direktor und späteren US-amerikanischen Verteidigungsminister Robert Gates nach Genf bestellt worden. Zum Zeitpunkt als sich Barschel in Genf aufhielt, sollen auch zwei Treffen von Waffenhändlern stattgefunden haben.[20] Barschel habe mit Enthüllungen gedroht, die mehrere Regierungen und Waffenhändler in Verlegenheit gebracht hätten. Ein psychologisches Gutachten kam zu dem Urteil, dass Stoffberg glaubwürdig sei. Seine eidesstattliche Erklärung konnte er allerdings nicht mehr abgeben. Er starb kurz davor, im Juni 1994. Offizielle Todesursache: Er und seine Freundin begingen Doppelselbstmord. Für den Verdacht, wonach der damalige CIA-Mann Gates am fraglichen Wochenende in Genf war, spricht noch eine andere Passage in der Ermittlungsakte. Dort heißt es, dass im Flugzeug, mit dem das Ehepaar Barschel am 6. Oktober 1987 von Frankfurt am Main nach Genf flog, auch ein Mister Gates gesessen habe. Sein Ticket erhielten die Lübecker Ermittler vom Kapitän der betreffenden Lufthansa-Maschine. Der inzwischen pensionierte Pilot will sich zu dem Thema nicht mehr äußern. Seine Frau sagte der Zeitung Die Welt, sie und ihr Mann seien bedroht worden.[w-z 1]

Der ehemalige deutsche Top-Agent Werner Mauss hielt sich zum Zeitpunkt von Barschels Tod im Genfer Hotel Le Richemond (in unmittelbarer Nähe vom Beau-Rivage) auf.[30] Er sagte jedoch aus, dass er wegen der Verhandlungen über eine Geiselnahme im Libanon, am 9./10. Oktober mit einem Jet der Düsseldorfer Fluggesellschaft Evex zweimal in Genf gelandet sei und erst am nächsten Tag in der Presse von dem Vorfall erfahren habe.[w-z 1] Mauss erklärte später in Interviews, gerade zur Zeit von Barschels Tod die Zimmer im Hotel Beau-Rivage nur angemietet und tatsächlich im Nachbarhotel Le Richemond gewohnt zu haben. Offenkundiger ist in diesem Zusammenhang die Zeugenaussage des Schweizer Privatdetektivs Jean-Jacques Griessen, der laut Lübecker Akte 1987 für Werner Mauss arbeitete. Laut dieser Zeugenaussage telefonierte Griessen am Vormittag nach Barschels Tod mit Werner Mauss. Der Agent forderte ihn auf, sich bereitzuhalten, da „etwas passiert sei“. Griessen soll angegeben haben, dass er im Auftrag von Mauss Zimmer im „Beau-Rivage“ mit Wanzen und Kameras präpariert habe.[w-z 1] Im Gesamtbericht der Lübecker Ermittlungsakte heißt es: „Griessen konnte nicht mehr befragt werden, da er am 9. November 1992 in Zürich während eines Aufenthaltes bei einer Prostituierten an einem Herzversagen gestorben ist.“ Griessen hatte sich am selben Tag mit einem BKA-Mann und einem Mossad-Agenten treffen wollen.[w-z 1]
Quelle: Wikipedia: Uwe Barschel#Todesumstände

Die Quellenlage seitens Wikipedia scheint mir hier an der einen oder anderen Stelle aber etwas dünn ...

Außerdem saß Freya Barschel doch gar nicht in dem Flieger nach Genf, oder?
Dort heißt es, dass im Flugzeug, mit dem das Ehepaar Barschel am 6. Oktober 1987 von Frankfurt am Main nach Genf flog, auch ein Mister Gates gesessen habe.
Quelle: S. o.

