Vielen Dank erstmal für die zahlreichen Rückmeldungen zu diesem Thema!
Ich finde es jedoch ziemlich schade teilweise zu lesen, dass die Angst als Frau vor dem nächtlichen Herausgehen heruntergespielt wird, als läge es lediglich an fehlendem Selbstbewusstsein, oder übertriebenen, irrationalen Ängsten.
Die Angst davor, Männern über den Weg laufen zu können, die dich vergewaltigen würden, weil die Gelegenheit sich dafür bietet, weil du alleine und im dunkeln unterwegs bist wo auch weniger los ist, ist definitiv berechtigt. Es war eigentlich schon in jeder Epoche so, dass Frauen sich einer möglichen Gefahr aussetzten, allein unterwegs zu sein(vor allem Nachts). Das heißt natürlich nicht, dass unbedingt etwas passieren MUSS, aber die Wahrscheinlichkeit ist im Dunkeln und nicht so von Menschen belebten Orten einfach höher, viel höher, als mitten am Tage in einer belebten Passage.
Die Gelegenheit macht den Unterschied. Die Gelegenheit aus der Sicht des Verbrechers bietet sich Nachts ohne viele Zeugen nun mal eher an, als mitten am Tage, wo ständig jemand entlangkommt. Und wenn Derjenige auf eine Vergewaltigung aus ist, ist klar, dass er sich lieber die schmächtige junge Frau nimmt anstatt den 190cm großen, vollbärtigen Kerl, der auch gerade allein unterwegs ist.
Leider spielen hier teilweise auch gewisse "Erziehungen" eine Rolle, wenn zum Beispiel eine Gruppe 14-16 Jähriger(männlich) unterwegs ist, ist auch hier die Wahrscheinlichkeit höher, dass diese temperamentvoller und "mutiger" als Gruppe sind und die Flausen im Kopf haben, ein einzelnes Mädchen mal eben die Treppe herunter zu schubsen(leider auch schon vorgekommen), was wiederum auch eine mögliche Respektlosigkeit gegenüber dem anderen Geschlecht aufweisen kann. Abwertend. Frauen sind leider mehr als Männer von solchen Gewaltverbrechen betroffen, überwiegend sind es Vergewaltigungen. Dazu habe ich schon eine Statistik präsentiert.
Und nein, natürlich heißt es nicht, dass man sich als Mann absolut gar nicht fürchten müsste Nachts unterwegs zu sein. Idioten gibt es leider überall, die vor nichts und niemandem Halt machen würden.
-------
paxito schrieb am 28.06.2022:Welchem Nachteil genau? Nachts in dunklen Ecken Gewalt zu erfahren? Nein, das sind in der Regel Männer.
Wie bitte?! Vergewaltigungen! Und die Opfer sind leider in der Regel Frauen! Es gab so gut wie kein Jahrhundert, in denen man sich als Frau NICHT vor so etwas fürchten musste, wenn man Nachts allein unterwegs gewesen wäre.
paxito schrieb am 28.06.2022:Ich sagte dass das erstmal nichts geschlechtsspezifisches ist.
Es ist überwiegend geschlechtsspezifisch. Es gibt auch männliche Vergewaltigungsopfer, aber werfe bitte nochmal einen Blick auf den von mir geteilten Link, wie viele Frauen und Männer jeweils in den genannten Ländern vergewaltigt werden. Es sind immer viel mehr Frauen, als Männer. Man kann schon sagen, dass es geschlechtsspezifisch ist und man als Frau definitiv berechtigte Angst empfinden darf, Nachts draußen zu sein. Man muss sie ja nicht empfinden, aber wenn man es tut, dann BERECHTIGT.
paxito schrieb am 28.06.2022:Männer werden dafür deutlich häufiger Opfer von Gewalt, was wiederum deutlich häufiger vorkommt als Vergewaltigungen. Das du als Frau dich da mehr bedroht fühlst ist eben genau das, ein Gefühl und keine Tatsache.
Also so langsam machst du mich echt wütend! Ist eine Vergewaltigung (VER-GEWALT - IGUNG) keine Gewalt für dich, oder keine echte Gewalt?! Eine Vergewaltigung ist kein Akt der ganz liebevoll im Bett vollzogen wird! Man kann dadurch sogar sterben aufgrund innerer Blutungen, weil es leider auch schon vorgekommen ist, sein Opfer mit Gegenständen zu vergewaltigen/zu missbrauchen! Aber selbst ohne ist es ein Gewaltverbrechen!
Höre echt auf mit so einer Aussage, es wäre ein Gefühl sich bedroht zu fühlen und keine Tatsache!
