anonymus88 schrieb:In der Gesellschaft schwindet zusehens der Respekt vor anderen Menschen. Wer andere einschüchtern will, der tut das, völlig gleich wie stark du dich präsentierst. Daher empfinde ich Ratschläge wie: "lass dir keine Angst ansehen" als zynisch.
Klingt eher nach einer Vermutung von dir. Ich gebe aber zu, dass der Ratschlag zwar sehr oft (auch von offiziellen Stellen) gegeben wird, ich aber keine echten Belege habe, ob das wirklich klappt. Ist sicherlich auch schwer messbar. Rein logisch gesehen macht es aber für mich Sinn.
Kephalopyr schrieb:im unteren Text von dir liest es sich so, als wäre die Angst davor allein Nachts als Frau unterwegs zu sein ein persönliches Problem.
Es geht darum, unnötige Angst zu vermeiden. Wann die unnötig ist, ist natürlich situationsabhängig, aber wie gesagt - wenn es gar keinen Grund gibt, Angst zu haben, und man hat trotzdem (vielleicht sogar extreme) Angst und schränkt sich dadurch ein, dann kann das wirklich ein persönliches Problem sein. Das kann ja durchaus auch z. B. ein Trauma sein, das ist ja nichts negatives. Aber es lässt sich beeinflussen.
Kephalopyr schrieb:dann finde ich es definitiv berechtigt es schon fast als Tatsache zu sehen, vergewaltigt werden zu können, wenn beispielsweise 6 Typen in die Bahn einsteigen und dich schon im Visier haben. Die Wahrscheinlichkeit dass diese Konstellation zu einem negativen Ergebnis führen kann, ist immens hoch wenn man als Frau allein in solch einer Situation ist. Die Gelegenheit macht das Verbrechen aus.
Bei deinem Beispiel fühle ich mich vielleicht auch unwohl oder bin wachsam, aber ich fang doch nicht an zu denken "Die vergewaltigen mich gleich, ganz sicher". Ehrlich gesagt vor allem nicht in der U-Bahn. Die Chance vergewaltigt zu werden kommt ja sehr selten einfach "draußen" vor - wie wir hier schon diskutieren.
Und damit wir gleich dabei bleiben:
Kephalopyr schrieb:Auf der einen Seite haben wir Vergewaltigungen durch dem Opfer "vertraute" Menschen und auf der anderen Seite Vergewaltigungen, Überfälle etc. durch dem Opfer unbekannte Täter. Ich finde, das sollte man definitiv getrennt voneinander betrachten, um nicht auch die falsche Sicherheit zu vermitteln, es wäre jetzt viel sicherer Nachts allein, weil schließlich die meisten Vergewaltigungen durch vertraute Personen geschehen würden.
Ja, das kann man trennen, aber man kann nun mal diesen Fakt trotzdem nicht herunterspielen. Und deshalb ist es auch überlegenswert, ob man es als Tatsache ansehen muss, dass man vergewaltigt wird, wenn einem nachts ein Typ hinterherläuft.
Kephalopyr schrieb:Es wird wohl, wie bereits schon von jemanden erwähnt wurde, daran liegen dass jene Opfer aus solch einem Umfeld sich eher bei der Polizei melden, als jene, die Nachts von einem Wildfremden überfallen werden irgendwo.
Im Gegenteil:
Nur 15 Prozent der Frauen in Deutschland gehen der EU-Studie zufolge zur Polizei, wenn ihr Partner gewalttätig wird; 17 Prozent sind es, wenn sie nicht mit dem Täter zusammen sind.
[...]
77 Prozent der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen sagten in der EU-Umfrage, der Täter sei ihnen bekannt gewesen.
[...]
Von den 7345 Vergewaltigungen, die im Jahr 2014 bei der Polizei angezeigt wurden, spielte sich gerade einmal ein Fünftel überfallartig in der Öffentlichkeit ab.
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/panorama/vergewaltigung-die-7-wichtigsten-fakten-zu-sexueller-gewalt-1.2937498Soviel dazu.
Kephalopyr schrieb:Das ist doch das Problem, was ist wenn sie dir entgegenkommen, sich erst unauffällig verhalten, du deshalb nichts machst und erst DANN tun sie irgendwas?
Äh, ja, da begeben wir uns stark in Richtung Generalverdacht. Finde ich nicht angebracht.
Kephalopyr schrieb:Vielleicht hätte mir auch gut getan, als das Schlimmste zu befürchten, aber das habe ich instinktiv befürchtet, weil die beiden Typen wirklich auffällig in ihrem Verhalten waren und ihre Größe dazu hat es noch verschlimmert. Dazu meine leichte Bekleidung, die mich an sich auch noch optisch jünger machte und "schwächer" als ich es eigentlich bin. Ich mein, ich war jahrelang Schrotflintenschütze!
Das ist ein besseres Vorgehen. Auf die Anzeichen achten, wachsam sein und danach entscheiden. Nicht pauschal allen kriminelle Energie unterstellen.
:)