@-Therion- @Optimist Falls Interesse besteht, ein weiteres interessantes Beispiel biblischer Prophetie aus dem Bibelbuch Daniel und wie es sich erfüllt hat:
Ein Beispiel aus den Prophezeiungen Daniel:
Ein Konflikt zwischen zwei Königen
Zwei rivalisierende Könige kämpfen erbittert um die Vorherrschaft. Im Laufe der Jahre gewinnt erst der eine und dann der andere die Oberhand. Mitunter übt der eine König die Vorherrschaft aus, während der andere untätig ist. So gibt es konfliktfreie Zeitabschnitte. Dann kommt es aber plötzlich erneut zu einer Auseinandersetzung, und der Konflikt setzt sich fort. Beteiligt sind an diesem Drama beispielsweise der syrische König Seleukos I. Nikator, der ägyptische König Ptolemaios Lagi, die syrische Prinzessin und ägyptische Königin Kleopatra I., die römischen Kaiser Augustus und Tiberius und die palmyrische Königin Zenobia.
Gegen Ende des Konflikts spielen neben dem nationalsozialistischen Deutschland auch der kommunistische Nationenblock, die anglo-amerikanische Weltmacht, der Völkerbund und die Vereinten Nationen eine Rolle. Ein Ereignis, das von keinem dieser politischen Herrschaftsträger vorausgesehen wird, bildet das Finale. Vor etwa 2 500 Jahren wurde dem Propheten Daniel diese spannende Prophezeiung von dem ENGEL DES WAHREN GOTTES bekanntgegeben (Daniel, Kapitel 11).
Wie fasziniert muß Daniel gewesen sein, als ihn der Engel eingehend über die Rivalität der beiden künftigen Könige unterrichtete! Auch für uns ist das Drama von Interesse, denn der Machtkampf der beiden Könige erstreckt sich bis in die Gegenwart. Die Erkenntnis, daß sich der erste Teil der Prophezeiung in der Vergangenheit erfüllt hat, stärkt unseren Glauben und unsere Zuversicht, daß sich auch der letzte Teil mit Sicherheit erfüllen wird. Wenn wir auf diese Prophezeiung achten, können wir deutlich erkennen, wo wir uns im Strom der Zeit befinden. Auch werden wir in unserem Entschluß bestärkt, in dem Konflikt neutral zu bleiben und geduldig darauf zu warten, daß Gott für uns handelt (Psalm 146:3, 5). Hören wir also aufmerksam zu, während der Engel des WAHREN GOTTES zu Daniel spricht.
GEGEN DAS KÖNIGREICH GRIECHENLAND
„Was mich betrifft“, sagte der Engel, „im ersten Jahr des Meders Darius [539/538 v. u. Z.] stand ich als ein Stärkender und als eine Festung für ihn auf“ (Daniel 11:1). Darius lebte bereits nicht mehr, doch der Engel nahm zu Beginn der prophetischen Botschaft auf seine Regierung Bezug.
Übrigens handelte es sich bei Darius um den König, der befohlen hatte, Daniel aus der Löwengrube herauszuholen. Darüber hinaus hatte er angeordnet, daß alle seine Untertanen den Gott Daniels fürchten sollten (Daniel 6:21-27).
Aber nicht für Darius, den Meder, stand der Engel als Unterstützer auf, sondern für den Engelgefährten Michael, den Fürsten des Volkes Daniels. (Vergleiche Daniel 10:12-14.)
Er bot Michael seine Unterstützung, während dieser mit dem Dämonenfürsten von Medo-Persien kämpfte.
Weiter sagte der Engel Gottes: „Siehe! Es werden noch drei Könige sein, die für Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum aufhäufen als alle anderen. Und sobald er in seinem Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland in Bewegung bringen“ (Daniel 11:2). Wer waren jene persischen Herrscher?
Die ersten drei Könige waren Cyrus der Große, Kambyses II. und Darius I. Da Bardiya (oder ein gewisser Gaumata, der sich als Bardiya ausgab) nur sieben Monate herrschte, bleibt seine kurze Regierungszeit in der Prophezeiung unberücksichtigt.
Im Jahre 490 v. u. Z. versuchte der dritte König, Darius I., den zweiten Einfall in Griechenland. Doch die Perser wurden bei Marathon besiegt und zum Rückzug nach Kleinasien gezwungen. Darius bereitete zwar einen weiteren Feldzug gegen Griechenland sorgfältig vor, konnte ihn aber bis zu seinem Tod — er starb vier Jahre später — nicht mehr durchführen. Das mußte er seinem Sohn und Nachfolger, Xerxes I., dem „vierten“ König, überlassen. Bei diesem handelte es sich um König Ahasverus, der Esther heiratete (Esther 1:1; 2:15-17).
Auf Xerxes I. traf die Voraussage zu, daß er „alles gegen das Königreich Griechenland in Bewegung bringen“ werde, das heißt gegen die Gesamtheit der unabhängigen griechischen Staaten.
„Von ehrgeizigen Höflingen dazu gedrängt, unternahm Xerxes einen Angriff zu Wasser und zu Land“, wie in einem Werk zu lesen ist (The Medes and Persians—Conquerors and Diplomats).
Herodot, der griechische Historiker des 5. Jahrhunderts v. u. Z., schreibt, daß es kein anderer Kriegszug „auch nur im geringsten mit diesem aufnehmen kann“. Wie er weiter ausführt, umfaßten die Seestreitkräfte „insgesamt einundfünfzig mal zehntausend und dazu noch siebentausend und sechshundertundzehn [517 610]. Das Fußvolk betrug einhundertundsiebzig mal zehntausend [1 700 000], die Reiterei achtzigtausend. Dann muß ich noch die arabischen Kamelreiter dazuzählen und die Libyer auf den Streitwagen, deren Menge rechne ich zu zwanzigtausend Mann. Die Stärke von Schiffs- und Landheer zusammengenommen macht also zweihunderteinunddreißig mal zehntausend und dazu siebentausendsechshundertundzehn [2 317 610].“
Xerxes I. strebte eine umfassende Eroberung an und brach 480 v. u. Z. mit seinem riesigen Heer nach Griechenland auf. Nachdem die Perser die griechische Verzögerungstaktik bei den Thermopylen zunichte gemacht hatten, verwüsteten sie Athen. Bei Salamis erlitten sie jedoch eine schreckliche Niederlage. Ein weiterer griechischer Sieg folgte 479 v. u. Z. bei Platäa. Von den sieben Königen, die in den nächsten 143 Jahren als Nachfolger des Xerxes auf dem Thron des Perserreiches saßen, griff kein einziger Griechenland an. Doch dann stieg in Griechenland selbst ein mächtiger König auf.
EIN GROSSREICH GEVIERTEILT
„Ein mächtiger König wird bestimmt aufstehen und mit ausgedehnter Herrschaft herrschen und nach seinem Willen tun“, sagte der Engel (Daniel 11:3).
Der 20jährige Alexander ‘stand’ 336 v. u. Z. als König von Makedonien ‘auf’. Er wurde „ein mächtiger König“; nicht umsonst nannte man ihn Alexander den Großen. Angeregt durch einen Plan seines Vaters, Philipp II., nahm er die persischen Provinzen im Nahen Osten ein. Mit 47 000 Mann überquerte er den Euphrat und den Tigris und trieb das 250 000 Mann starke Heer des Darius III. bei Gaugamela auseinander. Darius ergriff daraufhin die Flucht und wurde später ermordet; damit endete die persische Dynastie.
