Frage an Frauen: Habt ihr Angst Abends rauszugehen?

Interested schrieb:Wer aus Angst irgendwohin fliehen muss, der macht sich dabei sicher keine Gedanken, ob das Schild "Betreten verboten" in dem Moment für ihn eine Relevanz hat.

Ist auch absolut irrelavant sowas, Hauptsache aus der Gefahrenzone raus.

Katori schrieb:Ist auch irrelavant sowas, Hauptsache aus der Gefahrenzone raus.

Ja eben. Und eine Frau, die in Panik auf die Terrasse von fremden Leuten läuft - mal gesponnen - der wird man im Anschluss sicher keinen Prozess machen, weil sie fremdes Eigentum betreten hat.

@Interested da wuerde ich auch sagen, das Nimby da eine eher untergordente Rolle bei einem Texaner spielen wuerde, ah ein Angreifer bedroht eine Frau, geil jetzt bin ich Held.

(Nimby - Not in my Backyard)

@Katori
Ja eben. Darüber macht sich niemand - ob Mann oder Frau oder Divers in solchen Momenten Gedanken.

@Interested mir auch absolut schleierhaft wie man auf so eine Idee kommen wuerde, das sowas von relevanz dann sein wuerde oder sollte. Salopp gesagt und knapp, daemlicher Gedanke an sowas zu denken.

@Katori
Stell dir vor, Natascha Kampusch hat genau das gemacht. Ihrem Kidnapper entflohen und Schutz und Hilfe auf einem fremden Grundstück gesucht. Und jetzt stell Dir weiterhin vor, jemand hätte ihr dazu erstmal einen Gesetzestext vorgelesen....

@Katori

Schrieb ich auch schon hier: Beitrag von -Anna- (Seite 4)

@Interested das sprengt die Vorstellungskraft meinerseits, aber tatsaehlich habe ich auch nicht an Fr. Kampusch gedacht.

@-Anna- ich hab es gelesen gehabt.

Mir ist nur unverstaenlich warum auch das wieder nach einigen Seiten aufgriffen wurde.

Interested schrieb:Stell dir vor, Natascha Kampusch hat genau das gemacht. Ihrem Kidnapper entflohen und Schutz und Hilfe auf einem fremden Grundstück gesucht. Und jetzt stell Dir weiterhin vor, jemand hätte ihr dazu erstmal einen Gesetzestext vorgelesen....

Der Vergleich zwischen Kampusch und jemandem, der sich "nur" bedroht fühlt, hinkt nun mal. Sie ist tagsüber geflohen, war psychisch fertig und die Ermittlungen zu ihrer Geschichte gaben ihr schnell recht. Wenn du nachts fliehst, der Hauseigentümer deine Verfassung nicht als glaubwürdig zu der Geschichte erachtet, den potenziellen Aggressor nicht mehr sieht oder gar eine eigene Bedrohung spürt, dann liest dir kein Mensch einen Gesetzestext vor ... sondern ruft die Polizei oder wird selbst handgreiflich. Letzteres ist hier im Umfeld erst vor einer Weile passiert. Da sind die Menschen sensibilisiert, da es vor 2 Jahren eine längere Einbruchswelle gab.

Ich geb dir natürlich recht, dass dir das völlig Wurst ist, wenn du dich ernsthaft bedroht fühlst.

Tussinelda schrieb:ich finde es nützt überhaupt nichts, wenn man sich nur immer noch ein bisschen dramatischer ausmalt, was alles passieren kann, der Fokus sollte doch darauf liegen, was kann ich tun, sollte ich ein solche Situation kommen, was kann ich gegen meine Ängste tun. Meinst Du nicht?

Ein schlauer Mensch hat mir vor einer Weile mal einen Satz gesagt, und ich nehme den gerne als Leitfaden für die Erziehung meiner Tochter: "Ich will nur, dass meine Kinder lernen ohne Ängste zu leben". Daher sehe ich das ganz genauso, man sollte sich mit seinen Ängsten auseinander setzen und vor den Dingen, die einem am Ende wirklich Sorgen bereiten, so gut es geht vorbereiten.

Das mit der totalen Überwachung im öffentlichen Raum führt wahrscheinlich nur zu einer Sicherheitsillusion. In Großstädten passiert trotz Videoüberwachung genug an U-Bahn Haltestellen. Ich glaub wir wissen alle, dass das Leben ein gewisses Risiko hat ... daher kann es doch nicht das Ziel sein, alle Ängste zu besiegen. Das wäre ja selbstzerstörerisch.

Ohnehin ist Angst der beste Motivator, den die Natur zu bieten hat.

