Groucho schrieb:Das hört sich überaus plausibel an.
Es ist die einfachste Erklärung.
Groucho schrieb:Woher willst du wissen, was für Oswald existenziell war?
Das WEISS ich natürlich nicht - aber es ist naheliegend.
Groucho schrieb:genau so gut kann gleich ein VTler um die Ecke kommen und belegen dass Oswald ein pedantischer Perfektionist war und auf jeden Fall den Präsidenten tot sehen will.
Es würde mich nicht überraschen, wenn ein VTler sich auf diese Weise ins eigene Knie schießen würde. Es würde mich allerdings sehr überraschen, wenn irgendjemand einen solchen Beweis führen könnte - bisher ist er nicht aufgetaucht.
Wir wissen, dass Oswald sein Gewehr am 25. März bekam nachdem er zuvor das Haus von Walker ausspioniert und fotografiert hatte. Wir wissen, dass Oswald am 01. April bei Jaggars-Chiles-Stoval gefeuert worden ist und am Samstag dem 06. April 1963 seinen letzten Arbeitstag dort hatte. In genau diesen Tagen brach er auch seinen Schreibmaschinenkurs ab, der Montags, Dienstags und Donnerstags Abends stattfand. Das Attentat fand an einem Mittwoch statt.
Man kann sagen, in diesen Tagen zwischen dem 25. März und 10. April spitzte sich eine Situation zu, die zuvor vielleicht noch "spielerisch" eingeleitet war und jetzt fast zwangsläufig in dem Mordversuch am Abend des 10. April münden mußte. Oswald verläßt am Abend des 10. April das Haus, Marina glaubt, er wolle zu seinem Schreibmaschinenkurs. Er hinterläßt Ihr ein Schreiben, welches eindeutige Anweisungen beiinhaltet, wie Sie sich zu verhalten habe, wenn er nicht zurück kehrt.
2 Stunden nach dem Attentatsversuch taucht er verschmutzt und verschwitzt wieder zuhause auf. In der Folge erzählt er Marina von seinem Mordversuch und zeigt ihr die Pläne und Fotos, mitwelchen er diesen vorbereitet hatte.
Am Freitag, den 12. April beantragt Oswald Arbeitslosenhilfe - eine Woche nachdem er seinen letzten Arbeitstag gehabt hatte und 12 Tage, nachdem er wußte, dass er Arbeitslos werden würde ... was hat den Oswald, der tatsächlich "pedantisch" darin war, Gelder und Hilfen für sich zu organisieren, anderthalb Wochen lang daran gehindert, diese für seine Familie absolut notwendige Hilfe zu beantragen? Die tatsächlichen Ereignisse legen den Schluss nahe, dass er nicht davon ausging, diese Gelder zu benötigen, da er selbst entweder auf der Flucht, erschossen oder im Gefängnis sei und seine Familie in der Obhut des russischen Konsulats, wo ihnen die Hilfe gewährt werden würde, die der Familie eines großen kommunistischen Kämpfers zustehen würde. Naiv - aber der Kerl war ja auch gerade erst 23 Jahre alt und seine mentalen Probleme durch die aktuelle Verzweiflung (Baby, schwangere Frau, Arbeitslos usw.) noch ganz ordentlich gepusht. Jetzt, 2 Tage nach der Tat, war Walker am Leben, Oswald weder tot noch verhaftet und offenbar auch nicht auf der Fahndungsliste .... der Druck hatte sich mit dem Schuss etwas entladen, das Leben ging also weiter und deshalb jetzt doch: der Antrag auf Stütze..... und der Wunsch nach einem neuen Anfang!
Am 17. April, nur eine Woche nach dem mißglückten Attentat, beschließt Oswald nach New Orleans umzuziehen, nochmal eine Woche später geht es los. (Zufall? haha!)
Für Oswald hatte das Scheitern des Attentats auf Walker also keine negativen Folgen - fast schon eher das Gegenteil: Neue Pläne, neue Motivationen. Er versucht es auch nicht ein weiteres mal. Der Fall "Walker" scheint für ihn abgeschlossen.
Im November - wieder in Dallas - gibt es eine ähnliche Zuspitzung der Ereignisse im Leben des LHO. Seine berufliche Situation ist unbefriedigend, seine familiäre total zerrüttet. Er lebt im Prinzip von Frau und Kindern getrennt, wobei sich seine Frau in einem sozialem Umfeld eingerichtet hat, welches seine Schutzwirkung auch gegen Oswald entfaltet. Er kann Marina nicht mehr "ungestört" dominieren, eine starke Ruth Paine steht schützend neben ihr. Oswald fühlt sich gegängelt, ausgegrenzt und verfolgt.
Und in genau dieser Situation erfährt er, dass JFK in ein paar Tagen genau unter seinem Fenster im TSBD vorbeigondeln würde.
Aus dieser Situation ergibt sich für Oswald ganz allein eine Gelegenheit, das Motiv hingegen hat nicht wirklich etwas mit JFK persönlich zu tun. Nach seiner Festnahme sagt Oswald selbst, dass der Tod Kennedys keine Veränderungen bewirken wird sondern einfach irgendjemand anderes Präsident wird und das System genauso weitergeht. Oswald sah sich als Feind des Systems, nicht als Feind einer bestimmten Person. Aus dieser Perspektive ist für Oswald nicht der Tod eines bestimmten Präsidenten existenziell, sondern die Aktion als solche. Wenn sich mit dem Tod des Präsidenten am System selbst nichts ändert, ist der Tod des Präsidenten auch keine existenzielle Vorraussetzung für den Erfolg, sondern das Zeichen das gesetzt wird, wenn man versucht das exponierte Symbol dieses Systems zu töten. Zeichen setzen macht einen Aktivisten aus und als Aktivist wollte Oswald gerne gesehen werden.
Es gibt objektiv keine negativere Konsequenz für Oswald, wenn JFK überlebt, als wenn dieser so wie geschehen stirbt.
Oswald wurde wegen Polizistenmord und Mord am Präsidenten festgenommen. Diese Vorwürfe wurden ihm gegenüber geäußert. Oswald sagt der Presse, er wäre festgenommen worden, weil er in der SU gelebt hätte. Oswald verlangt einen bestimmten Anwalt, der nicht auf Mordprozesse spezialisiert ist, sondern in politisch motivierten Verfahren linke Gewerkschaften vertreten hat. Oswald will einen politischen Prozeß. Oswald ist nach eigener Aussage durch den Rosenberg-Prozess, den er als 15jähriger verfolgt hatte, politisiert worden.
Die Rosenbergs wurden hingerichtet und in der Folge Ikonen der kommunistischen Szene in den USA.
Alles deutet darauf hin, dass dieses Schicksal zu teilen für Oswald der Plan B war, den er nach erfolgloser Flucht (Plan A) versuchte umzusetzen.
Ich hoffe, mein Argument kommt so etwas klarer rüber.