paxito schrieb:Es wird oft gern das Bild bemüht, das wir im Grund schon sehr viel wüssten und nur einige wenige Punkte unklar seien.
Von wem? Wo? Wie wäre es mal mit nem sehr konkreten Beispiel?
Streng genommen gabs diese Auffassung mal vor rund 150 Jahren.
Auf der Suche nach einem Studienfach erwog Planck also zunächst, Musik zu studieren, sah darin aber keine Berufsperspektive und entschied sich für die Physik. Der Münchner Physikprofessor Philipp von Jolly, bei dem Planck sich 1874 nach den Aussichten erkundigte, kommentierte Plancks Interesse an der Physik mit der Bemerkung, dass „in dieser Wissenschaft schon fast alles erforscht sei, und es gelte, nur noch einige unbedeutende Lücken zu schließen“ – eine Ansicht, die zu dieser Zeit von vielen Physikern vertreten wurde.
Quelle:
Wikipedia: Max Planck#1867–1874: Schulzeit in MünchenSelbst die diskutierte TOE, die "Theory of Everything", ist nicht wirklich so gemeint, daß, wenn wir die Quantenphysik und die Einsteinsche Gravitationstheorie vereint beschreiben können, "dann aber wirklich" endlich alles erklärt und erfaßt wäre und es anschließend nur noch ums Verbessern der Nachkommastellen ginge.
paxito schrieb:Das bemerkst du vor allem dann, wenn unser heutiges Wissen auf den Ursprung und in die Ferne Zukunft extrapoliert wird.
Ich für meinen Teil extrapoliere gelegentlich. Aber ich käme ums Verrecken nicht auf den Gedanken, damit zu meinen, dies bedeute, daß unser Wissen halt schon "fast alles" wäre und nur noch "ein Bisserl" fehlen würde. Wie, frage ich mich, kommst bloß Du auf diesen Schuh?
Wann extrapolier ich denn gelegentlich? Wenn ein anderer in einer Diskussion damit anfängt, wer weiß, was in der Zukunft so alles möglich wäre. Und dieser "ein anderer" kommt darauf nicht aufgrund von Bekanntem, sondern aufgrund von "ich hab keine Ahnung, kann mir aber vorstellen". So einem sag ich dann immer, daß Nichtwissen keine gute Basis ist für das Prospektieren von Künftigem. Wenn, dann bitte auf der Basis von Bekanntem. Zu deutsch: via Extrapolieren von Heutigem, von bereits erfaßter Erkenntnis udgl.
Nicht daß damit eine verläßliche Prognose von Künftigem möglich ist, aber doch eine
fundiertere als der Schwachfug, sich halt
jeden Scheiß ausdenken zu können, solange man gleich gar keine Basis verwendet.
Auch extrapoliere ich gerne mithilfe solcher Erkenntnisse, die nicht mehr gekippt werden
können. So die Termodynamik. Oder die Lichtschranke. Oder die Keplerschen Gesetze der Himmelsmechanik. Letztere gehen zwar mit der Newtonschen Mechanik zusammen, und diese ist mit den Einsteinschen RTen "erledigt". Für die Keplerschen Gesetze heißt dies freilich eben, daß sie halt für relativistische Räume umgesetzt werden müssen, nicht daß sie ad acta gelegt werden könnten. Selbst Newton bleibt als Grenzfall innerhalb der RT gültig. In diesem Sinne gilt: nichts, was "einmal erkannt" wurde, wird künftig "falsch". Selbst das geozentrische Weltbild der planetaren epizyklischen Bahnen ist in der Braheschen Formulierung ein korrekter Grenzfall der Heliozentrik.
Brahe mag falsch sein, aber mit Brahe könnteste trotzdem sämtliche Planetenkonstellationen sauber vorausberechnen Wie sollte sich das in nochmals 1000 Jahren ändern?
Aber nur, weil ich mich auf sowas beziehe, sag ich doch nicht, daß das schon die endgültige Erkenntnis wäre, dahinter nur noch unbedeutende Ergänzungen kämen oder irgendwas in der Art?
Entschuldige, aber was Du da sagst, klingt für mich arg nach Mumpitz.
paxito schrieb:An der Stelle aber ne wesentliche Binse, die wir festhalten sollten.
Echt jetzt? Na wenn Du es brauchst... Ich muß mich da nicht regelmäßig dran erinnern, mir ist das sowas von sonnenklar und nicht der Rede wert. Übrigens auch ne Extrapolation: Bisher wußte jede Epoche mehr über Himmelsmechanik, Bio, Mathe, Bla und Keks als die frühern, und mit fortschreitender Zeit verkürzt sich sogar die Zeit der Verdopplung von Erkenntnissen und Innovationen. Das extrapolier ich einfach mal so in die Zukunft. Dieses Pfuibäh "Extrapolieren", da steh ich drauf.
