Fierna schrieb:Nein, nicht wirklich. Gerade in einer Gesellschaftsform, die materialistische Motive mehr als Anderes versteht, ist es eine Gefahr, auf solche Strohmänner hereinzufallen und imperialistische Motive zu ignorieren oder gar in den Hintergrund zu stellen.
Ich schrieb an anderer Stelle schon, dass ich einen grundsätzlichen Konflikt zwischen autoritärer Autokratie und liberaler Demokratie sehe. Ich betonte auch in diesem Thread, das es natürlich auch historische und politische Ursachen gibt.
Dazu gehört ein russischer Revanchismus der auf eine Restauration des sowjetischen Imperiums abzielt. Da gibt es dann tatsächlich eine Parallele zu Deutschland und dem zweiten Weltkrieg. Das ist glaube ich Recht offensichtlich.
Fierna schrieb:Weil "man" sich das nicht vorstellen kann, neigt man dazu, materialitische Erklärungen dessen zu glauben oder gar selbst zu erfinden, ohne dass das je jemand gesagt hätte....weil es sonst keinen "Sinn ergibt".
Natürlich sucht man nach Erklärungen. Und vielleicht liege ich auch völlig falsch. Aber das es in Folge der Umweltveränderungen zu Konflikten kommen wird, das diese deutlich wahrscheinlicher werden, das ist kein abstruser Gedanke. Jede mir bekannte Studie zu dem Thema sagt genau das.
Auch worum es in diesen Konflikten gehen wird und dabei wird immer wieder furchtbares Land genannt.
Die Schwarzerdregion in Russland (östlich der Ukraine), die mit Abstand wichtigste landwirtschaftliche Region Russlands, bringt durch den Klimawandel immer weniger Erträge. Russland führt einen Krieg gegen ein Land mit fruchtbaren Böden, die zu den ertragreichsten der ganzen Welt gehören. Das kann man so konstatieren, festhalten. Und neben allen offenen politischen Gründen, ist es für dich tatsächlich so absolut unvorstellbar das die Kontrolle über diese Gebiete wesentliche Kriegsziele sind? Genauso wie die Kontrolle über die Transportwege (Häfen) für die Landwirtschaftlichen Erzeugnisse?
Wenn ich mir anschaue, welche Gebiete genau von Russland besetzt wurden, wird das sogar noch plausibler. Das erklärt warum Odessa z.B. nicht primär angegriffen wurde.
Aber das Urteil liegt am Ende bei dir. Ein Strohmann ist das was ich schreibe aber nicht, auch keine Relativierung russischer Gewalt.
Fierna schrieb:Der imperialistische Gedanke an sich ist aber da und ob da jetzt ein Boden eine Rolle spielt, wage ich zu bezweifeln.
Das ist deine Sache. Wobei das imperialistische (m.M. eher revanchistische) ja jetzt weder bei uns noch in der russischen Propaganda irgendwie ein Geheimnis wäre. Die Tatsache das dort auf den furchtbarsten Böden der Welt gekämpft wird und das die besetzten Gebiete wiederum die ertragreichsten der Ukraine darstellen, diese Tatsachen findest du in den Medien eher nicht. Auch nicht in der russischen Propaganda meines Wissens.
Darauf bin ich nur durch die Weizenprobleme gestoßen. Und ich will das überhaupt nicht auf die furchtbaren Böden reduzieren, nur ist das am deutlichsten um zu erklären warum ich die Ursachen für diesen Konflikt in den menschengemachten Umweltveränderungen sehe.