Geheime Forschungsanlagen
22.05.2005 um 15:41
Seit einigen Monaten ist der Iran ins Blickfeld der »Internationalen Atomenergiebehörde« (IAEA) gerückt: Es mehren sich die Anzeichen, daß der Iran bemüht ist, in den Besitz der Atombombe zu kommen, um einen möglicherweise bevorstehenden Angriff des amerikanisch-israelischen Machtblocks zu verhindern. Bereits vor der US-Aggression gegen den Irak wurde verkündet, daß Syrien und der Iran die nächsten Ziele des US-Imperialismus sein würden.
Es zeigt sich, daß die USA und Israel nur eine Sprache verstehen. Wie es scheint, kann nur noch eine mögliche Vergeltung mit Atomwaffen die Unversehrtheit staatlicher Souveränität garantieren und die Aggressionsstrategie der weltweit führenden Schurkenstaaten durchkreuzen.
Im Iran soll derzeit eine Gruppe von 70 bis 90 Wissenschaftlern am Bau einer Atombombe arbeiten. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde hat der Iran in Europa Hochspannungsschalter gekauft, die zum Zünden von Atomsprengköpfen benutzt werden können. Teheran habe sich zudem besondere Hochgeschwindigkeitskameras und Röntgenblitzgeräte besorgt, mit denen Testexplosionen untersucht werden können. Außerdem arbeite der Iran an Spezialsprengstoffen, mit denen Atomsprengköpfe gezündet werden können.
Im August hatten Kontrolleure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in der iranischen Atomanlage Natans an Gas-Zentrifugen Spuren hochangereicherten Urans gefunden. Die Uran-Aufbereitungsanlage liegt etwa 300 Kilometer südlich von Teheran. Sie wurde von Spionage-Satelliten der USA erst vor einem Jahr entdeckt. Teheran hatte daraufhin behauptet, es handle sich um eine Anlage für zivile Zwecke, Experten bezweifeln dies. IAEA-Generaldirektor Mohammed al-Baradei warnte jedoch vor Panik. Er sagte, Nordkorea stelle zur Zeit eine viel größere Bedrohung dar (für wen?). Man wisse nicht genau, ob das Land bereits Atombomben besitze. »Doch wir wissen, das Land besitzt waffenfähiges Plutonium. Damit kann es innerhalb weniger Monate Atombomben bauen.«
Inzwischen hatte die iranische Regierung zugegeben, die geheime Anlage in Natans mit »substantieller ausländischer Unterstützung« gebaut zu haben. Das berichtete die »Washington Post« (27.08.2003), die sich auf Diplomaten und UN-Dokumente berief. Den Angaben zufolge wird in der Fabrik derzeit mit der Anreicherung von Uran begonnen, das zur Produktion von Kernwaffen verwendet werden könnte. Woher die Unterstützung gekommen sei, habe Teheran nicht offengelegt, hieß es. Die IAEA gehe aber davon aus, daß Unternehmen aus Pakistan Technologie und Ausrüstung bereitgestellt hätten. Die Regierung in Islamabad hat bisher abgestritten, Iran und Nordkorea beim Aufbau eines Nuklearprogramms geholfen zu haben. Die Ausrüstung sei in den 70er Jahren von pakistanischen Forschern gekauft und für das Atomprogramm des Landes verwendet worden.
Mittlerweile ist den Persern auch die Entwicklung neuer Raketen gelungen. Seit kurzem verfügt der Iran über eine Rakete mit einer Reichweite von bis zu 1.500 Kilometern, die vermutlich mit einem Atomsprengkopf bestückt werden und so im Vergeltungsfall Ziele in Israel treffen könnte. Das iranische Außenministerium hatte Anfang Juli bekanntgegeben, daß die mehrjährigen Tests für die Mittelstreckenrakete »Schahab-3« abgeschlossen seien. Bislang verfügte die Armee nur über veraltete »Scud-B«- und »Scud-C«-Raketen mit einer Reichweite von höchstens 500 Kilometern. Die »Schahab-3« war erstmals 1998 getestet worden.