Und dann immer wieder die Frage: Wie bringt man diese Dinge mit dem Wahlkampfskandal von 1987 unter einen Hut? Hat Barschel Geld erpressen wollen um ein neues Leben beginnen zu können??
Auch Abolhassan Banisadr, bis zu seiner Absetzung 1981 Staatspräsident des Iran, ist davon überzeugt, dass Barschel „eine wichtige Rolle im Waffenhandel mit dem Iran gespielt“ hat; er behauptet, dass der schleswig-holsteinische Ministerpräsident in Waffengeschäfte mit Ahmad Chomeini, dem jüngeren Sohn des Ajatollah Ruhollah Chomeini, verwickelt gewesen sei. Barschel habe Waffenverkäufe nach Teheran organisiert und regelmäßig an Treffen in der Schweiz teilgenommen. „Nach seinem Tod“, sagte Banīsadr, „haben wir dann erfahren, dass er versucht hat, die Gegenseite zu erpressen.“[19
Quelle: S. o.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 16:38
Mit dem Untersuchungsausschuss (UA) im Kieler Landtag war die Sache vorbei. Das Schicksal Barschels hing nicht mehr an der CDU, sondern am Faden der Ausschussmitglieder (vornehmlich der Opposition), die die Akten, die dem Ausschuss vorgelegt werden mussten, schnellstmöglich an die Medien weiter leiteten. Barschels politisches Leben hing nicht mehr von der CDU ab. Die hätte ihn nicht mehr schützen können.

Der politische Selbstmord war schon die "Ehrenwort"-Pressekonferenz gewesen. Er hat dort nachweislich in vielen Details die Unwahrheit gesagt. Das wurde Stück für Stück von den Medien widerlegt. Auch wenn - wie so häufig - die Dinge später in aller Ruhe betrachtet nicht ganz so monströs, skandalös und abgrundtief sind, wie sie zu Anfang erscheinen, sind deshalb noch nicht widerlegt. Und beim 2. UA hatten sich die Mehrheitsverhältnisse wieder geändert und nun war die Lesart Mehrheit, die beim 1. UA noch Minderheit war. Wer beide Berichte liest, kommt der Wahrheit wohl am nächsten...

Mossad-Agenten dürfen nicht so einfach "plaudern". Einmal Agent, immer Agent. Dafür bedarf es also der Genehmigung der Regierung. "Verrätern" geht es in Israel nicht gut. Fall der Typ also wirklich Agent des Mossad war, erzählt er entweder Nonsens, Stichwort "Information und Desinformation". Oder er ist tatsächlich befugt, darüber zu reden, aber dann stellen sich zwei Fragen: 1. Warum wurde ihm erlaubt zu reden? Was ist das Motiv? 2. Was ist um Himmels Willen das Motiv, Barschel vom Himmel zu holen?

Alles in allem: Damit kann man nicht arbeiten. Solche Aussagen muss man als Nullum behandeln, weil sie nicht zu belegen sind.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 16:43
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Außerdem saß Freya Barschel doch gar nicht in dem Flieger nach Genf, oder?
Doch, beim Hinflug von Hamburg über FFM, Genf nach Las Palmas. Das war die Hinreise ins Urlaubsdomizil nach Gran Canaria.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 16:46
Zitat von monstramonstra schrieb:Mit dem Untersuchungsausschuss (UA) im Kieler Landtag war die Sache vorbei. Das Schicksal Barschels hing nicht mehr an der CDU, sondern am Faden der Ausschussmitglieder (vornehmlich der Opposition), die die Akten, die dem Ausschuss vorgelegt werden mussten, schnellstmöglich an die Medien weiter leiteten. Barschels politisches Leben hing nicht mehr von der CDU ab. Die hätte ihn nicht mehr schützen können.
Das sehe ich sehr ähnlich.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 17:04
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Außerdem saß Freya Barschel doch gar nicht in dem Flieger nach Genf, oder?

Dort heißt es, dass im Flugzeug, mit dem das Ehepaar Barschel am 6. Oktober 1987 von Frankfurt am Main nach Genf flog, auch ein Mister Gates gesessen habe.

Quelle: S. o.
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Doch, beim Hinflug von Hamburg über FFM, Genf nach Las Palmas. Das war die Hinreise ins Urlaubsdomizil nach Gran Canaria.
Merci für die Info, Frankfurt hatte ich überlesen ...


