Raumstation Atlantis vor 12.000 Jahren
26.07.2011 um 22:07Ich ahtte mal vor zwei, drei, vier? Jahren ne Rezi zu Dieters zweitem Buch geschrieben. Vllt. hilfts ja bei der Kaufentscheidung.
Buchrezension zu Dieter Bremers „Atlantis und das Altersparadoxon“
Von René Mendler
Dieter Bremer hat etwas geschaffen, was in dieser Art kein zweites Mal auf dem deutschen Buchmarkt zu finden ist. Ein Buch über Wissenschaftsmethodik. Aber er schrieb es nicht in einer langweiligen Form, wie man sich methodisch richtig verhält. Nein, er wählte dazu die entgegengesetzte Schreibweise.
Auf den 507 Seiten des Buches wird dem Leser ganz offensichtlich vor Augen geführt, welche Fehler beim Umgang mit altertümlichen Texten gemacht werden können. Dazu schuf er ein fiktives Szenario, in dem es darum geht, das vor 12.000 Jahren eine Weltraumstation die Erde umkreiste, die zerstört werden musste und so zur Sintflut und der Erschaffung des Mondes führte. Anhand von Zitaten aus allen möglichen Überlieferungen, insbesondere der Bibel, dem Gilgamesch-Epos, des Enuma Elisch, der griechischen und römischen Mythologie versucht er die Raumstation und die fiktive Geschichten dazu zu beweisen. Dabei macht er ganz offensichtlich die Fehler, die ein Wissenschaftler vermeiden muß, um als seriös zu gelten. Dem Leser wird aufgezeigt, wie durch Festsetzung des Ergebnisses, bereits bei der Beweisfindung Fehler begangen werden. Er interpretiert Texte nach der Fasson seines fiktiven Szenarios, auch wenn diese keinerlei Zusammenhang zu irgendeinem Punkt seines Szenarios aufzeigen. Der Leser bekommt so einen guten Einblick in die wissenschaftliche Vorgehensweise, nur eben genau andersherum. Dabei liegt das Augenmerk Bremers eindeutig auf dem Vorgehen grenzwissenschaftlicher Erscheinungen, denen er mit dieser stark übertriebenen Beweisführung aufzeigen möchte, wie schnell es passieren kann, das man mit vorgefasster Meinung und falschen Interpretationsmethoden zu dem Ergebnis kommt, welches man von Anfang an anvisierte. Auf einzelne Punkte, die in dem Buch behandelt werden, möchte ich in dieser Rezension nicht eingehen, da diese lediglich als Mittel dienen und in keinster Weise als wirkliche Indizien herhalten sollen. Ich werde sie nur kurz stichpunktartig anführen, um einen kleinen Überblick zu schaffen:
- die Raumstation Atlantis wird durch 7 thermonukleare Bomben zerstört, wodurch der gesamte Wüstensand, die Iridiumanomalie im K/T-Grenzbereich und das Eisen auf die Erde entsteht (u.v.m.)
- die ausführenden Personen sind Gilgamesch und Enkidu bzw. alle Personen, die in den alten Texten auf irgendeine Art damit vergleichbar und in Zusammenhang gebracht werden können
- die Raumstation hat zwei Hilfseinheiten, zur Meteoritenabwehr, die aber letztendlich durch ihre Materie/Antimaterie-Vorräte dafür sorgen, das Magma in die Atmosphäre geschleudert wird und dort zur Entstehung des Mondes verantwortlich ist und durch die enorme Kraft auch für die Sintflut sorgt und für die Neigung der Erdachse verantwortlich ist (u.v.m.)
Das sollte erstmal reichen, um die Vielfältigkeit von Dieter Bremers fiktivem Szenario zu beleuchten. Dabei versucht er, keine einzige These, die innerhalb der Grenzwissenschaft besteht, auszulassen. Gerade dieses Sammelsurium der verschiedensten Thesen, gepaart mit seiner unglaublich unwissenschaftlichen Vorgehensweise, die er stets als „Erkenntnisse“ anpreist, machen dieses Buch so lesenswert. Man erkennt ganz deutlich, das er manchmal selbst sich das Lachen verkneifen muß – zumindest war so mein Eindruck beim Lesen.
Als Fazit kann man sagen:
Dieses Buch ist ein Muß für jeden Wissenschaftler und jedem, der sich für Wissenschaftsmethodik interessiert.
So könnte es sich darstellen. Die Wahrheit ist aber, das er jedes Wort ernst meint, was eigentlich nicht mehr so lustig ist, sondern sogar sehr traurig.