Mondi schrieb:Ich halte es für äusserst unwahrscheinlich das bei eineem heiligen Text einfach geschlampt wurde.
Du hältst es also für wahrscheinlicher, daß jemand einen heiligen Text absichtlich statt versehentlich ändert? Wattene Logik!
Aber zu Deiner Information, Abschreibfehler sind nicht nur bezeugt, sondern auch kategorisiert. Diese Fehlerkategorien finden sich in Bibelhandschriften wie in allen anderen alten Texten; man kann sogar erkennen, ob es Lesefehler (ein Schreiber kopiert eine Vorlage) oder ein Hörfehler ist (mehrere Schreiber kopieren eine Vorlage, indem einer sie vorliest), nämlich wenn ähnlich aussehende oder wenn ähnlich klingende Buchstaben/Laute verwechselt werden. Mithilfe solcher Abschreibfehler lassen sich sogar die verschiedenen Handschriften zu einem alten Text in eine Art Stammbaum sortieren, weil Abschreibfehler bei späterem Abschreiben ja oft weitergetragen werden (wenn man sie nicht erkennt).
Hinzu kommt, daß die heutige Heiligkeit der Texte diesen erst nach und nach zugewachsen ist. Als die Texte entstanden und dann kopiert wurden, waren sie es noch nicht, erst mit der Zeit und ihrer wachsenden Bedeutung für die Leserschaft wurden sie auch inhaltlich bedeutsamer. Dann freilich passierten in der Tat seltener Abschreibfehler. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung pflegten die Massoreten die treue Überlieferung des Tanakh-Textes; stellte man nach dem Abschreiben der hebräischen Bibel in der Kopie Fehler fest, so wurde die ganze Kopie entsorgt. Um Fehler zu finden, führten die Massoreten sogar ein ganzes Sstem ein, die Massorah am Ende jedes biblischen Buches wie am Ende der Bibel insgesamt. Darin wurden Sachen angegeben, wie viele Wörter das Buch besitzt, welches Wort exakt in der Mitte steht...
In der Tat sind die massoretischen Bibelhandschriften extrem fehlerarm. Selbst heutzutage gedruckte wissenschaftliche Bücher haben oft eine längere Corrigenda-Liste beigefügt, als es Abschreibfehler in manchen massoretischen Bibeln gibt. Und selbst in den Jahrhunderten vor den Massoreten wurde die Zahl der Abschreibfehler bereits minimiert. So ist die Textgrundlage für heutige kritische (und religiöse) Bibelausgaben des AT der Codex petropolitanus von kurz nach 1000 n.Chr. Vergleicht man dessen Jesajatext mit der Jesajaschriftrolle aus QUmran, die aus dem 2.Jh. v.Chr. stammt, finden sich abgesehen von einer veränderten Rechtschreibung (Portemonnaie ---> Portmonee) gerade mal 70 Abweichungen, also Buchstabenverwechslungen, ausgefallene Wörter, Verwendung synonymer Vokabeln... Angesichts von 66 Buchkapiteln sind das gerade mal eine Abweichung pro Kapitel (und in vier Kapiteln auch mal zwei), und zwar in einem Abschreibzeitraum von über 1100 Jahren!
Man stelle sich nur mal vor, wie viele Bibelhandschriften es zu ein und der selben Zeit gab, sagenwirmal um 200 n.Chr., als die Juden im ganzen römischen Reich verteilt lebten, und natürlich auch außerhalb des Imperiums. In wenigstens jeder Synagoge gab es eine Abschrift. Auch in den christlichen Gemeinden war das AT Heilige Schrift, existierte auch hier. Und in mehreren Christenverfolgungen wurden deren Heilige Schriften regelmäßig konfisziert und zerstört, sodaß ständig neue Handschriften konfisziert wurden. Bei den Juden wurden die durch ständige Benutzung lädierten Exemplare ehrenvoll "beerdigt", sodaß sie besonders oft neue Exemplare benötigten. In den Jahrhunderten vor dem Buchdruck wurden womöglich zehntausende Bibelhandschriften angefertigt.
Es mag sein, daß auch eine mittelalterliche Bibelhandschrift aus Spanien nur 70 Abweichungen von dem Qumran-Jesaja aufweist, aber die Abweichungen, die beim jahrhundertelangen Kopieren in Spanien aufgetreten sind, werden zuallermeist andere sein als die im Codex Petropolitanus, sie werden auch zumeist an anderen Stellen im Jesajatext aufgetreten sein. Und wenn sich ab dm Frühmittelalter in Spanien eine nordspanische und eine südspanische separate Tradition des Bibelkopierens herausgebildet hat, dann werden diese beiden Handschriftentraditionen sich zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks bereits an 35 Stellen voneinander unterscheiden, beziehungsweise zusammen vom Qumran-Jesajatext in knapp 105 Stellen unterscheiden. Wir haben heute noch hunderte solcher Handschriften, einen kläglichen Rest von insgesamt zehntausenden Handschriften. Aber was die Gesamtzahl aller Abweichungen betrifft, die so zusammenkommen, ist die Zahl selbst bei extrem genauem Abschreiben doch immens groß. Das läßt sich gar nicht vermeiden.