Ich möchte doch noch ein bisschen was dazu schreiben:

Weil hier auch das Argument aufkam, man sollte mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen, oder wenn man Nachts nicht alleine rausgeht würde man sich ja was verwehren usw.

Also erstmal, ist dies meine durchaus bewusste Entscheidung, dass ich Nachts einfach nicht gerne alleine unterwegs sein möchte.
Und hier liegt die Betonung eben auf alleine. Ich weiß ja nicht was manche für eine Vorstellung haben, als würde man sich nach Sonnenuntergang einsperren vor lauter Angst usw. Dem ist eben nicht so. Ich bin auch Nachts unterwegs, seien es Spaziergänge, oder eben auch mal irgendwo hinsetzen in der Stadt. Aber da bin ich dann immer in Begleitung.

Und mir fehlt es weder an Selbstbewusstsein, noch an Durchsetzungsvermögen. Und was Selbstverteidigung angeht, ja auch das habe ich mal einige Jahre gemacht, Kampfsport (Karate und Kickboxen) - aber auch das alles ist kein Garant dafür, dass ich in einer ernsten Situation gut davon kommen würde.

Und nochmal zum Schluss: Nein ich fühle mich nicht im Nachteil, habe auch nicht das Gefühl mir etwas verwehrt zu haben.
Es ist eine Entscheidung, die ich selbst so für mich gewählt habe.

-Anna- schrieb:Also erstmal, ist dies meine durchaus bewusste Entscheidung, dass ich Nachts einfach nicht gerne alleine unterwegs sein möchte.

Dann ist es ja in Ordnung, wenn du bestimmte Dinge von dir aus meiden willst. Aber es scheint, als würde die TE darunter "leiden".

Katori schrieb:mir auch absolut schleierhaft wie man auf so eine Idee kommen wuerde, das sowas von relevanz dann sein wuerde oder sollte. Salopp gesagt und knapp, daemlicher Gedanke an sowas zu denken.

Genauso wie es dämlich wäre insbesondere im tatsächlichen Ernstfall eines gegenwärtigen Angriffs sich nur aus Scham davon abhalten zu lassen fremde Grundstücke zu betreten oder fremdes Eigentum zu beschädigen, geht es wirklich darum eigenes Leib oder Leben zu schützen.

Ps.
Mehr privates und hoheitliches Sicherheitspersonal versuchen einzusetzen, war ja wohl absolut themenrelevant. Auch warum es in der Praxis scheitern könnte. Klar, für die Pampa irgendwo auch sinnlos darüber zu diskutieren, aber Frauen bewegen sich ja auch Nachts nicht nur in der Pampa.

Und kritisiert mich ruhig weiter, aber es hat auch seinen Grund warum die besten Selbstverteidigungskurse auch die rechtliche Theorie den Männern und Frauen lehren und nicht nur das rein Praktische. Das machen die nicht nur um mehr Geld zu kassieren oder aus Klugscheißerei und auch nicht, weil sie denken wie einige von euch - ach eh egal, wie sich ein Opfer oder auch nur mutmaßliches Opfer verhält, da sie sich eh alles erlauben dürfen und sich ein Opfer eh keine Gedanken um die Rechte des Angreifers, mutmaßlichen Angreifers oder um Rechte Dritter macht.

Ob die rechtliche Theorie verpflichtend für jeden Lehrgang ist, weiß ich nicht. Falls nicht, sollte sie das meiner Meinung nach für jeden Lehrgang werden.

Schönen Abend euch allen.

Pallas schrieb:Aber es scheint, als würde die TE darunter "leiden".

Inwiefern drunter leiden? Wären mir nicht zwei Kerle entgegen gekommen, hätte ich auch diesen Thread nicht erstellt. Aber wenn ich tagtäglich jetzt nachts unterwegs wäre quer durch Mitte, würde ich mich definitiv mehr als unwohl fühlen und das zweifellos nicht zu Unrecht.

Kephalopyr schrieb:Aber wenn ich tagtäglich jetzt nachts unterwegs wäre quer durch Mitte, würde ich mich definitiv mehr als unwohl fühlen und das zweifellos nicht zu Unrecht.

Je nach Situation, Uhrzeit und Gegend, würde es vielen anderen sicherlich nicht anders ergehen. Mulmige Gefühle und sogar richtige Angst sind absolut menschlich und kann jeder empfinden - auch die Männer und Frauen, die immer stark wirken wollen oder sich als stark geben - auch virtuell.

