Insgesamt ein sehr spannendes Thema. Die psychologische Vorgänge gehn jeden von uns an - denn: sind wir nicht alle ein bisschen Psycho?
skynet2.0 schrieb:Habe diese Feststellung auch schon gemacht, es dauert meist nicht lange und diese Leute verfallen in ihren Gesprächen einer gebetsmühlenartigen Predigt alles Möglichen VTs.
Nja, da gibt gleich ein Bündel von (möglichen) Gründen für.
Zur Affinität kommen da ja noch ein paar weitere "Prozesse" hinzu. Die Immunisierung spielt da wohl eine gewaltige Rolle, aber auch die fest verankerte schematische Klassendenke (gut/böse; schwarz/weiß), oder den aus der Statistik stammenden Alpha-Fehler, der in der Psychologie eine Aussage darüber trifft wie der Einzelne mit Nullhypothesen umgeht (eher zustimmend, eher ablehnend).
Und viele, das sollte man nie vergessen, der kuno hats schon gesagt, sind schlichtweg Trolle, die Gefallen an einer bestimmten Rolle finden. Früher waren das Klassenclowns, deren einzige Leistung innerhalb der ganzen Schulzeit aus zwei billigen Lachern/Jahr bestand; oder die Stammtischnarren, die sich wie Brüllaffen gegenseitig übertrumpfen wollen (wer möchte angesichts dessen eine enge Verwandtschaft ausschließen? - richtig: die Brüllaffen, deren Wissenschaft ist noch etwas unterentwickelt, die wissens nicht besser)**
Dass beispielsweise eine wissenschaftsfeindliche fixe Idee mit einer generellen Wissenschaftsfeindlichkeit einher geht, ist eigentlich keine allzu große Überraschung.
Schau dich nur um auf den Seiten der Anhänger des Kreationismus, der flachen Erde, Alternativmedizin -maschinenbau -logik - archäologie und was es da halt alles gibt.
Die Gurus geben sich oft noch zurückhaltend und beschränken sich häufig auf "ihr Thema", bei den Anhängern sammelt sich dann der ganze geistige Unrat an. Und ist die Saat des Zweifels (an so ziemlichen allen bekannten und noch unbekannten wissenschaftlichen Bereichen) erstmal ausgebracht... na zu welcher Schlussfolgerung will man denn da kommen? Natürlich eine ablehnende, was denn sonst?
Die Gegenseite tut das gleiche um ihren Standpunkt zu festigen. Nur stellt sie andere Ansprüche, kommt zu völlig anderen Befunden und somit zu abweichenden Schlussfolgerungen.
Aber der Vorgang an sich, der Versuch das eigene Weltbild durch Verifikation zu festigen, ähnelt stark.
Keiner kann alles wissen, selbst der Klügste unter uns hat Schattenseiten, die noch dunkler sind als das was hinten aus der Kuh rauskommt. Vom Thema Quantenkopulation verstehen vielleicht 0komma0x % der Menschen etwas*.
Wie soll man mit neuen Erkenntnissen umgehen? Du kannst nur Vertrauen (auf Methode, Standards usw) oder du lehnst ab. Beides kann mal stärker oder schwächer ausgeprägt sein. (dass Radikaldenker gerne zur stärkeren Ausprägung tendieren ist ja wohl auch keine wirkliche Überraschung)
Der große Unterschied zwischen "Wissenschaftsfeinden und Wissenschaftsaffinen" liegt darin, dass Letztere (zumindest recht häufig, aber leider wohl nicht immer) mit der Falsifikation umgehen können. Wenn sich etwas als falsch erwiesen hat, dann fliegts halt aus dem Fenster. Ist überhaupt kein Problem, denn das hat durchaus eine gute Seite, auch ein Fehlschlag erweitert das Wissen.
Die "Feinde" hingegen können naturgemäß mit Falsifikation nichts anfangen. Wenn sie das zuließen, fiele das ganze Geschwiemel wie ein Kartenhäuschen bei Sturm in sich zusammen. Falsifikation kommt also schon aus Gründen der (geistigen) Selbsterhaltung nicht im Werkzeugkasten vor. Unterschiede gibt es natürlich auch bei der "Qualität" (wenn man die mal so nennen will) der Belege. Während die einen alles aufsaugen, das nur halbwegs in das geistige Förmchen gehämmert werden kann, verlangen die anderen qualitativ hochwertige, reproduzierbare und (ausreichend) reproduzierte Befunde - und selbst dann spricht man vom Stand der Wissenschaft und nicht von der verd...ten Wahrheit (TM)
Ist ein großer Themenbereich. Ist spannend die einschlägigen Publikationen (mit für den Laien gebührender äußerster Vorsicht) zu lesen. Man lernt so einiges - auch über sich selbst. Es ist aber auch ganz schön zermürbend. Man hat es nicht immer mit Leuten zu tun, die am Tag der Hirnverteilung krank fehlten. Für einige ist es halt göttlicher Auftrag (Mission+Predigt), andere blödeln nur rum und wieder andere wollen weder missionieren noch predigen sondern lediglich ihren Unmut (über egal was) kundtun, oder suchen nach sozialer Wärme durch Reibung.
*meint: mehr als das "gängige populäre Wissen"
** der Unterschied liegt darin: früher waren die Dorfdeppen weitgehend isoliert und bekamen (nicht nur metaphorisch) was aufs Maul; Dank des Internets finden sie sich, Kuscheln bis zur Bewusstlosigkeit und erklären sich (aufgrund ihrer überragenden Fähigkeiten in Sachen Statistik und 1*1) zur Mehrheit, was sie aber nicht daran hindert, sich selbst permanent als unterdrückte und schützenswerte Minderheit zu sehen