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Terroristen aus Notwehr
Katharina Szabo
Die Attentäter von Boston sind nun gefasst. Ein islamistischer Hintergrund bzw. zumindest eine islamistische Indoktrinierung scheint die Mörder zu ihrer Tat veranlasst zu haben. Viele sind jetzt sicherlich überrascht, manche vielleicht verblüfft. Wurden wir doch in den Tagen nach dem Attentat von den Medien dazu angehalten, nicht schon wieder vorurteilsbehaftet mit dem Finger auf Islamisten zu zeigen. Ein Akt menschenverachtenden Steuerrebellentums schien wahrscheinlicher.
Der Nachrichtensender n-tv wies umgehend auf das augenscheinlichste Indiz hin. Tax Day. Am 15. April, dem Tag des Attentates, sei in Amerika die Steuererklärung fällig gewesen. Steuerzahlern und anderen ‘right-wing extremists’ wie der Republikanischen Tea Party Bewegung ist dieser Tag von jeher ein Dorn im Auge. Die Republikanische Tea Party Bewegung benannte sich nach einem historischen Akt des Aufbegehrens gegen Steuerzahlungen und staatliche Einmischung. Am 16.12.1773 warfen als Indianer verkleidete amerikanische Rebellen mehrere Ladungen Tee der britischen East India Trading Company ins Hafenbecken von Boston. Damit wollte man ein Zeichen gegen die von Großbritannien erhobenen Steuern und Zölle setzen. War man nun Zeuge eines zweiten Aktes geworden? Ist es schierer Zufall, dass mit dem 15. April ein weiteres geschichtsträchtiges Ereignis direkt zur amerikanischen Rechten führt?
Am 15.04., dem Patriots’ Day, gedenkt der US Bürger feierlich dem Beginn eines Krieges. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg führte schlussendlich zum Sieg über die Briten und die Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Fakten lagen also auf der Hand. Dennoch liess es sich n-tv nicht nehmen, auf einen weiteren Umstand hinzuweisen, der einen islamistischen Hintergrund der Tat nahezu unmöglich erscheinen ließ. Auf den 16.04. fiele der diesjährige Unabhängigkeitstag Israels. An diesem Tag im Jahr 1948 habe David Ben Gurion den Staat Israel proklamiert.
Nun hat Ben Gurion zwar erst am 14. Mai 1948 die israelische Unabhängigkeitserklärung verlesen, was eine Allianz arabischer Staaten zu sofortigem Angriff auf Israel veranlasste. Sei es, wie es sei. Laut n-tv weise dieses Datum jedenfalls klar in eine einzige Richtung. Nur Neonazis kämen in Frage. Ganz könne man einen islamistischen Hintergrund zwar nicht ausschließen. Allerdings hätten sich pakistanische Taliban bereits von der Tat distanziert. Freilich nicht ohne dabei zu erwähnen, dass man prinzipiell keinerlei Einwände gegen Attentate auf die USA habe.http://www.n-tv.de/politik/Wer-hinter-den-Bomben-steckt-article10480841.html
Bisher gingen wir alle davon aus, dass unwillige Steuerzahler vollends damit beschäftigt seien, Geld zu verdienen und dieses dann anschließend vor dem gierigen Zugriff des Staates in Sicherheit zu bringen. Waren wir einem Klischee aufgesessen? Oder könnten die Attentäter weitere Motive neben dem puren Hang zur Steuerzahlungsverweigerung bewegt haben? Der Frage ging nun am 16.04.2013 die Phönix Runde nach.http://www.youtube.com/watch?v=zBL6DC2RcwI
Im Gegensatz zu Deutschland ist in den USA Rassismus keine Einbahnstraße. Anders als bei uns können in Amerika Menschen jeder Hautfarbe und Religionszugehörigkeit für sich in Anspruch nehmen, Opfer von Rassismus geworden zu sein. Von einem weißen Mann als wahrscheinlichem Attentäter ging daher öffentlich niemand aus. Man formulierte vorsichtiger. Der demokratische Abgeordnete William Keating sprach zum Beispiel lediglich vom Tax Day als möglichem Symbol, welches einen ‘domestic terrorist’ zu seiner Tat veranlasst habe.
http://dailycaller.com/2013/04/15/chris-matthews-democratic-congressman-suggest-tax-day-tie-to-boston-attacks/Vor derartig falschen Rücksichtnahmen ist man in Deutschland zum Glück gefeit. Das Übel darf jederzeit klar und deutlich benannt werden. Die Deutsche Welle TV Korrespondentin Melinda Crane, die charmante Generalistin, ließ in der Phönix Runde daher keinerlei Zweifel daran, wer ihrer Meinung nach Schuld an dem Attentat hätte. Der weiße Mann, genauer ‘angry white men’, kämen ausschließlich als Tätergruppe in Frage. Mit dem Anschlag wollten die zornigen weißen Männer sicherlich gegen eine Verschärfung der US Waffengesetze demonstrieren.
Weiter zeigte sich Melinda Crane erleichtert, dass die Zeiten rassistisch motivierter Schuldzuweisung vorbei seien. Die Bush Regierung, die immer wieder unbegründete Ängste vor Islamisten geschürt habe, ist Vergangenheit. Weniger einseitig äußerte sich der Terrorexperte Michael Lüders. Einen islamistischen Hintergrund des Attentats wies er nicht kategorisch von der Hand. Er wünschte sich aber, dass dies nicht so sei. Ihn plage die Sorge, dass in diesem unglücklichen Fall wieder mal der grassierenden Islamophobie in den USA und der westlichen Welt Vorschub geleistet werde.
Optimismus hierzu drückte jedoch Thomas Nehls, ehemaliger USA Korrespontent der ARD aus. Er war angenehm überrascht, dass Amerika offensichtlich endlich dazugelernt habe. Keine sofortige Schuldzuweisung in Richtung Islamismus sei erfolgt. Zudem solle man sich als US Regierung gefälligst mal an die eigene Brust schlagen. Die so genannte internationale Terrorbekämpfung wäre vielleicht ursächlich verantwortlich für islamistischen Terror. Er diagnostizierte eine klare Notwehrsituation seitens islamistischer Bombenleger. ‘Noch nicht Getötete’ würden gegen die ‘Kampf-Drohne’ protestieren. Auf ihre Art halt. Aus purem Selbstschutz. Dies wolle er aber nur am Rande gesagt haben, denn im aktuellen Fall läge ja kein islamistisches Attentat vor.
Der sehnliche Wunsch des Terrorexperten Michael Lüders ging, wie wir jetzt wissen, nicht in Erfüllung. Keine weißen Männer sondern von islamistischer Hasspropaganda aufgehetzte College Studenten töteten drei und verletzten weit über 100 Frauen, Männer und Kinder. Folgt man der Argumentation des ehemaligen USA Korrespondenten der ARD, Thomas Nehls, handelten sie aus Notwehr. Um der eigenen Ermordung durch die ‘Kampf-Drohne’ zuvorzukommen.
(Gastautor)