Man kann froh sein, wenn man Nachts unterwegs ist und einem bisher noch nichts passiert ist, aber das heißt nicht automatisch die Angst davor dass etwas passieren könnte, wäre irrational!
Luminita schrieb:Sehe ich in Teilen auch so. Klar ist man unterlegen und evtl. auch gefährdeter, aber wenn man quasi als Tatsache sieht, dass man auf jeden Fall verprügelt, vergewaltigt, ausgeraubt und am besten auch noch ermordet wird, liegt da schon auch an anderer Stelle was im Argen.
Und WO bin ich davon ausgegangen? Erzähl das mal den Vergewaltigungsopfern, dass einfach nur etwas mehr Selbstbewusstsein sie bestimmt vor ihrem Schicksal bewahrt hätte! Ist auch nicht so, dass ich schon von vornherein mit irgendeiner Angst nach draußen gehen würde. Wie ich bereits in meinem Eröffnungspost schrieb, war es ein angenehmer, entspannter Spaziergang für mich, BIS mir zwei Kerle hinterherliefen. Man darf in dem Moment zurecht Angst haben, wenn diese sich deinem Tempo anpassen und dir hinterherkommen. Solch eine Angst ist nicht aus der Luft gegriffen, vergewaltigt werden zu können, oder ähnliches.
Yael schrieb:Es macht mich aber unfassbar wütend, wie hier die Angst und negativen Erfahrungen von Frauen (wieder einmal) heruntergespielt, relativiert und abgetan wird.
Ja, hier werden Statistiken gepostet wie sehr die Kriminalitätsraten sinken, damit wird suggeriert, dass vieles nur aufgebauscht und so übertrieben wahrgenommen wird. Statistiken beheben aber nicht das Unsicherheitsempfinden von Frauen im Allgemeinen und an der Dunkelziffer, die unweigerlich existiert, weil Tätern nichts oder wenig an Strafe befürchten müssen.
Wie erklärt ihr euch, dass die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sich zwischen 2017 und 2021 fast verdoppelt hat?
Da bin ich ganz deiner Meinung!
Luminita schrieb:Die Gefahren mögen real sein, ob sie jedoch hinter jeder Ecke lauern, dass glaube ich eben nicht. Und deshalb habe ich keine Angst. Die kommt schon rechtzeitig, wenn die Situation auftritt. Und man kann sich auch schützen auf verschiedenste Arten - ich lasse mich davon aber nicht einschränken.
Übrigens, keine Angst zu haben heißt nicht, dass ich nicht gegen diese Situation eintreten kann, im Gegenteil. Natürlich ist es absolut schrecklich, dass sowas passiert, und daran muss sich was ändern.
Wieso wird das ins Extreme gezogen? Niemand sprach hier davon, hinter alles und jedem eine Gefahr zu sehen. Wenn ich Nachts einer Frau über den Weg laufe, hätte ich auch keine Angst, oder wenn ich merke, dass ich wirklich allein bin. Wie ja oben schon erwähnt, fing mein Spaziergang an jenem Abend entspannt und schön an, aber du kannst mir nicht erzählen, du würdest dich in keiner Weise unwohl fühlen, kämen dir zwei Kerle entgegen(du dazu noch leicht bekleidet - weil es warm ist) und liefen gezielt DIR hinterher und passen sich deinem Tempo an. Es ist ja schön, wenn man da nicht so Panik bekommt, wie es bei mir der Fall war, aber abseits solch einer Situation bin ich auch alles andere als verängstigt oder unselbstbewusst(doofe Formulierung.
:D ) . Ich möchte für mich nur definitiv niemals die Erfahrung einer Vergewaltigung machen und das ist leider etwas, das man nicht ausschließen kann, ganz egal wie selbstbewusst man auch ist, aber wie du schon sagst, zu viel Selbstbewusstsein kann auch den Blick aufs Wesentliche trüben und man könnte sich unbewusst in Gefahr begeben.
Man kann sich natürlich immer besser auf solche Situationen einstellen, wenn man diesbezüglich lernt, wie man am besten reagieren kann, auch wenn es einer Waffe oder Pfefferspray, etc. bedarf. Selbst fremde Grundstücke zu betreten ist im Notfall besser, als vor Angst gelähmt zu sein.
coronerswife schrieb:Weil man an seiner Einstellung was ändern KANN. Wieso bleibt man dabei, sich in seiner Angst zu verkriechen? Es ist nunmal so, dass sich viele nochmal überlegen, ihren Plan in die Tat umzusetzen, wenn sich das Opfer plötzlich wehrt, laut wird und ganz viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Ändert was!