Irgendwann mal mag die Zeit kommen, da diese Tendenz kippt, wenn pro Zeitraum immer weniger als zuvor neu erkannt und hervorgebracht wird,, und es vielleicht sogar auf ne Art "Obergrenze" tendiert. Und selbst da muß das nichts mit ner "Obergrenze objektiven Wissens" zu tun haben, nix mit nem "das physikalisch Machbare wurde ausgereizt", sondern könnte schlicht damit zu tun zu haben, daß wir an unser Limit, das Limit des Menschenmöglichen gekommen sind. So, wie es bis vor ein paar Jahrhunderten noch Universalgelehrte gab, seither aber nicht mehr. Einfach aus dem Grunde, daß unser Wissen so umfangreich geworden ist, daß ein einzelner Mensch sich dieses Wissen nicht mehr insgesamt aneignen konnte. Seither gibt es Fachgelehrte, und selbst innerhalb der "Hauptfächer" (Physik, Medizin usw.) ist das Wissen schon zu viel für einen allein geworden. Deswegen forschen heut oft mehrere im Verbund, weil einer Allein oft nur noch kleine Brötchen backen kann. Womöglich wird aber auch die Interdisziplinarität ganzer Forscherkollektive irgendwann nicht mehr ausreichen, und unsere Erkenntniszunahme und unsere Innovationen drosseln sich.
Aber wenn es so weit ist, wird sich einige Zeit zuvor bereits die Tendenz des exponentiellen Wissensanstiegs langsam abmildern, nicht schlagartig, als führen wir gegen ne Wand, und ab da gäbs Null Weiterkommen. Lange vor "dem Ende" werden wir dieses an dem verminderten Erkenntnis- und Innovationsanstieg bemerken. Und noch etlich viel Wegs vor uns haben bis da. Noch aber ist dies nicht der Fall, und daher extrapoliere ich erst mal weiterhin fröhlich satte künftige Erkenntnisse. Und zwar deutlich mehr als unsere bisherigen Erkenntnisse Eben wegen der Verdopplungssache.
Extrapolationen sind schon was Feines. Wenn man
echte Erkenntnisse dafür als Basis benutzt. Wenn man also "das Bisherige" extrapoliert. Da kannst Du nicht gegen anstinken. Und das ist beileibe nichts, mit dem Du zeigen könntest, ich ginge davon aus, wir wüßten halt schon fast alles oder so.
paxito schrieb:Das schon heute halte ich eben - angesichts unseres Unwissens - für prinzipiell möglich.
Tadaaaa!!! Da isses, das Argumentieren mit Unwissen.
NUR mit Unwissen kannst Du sowas glauben. Echte wissenschaftliche Erkenntnisse bahnen sich ihren Weg in die Anwendung und in die Öffentlichkeit. Niemand entwickelt ne Atombombe und droht nicht mal irgendwann anderen damit, niemand baut nen Tarnkappenbomber und läßt den Jahrzehntelang nicht fliegen, und kein anderes Land der Welt vermag diesen jahrzehntelang nicht ansatzweise zu enttarnen. Seit wie viel Jahrzehnten faselt Lazar von Element Hundertsoundso und der geilen Antigrav? Ohne daß die Sache mal außerhalb von Area Nullachtfuffzehn eingesetzt wurde?
paxito schrieb:Das Verheimlichen ist es, wo ich bei VTlern aussteige. Zumindest weitgehend.
Weitgehend müßten also diese Geheimprojekte mittlerweile bekannt geworden sein. Any Examples? Aber jetzt bitte nicht sowas wie Stealth, denn da steckt ja keine Physik drin, die die Physik zuvor umgehauen hätte. Nee Du, nix "zumindest weitgehend", sondern "überhaupt nicht". Wenn es da irgendwelche Geheimforschung zu Sachen mit radikal anderer Physik gäbe, dann nur mit Geheimhaltung á la VT. Anders kannst Du es gar nicht sehen.
paxito schrieb:Wie @perttivalkonen schon sinngemäß schrieb, jahrzehntelang mit irgendwelchen hyperfortschrittlichen „UFO“ Technologien zu hantieren um sie dann nie einzusetzen - das klingt völlig abwegig.
Also ich für meinen Teil würde daraus ja folgern: also gips diß nich. Du hingegen
paxito schrieb:dass so ein Wissensstand theoretisch möglich ist.
wobei ich mich frage, wie Dein "theoretisch" dabei was austragen soll. Theoretisch kann ich mir auch ne Flache Erde vorstellen, muß nur ne andere Physik (nanü?) annehmen.
paxito schrieb:eine Gruppe von Personen verfügt über „höheres“ Wissen, will dies aber grundsätzlich nicht verwenden.
Das mag als Plot für irgendne SciFi-Schnulze geeignet sein. Aber in einer realen Welt frage ich mich, wieso zufälligerweise diese beiden Größen "sensationelle neue Physik erkannt" und "eine Gruppe von Nichtanwendenwollern" zusammenkommen. Wo sind denn all die anderen Fälle, wo mal so ne "sensationelle neue Physik" auf Anwendenwoller getroffen ist seit dem Ufoabsturz von 1947? Erst dann isses glaubhaft, daß es auch mal so ne spezifische Forschergruppe getroffen haben kann, die nicht auf Anwendbarkeit aus ist.
Siehst Du ja ähnlich. Aber irgendwie sollteste dann vielleicht auch mal dazu kommen, Dein
paxito schrieb:dass so ein Wissensstand theoretisch möglich ist.
nicht wirklich was mit irgendner Realität zu tun hat.