EC145 schrieb:Und wie erklärst du Dir das Freya Barschel ( Ehefrau ) und Eike Barschel ( Bruder von Uwe Barschel ) einhellig anlässlich einer Pressekonferenz zum Schluss kamen das Ihr Ehemann und Bruder einem Mordanschlag zum Opfer gefallen sein muss.
Das die Familie bis heute der Auffassung ist, es sei Mord gewesen, ist psychologisch nicht verwunderlich, auch wenn man von Suizid ausgeht. Der Mord ist ein "Ausweg", um den Suizid ertragen und
familiär bewältigen zu können. Er ist eine gewaltige
Kränkung für die Angehörigen, zumal kein Abschiedsbrief bekannt ist.
1. Die Mehrheit der Personen, die sich selbst töten, hinterlässt
keinen Abschiedsbrief. Kein Abschiedsbrief = Zweifel am Suizid. Das mag im Krimi häufig thematisiert werden, in der Realwelt ist das
kein Indiz für Mord. Übrigens: Ein Geheimdienst hätte vermutlich keine Probleme gehabt, einen Abschiedsbrief zu fälschen, die Gründe waren bekannt ("Barschel-Affäre").
2. Für viele Angehörige ist ein Suizid weitaus schwerer zu ertragen, als ein Tod durch Fremdverschulden. Handelt es sich beim
Suizid psychologisch um eine höchst
egoistische Tat des geliebten Menschen, der sich aus eigenem Willen von dieser Welt und den Angehörigen verabschiedet und diese mit ihrem
Schmerz alleine lässt. Angehörige, die ihn lieben, die alles für ihn getan hätten. Das ist eine brüske Zurückweisung der Liebe der Angehörigen. Wenn dann noch nicht mal ein Abschiedsbrief hinterlassen wird, in dem die Tat erklärt und um Verständnis geworben wird, dann wird der Suizid als höchstpersönliche Angelegenheit noch
rätselhafter, noch verletzender, noch
unverständlicher.
3.
Angehörige können Motive und den psychischen Ausnahmezustand des Toten häufig selbst
kaum nachvollziehen. Wenn sie noch am gleichen Tag (wie der Bruder Barschels) mit der Person gesprochen haben und diese ihnen gegenüber nicht niedergeschlagen, verzweifelt oder depressiv war, ist ihnen ein Suizid
unerklärlich. Das kommt aber leider aber auch bei vielen Suiziden vor, wo eine Depression oder ein
Tatentschluss absichtlich verschleiert werden, um sich nicht von der Tat abhalten zu lassen.
4. Die
Art und Weise, wie Barschel zu Tode kam, ist nun auch noch
rätselhafter, als andere Selbsttötungsarten. Barschel erzählte von einer Person, die unbekannt geblieben ist, er lag in Kleidung in der Badewanne, es gab - vermeintliche oder echte - Spuren, die nicht erklärlich sind.
5. Wenn ich als Angehöriger an einen
Mörder glaube, dann kann ich - unbewusst natürlich - die ganze
Wut und Enttäuschung, gekränkt, verlassen und brüskiert worden zu worden zu sein, auf diesen
Unbekannten projizieren. Er wird zum Objektiv meiner Aggressionen, er ist schuld. Nicht der geliebte Mann, Vater oder Bruder.
Deswegen gelten Angehörige auch als befangen. Sie lassen sich ggf. von höchstpersönlichen Motiven leiten, die ihnen selbst gar nicht bewusst sind.