Wie gesagt, ich als Mann habe mich immer halbwegs sicher gefühlt, wenn viele andere Menschen (Passanten) wie bspw. noch direkt in der City oder an U-Bahnhöfen anwesend waren oder halt verschiedenes Sicherheitspersonal. So würde es mir denke ich in Berlin nicht anders ergehen.

Ps.
Der einen jungen Frau, die in Berlin im Jahre 2015 nachts von einer Party überfallen und ermordet wurde (von einem Deutschen übrigens), passierte das auch erst auf dem Weg nach Hause von der S-Bahn Haltestelle weg, wo sie ganz alleine war. Auf einem nicht mehr belebten dunklen Weg glaube ich.

@Kephalopyr

Aber willst du nichts daran ändern, dass du dich in so einer Situation weniger unwohl fühlst? Ich meine, verdächtige Typen sind nicht ausschließlich Abends oder Nachts unterwegs.

@rhapsody3004
@Kephalopyr


Grundsätzlich ist die Gewalt an Frauen ein ziemliches Problem:

Wesentliches Merkmal eines Femizids ist, dass das Opfer mit hoher Wahrscheinlichkeit noch am Leben wäre, wenn es keine Frau wäre. Es geht somit zentral um Frauenhass, Besitzansprüche oder Partnerschaftsgewalt.

https://www.derstandard.at/story/2000136538264/auch-dieses-jahr-anstieg-der-femizide-im-fruehsommer?ref=article

Gewalt gegen Frauen ist ein anerzogenes, sozialisiertes Problem“, so Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser im Gespräch mit ORF.at. Solange traditionelle Rollenbilder vorherrschten, sei das die Ursache der Gewalt.

https://orf.at/stories/3237491/

Pallas schrieb:Grundsätzlich ist die Gewalt an Frauen ein ziemliches Problem:

Habe ich nie bestritten. Selbst ohne irgendwelche Statistiken könnte ich mir vorstellen, dass bestimmte Gewalttaten vermehrt nur Frauen trifft. Und das nicht nur aus dem Motiv des Frauenhasses heraus.

Aber, und das haben einige vor mir schon lange geschrieben gehabt, muss man auch beachten, wo das Risiko für Frauen Opfer von Gewalt zu werden höher ist. Das kann auch Ängste nehmen. Zumindest grundsätzlich. Darüberhinaus hängt es ja von der konkreten Situation ab, ob oder in wie weit man Angst verspürt.

Die im Eingangspost beschriebenen Emotionen lesen sich ja wie eine Panikattacke. Da das so heftig klingt, frag ich mich schon, ob das überhaupt durch einen Selbstverteidigungskurs in den Griff zu kriegen ist. Das Wissen bringt dir ja nun nichts, wenn du im Ernstfall handlungsunfähig wirst.

Jetzt frage ich mich nur, wie man sich als Frau überhaupt schützen soll?
Mit irgendeiner Waffe zur Abschreckung würde ich mich wirklich WEITAUS SICHERER fühlen,
mir egal ob das übertrieben klingt, aber ich würde mich vermutlich selbst mit einem Pfefferspray nicht sicher genug fühlen,
weil ich dann selbst auch Angst hätte was abzukriegen, oder dass der Sprühkopf aus welchen Gründen auch immer kaputt geht.

Waffen sind ja auch ein Thema für sich. Die Polizei rät ja grundsätzlich von Waffen ab, da die Gefahr der Eskalation wohl erfahrungsgemäß deutlich höher ist. Dazu kommt noch, dass die nicht selten gegen dich verwendet werden ... besonders, wenn du nicht sehr versiert oder gefestigt genug bist, diese zu nutzen. Unerfahrene Personen haben selbst im Ernstfall zumeist eine Hemmschwelle, andere Menschen schwer zu attackieren. Man kann sich nie sicher sein, wozu man wirklich in der Lage ist ...

Pfefferspray kann halt auch gut nach hinten los gehen. Ich glaub nicht, dass du in einer akuten Situation erstmal schaust, wie der Wind steht :D Vielleicht legst du dir mal einen Kubotan zu, den wirst du sicher intuitiv nutzen können und vielleicht gibt er dir mehr Sicherheit.

anonymus88 schrieb:Pfefferspray kann halt auch gut nach hinten los gehen. Ich glaub nicht, dass du in einer akuten Situation erstmal schaust, wie der Wind steht :D

Pfefferspray wurde ja im Eingangspost ja eher ausgeschlossen, da man bei falschen Umgang sich selbst außer Gefecht setzen könnte. (Mich hat eher gewundert, dass normale Waffen in Erwägung gezogen wurden :palm: )