Klar, aber was machst du, wenn dein Gegenüber ein Messer an deine Kehle drückt? Da bringt es dir dann leider auch nichts.
Man kann also nicht so einfach sagen, die Situation würde in jedem Fall positiv ausgehen, wenn man Selbstverteidigungskurse und ähnliches mitmacht und schreiend um sich schlägt. Das könnte jenen Angreifer noch provozieren, dass aus einer Vergewaltigung dann noch Mord wird.
Interested schrieb:denjenigen direkt anzugucken und nicht verstohlen auf den Boden zu blicken. Sondern ernst ins Gesicht und wieder weg. Also wolle man sagen: Was willst Du denn? Das kann man sich auch antrainieren. Nicht in die Opferrolle schlüpfen.
In solchen Situationen kann das bestimmt hilfreich sein. Das kenne ich zumindest aus meiner Schulzeit damals. Ich wurde oft gemobbt, aber als ich dann mal ausgeteilt habe, also genau das Gegenteil dessen tat was sie von mir erwarteten, waren alle auf einmal ganz leise und haben total blöd aus der Wäsche geguckt. Man konnte sehen, was SIE auf einmal für Schiss hatten. Solche Leute sind eh meist nur so mutig wenn sie innerhalb ihrer Gruppe sind. Einzeln ist jeder für sich von ihnen ein Waschlappen gewesen.
Interested schrieb:Dass man sich nicht ängstlich durch die Gegend bewegt und diese Selbstsicherheit auch irgendwie ausstrahlt, so dass potentielle Belästigungen eingedämmt werden.
In gewissem Maße kann man damit leichtere Situationen abwenden, wenn dich jemand blöd anmachen will, aber ich befürchte dass auch diese Vorgehensweise nicht immer bzw. bei jedem funktioniert.
Interested schrieb:Es gibt Selbstverteidigungskurse für Frauen, die von der Polizei abgehalten werden. Bestimmt auch in Deiner Stadt oder Nähe. Das könntest Du mal versuchen. Das Problem dabei ist, dass das, was man dort lernt - in Fleisch und Blut übergehen muss. Dass man das dann in einer solchen Situation auch abrufen kann. Das geht nur durch stetes Training. Wir haben im Studio solche Kurse mehrfach angeboten, wo einem div. Griffe, Tritte, Verhaltensmaßnahmen beigebracht werden. Das alles bringt aber nichts, wenn man das mal mitgemacht hat und dann nicht weiter trainiert, weil man das vergisst und in einer realen Situation dann echte Angst dazukommt. Aber vielleicht hilft es Dir, Dich dadurch etwas sicherer zu fühlen.
Wie teuer sind solche Kurse, oder werden sie gefördert?
Wäre grundsätzlich nicht verkehrt so etwas mitzumachen, aber wie du es schon erwähnst, wird es vermutlich kein Spaß!
:D Soll es ja auch nicht, aber ich habe so einen Kurs mal als Reportage gesehen, wo es auch um das Thema hier ging als Frau Angst zu haben Nachts. Die Trainer haben die Frau auch 1zu1 so behandelt, wie sie es bei einem realen Überfall getan hätten.
rhapsody3004 schrieb:sollte Scham meiner Meinung nach immer hinten anstehen. So würde ich es auch machen. Zumindest würde ich ernsthaft Angst um mein Leben oder Leib haben.
Ja, also das sollte mir in einer ernsten Situation wirklich egal sein!
:D Interested schrieb:Sei mir nicht böse. Das ist sowas von am Thema vorbei, was Du geschrieben hast und sowas von scheißegal, ob sie fremdes Grundstück betritt. Das wären in einem realen Fall auch die geringsten Probleme, die man hätte.
Selbst wenn sie einen potentiellen Angreifer schwer verletzen würde - es wäre Notwehr. Aber ich glaube keine Frau, kein Mann, niemand - macht sich in solchen Situationen Gedanken darüber, ob er ein Grundstück betreten darf oder nicht.
Meine Angst war in dem Moment eigentlich nur die "Peinlichkeit", dass ich den potenziellen Angreifern vortäuschen wollte hier zu wohnen und dann ist das Gartentor abgeschlossen und ich stehe da wie ein Trottel, was ja noch mehr gezeigt hätte, Angst zu haben. Dann weiß man leider auch nicht, ob hinter dem Zaun nicht ein schöner Schäferhund lauert, der dich zerfleischen würde!
:D Aber meine Sorge war echt erstmal die Peinlichkeit, so zu tun als ob und dann ist das Tor verschlossen...