califix schrieb:Da muss ich Dir leider widersprechen, das Universum ist definitiv aus einer Singularität (wenn man das im dreidimensionalen Raum beschreiben will) entstanden und dehnt sich seitdem aus. Schon von daher ist "unendlich" nicht möglich, denn dazu müsste es unendlich alt sein.
Das ist leider kein Beweis der Endlichkeit des Universums. Auch ein endlich großes Universum hat ein Problem, aus einer Singularität heraus zu entstehen. Mit einer Expansionsrate nämlich war das nicht zu leisten. Wenn Du annimmst, daß das Universum in den ersten soundsoviel Plancksekunden um das Soundsovielfache angewachsen ist, dann landest Du - Multiplikation mit Null - wieder in einer Singularität. Mit anderen Worten, die Größe des Universums direkt nach dem Urknall leitet sich nicht aus dem "Zustand in der Singularität" her.
So, wie ein endlich großes Objekt mit jeder beliebigen endlich großen Expansionsrate zu keinem Zeitpunkt je auf "unendlich groß" anwachsen kann, genauso kann auch kein endlich großes Universum durch Expansion aus einer Singularität (also r=0) hergeleitet werden. Die Anfangsgröße des Universums direkt nach dem Urknall läßt sich nicht aus der Singularität bestimmen.
Noch im Juli diesen Jahres versuchte ich
in nem anderen Thread, meinem Bauchgefühl von einem endlichen Universum mit der Überlegung der maximal lichtschnellen Übertragung von einer Ursache zur Wirkung stützen zu können. Wenn erst mal der Raum existiert, dann kann er auch so stark expandieren, daß die Distanz zwischen zwei entfernten Raumregionen bzw. zwei darin befindlichen Objekten überlichtschnell zunehmen kann. Hier wird ja keine Information übertragen, keine "Ursache jetzt hier" führt zu einer "Wirkung dann dort". Wo aber eine "Ursache hier" zu einer "Wirkung dort" führt, da kann die Entfernung zwischen "jetzt hier" und "dann dort" nicht überlichtschnell überwunden werden. Also, so meine Überlegung, wenn das soeben entstandene Universum die Wirkung der Ursache "Urknall aus Singularität" ist, kann nach der ersten Plancksekunde die Größe des Raumes maximal bei r= eine Plancklänge gelegen haben. Das Dumme daran ist nur, daß die Singularität als "Ort des Urknalls" ja gar kein Punkt im späteren Raum ist. Es führt also überhaupt kein Weg von der Singularität zu einem beliebigen Raumpunkt des frisch gebildeten Universums "durch Raum hindurch", oder "über eine Strecke X". Jeder Punkt im frisch gebackenen Raum
war zuvor die Singularität. Um von der Singularität zu einem beliebigen Punkt im Raum zu kommen, muß also nicht eine einzige Plancklänge zurückgelegt werden, sondern exakt Null.
Und das klappt genauso mit einem endlichen Universum wie mit einem unendlichen.
Mein Gefühl sträubt sich noch immer dagegen, aber einen triftigen Grund vermag ich nicht zu benennen für ein endliches Universum.
califix schrieb:Die Nicht-Unendlichkeit, die Entstehung aus quasi einem Punkt, kann man anhand der Rotverschiebung erkennen. (von Vestro Slipher 1912 entdeckt, von Edwin Hubble 1929 erklärt)
Auch ein unendlich großes Universum kann expandieren, und bei der Rückrechnung dieser Expansion kann man dann sehen, daß was heute 10 Milliarden Lichtjahre auseinanderliegt, vor soundsovielen Milliarden Jahren mal auf eine Plancklänge zusammengedrängt gewesen sein muß. Bei unendlich vielen Plancklängen bleibt das Universum zu diesem Zeitpunkt noch immer unendlich groß.
Der nächste "Rück-Schritt", nämlich von einer Plancklänge zur Singularität, der geht wie ich bereits schrieb ohnehin nicht im Sinne einer Expansion (oder andersrum Kontraktion). Ginge er, dann ginge er auch von unendlich vielen Plancklängen zu unendlich vielen Singularitäten, die - dank r=0 - dann auch wieder nur eine Singularität wären. Der Sprung vor "total klein" zu "Null" ist nicht leichter als der von "unendlich groß" zu "Null".
Die festgestellte Expansion des Universums führte auch überhaupt nicht zwangsläufig zur Folgerung eines Urknalls:
Hubble selbst fand die Beziehung v = H ⋅ r, also die Beziehung zwischen den Distanzen der Galaxien und den als Geschwindigkeiten gedeuteten Rotverschiebungen v (Dopplereffekt), im Jahr 1929. Das deutete er allerdings nicht als Expansion des Universums, sondern im Sinn von de Sitters 1917 vorgeschlagenem Modell eines statischen Universums. Hubble hat das Modell des expandierenden Universums nie vertreten und – nach seinen Publikationen zu schließen – vermutlich auch nie daran geglaubt.
Wikipedia: Expansion des Universums#EntdeckungsgeschichteLemaitre immerhin entdeckte die Expansionsformel v = H ⋅ r schon zwei Jahre vor Hubble und schloß daraufhin auf einen Urknall. Selbst die spätere Steady-State-Theorie erklärte die Expansion ohne Urknall.