Nun war Griechenland Weltmacht; Alexander ‘herrschte mit ausgedehnter Herrschaft und tat nach seinem Willen’.
Doch Alexanders Weltherrschaft sollte nur von kurzer Dauer sein, denn Gottes Engel fügte hinzu: „Wenn er aufgestanden sein wird, wird sein Königreich zerbrochen und nach den vier Winden der Himmel hin verteilt werden, doch nicht an seine Nachkommenschaft und nicht gemäß seiner Herrschaft, mit der er geherrscht hatte; denn sein Königreich wird ausgerissen werden, ja für andere als diese“ (Daniel 11:4).
Alexander war noch keine 33 Jahre alt, als er 323 v. u. Z. in Babylon plötzlich von einer Krankheit dahingerafft wurde.
Alexanders riesiges Reich ging nicht auf „seine Nachkommenschaft“ über.
Sein Bruder Philipp III. Arrhidäus regierte weniger als sieben Jahre und wurde auf Geheiß der Olympias, der Mutter Alexanders, im Jahre 317 v. u. Z. ermordet.
Alexanders Sohn Alexander IV. herrschte bis 311 v. u. Z. und fand durch die Hände Kassanders, eines Heerführers seines Vaters, den Tod.
Alexanders unehelicher Sohn Herakles versuchte unter Berufung auf seinen Vater zu herrschen, wurde aber 309 v. u. Z. ermordet. Damit endete die Dynastie Alexanders, „seine Herrschaft“ ging von seiner Familie auf andere über.
Nach dem Tod Alexanders wurde sein Königreich ‘nach den vier Winden hin verteilt’. Seine vielen Generäle zerstritten sich wegen der Gebietsansprüche, die sie geltend machten. Der einäugige Antigonos I. versuchte sogar, die Herrschaft über Alexanders gesamtes Reich zu erlangen. Er kam jedoch in der Schlacht bei Ipsos in Phrygien ums Leben.
Ab dem Jahr 301 v. u. Z. übten vier Generäle Alexanders die Macht über das riesige Gebiet aus, das ihr Befehlshaber erobert hatte.
Kassander herrschte über Makedonien und Griechenland. Lysimachos erlangte die Macht über Kleinasien und Thrakien.
Seleukos I. Nikator sicherte sich Mesopotamien und Syrien.
Und Ptolemaios Lagi übernahm Ägypten und Palästina. Der Prophezeiung entsprechend zerfiel Alexanders Großreich in vier hellenistische Reiche.
ZWEI RIVALISIERENDE KÖNIGE TRETEN HERVOR
Kassander starb schon wenige Jahre nach seinem Machtantritt, und Lysimachos übernahm 285 v. u. Z. den europäischen Teil des griechischen Reiches. Im Jahre 281 v. u. Z. fiel Lysimachos in einer Schlacht gegen Seleukos I. Nikator, wodurch sich dieser die Herrschaft über den größten Teil der asiatischen Gebiete sicherte. Antigonos II. Gonatas, der Enkel von einem General Alexanders, bestieg 276 v. u. Z. den makedonischen Thron. Mit der Zeit wurde Makedonien von Rom abhängig, und 146 v. u. Z. wurde es eine römische Provinz.
Nun waren nur noch zwei der vier hellenistischen Königreiche von Bedeutung: das eine unter Seleukos I. Nikator und das andere unter Ptolemaios Lagi.
Mit Seleukos begann in Syrien die Dynastie der Seleukiden. Er gründete Städte wie Antiochia, die neue Hauptstadt Syriens, und die Hafenstadt Seleukia. In späterer Zeit lehrte der Apostel Paulus in Antiochia, wo die Nachfolger Jesu zum ersten Mal Christen genannt wurden (Apostelgeschichte 11:25, 26; 13:1-4).
Seleukos wurde zwar schon 281 v. u. Z. ermordet, doch seine Dynastie blieb noch bis 64 v. u. Z. an der Macht. In jenem Jahr machte der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus Syrien zur römischen Provinz.
Am längsten bestand von den vier hellenistischen Königreichen das des Ptolemaios Lagi oder Ptolemaios I., der im Jahre 305 v. u. Z. den Königstitel annahm. Die von ihm gegründete Dynastie der Ptolemäer behauptete sich in Ägypten so lange, bis das Gebiet im Jahre 30 v. u. Z. an Rom fiel.
Aus den vier hellenistischen Königreichen gingen somit zwei mächtige Könige hervor: Seleukos I. Nikator, der über Syrien herrschte, und Ptolemaios I., der Machthaber Ägyptens.
Mit diesen beiden Königen begann der lange Kampf zwischen dem „König des Nordens“ und dem „König des Südens“, der in Daniel, Kapitel 11 beschrieben wird. Der Engel des wahren Gottes erwähnte nicht die Namen der Könige, da sich Identität und Nationalität der beiden Könige im Laufe der Jahrhunderte ändern würden. Auch unwesentliche Einzelheiten ließ der Engel unerwähnt und sprach nur von Herrschern und Ereignissen, die Einfluß auf den Konflikt hatten.
DER KONFLIKT BEGINNT
Hören wir zu! Der Engel des wahren Gottes beschreibt den Beginn dieses dramatischen Konflikts wie folgt: „Der König des Südens wird stark werden, ja einer seiner [Alexanders] Fürsten; und er [der König des Nordens] wird die Oberhand über ihn gewinnen und wird gewiß mit ausgedehnter Herrschaft herrschen, größer als dessen Herrschermacht“ (Daniel 11:5).
Die Bezeichnungen „König des Nordens“ und „König des Südens“ beziehen sich auf Könige nördlich und südlich vom Land des Volkes Daniels, das dann aus Babylonischer Gefangenschaft befreit und in das Land Juda zurückgekehrt wäre.
Der erste „König des Südens“ war Ptolemaios I. in Ägypten. Einer der Heerführer Alexanders, der über Ptolemaios I. die Oberhand gewann und „mit ausgedehnter Herrschaft“ herrschte, war der syrische König Seleukos I. Nikator. Er übernahm die Rolle des „Königs des Nordens“.
Zu Beginn des Konflikts stand das Land Juda unter der Herrschaft des Königs des Südens. Ab 320 v. u. Z. etwa forderte Ptolemaios I. die Juden dazu auf, in Ägypten zu siedeln. So entstand in Alexandria, wo Ptolemaios I. eine berühmte Bibliothek gründete, eine blühende jüdische Kolonie.
Die Juden in Juda blieben bis 198 v. u. Z. unter der Herrschaft des ptolemäischen Ägypten, das heißt des Königs des Südens.
Der Engel sagte in bezug auf die zwei Könige voraus: „Am Ende einiger Jahre werden sie sich miteinander verbünden, und sogar die Tochter des Königs des Südens wird zum König des Nordens kommen, um eine rechtliche Übereinkunft herbeizuführen. Aber sie wird die Kraft ihres Armes nicht behalten; und er wird nicht bestehen noch sein Arm; und sie wird aufgegeben werden, sie selbst, und diejenigen, die sie hergebracht haben, und der, der ihre Geburt verursachte, und der, der sie in jenen Zeiten stark machte“ (Daniel 11:6).
Wie erfüllte sich diese Voraussage?