Bei der Vorstellung der neuen Rakete während einer Militärparade am 20. Juli 2003 sagte der geistliche Führer Irans, Ayatollah Ali Chamenei: »Unser Volk und unsere Streitkräfte sind heute bereit, ihre Ziele überall zu verteidigen. (…) Die göttliche Kraft hat auf alle Bedrohungen geantwortet, und heute sehen wir, daß diese göttliche Kraft dabei ist, dasselbe auch für das libanesische und palästinensische Volk zu tun.«
Wie nicht anders zu erwarten war, warnte die israelische Regierung vor einer Gefahr für die gesamte Nahostregion. Und das, obwohl in Wirklichkeit nur Israel für diese Region eine Gefahr darstellen kann. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums warnte, die Rakete sei in Zusammenhang mit dem angeblichen iranischen Nuklearpotential »nicht nur eine Gefahr für Israel, sondern für die ganze Region und auch für Europa«. Die Rakete sei in erster Linie als Waffe gegen Israel entwickelt worden, meinte die israelische Tageszeitung »Haaretz« (22.07.2003) unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Zwar sei die Chance eines iranischen Angriffs dem Geheimdienst zufolge zur Zeit »gering«, doch sollte die Nachricht, daß die Rakete einsatzfähig sei, in Israel »Alarm auslösen«. »Das iranische Bedrohungspotential hat damit ein neues Element erhalten «, zitierte »Haaretz« einen Experten.
Atomare Droh- und Erpressungspolitik Israels
Demgegenüber sind die Massentötungswaffen Israels selbstverständlich Waffen des Friedens und keinesfalls ein Bedrohungspotential, obgleich der Vertreiber- und Kolonialstaat Israel seine Nachbarn im Gegensatz zum Iran schon mehrfach mit deren Einsatz bedroht hatte. Israel ist übrigens der einzige Staat in der Region, der sich bisher weigerte, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen. Auch lehnt Israel es ab, seine Atomanlagen unter IAEA-Aufsicht zu stellen. Da war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis die seit Jahrzehnten bedrohten Nachbarstaaten entsprechend reagieren.
Auch wenn der Judenstaat bis zum heutigen Tage den Besitz von Atomwaffen bestreitet, ist es unzweifelhaft, daß er sie massenhaft besitzt. Zudem hat Israel nach Angaben der Arabischen Liga sein Arsenal an nuklearen Sprengköpfen auf 300 erhöht. Ferner soll das Land mittlerweile die Kapazität haben, Wasserstoffbomben herzustellen. Israel hat daneben mit den Mittelstreckenraketen »Jericho-1« (Reichweite 650 Kilometer) und »Jericho-2« (Reichweite 1.500 Kilometer) sowie der Interkontinentalrakete »Shavit« (Reichweite nach Schätzung des US-Verteidigungsministeriums 7.800 Kilometer) zudem die notwendigen Trägersysteme.
Damit ist Israel nicht nur nach wie vor eine Bedrohung für die arabischen Staaten, sondern auch für alle anderen Staaten, die sich die jüdischen Interessen nicht zu eigen machen wollen. Entsprechende Warnungen wurden bereits ausgestoßen, wonach man gegebenenfalls die Europäer mit in den Untergang reißen wolle. Das sind keine leeren Worte, wenn man bedenkt, daß auf jede europäische Hauptstadt mindestens eine israelische Atomrakete gerichtet sein soll. Dies ist wohl auch der Grund, warum in der veröffentlichten Meinung die Massenvernichtungswaffen der Juden »gute« Waffen sind, da sie der Verteidigung Israels dienen, während die entsprechende Antwort der tatsächlich bedrohten Nachbarstaaten Israels selbstredend als »böse« eingestuft wird, weil sie das angebliche Existenzrecht des Judenstaates bedrohe.
Schon vor einiger Zeit hatten die US-Imperialisten als strategische Partner Israels erwogen, die Atomanlagen im Iran zu bombardieren. Zu den genannten Eventualplänen der CIA für eine Bombardierung von Atomanlagen im Iran zitierte die »Los Angeles Times« (27.08.2003) eine Geheimdienstquelle mit den Worten: »Es wäre töricht, dem Oberkommandierenden nicht alle Optionen vorzulegen, einschließlich dieser (Angriffsoption).« John Bolton, Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, hatte bereits im Juni wissen lassen, daß das militärische Eingreifen gegen den Iran eine ernsthaft erwogene Option sei. George W. Bushs Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice sagte, die USA würden allein handeln, wenn die Europäer nicht bereit seien, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Den USA liege aber nichts daran, die Frage der Nicht-Verbreitung von Atomwaffen jedes Mal nach dem Muster des Irak zu behandeln, schränkte sie ein.
Da stellt sich die Frage, warum man nie auf den Gedanken kam, Israel an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern? Und auch Sanktionen gegen Israel wurden diesbezüglich nie in Betracht gezogen, obwohl Israels Atomwaffen auch für Europa eine tödliche Bedrohung darstellen.
