@Scox Das erste Video besteht zum einen Teil aus unsinnigem Gelaber, zum anderen aus einer allgemeinen Erklärung, wie es zu Geld kam. Ob die Darstellung, das Geld wäre von irgendjemandem konkret eingeführt worden, einfach nur lustig sein und an die Alien-Story anschließen soll, oder ob es schlichteren Gemütern das tatsächlich suggerieren soll, kann ich so nicht beurteilen. Angesichts dessen, wie tendenziös das Machwerk ist, ist letzteres nicht auszuschließen.
Zum zweiten Video:
Das mit der Bank ist dümmlich vereinfacht. Es wird unterschlagen, dass die Bank auch daher nützlich ist, da es ziemlich schwierig ist, sich auf direktem Wege Geld zu leihen. Einerseits wegen dem Kontaktproblem, aber auch weil das Risiko für einen einzelnen Geldverleiher deutlich größer ist als für eine Bank, mittels der mehrere Kreditgeber mehreren Kreditnehmern gegenübersteht. Denn im Gegansatz zu der Aussage in dem Video besteht für die Bank durchaus ein Risiko, es ist lediglich aufgrund der Diversifikation niedriger als bei einem direkten Geldverleih.
Insofern ist dieses "ohne Risiko" genauso ein Unsinn wie die Behauptung, eine Bank hätte überhaupt keinen Einsatz oder - noch dümmlicher - würde überhaupt nichts tun. Denn - ein weiterer Vorteil - eine Bank hat das Know-How die Kreditwürdigkeit und das Geschäftskonzept eines Kreditnehmers zu beurteilen. Das hat kaum einer, der Geld hat, insofern besteht in einem direkten Geldverleih ein noch viel höheres Ausfallrisiko für den Kreditgeber.
Dass vollkommen unterschlagen wird, dass der Zins eine Gegenleistung dafür darstellt, dass der Kreditgeber auf die aktuelle Verfügbarkeit seines Geldes verzichtet und das Risiko eines Ausfalls eingeht, ist angesichts der Qualität des Videos nicht sonderlich überraschend.
Dann wird es so dargestellt, als würde ein Kreditnehmer allein wegen der Bezahlung der Zinsen mehr als nur die reine Kreditsumme erwirtschaften wollen.
Das Lederbeispiel geht von einer gleichzeitigen Rückzahlung der gesamten Kreditsumme + der Zinsen aller Kreditgeber aus, ist somit vollkommen unnütz, für schlichtere Gemüter aber bestimmt einprägsam.
Was den Zinseszins angeht, finde ich es ganz besonders lustig, dass es so dargestellt wird, als würde ein privater Kreditnehmer Zinseszinsen bezahlen müssen. Das mag im Mittelalter so gewesen sein, heutzutage sind es die Banken, die Zinseszinsen auszahlen. In Deutschland ist der Zinseszins, sofern es sich nicht um Zinsen auf Einlagen bei einem Geldinstitut handelt, sogar gesetzlich verboten.
Also wieder ein Punkt, in der dieses Video die Realität ziehmlich verzerrt. Aber wie gesagt, schlichtere Gemüter fallen da bestimmt darauf rein.
Dann der übliche Blödsinn mit den realen Werten.
Ob Muscheln, Kakaobohnen, Goldmünzen, Geldscheine oder Zahlen auf einem Server, es besteht im Bezug auf ihre Verwendung als Geld kein einziger Unterschied zueinander, alle diese Sachen haben genau den Wert, der ihnen zugewiesen wird.
Das mit dem Vertrauen ist letztlich auch Unsinn. Wenn ich kein Vertrauen darin habe, dass ich für mein Geld auch etwas kriege, ist es vollkommen irrelevant, woraus dieses Geld besteht, es ist immer wertlos.
Der Unterschied ist hier lediglich, dass die meisten Leute sich einbilden, sowas wie Gold hätte irgendeinen besonderen "realen Wert". Dass es auch nur deshalb einen Wert hat, weil es ihm zugewiesen wird, und sich damit letztlich in keinster Weise von Papiergeld unterscheidet, ist den meisten nur schlicht und ergreifend zu hoch.
Denn als hätte bspw. Gold, ein Rohstoff, dessen Wert von Buddelaktivitäten und dem Finden von Adern abhängig ist, soetwas wie einen realen Wert. Aber da es nicht auf der Straße liegt, schön glänzt und vor x tausend Jahren keinen Verwendungswert hatte, sondern ein ausschließliches Luxusgut war, wurde es zum Inbegriff von "Wert" und das hat sich einfach gehalten.
Das mit der Mindestreserve, da muss ich zustimmen, hat allerdings ein praktisches Problem: Da es - wie gesagt - immernoch dumme Leute gibt, die Geld nur "echten" Wert zuweisen, wenn sie es in der Hand halte können (die noch idiotischeren sind die, die Geld nur einen Wert zuweisen, wenn es aus einem Rohstoff besteht, den sich schon unserer Ururururururururahnen um den Hals gehängt haben) und sich darüber hinaus tatsächlich einbilden, bei einer wirtschaftlichen Krise liese sich der Wert ihres Geldes dadurch retten, dass man alles abhebt, könnte von Banken nicht alles ausgezahlt werden.
Die Krise würde zwar nicht verschwinden, wenn die Bank das könnte und selbst, wenn jeder sein Geld in Goldmünzen von der Bank kriegen könnte, bedeutet das noch lange nicht, dass man für das Gold das gleiche kriegt wie vor der Krise, aber wie schon gesagt: Schlichtere Gemüter.
Mit dem "moderenen Banksystem" ist es nicht anders als vorher schon genannt: Tatsächlich problematisch würde es nur werden, wenn man davon ausgeht, dass alle Kreditnehmer gleichzeitig Kredit und Zinsen bezahlen müssten und darüber hinaus kein Geldtransfer zwischen den Kreditnehmern stattfindet.
Fazit: Dümmlich und tendenziös, gespickt mit Auslassungen, sowie Halb- und Unwahrheiten.
Ich bin mir sicher, es gibt auch deutlich bessere Erklärungen zum Geldsystem als die Diplomarbeit eines FH-Design-Studenten. Aber die sind vermutlich zu langweilig und nicht tendenziös genug, um von schlichteren Gemütern verstanden zu werden.