Antiochos I., der Sohn und Nachfolger von Seleukos I. Nikator, bleibt in der Prophezeiung unberücksichtigt, weil er keinen entscheidenden Krieg gegen den König des Südens führte. Aber sein Nachfolger, Antiochos II., führte einen langen Krieg gegen Ptolemaios II., den Sohn von Ptolemaios I. Dementsprechend stellten Antiochos II. und Ptolemaios II. den König des Nordens beziehungsweise den König des Südens dar. Antiochos II. war mit Laodike verheiratet, und sie hatten einen Sohn namens Seleukos II., während Ptolemaios II. eine Tochter namens Berenike hatte. Im Jahre 250 v. u. Z. trafen diese beiden Könige eine „rechtliche Übereinkunft“. Als Preis für dieses Bündnis entließ Antiochos II. seine Frau Laodike und heiratete Berenike, „die Tochter des Königs des Südens“. Von Berenike hatte er einen Sohn, der an Stelle der Söhne Laodikes syrischer Thronerbe wurde.
Berenikes „Arm“ oder stützende Kraft war ihr Vater, Ptolemaios II. Als dieser 246 v. u. Z. starb, konnte sie bei ihrem Mann „die Kraft ihres Armes nicht behalten“. Antiochos II. verstieß sie, heiratete wieder Laodike und erklärte deren Sohn zu seinem Nachfolger. Gemäß einem von Laodike ausgedachten Plan wurden Berenike und ihr Sohn ermordet. Offensichtlich war den Dienern, die Berenike von Ägypten nach Syrien gebracht hatten — „diejenigen, die sie hergebracht haben“ —, das gleiche Los beschieden.
Laodike vergiftete sogar Antiochos II., und so konnte auch „sein Arm“, seine Kraft, „nicht bestehen“. Es starben also sowohl Berenikes Vater — „der, der ihre Geburt verursachte“ — als auch ihr syrischer Mann, der sie vorübergehend „stark“ gemacht hatte. Auf diese Weise wurde Seleukos II., Laodikes Sohn, König von Syrien. Wie würde der nächste ptolemäische König auf all das reagieren?
EIN KÖNIG RÄCHT SEINE ERMORDETE SCHWESTER
„Einer vom Sproß ihrer Wurzeln wird gewiß in seiner Stellung aufstehen“, sagte der Engel, „und er wird zur Streitmacht kommen und gegen die Festung des Königs des Nordens kommen und wird bestimmt gegen sie handeln und die Oberhand gewinnen“ (Daniel 11:7).
„Einer vom Sproß“ der Eltern oder „Wurzeln“ Berenikes war ihr Bruder. Beim Tod seines Vaters ‘stand’ er als König des Südens ‘auf’, als ägyptischer Pharao Ptolemaios III. Sogleich ging er daran, seine ermordete Schwester zu rächen.
Auf seinem Feldzug gegen den syrischen König Seleukos II., durch den Laodike Berenike und ihren Sohn hatte ermorden lassen, kam er gegen „die Festung des Königs des Nordens“. Ptolemaios III. nahm den befestigten Teil von Antiochia ein und tötete Laodike. Auf seinem Weg ostwärts durch das Herrschaftsgebiet des Nordkönigs zog er plündernd durch Babylonien und drang bis nach Indien vor.
Was geschah als nächstes? Der Engel Gottes sagt uns: „Und auch mit ihren Göttern, mit ihren gegossenen Bildern, mit ihren begehrenswerten Gegenständen aus Silber und aus Gold und mit den Gefangenen wird er nach Ägypten kommen. Und er selbst wird einige Jahre lang vom König des Nordens abstehen“ (Daniel 11:8).
Mehr als 200 Jahre zuvor hatte der Perserkönig Kambyses II. Ägypten unterjocht und ägyptische Götter, „ihre gegossenen Bilder“, entführt. Als Ptolemaios III. Persiens frühere Hauptstadt Susa plünderte, eroberte er diese Götter zurück und nahm sie sozusagen ‘gefangen’ mit nach Ägypten.
Auch sehr viele „begehrenswerte Gegenstände aus Silber und aus Gold“ brachte er als Kriegsbeute mit. Da Ptolemaios III. gezwungen war, zu Hause eine Rebellion zu unterdrücken, ‘stand er vom König des Nordens ab’, das heißt, er fügte ihm keine weiteren Schäden zu.
DER SYRISCHE KÖNIG RÄCHT SICH
Wie reagierte der König des Nordens darauf?
Daniel wurde gesagt: „Er wird tatsächlich in das Königreich des Königs des Südens kommen und zu seinem eigenen Boden zurückkehren“ (Daniel 11:9).
Der König des Nordens — der syrische König Seleukos II. — schlug zurück. Er kam in „das Königreich“ oder das Herrschaftsgebiet des ägyptischen Südkönigs, wurde jedoch besiegt. Nur mit einem kleinen Rest seines Heeres ‘kehrte’ Seleukos II. ‘zu seinem eigenen Boden zurück’, indem er sich um 242 v. u. Z. in die syrische Hauptstadt Antiochia zurückzog. Bei seinem Tod folgte ihm sein Sohn Seleukos III. auf den Thron.
2Was war über die Nachkommen des syrischen Königs Seleukos II. vorausgesagt worden? Der Engel hatte Daniel erklärt: „Was nun seine Söhne betrifft, sie werden sich erregen und tatsächlich eine Menge großer Streitkräfte versammeln. Und kommend wird er gewiß kommen und überfluten und hindurchziehen. Doch wird er zurückkehren, und er wird sich bis zu seiner Festung hin erregen“ (Daniel 11:10).
Die Regierungszeit von Seleukos III. endete bereits nach weniger als drei Jahren mit seiner Ermordung. Ihm folgte sein Bruder Antiochos III. auf den syrischen Thron. Dieser Sohn von Seleukos II. versammelte große Streitkräfte für einen Angriff auf den Südkönig, damals Ptolemaios IV. Der neue syrische König des Nordens errang einen Sieg über Ägypten und brachte die Hafenstadt Seleukia, die Provinz Coelesyrien, die Städte Tyrus und Ptolemais sowie benachbarte Städte wieder unter seine Herrschaft.
Er schlug ein Heer des Königs Ptolemaios IV. in die Flucht und bemächtigte sich mehrerer Städte Judas. Im Frühjahr 217 v. u. Z. brach Antiochos III. von Ptolemais nach Norden auf „bis zu seiner Festung“ in Syrien. Doch ein Umschwung war in Sicht.
DAS BLATT WENDET SICH
Wie Daniel hören wir erwartungsvoll dem Engel des wahren Gottes zu, der anschließend folgendes voraussagt: „Der König des Südens wird sich erbittern und wird ausziehen und mit ihm kämpfen müssen, das heißt mit dem König des Nordens; und er wird gewiß eine große Menge aufstellen, und die Menge wird tatsächlich in die Hand von jenem gegeben werden“ (Daniel 11:11).
Mit einem 75 000 Mann starken Heer zog der Südkönig, Ptolemaios IV., nach Norden dem Feind entgegen. Der syrische König des Nordens hatte eine „große Menge“ von 68 000 Mann gegen ihn aufgestellt. Aber die „Menge“ wurde in einer Schlacht bei der Küstenstadt Raphia unweit der ägyptischen Grenze „in die Hand“ des Südkönigs „gegeben“.
In der Prophezeiung heißt es weiter: „Und die Menge wird gewiß weggeführt werden. Sein Herz wird sich erheben, und er wird tatsächlich bewirken, daß Zehntausende fallen; aber er wird seine starke Stellung nicht ausnutzen“ (Daniel 11:12).