Daß der Angriff auf den Iran bisher nicht erfolgte, könnte mehrere Ursachen haben: Die Perser haben gewiß aus der Vergangenheit gelernt und ihre nuklearen Forschungsanlagen deshalb weitgehend dezentral organisiert, so daß Luftangriffe der Israelis und Amerikaner die wirklichen Ziele kaum treffen könnten. Andererseits haben sich die US-Imperialisten mit der Irak-Invasion augenscheinlich verhoben, so daß ihr Militär derzeit nicht in der Lage ist, einen weiteren – und auch weitaus stärkeren – Staat zu überfallen. Zudem haben die ständig steigenden Verluste im Irak ihre Wirkung auf die Stimmung in den USA nicht verfehlt. Eine weitere verlustträchtige Aggression wäre derzeit kaum vermittelbar. Und schließlich: Möglicherweise besitzt der Iran bereits die Atombombe, deren Besitz weitgehend unverwundbar macht. Zumindest gegenüber der bisherigen US-Aggressionsstrategie.
Unterdessen warnte IAEA-Generaldirektor al-Baradei vor einem neuen nuklearen Wettrüsten: »Atomwaffen sind begehrter denn je. Heute wird bereits ernsthaft darüber diskutiert, daß man Atomwaffen einsetzen kann.« In den USA – um es ganz konkret zu sagen! Al-Baradei warf überdies den USA vor, mit der Forschung an sogenannten »Mini-Atombomben« faktisch den Atomwaffensperrvertrag zu brechen: »Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Die US-Regierung verlangt von anderen Staaten, keine Atomwaffen zu besitzen. Andererseits perfektioniert man das eigene Arsenal. Ich glaube, es entspricht nicht dem Vertrag, den sie unterzeichnet haben.«
US-Atombomben im Westentaschenformat
Den USA sind tatsächlich frühere Verträge das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Der Krieg ist mithin für sie längst wieder ein Mittel der Politik zur Durchsetzung ihrer menschenverachtenden Interessen. So entwickelt das US-Militär derzeit einen neuartigen Nuklearsprengstoff namens »Hafnium«, der schon in kleinsten Mengen ungeheure Vernichtungskräfte entfesseln, zugleich aber auch in Kleinstwaffen eingesetzt werden kann. Nur ein Gramm des Hafnium-Sprengstoffs könnte laut »New Scientist« die Kraft von 50 Kilogramm TNT entwickeln. Eine Atombombe im Westentaschenformat, eine Revolution für die klassische Kriegsführung, jubeln schon die Militärstrategen in Washington. Der Einsatz einer solchen Waffe würde durch harte Gammastrahlung alle Lebewesen in der unmittelbaren Umgebung töten und dabei weniger radioaktiven Niederschlag auslösen als eine herkömmliche, auf Kernspaltung beruhende, Atomwaffe.
Im Gegensatz zu Uran ist keine kritische Masse für eine Explosion notwendig. Isomer-Waffen können damit auch in weniger vernichtenden Größenordnungen eingesetzt werden – und würden die bisher eindeutige Grenze zwischen konventioneller und nuklearer Kriegsführung verschwimmen lassen. Dabei gehört der Einsatz sogenannter »Mini-Nukes« mittlerweile zur offiziellen Sicherheitsdoktrin der USA. Für deren Motto, überall in der Welt in kürzester Zeit militärisch zuschlagen zu können, wirken kleinformatige Isomer-Bomben wie geschaffen.
»Hafnium« macht den Bau von Miniaturgeschossen möglich, die als Bombletts vom Himmel regnen oder von Panzern und Artillerie verschossen werden können – oder von Einzelkämpfern, die Kleinraketen aus Granatwerfern von der Schulter aus abfeuern. Eine Armee, die über solche Strahlenwaffen verfügt, wäre jedem Gegner an Feuerkraft erheblich überlegen. Den radioaktiven Niederschlag nach einer Hafnium-Explosion müßten die Soldaten nicht fürchten, er ist deutlich geringer als bei konventionellen Atombomben.
Aus mehreren Gründen könnte sich die Entwicklung von Mini-Atombomben für den US-Imperialismus letztlich dennoch als nachteilig auswirken, denn tatsächlich schafft sie weltweit mehr Unsicherheit. Die zwangsläufige Folge wird sein, daß die potentiellen Opfer ebenfalls danach trachten, in den Besitz dieser neuen Strahlenwaffe zu gelangen. Auch verfängt die abschreckende Wirkung solcher Strahlenwaffen bei den derzeit wichtigsten Feinden der USA – den Gotteskriegern – nicht, da sie den Tod bei ihren Angriffen einkalkulieren. Schließlich senkt die US-Regierung mit der Hinwendung zu einer neuen Generation der lange geächteten Atomwaffen jene Hemmschwelle, die den Einsatz von Nuklearwaffen in den vergangenen 58 Jahren letztlich verhindert hat. Wenn diese neue Entwicklung einmal auf ihren Urheber zurückschlägt, darf man sich nicht wundern.