Klar gibt es auch absichtliche Textänderungen. Zumeist sind dies frühe Konjekturen. Eben wenn beim Abschreiben eine Textpassage (tatsächlich oder vermeintlich) korrupt geworden war, konnte es passieren, daß ein Kopist einen Vorschlag einbrachte, wie der ursprüngliche Text wohl ausgesehen haben mag. Zuweilen wurde dies auch eigens angemerkt. Zum Beispiel heißt es im 1.Mose zum Besuch Gottes bei Abraham in Mamre einmal, als Abraham mit Gott um das Schicksal Sodoms feilschte, daß Gott vor Abraham stand. Die Massoreten sagten, das könne nur eine korrupte Stelle, ein Abschreibefehler sein, denn ein Mensch könne nur vor Gott stehen, aber nicht Gott vor einem Menschen. Sie änderten dies, aber bis heute ist diese Konjektur auch als solche ausgewiesen in den Anmerkungen der Massorah in jeder hebräischen Bibel.
In vormassoretischer Zeit werden solche Änderungen sicher auch ohne Kommentar eingeschrieben worden sein. Doch schon aus dieser Zeit gbesitzen wir mit den Handschriften der griechischen AT-Übersetzung (Septuaginta) Vergleichsexemplare, um solche Abänderungen aufspüren zu können. Klar ist hier dann die Frage, welche der voneinander abweichenden Textversionen denn nun die abgeänderte ist und welche die ursprüngliche, doch auch dafür gibt es wissenschaftliches Handwerkszeug.
Allesin allem bleiben genügend Stellen mit ihren alternativen Lesarten unsicher, ja gänzlich ungeklärt. Aber weder zeigen diese Varianten Mutwillen (gar böswilligen) an, noch handelt es sich um wirklich bedeutsame inhaltliche Unterschiede.
Mondi schrieb:Genauso unwahrscheinlich halte ich es, das Luther der Rose keine Bedeutung zugemessen hat.
Ich zitier mal aus
Wikipedia: LutherroseLuther betrachtete es als Ausdruck bzw. Zusammenfassung seiner Theologie und seines Glaubens.
[...]
In einem Brief vom 8. Juli 1530 schrieb Luther an Lazarus Spengler, die Lutherrose sei
„ein Merkzeichen meiner Theologie. Das erst sollt ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, daß der Glaube an den Gekreuzigten uns selig machet. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht. Ob’s nun wohl ein schwarz Kreuz ist, mortifizieret und soll auch wehe tun, dennoch läßt es das Herz in seiner Farbe, verderbt die Natur nicht, das ist, es tötet nicht, sondern erhält lebendig … Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rosen stehen, anzuzeigen, daß der Glaube Freude, Trost und Friede gibt, darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose stehet im himmelfarben Felde, daß solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig, jetzt wohl schon drinnen begriffen und durch Hoffnung gefasset, aber noch nicht offenbar. Und in solch Feld einen goldenen Ring, daß solch Seligkeit im Himmel ewig währet und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das höchste, köstlichste Erz ist.“
– WA, Luthers Briefwechsel, 5. Band, S. 444f (Nr. 1628)
Siehst Du da irgendeine Bedeutsamkeit der Rose selbst als ein Symbol? Ich sehe nur das Weiß der Rose als etwas Bedeutsames.
Mondi schrieb:Google übersetzt also fehlerhaft.
Google-Übersetzungen sind ja schon deutlich besser geworden, aber verlassen kann man sich da noch laaaaange nicht drauf!
Mondi schrieb:Die Rose als Wiedergeburtssymbol in Verbindung mit dem Kreuz, wobei die Vorstellung von der Kreuzigung und der Auferstehung mitschwingt, ist ein spezifisch christlich-esoterisches Symbol. Alle auf dem Rosenkreuz beruhenden freimaurerischen Hochgrade haben ursprünglich auch diese Bedeutung.
Das können Freimaurer und Rosenkreuzer gerne so sehen, wenn sie das wollen. Aber das Christentum besitzt keine esoterischen Lehren, die sind alle exoterisch. Wenn also die Rose mit dem Kreuz ein solches esoterisches Symbol ist, dann nicht im Christentum. Und eine offizielle Bedeutung der Rose in diesem Sinne ist mir nicht bekannt.