10 000 syrische Soldaten der Fußtruppe und 300 Mann des Reiterheeres wurden von Ptolemaios IV., dem König des Südens, sozusagen „weggeführt“ in den Tod, und 4 000 Mann nahm er gefangen. Daraufhin trafen die Könige ein Abkommen; Antiochos III. behielt zwar seinen syrischen Seehafen Seleukia, verlor aber Phönizien und Coelesyrien.
Auf Grund dieses Sieges ‘erhob sich’ das Herz des ägyptischen Südkönigs, insbesondere gegen den Gott der Israeliten.
Juda blieb unter der Herrschaft des Ptolemaios IV. Dieser nutzte „seine starke Stellung“ nach seinem Sieg jedoch nicht für weitere Aktionen gegen den syrischen Nordkönig aus. Statt dessen führte er ein ausschweifendes Leben, und sein fünfjähriger Sohn Ptolemaios V. wurde Jahre vor dem Tod des Antiochos III. der nächste König des Südens.
DER EROBERER KEHRT ZURÜCK
Wegen all seiner Großtaten erhielt Antiochos III. schließlich den Beinamen „der Große“. Über ihn sagte der Engel: „Der König des Nordens soll zurückkehren und eine Menge aufstellen, größer als die erste; und am Ende der Zeiten, einiger Jahre, wird er kommen, und zwar mit einer großen Streitmacht und mit sehr viel Habe“ (Daniel 11:13).
Diese „Zeiten“ umfassen die 16 oder mehr Jahre nach dem Sieg der Ägypter über die Syrer bei Raphia. Als der junge Ptolemaios V. der König des Südens wurde, brach Antiochos III. mit ‘einer Menge, größer als die erste’, auf, um dem ägyptischen Südkönig die Gebiete zu entreißen, die er an ihn verloren hatte. Zu diesem Zweck vereinte er seine Streitkräfte mit denen des makedonischen Königs Philipp V.
Der König des Südens hatte auch Probleme im eigenen Reich. „In jenen Zeiten werden viele gegen den König des Südens aufstehen“, sagte der Engel (Daniel 11:14a).
Tatsächlich standen viele „gegen den König des Südens“ auf. Der junge Südkönig sah sich nicht nur den vereinten Streitkräften des Antiochos III. und seines makedonischen Verbündeten gegenüber, sondern stand auch in Ägypten vor großen Schwierigkeiten. Da Agathokles, sein Vormund, der in seinem Namen regierte, die Ägypter arrogant behandelte, rebellierten viele. Der Engel fügte hinzu: „Und die Söhne der Räuber, die deinem Volk angehören, werden ihrerseits mitgerissen werden in dem Versuch, eine Vision wahr werden zu lassen; und sie werden straucheln müssen“ (Daniel 11:14b).
Selbst einige vom Volk Daniels wurden ‘Söhne von Räubern’ oder Revolutionäre. Aber jede „Vision“ dieser Juden, die nichtjüdische Herrschaft über ihr Heimatland zu beenden, war falsch, und sie sollten in diesem Bemühen erfolglos sein oder „straucheln“.
Des weiteren sagte der Engel des wahren Gottes voraus: „Der König des Nordens wird kommen und einen Belagerungswall aufwerfen und tatsächlich eine befestigte Stadt einnehmen. Und was die Streitarme des Südens betrifft, sie werden nicht standhalten noch das Volk seiner Auserlesenen; und es wird keine Kraft geben, um standzuhalten. Und derjenige, der gegen ihn kommt, wird nach seinem Willen tun, und niemand wird vor ihm bestehen. Und er wird im Land der ‚Zierde‘ stehen, und Ausrottung wird in seiner Hand sein“ (Daniel 11:15, 16).
Die Streitkräfte unter Ptolemaios V., die „Streitarme des Südens“, hielten dem Angriff aus dem Norden nicht stand. Bei Paneas (Cäsarea Philippi) errang Antiochos III. einen Sieg und trieb den ägyptischen Heerführer Skopas und seine 10 000 ausgewählten Männer oder „Auserlesenen“ nach Sidon, einer „befestigten Stadt“. Dort warf Antiochos III. „einen Belagerungswall“ auf und nahm diese phönizische Hafenstadt im Jahre 198 v. u. Z. ein. Er handelte „nach seinem Willen“, weil die Streitkräfte des ägyptischen Südkönigs vor ihm nicht standzuhalten vermochten. Anschließend rückte Antiochos III. gegen Jerusalem vor, die Hauptstadt Judas, des „Landes der ‚Zierde‘ “.
Die Herrschaft über Jerusalem und Juda ging 198 v. u. Z. vom ägyptischen König des Südens an den syrischen König des Nordens über. Antiochos III., der Nordkönig, begann „im Land der ‚Zierde‘ [zu] stehen“. Für alle Juden und Ägypter, die Widerstand leisteten, ‘war Ausrottung in seiner Hand’. Wie lange würde dieser König des Nordens so handeln können, wie es ihm gefiel?
ROM BÄNDIGT DEN EROBERER
Der Engel GOTTES antwortet darauf: „Er [der König des Nordens] wird sein Angesicht darauf richten, mit der Wucht seines ganzen Königreiches zu kommen, und man wird mit ihm einen Vergleich eingehen, und er wird wirksam handeln. Und was die Tochter der Frauen betrifft, es wird ihm gewährt werden, sie ins Verderben zu bringen. Und sie wird nicht standhalten, und sie wird nicht die Seine bleiben“ (Daniel 11:17).
Der Nordkönig, Antiochos III., ‘richtete sein Angesicht darauf’, Ägypten „mit der Wucht seines ganzen Königreiches“ zu beherrschen. Doch schließlich mußte er einen „Vergleich“ eingehen, das heißt Frieden mit Ptolemaios V., dem König des Südens, schließen. Auf Grund der Forderungen Roms änderte Antiochos III. seinen Plan. Als er sich mit König Philipp V. von Makedonien gegen den noch minderjährigen ägyptischen König verbündet hatte, um seine Gebiete einzunehmen, suchten die Vormunde von Ptolemaios V. bei Rom Schutz. Rom nutzte die Gelegenheit, seinen Einflußbereich auszudehnen, und ließ seine Muskeln spielen.
Antiochos III. schloß auf Drängen Roms Frieden mit dem Südkönig. Doch statt die eroberten Gebiete zurückzugeben, was Rom gefordert hatte, plante er nur eine nominelle Übergabe; er verheiratete seine Tochter Kleopatra I., „die Tochter der Frauen“, mit Ptolemaios V.
Ihre Mitgift sollte aus mehreren Provinzen bestehen, Juda, „das Land der ‚Zierde‘ “, eingeschlossen. Aber der syrische König ließ diese Provinzen bei der Heirat im Jahre 193 v. u. Z. nicht an Ptolemaios V. übergehen. Es war eine politische Heirat, durch die Ägypten eigentlich Syrien unterworfen werden sollte. Doch der Plan scheiterte, weil Kleopatra I. ‘nicht die Seine blieb’; sie ergriff später Partei für ihren Mann. Als es zwischen Antiochos III. und Rom zum Krieg kam, stellte sich Ägypten auf die Seite Roms.