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 19:05
Zitat von monstramonstra schrieb:Auch wenn - wie so häufig - die Dinge später in aller Ruhe betrachtet nicht ganz so monströs, skandalös und abgrundtief sind, wie sie zu Anfang erscheinen, sind deshalb noch nicht widerlegt. Und beim 2. UA hatten sich die Mehrheitsverhältnisse wieder geändert und nun war die Lesart Mehrheit, die beim 1. UA noch Minderheit war. Wer beide Berichte liest, kommt der Wahrheit wohl am nächsten...
Ich sehe auch das relativ ähnlich. Auch wenn hier der 2.UA zu einer sehr entlastenden Feststellung kam:
Der Landtag hatte am 10. März 1993 einen neuen parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der hauptsächlich die Zahlungen an Pfeiffer, aber auch die Barschel-Affäre selbst erneut untersuchte. Der Ausschuss sah 1995 viele Fragen als ungeklärt oder umstritten an. Politisch verantwortlich sei jedoch Barschel für die Manipulationen gewesen, weil er Pfeiffer eingestellt habe, so dass dieser erst die Möglichkeit hatte, in seinen Handlungen aus der Staatskanzlei heraus zu agieren. Tatsächlich kam der Untersuchungsausschuss zum Ergebnis, dass es keine Beweise für eine Mitwisserschaft Uwe Barschels an den Machenschaften seines Medienberaters Reiner Pfeiffer gab.[10] Da sich aber auch keine Gegenbeweise fanden, resümierte der Schlussbericht mit den Worten, dass Pfeiffer „wohl zumindest mit Billigung Barschels gehandelt“ habe.[11]
Quelle: Wikipedia: Barschel-Affäre


Die Sache war nicht so dick, wie sie am Anfang medial und politisch aufgetragen wurde, und es gibt zumindest für einige strafrechtlich ggf. relevanten Punkte tatsächlich keine Beweise, dass UB der Auftraggeber war (was nichts heißen muss- aber es gibt diese Beweise eben nicht). Problematisch ist aber, dass UB zumindest was die Steueranzeige betrifft, offensichtlich eine falsche Aussage getätigt hat. Er hat sich, so die Aussage seines Finanzstaatssekretär zumindest nach jener im Februart 1987 (?) erkundigt. Damit hat er von ihr gewusst, was nicht heißt, dass er sie initiiert haben muss. Aber genau das hatte er eben versichert: davon keine Kenntnis zu haben.

Entscheidend ist wie gesagt: wie aussichtslos war die Lage für UB? Betrachtet man es aus dem Licht des 2.UA muss man sagen, die Lage war doch eigentlich rgar nicht so aussichtslos für ihn- wäre das die Faktenlage. Natürlich war das mitnichten die Lage und Stimmung 1987, diese war aufgepeitscht, verurteilend und v.a schnell urteilend. Es ist schwer daraus abzuleiten, wie verzweifelt man angesichts einer solchen Situation wäre, wenn man selbst wüsste, es ist nichts wahr an den Vorwürfen, aber sieht sich dieser Wand an Unwahrheiten gegenüber. Diese Frage aber aus UBs Perspektive zu bewerten wäre ein Schlüssel für die Wahrscheinlichkeit der Suizidthese.


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Der Fall Uwe Barschel

21.10.2020 um 21:22
Barschel hatte keine Tonbandgeräte im Arbeitszimmer seiner Staatskanzlei mitlaufen...

Und egal, wie Untersuchungsausschüsse in späteren Jahren urteilten. Im Oktober 1987 stand Barschel vor den Trümmern seiner politischen Karriere. Und das Schlimme dabei waren nicht nur die Verfehlungen oder die Verantwortung, sondern die gewaltige Diskrepanz zwischen konservativen Image und schmutzigen Tricks. Ein Franz Josef Strauß hätte damit keine Probleme gehabt.

Was aber gar nicht mit der politischen Kultur der späten Bundesrepublik vereinbar war, war die gezielte Diskreditierung des politischen Gegners durch Heckenschützen. Das hatte es zuvor noch nicht gegeben. Selbst Willy Brandt, der Anfang der 1960er Jahre üblen Kampagnen durch Adenauer ausgesetzt war, hatte solche Verleumdungen nicht ertragen müssen. AIDS, Steuern, homosexuell usw.

Und das ist bis heute einmalig geblieben. Zum Glück.


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