Was die Rückschläge des Nordkönigs angeht, fügte der Engel hinzu: „Und er [Antiochos III.] wird sein Angesicht zurück nach den Küstenländern wenden und wird tatsächlich viele einnehmen. Und ein Befehlshaber [Rom] wird für sich die von ihm [Antiochos III.] herrührende Schmach aufhören lassen müssen, so daß seine Schmach nicht sein wird. Er [Rom] wird sie auf jenen zurückfallen lassen. Und er [Antiochos III.] wird sein Angesicht nach den Festungen seines eigenen Landes zurückwenden, und er wird gewiß straucheln und fallen, und er wird nicht zu finden sein“ (Daniel 11:18, 19).
Bei den „Küstenländern“ handelte es sich um Makedonien, Griechenland und Kleinasien. Als 192 v. u. Z. in Griechenland ein Krieg ausbrach, sah sich Antiochos III. veranlaßt, sich nach Griechenland zu begeben. Rom mißfiel das Bestreben des syrischen Königs, dort weitere Gebiete zu erobern, und erklärte ihm den Krieg.
Bei den Thermopylen wurde er von den Römern geschlagen. Etwa ein Jahr nach der Niederlage in der Schlacht bei Magnesia (190 v. u. Z.) mußte er auf sämtliche Gebiete in Griechenland, Kleinasien und westlich des Taurus verzichten.
Rom erlegte ihm einen hohen Tribut auf und begründete damit die eigene Vorherrschaft gegenüber dem syrischen König des Nordens.
Nachdem Antiochos III. aus Griechenland und Kleinasien vertrieben worden war und nahezu seine ganze Flotte verloren hatte, ‘wandte er sein Angesicht nach den Festungen seines eigenen Landes [Syrien] zurück’.
Die Römer hatten ‘die auf sie gebrachte Schmach auf ihn zurückfallen lassen’. Antiochos III. kam 187 v. u. Z. bei dem Versuch um, einen Tempel in Elymais (Persien) zu plündern. So ‘fiel’ oder starb er, und sein Sohn Seleukos IV. folgte ihm als nächster König des Nordens.
DER KONFLIKT GEHT WEITER
Ptolemaios V., der König des Südens, versuchte die Provinzen, die er als Kleopatras Mitgift hätte erhalten sollen, seinem Herrschaftsgebiet einzuverleiben, doch Gift beendete seine Bemühungen.
Sein Nachfolger war Ptolemaios VI. Was ist von Seleukos IV. zu sagen? Da ihm die Mittel fehlten, den hohen Tribut an Rom zu zahlen, sandte er seinen Schatzmeister Heliodor nach Jerusalem, um die angeblich im Tempel lagernden Schätze zu beschlagnahmen. Heliodor ermordete Seleukos IV. in der Absicht, selbst den Thron einzunehmen. Aber König Eumenes von Pergamon und sein Bruder, König Attalos, sorgten dafür, daß Antiochos IV., der Bruder des ermordeten Königs, den Thron bestieg.
Der neue König des Nordens, Antiochos IV., wollte beweisen, daß er mächtiger war als Gott, indem er versuchte, die der Anbetung des Gottes der Israeliten dienenden Einrichtungen und Gepflogenheiten abzuschaffen. Er trotzte dem wahren Gott ( JHWH ) und weihte den Tempel in Jerusalem dem Zeus oder Jupiter.
Im Dezember 167 v. u. Z. ließ er auf dem großen Altar im Tempelvorhof, wo dem wahren Gott täglich ein Brandopfer dargebracht wurde, einen heidnischen Altar errichten. Zehn Tage später brachte man auf dem heidnischen Altar dem Zeus ein Opfer dar.
Wegen dieser Entweihung kam es zu einem Aufstand der Juden unter der Führung der Makkabäer. Drei Jahre lang wurden sie von Antiochos IV. bekämpft.
Im Jahre 164 v. u. Z., genau am Jahrestag der Entweihung des Tempels, weihte Judas Makkabäus den Tempel erneut dem WAHREN GOTT und führte damit das Fest der Einweihung, Chanukka, ein (Johannes 10:22).
Die Makkabäer schlossen wahrscheinlich 161 v. u. Z. ein Bündnis mit Rom und gründeten 104 v. u. Z. ein Königreich.
Aber die Auseinandersetzungen zwischen ihnen und dem syrischen König des Nordens hielten an.
Schließlich wurde Rom gebeten einzugreifen. Der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus nahm 63 v. u. Z. Jerusalem nach dreimonatiger Belagerung ein.
Im Jahre 39 v. u. Z. setzte der römische Senat Herodes — einen Idumäer — als König von Judäa ein. Dieser beendete die Herrschaft der Makkabäer, indem er 37 v. u. Z. Jerusalem einnahm.
Wie begeisternd ist es doch, zu sehen, daß sich der erste Teil der Prophezeiung über den Konflikt zwischen den beiden Königen bis ins einzelne erfüllt hat! Ist es nicht faszinierend gewesen, auf die etwa 500 Jahre zurückzublicken, die vergangen sind, seitdem Daniel die prophetische Botschaft erhalten hat, und festzustellen, welche Herrscher die Stellung des Nordkönigs und die des Südkönigs eingenommen haben? Der Kampf zwischen den beiden Königen dauert jedoch noch in der Zeit Jesu Christi und bis in unsere Tage hinein an. Währenddessen ändert sich die politische Identität der beiden Konfliktparteien. Dadurch, daß in der Prophezeiung faszinierende Einzelheiten offenbart werden, die geschichtlichen Entwicklungen entsprechen, lassen sich die beiden miteinander streitenden Könige identifizieren.
Die Identität der beiden Könige ändert sich:
DER syrische Monarch Antiochos IV. fällt in Ägypten ein und krönt sich dort selbst zum König. Auf Bitten des ägyptischen Königs Ptolemaios VI. schickt Rom den Gesandten Gaius Popilius Laenas nach Ägypten.
Dieser kommt mit einer eindrucksvollen Flotte und überbringt Antiochos IV. die Order des römischen Senats, auf das Königtum von Ägypten zu verzichten und sich aus dem Land zurückzuziehen. In Eleusis, einem Vorort von Alexandria, stehen sich der syrische König und der römische Gesandte von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Antiochos IV. erbittet sich Zeit, damit er seine Ratgeber konsultieren könne. Aber Popilius zieht einen Kreis um den König und fordert von ihm eine Antwort, bevor er die Linie überschreitet. Zutiefst gedemütigt, fügt sich Antiochos IV. den Forderungen Roms und zieht sich 168 v. u. Z. nach Syrien zurück. Damit endet die Konfrontation zwischen dem syrischen König des Nordens und dem ägyptischen König des Südens.
ROM, das in den Angelegenheiten des Nahen Ostens eine dominierende Rolle spielt, diktiert Syrien weiterhin seinen Willen. Daher nehmen die Könige aus der Seleukidendynastie, die nach dem Tod von Antiochos IV. (163 v. u. Z.) in Syrien herrschen, nicht mehr die Stellung des „Königs des Nordens“ ein (Daniel 11:15).
Im Jahre 64 v. u. Z. wird Syrien schließlich eine römische Provinz.
Ägyptens Ptolemäerdynastie behält die Rolle des „Königs des Südens“ nach dem Tod von Antiochos IV. noch etwas mehr als 130 Jahre (Daniel 11:14).
31 v. u. Z. besiegt der römische Machthaber Oktavian in der Schlacht von Aktium die vereinten Streitkräfte der letzten ptolemäischen Königin, Kleopatra VII., und ihres römischen Geliebten Marcus Antonius. Nach Kleopatras Selbstmord im darauffolgenden Jahr wird auch Ägypten eine römische Provinz und spielt damit nicht mehr die Rolle des Königs des Südens.
Rom hat 30 v. u. Z. sowohl die Oberherrschaft über Syrien als auch über Ägypten. Müssen wir nun davon ausgehen, daß andere Herrscher die Rolle des Nordkönigs und des Südkönigs übernehmen?
EIN NEUER KÖNIG SENDET „EINEN EINTREIBER“ AUS
Im Frühjahr 33 u. Z. erklärte Jesus Christus seinen Jüngern: „Wenn ihr . . . das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, von dem Daniel, der Prophet, geredet hat, an heiliger Stätte stehen seht . . ., dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen“
(Matthäus 24:15, 16).
Jesus zitierte aus Daniel 11:31 und machte seine Nachfolger warnend auf ein künftiges „abscheuliches Ding, das Verwüstung verursacht“, aufmerksam.
Er äußerte diese Prophezeiung über den König des Nordens etwa 195 Jahre nach dem Tod des Antiochos IV., des letzten syrischen Königs in dieser Rolle. Mit Sicherheit mußte ein anderer Herrschaftsträger die Identität des Nordkönigs annehmen. Wer war das?
Der Engel des WAHREN GOTTES sagte voraus: „Es wird in seiner Stellung [der des Antiochos IV.] einer aufstehen, der einen Eintreiber durch das prächtige Königreich ziehen läßt, und in wenigen Tagen wird er zerbrochen werden, aber nicht im Zorn noch im Kriegszug“ (Daniel 11:20).
Der auf diese Weise ‘aufstand’, war niemand anders als Oktavian, der erste römische Kaiser, der auch Cäsar Augustus genannt wurde.
„Das prächtige Königreich“ des Augustus schloß auch das „Land der ‚Zierde‘ “ ein — die römische Provinz Judäa (Daniel 11:16).
Im Jahre 2 v. u. Z. sandte Augustus „einen Eintreiber“ aus, indem er eine Einschreibung oder Volkszählung anordnete, wahrscheinlich um die Größe der Bevölkerung zu ermitteln als Grundlage für die Besteuerung und die Einberufung zum Militärdienst. Auf Grund dieses Erlasses reisten Joseph und Maria nach Bethlehem, um sich einschreiben zu lassen.
So kam es, daß Jesus an dem vorhergesagten Ort geboren wurde (Micha 5:2; Matthäus 2:1-12).
Im August 14 u. Z. — „in wenigen Tagen“ oder nicht lange nach der angeordneten Einschreibung — starb Augustus im Alter von 76 Jahren, und zwar weder „im Zorn“ durch die Hand eines Mörders noch „im Kriegszug“, sondern an einer Krankheit.
Die Identität des Nordkönigs hatte sich also geändert. Jetzt spielte das Römische Reich, vertreten durch seine Kaiser, die Rolle dieses Königs.
‘DER VERACHTETE STEHT AUF’
Der Engel fuhr mit der Prophezeiung wie folgt fort: „Es soll in seiner [des Augustus] Stellung einer aufstehen, der zu verachten ist, und man wird gewiß nicht die Würde des Königtums auf ihn legen; und er wird tatsächlich während einer Zeit der Sorglosigkeit hereinkommen und sich des Königreiches durch Glätte bemächtigen. Und was die Streitarme der Flut betrifft, sie werden seinetwegen überflutet werden, und sie werden zerbrochen werden wie auch der Führer des Bundes“ (Daniel 11:21, 22).
Bei dem, „der zu verachten ist“, handelte es sich um Tiberius Cäsar, den Sohn der Livia, der dritten Frau des Augustus.
Augustus haßte seinen Stiefsohn wegen seiner schlechten Charakterzüge und wünschte sich eigentlich nicht ihn als nächsten Cäsar. Nur widerwillig wurde ihm „die Würde des Königtums“ übertragen, und zwar allein deshalb, weil keiner der anderen möglichen Nachfolger mehr lebte.
Augustus adoptierte Tiberius im Jahre 4 u. Z. und machte ihn zum Thronerben. Nach dem Tode des Augustus ‘stand’ der 54jährige Tiberius — der Verachtete — ‘auf’, indem er die Macht als römischer Kaiser und König des Nordens übernahm.
„Tiberius manipulierte den Senat und erlaubte ihm etwa einen Monat lang [nach dem Tod des Augustus] nicht, ihn als Kaiser zu bezeichnen“, heißt es in der New Encyclopædia Britannica.
Er erklärte dem Senat, nach Augustus sei niemand fähig, die Regierungslast im römischen Imperium zu tragen; er bat die Senatoren, wieder die Republik einzuführen und solche Autorität keiner Einzelperson, sondern einer Gruppe von Männern zu übertragen.
„Der Senat wagte es nicht, ihn bei seinem Worte zu nehmen, und tauschte Höflichkeiten mit ihm aus, bis er sich schließlich bereit erklärte, die Macht . . . auf sich zu nehmen“, schrieb der Historiker Will Durant und fügte hinzu: „Auf beiden Seiten wurde prächtig geschauspielert.
Tiberius wollte den Principat haben, sonst hätte er mit Leichtigkeit einen Ausweg gefunden; der Senat fürchtete und haßte Tiberius, scheute sich aber, wieder eine republikanische Staatsform einzuführen, die sich wie die alte auf theoretisch souveräne Volksversammlungen gründete.“
So ‘bemächtigte sich’ Tiberius ‘durch Glätte des Königreiches’.
„Was die Streitarme der Flut betrifft“ — die Streitkräfte benachbarter Königreiche —, sagte der Engel: „Sie werden . . . überflutet werden, und sie werden zerbrochen werden.“ Als Tiberius König des Nordens wurde, befehligte sein Neffe Germanicus Caesar die römischen Truppen am Rhein.
Im Jahre 15 u. Z. führte Germanicus seine Streitkräfte mit einigem Erfolg gegen die des Germanenhelden Arminius (Hermann der Cherusker).
Aber die keineswegs überzeugenden Siege wurden teuer erfochten, und Tiberius sah danach von weiteren Operationen in Germanien ab. Statt dessen schürte er innere Unruhen und versuchte auf diese Weise, eine Vereinigung der germanischen Stämme zu verhindern. Im allgemeinen hielt es Tiberius mit einer defensiven Außenpolitik und konzentrierte sich auf die Sicherung der Grenzen.
Mit diesem Konzept war er ziemlich erfolgreich. So wurden die „Streitarme der Flut“ unter Kontrolle gehalten und „zerbrochen“.
„Zerbrochen“ wurde auch der „Führer des Bundes“, des Bundes, den der WAHRE GOTT zum Segen aller Familien der Erde mit Abraham geschlossen hatte. Der in diesem Bund verheißene Same Abrahams war Jesus Christus (1. Mose 22:18; Galater 3:16).
Am 14. Nisan 33 u. Z. stand Jesus vor Pontius Pilatus im Palast des römischen Statthalters in Jerusalem.
Die Priester der Juden hatten ihn des Verrats am Kaiser angeklagt. Doch Jesus erklärte Pilatus: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. . . . mein Königreich [ist] nicht von daher.“
Damit der römische Statthalter den unschuldigen Jesus nicht freiließ, schrien die Juden: „Wenn du diesen Mann freiläßt, bist du kein Freund Cäsars. Jeder, der sich selbst zu einem König macht, redet gegen Cäsar.“
Sie forderten Jesu Hinrichtung und erklärten: „Wir haben keinen König außer Cäsar.“ Auf Grund des Gesetzes der laesa majestas (Majestätsbeleidigung), das Tiberius dahin erweitert hatte, daß praktisch jede Beleidigung des Cäsars strafbar war, lieferte Pilatus Jesus aus, damit er an einen Marterpfahl komme oder „zerbrochen“ werde (Johannes 18:36; 19:12-16; Markus 15:14-20).
EIN TYRANN ‘SCHMIEDET SEINE PLÄNE’
Weiter sagte der Engel in der Prophezeiung, die sich auf Tiberius bezog: „Da sie sich mit ihm verbündeten, wird er Trug üben und tatsächlich heraufkommen und mittels einer kleinen Nation mächtig werden“ (Daniel 11:23).
Die Mitglieder des römischen Senats hatten sich verfassungsmäßig mit Tiberius ‘verbündet’, und er war formell von ihnen abhängig. Doch er ging trügerisch vor und wurde eigentlich „mittels einer kleinen Nation mächtig“.
Bei dieser kleinen Nation handelte es sich um die römische Prätorianergarde, die in der Nähe der Stadtmauer Roms Quartier bezog.
Ihre Nähe schüchterte den Senat ein und half Tiberius, jede Auflehnung des Volkes gegen seine Amtsgewalt in Schach zu halten. Mit Hilfe der ungefähr 10 000 Mann starken Garde behauptete Tiberius daher seine Macht.
Der Engel führte in der Prophezeiung weiter aus: „Während einer Zeit der Sorglosigkeit wird er sogar in die Fettigkeit des Gerichtsbezirks einziehen und tatsächlich tun, was seine Väter und die Väter seiner Väter nicht getan haben. Plündergut und Beute und Habe wird er unter ihnen ausstreuen; und gegen befestigte Plätze wird er seine Pläne schmieden, aber nur bis auf eine Zeit“ (Daniel 11:24).
Tiberius war überaus mißtrauisch. Während seiner Regierung waren befohlene Ermordungen an der Tagesordnung. Der letzte Teil seiner Herrschaft stand hauptsächlich wegen des Einflusses von Sejan, dem Präfekten der Prätorianergarde, im Zeichen des Terrors.
Schließlich geriet Sejan selbst in Verdacht und wurde hingerichtet. Tiberius tyrannisierte das Volk weit mehr als seine Vorväter.
Allerdings streute Tiberius in allen römischen Provinzen „Plündergut und Beute und Habe“ aus.
Zur Zeit seines Todes erfreuten sich alle unterworfenen Völker eines gewissen Wohlstands. Die Steuern waren niedrig, und Tiberius konnte großzügig sein, wenn die Bevölkerung irgendwo schwere Zeiten durchzustehen hatte.
Falls Soldaten oder Beamte irgend jemand bedrückten oder sich in Verbindung mit ihrer Aufgabe Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen ließen, mußten sie damit rechnen, von der Obrigkeit zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Da Tiberius mit fester Hand regierte, konnte die öffentliche Sicherheit aufrechterhalten werden, und durch die Verbesserung der Verkehrswege wurde der Handel gefördert. Tiberius sorgte innerhalb und außerhalb von Rom für eine unparteiische und stabile Verwaltung.
Die Gesetze wurden verbessert und die Sozial- und Sittengesetze dadurch zur Geltung gebracht, daß die Reformen, die Cäsar Augustus eingeführt hatte, gefördert wurden.
Doch Tiberius ‘schmiedete seine Pläne’, so daß ihn der römische Historiker Tacitus als einen heuchlerischen Menschen beschreibt, der sich geschickt verstellen konnte.
Als er im März 37 u. Z. starb, galt er als Tyrann.
Zu den Nachfolgern des Tiberius, die die Rolle des Nordkönigs spielten, zählten Gajus Cäsar (Caligula), Claudius I., Nero, Vespasian, Titus, Domitian, Nerva, Trajan und Hadrian.
In einer Enzyklopädie heißt es: „Die meisten der Nachfolger des Augustus hielten an seiner Verwaltungspolitik und seinem Bauprogramm fest, aber weniger innovativ und mehr ostentativ“ (The New Encyclopædia Britannica).
In diesem Werk heißt es weiter: „Ende des ersten und Anfang des zweiten Jahrhunderts befand sich Rom auf dem Gipfel seiner Macht und erreichte seine größte Bevölkerungszahl.“
Zu jener Zeit stellten sich zwar an den Grenzen des römischen Imperiums einige Schwierigkeiten ein, doch zur ersten vorausgesagten Konfrontation Roms mit dem König des Südens kam es erst im 3. Jahrhundert u. Z.
GEGEN DEN KÖNIG DES SÜDENS ‘AUFGEWECKT’
Der Engel Gottes setzte die Prophezeiung wie folgt fort: „Er [der König des Nordens] wird seine Kraft und sein Herz gegen den König des Südens aufwecken mit einer großen Streitmacht; und der König des Südens seinerseits wird sich zum Krieg erregen mit einer überaus großen und mächtigen Streitmacht. Und er [der König des Nordens] wird nicht standhalten, weil sie Pläne gegen ihn schmieden werden. Und gerade diejenigen, die seine Delikatessen essen, werden seinen Zusammenbruch herbeiführen. Und was seine Streitmacht angeht, sie wird weggeschwemmt werden, und viele werden bestimmt erschlagen fallen“ (Daniel 11:25, 26).
Etwa 300 Jahre nachdem Oktavian Ägypten zur römischen Provinz gemacht hatte, übernahm der römische Kaiser Aurelian die Rolle des Nordkönigs. Inzwischen spielte Königin Septimia Zenobia von der römischen Kolonie Palmyra die Rolle des Südkönigs.
269 u. Z. besetzte das palmyrische Heer Ägypten unter dem Vorwand, es für Rom sichern zu wollen. Zenobia war bestrebt, Palmyra zur führenden Stadt im Osten zu machen und über die östlichen Provinzen Roms zu herrschen. Von ihrem Ehrgeiz alarmiert, weckte Aurelian „seine Kraft und sein Herz“ auf, um gegen Zenobia vorzugehen.
Der König des Südens, die herrschende Macht unter der Führung Zenobias, ‘erregte sich’ „mit einer überaus großen und mächtigen Streitmacht“ unter den beiden Feldherren Zabdas und Zabbai zum Krieg gegen den König des Nordens.
Doch Aurelian eroberte Ägypten und unternahm dann einen Feldzug nach Kleinasien und Syrien. Zenobia wurde bei Emesa (das heutige Homs) geschlagen und zog sich nach Palmyra zurück. Als Aurelian die Stadt belagerte, verteidigte Zenobia sie mutig, doch ohne Erfolg.
Sie versuchte mit ihrem Sohn nach Persien zu fliehen, wurde aber am Euphrat von den Römern eingeholt und gefangengenommen. 272 u. Z. übergaben die Palmyrer die Stadt. Aurelian ließ Zenobia am Leben und nahm sie mit nach Rom, wo sie 274 u. Z. seinen Triumphzug als Hauptattraktion zierte. Sie blieb bis an ihr Lebensende als Matrone in Rom.
Aurelian selbst ‘hielt wegen der gegen ihn geschmiedeten Pläne nicht stand’. 275 u. Z. unternahm er einen Feldzug gegen die Perser. Während er in Thrakien auf eine Gelegenheit wartete, die Meerenge nach Kleinasien zu überqueren, verwirklichten seine Tischgenossen die gegen ihn geschmiedeten Pläne und führten seinen „Zusammenbruch“ herbei.
Er hatte beabsichtigt, seinen Schatzmeister Eros für gewisse Unregelmäßigkeiten zur Rechenschaft zu ziehen. Aber Eros dachte sich eine Liste mit den Namen bestimmter Offiziere aus, die angeblich zum Tode bestimmt waren. Als die Offiziere diese Liste sahen, verschworen sie sich gegen Aurelian und ermordeten ihn.
Die Rolle des Nordkönigs war mit dem Tod des Kaisers Aurelian allerdings noch nicht zu Ende. Weitere römische Herrscher folgten ihm auf den Thron. Eine Zeitlang gab es einen Kaiser des Westens und einen des Ostens. Unter der Herrschaft dieser Männer wurde die „Streitmacht“ des Nordkönigs „weggeschwemmt“ oder „zerstreut“, und bei Einfällen germanischer Stämme aus dem Norden ‘fielen viele erschlagen’.
Im 4. Jahrhundert u. Z. durchbrachen die Goten die römischen Grenzen. Ein Einfall erfolgte nach dem anderen. Im Jahre 476 u. Z. setzte der germanische Anführer Odoaker den letzten Kaiser ab, der von Rom aus geherrscht hatte. Anfang des 6. Jahrhunderts war das Weströmische Reich zerschlagen, und in Britannien, Gallien, Italien, Nordafrika und Spanien regierten germanische Könige.
Der östliche Teil des Reiches bestand noch bis ins 15. Jahrhundert hinein.
EIN GROSSREICH WIRD GETEILT
Ohne unnötige Einzelheiten in bezug auf den Zusammenbruch des Römischen Reiches, der sich jahrhundertelang hinzog, zu erwähnen, sagte der Engel des wahren Gottes weitere bedeutende Aktionen des Nordkönigs und des Südkönigs voraus. Ein kurzer Überblick über bestimmte Entwicklungen im Römischen Reich wird uns helfen, die beiden rivalisierenden Könige in späterer Zeit zu identifizieren.
Im 4. Jahrhundert verlieh der römische Kaiser Konstantin dem abtrünnigen Christentum die staatliche Anerkennung. Er berief 325 u. Z. sogar ein Kirchenkonzil nach Nizäa (Kleinasien) ein und führte persönlich den Vorsitz. Konstantin verlegte später die Kaiserresidenz von Rom nach Byzanz (Konstantinopel) und machte diese Stadt zur neuen Hauptstadt. Bis zum Tod des Kaisers Theodosius I. am 17. Januar 395 u. Z. stand das Römische Reich jeweils nur unter der Herrschaft eines einzigen Kaisers.
Nach dem Tod des Theodosius wurde das römische Imperium unter seine beiden Söhne aufgeteilt. Honorius erhielt den westlichen Teil und Arcadius den östlichen Teil mit Konstantinopel als Hauptstadt.
Britannien, Gallien, Italien, Spanien und Nordafrika gehörten zu den Provinzen des westlichen Teils.
Makedonien, Thrakien, Kleinasien, Syrien und Ägypten waren Provinzen des östlichen Teils.
642 u. Z. wurde die ägyptische Hauptstadt Alexandria von den Sarazenen (Arabern) erobert, und Ägypten unterstand als Provinz der Herrschaft der Kalifen.
Im Januar 1449 wurde Konstantin XI., der letzte Kaiser des Ostreiches, gekrönt. Am 29. Mai 1453 nahmen die Osmanen (Türken) unter Sultan Mohammed II. Konstantinopel ein. Damit hörte das Oströmische Reich zu bestehen auf. 1517 wurde Ägypten eine türkische Provinz. Dieses Land des Südkönigs der alten Zeit sollte jedoch schließlich unter die Herrschaft eines anderen Reiches kommen, eines Reiches des westlichen Teils.
Im westlichen Teil des römischen Imperiums erhob sich der katholische Bischof von Rom, besonders Papst Leo I., der im 5. Jahrhundert u. Z. dafür bekannt war, die päpstliche Gewalt geltend zu machen. Schließlich maßte sich der Papst an, den Kaiser des Westreiches zu krönen.
Das geschah zu Weihnachten des Jahres 800 u. Z. in Rom, als Papst Leo III. dem Frankenkönig Karl dem Großen die Kaiserkrone des neuen Weströmischen Reiches aufsetzte.
Mit dieser Krönung wurde das Kaisertum in Rom wiederbelebt, was gemäß einigen Historikern den Beginn des Heiligen Römischen Reiches kennzeichnete. Von da an gab es das Ostreich und das Heilige Römische Reich im Westen.
Beide beanspruchten, christlich zu sein.
Die Nachfolger Karls des Großen erwiesen sich im Verlauf der Zeit als schwache Herrscher. Eine Zeitlang war das Amt des Kaisers sogar unbesetzt. Unterdessen hatte der deutsche König Otto I. die Herrschaft über einen Großteil von Nord- und Mittelitalien erlangt und sich zum König von Italien ausgerufen.
Am 2. Februar 962 u. Z. wurde er von Papst Johannes XII. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Die Hauptstadt des Reiches befand sich in Deutschland, und seine Kaiser sowie die meisten Untertanen waren Deutsche.
500 Jahre später ging die Kaiserwürde an das österreichische Haus Habsburg über, das sie fast all die Jahre behielt, die dem Heiligen Römischen Reich noch verblieben.
DIE BEIDEN KÖNIGE ERNEUT KLAR ZU ERKENNEN
Napoleon I. versetzte dem Heiligen Römischen Reich den Todesstoß, als er nach seinen Siegen 1805 in Deutschland die Existenz dieses Reiches nicht mehr anerkannte.
Da sich Kaiser Franz II. außerstande sah, die Krone zu verteidigen, dankte er am 6. August 1806 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ab und führte von da an nur den Titel eines Kaisers von Österreich.
So endete nach 1 006 Jahren das Heilige Römische Reich, das von Leo III., einem Papst der römisch-katholischen Kirche, und Karl dem Großen, einem Frankenkönig, gegründet worden war.
1870 wurde Rom die Hauptstadt des vom Vatikan unabhängigen Königreiches Italien. Im darauffolgenden Jahr begann mit Kaiser Wilhelm I. das Deutsche Reich. So betrat der neuzeitliche König des Nordens — Deutschland — die Weltbühne.
Wer war jedoch der neuzeitliche König des Südens? Wie die Geschichte zeigt, wurde Britannien im 17. Jahrhundert Weltmacht. Napoleon I. wollte die britischen Handelswege unterbrechen und eroberte 1798 Ägypten. Das löste einen Krieg aus, in dem britische und türkische Streitkräfte die Franzosen zwangen, sich aus Ägypten zurückzuziehen, das zu Beginn des Konflikts die Rolle des Südkönigs gespielt hatte.
Im nachfolgenden Jahrhundert nahm der britische Einfluß in Ägypten zu. Nach dem Jahre 1882 befand sich Ägypten praktisch in Abhängigkeit von Großbritannien.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, gehörte es zur Türkei und wurde von einem Khediven oder Vizekönig regiert. Nachdem sich die Türkei in diesem Krieg auf die Seite Deutschlands gestellt hatte, setzte Großbritannien den Khediven ab und erklärte Ägypten zu einem britischen Protektorat.
Zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelten sich allmählich enge Bindungen. So entstand die anglo-amerikanische Weltmacht, die die Rolle des Südkönigs übernahm.
Gruß, Tommy