Essen deiner Kindheit

Da gibt es sehr viele Erinnerungen. Eine ganz wichtige für mich: Nutellabrot (esse ich heute noch gerne)! Hätte ich Morgens, Mittags oder Abends essen können, am allerliebsten mit frischem Bauernbrot. Meine Mutter hat da immer gleich einen ganzen Karton Nutella gekauft!
Und dann natürlich Dame blache (Vanilleeis mit heißer Schokoladensoße und Sahne), auch das esse ich auch heute noch sehr gerne.
Dann der Zwetschgenkuchen von meiner Großmutter mit Hefeteig, der war absolut genial. Immer wenn meine Oma Kuchen mit Hefeteig gemacht hat, hat sie extra ein wenig Teig mehr gemacht, den habe ich nämlich für mein Leben gerne roh gegessen.

Bundeskanzleri schrieb:Ja, jetzt hat man die Kontrolle darüber. Aber als Kind war man denen ausgeliefert, die das nicht so eng gesehen haben

Das stimmt natürlich. Ich hatte ja das Glück, dass mein Papa in der Hinsicht die gleichen Ansichten hatte und das Gemecker vom 2 Menschen war meiner Mutter dann zu viel und es gab solche Sachen erst gar nicht ^^

-VOLLSTRECKER- schrieb:den habe ich nämlich für mein Leben gerne roh gegessen.

Oh ja, das hat meine Mutter auch immer gemacht. Und heute noch nasche ich gerne Teig. Schmeckt eh oft besser als der fertige Kuchen :lolcry:

Und es gab bei uns immer mal wieder süßes Mittagessen. Also Eierkuchen mit Marmelade, im Sommer auch mal Eis oder Grießbrei.

Das habe ich für meine Kinder dann auch gerne mal gemacht. Besonders der Jüngste wollte nur süß essen.
Bester Kommentar und ein Griff in die selbstverschuldete Erziehung :troll: :
Wir hatten Waffeln mit Puderzucker. Er leckte den Puderzucker runter und meinte dann trocken: "So, jetzt habe ich ja Mittag gegessen, dann kann ich ja jetzt Nachtisch haben."

:lolcry: :lolcry: :lolcry:

EnyaVanBran schrieb:und es gab solche Sachen erst gar nicht

Das hast du gut gemacht! Aber das Ding ist ja, z.B. Hühnerfleisch in der Suppe ist ja lecker, nur wenn man da die Knorpel mit reinmischt, weil man zu faul ist, das sauber abzumachen, ist halt alles verdorben. :{

Innereinen an sich gab es bei uns zum Glück nicht. Außer Leber, die mag ich ganz gerne.

Das Beste war, was mein Opa von der Feldarbeit zurückgebracht. Es war in einem Leinentuch eingewickelt, entweder etwas Paprikawurst, Schinken oder Speck, dazu eine Scheibe vom 2kg Weissbrot vom Dorfbäcker.
Wir hatten Felder und als Maisreifezeit war, hat der Opa am Feld in einem provisorischen Zelt übernachtet und wenn die Wildschweine kamen, dann hat er getrommelt. Ich durfte mit, mit ihm draussen übernachten und wir haben am Lagerfeuer Speck geröstet.

Spinat esse ich bis heute gern und im Kindergarten habe ich die Blechtassen mit Milchreis und Milchgries von den anderen bekommen - die wollten es nicht haben.

Milch haben wir monatlich voraus bezahlt, so war es meine Aufgabe, die Milchkanne kurz vor Dämmerung zu schnappen und ab zum Bauer um Milch zu holen und vor dem Schlafen davon was getrunken. Seit dem nie wieder reine Milch getrunken.

Die Nachbarn hatten Stachelbeeren, die ich abgepflückt habe. Meine Mutter gab mir dann eine Kopfwäsche und begründete die Aktion mit der Aussage, dass die Nachbarin aus Stachelbeeren eine Sosse zum Fleisch machen würde. Überzeugt hat sie mich damit nicht, aber das Thema Stachelbeeren scheint erledigt zu sein - mir graut's bis heute wenn ich Fleisch mit Stachelbeeren vorstelle ;-)

Übrigens, laut Erzählungen habe ich recht schnell die Kochgewohnheiten im Griff gehabt. Alles was mir nicht geschmeckt hat, den richtigen Augenblick abgewartet und wenn keine auf mich geachtet hat, dann den Teller genommen und den Inhalt über dem eigenen Kopf gekippt.

schnuffon schrieb:und wenn keine auf mich geachtet hat, dann den Teller genommen und den Inhalt über dem eigenen Kopf gekippt.

:lolcry:

Dass keiner auf dich geachtet hat, hat sich dann wohl schnell erledigt :D

Bundeskanzleri schrieb:Dass keiner auf dich geachtet hat, hat sich dann wohl schnell erledigt :D

Wenn die Familie aus der alten Zeit erzählt, ist diese Tellergeschichte immer dabei. Ich kann mich selbst dran nicht erinnern.

martenot schrieb:Noch in meiner Jugend waren die Leute auch nicht mit italienischer Küche vertraut, und viele reagierten misstrauisch auf Pizza, Spaghetti, Parmesan, Oliven, etc.

Oha, wie alt bist Du denn? In meiner Kindheit und Jugend, also vor allem 80er war italienisches Essen Komplett normal, Italiener gab es an jeder Straßenecke. Und ich liebe es bis heute noch :)

martenot schrieb:in meiner Jugend waren die Leute auch nicht mit italienischer Küche vertraut, und viele reagierten misstrauisch auf Pizza, Spaghetti, Parmesan, Oliven, etc.

Daran kann ich mich auch noch sehr gut erinnern, in die ersten Pizzerien hat man sich nur mit großer Skepsis getraut! Pizza? Das war doch kein Essen

@-VOLLSTRECKER-


darf ich rein interessehalber mal fragen, wann das war, um das zeitlich einzuordnen? Bei uns in Hamburg war 1990 Joeys Pizzaservice, mittlerweile von Dominos gekauft, schon der heiße Scheiss :)

cejar schrieb:Oha, wie alt bist Du denn?

Jetzt habe ich mich wohl als alter Knacker geoutet..... Naja, wann das war? Kann ich nicht mehr so genau einordnen, aber vielleicht gegen 1980 oder so?

Jedenfalls erinnere ich mich noch gut daran, dass Pizza wie ein seltsamer Kuchen wahrgenommen wurde, der nicht süß sondern herzhaft war. Und bei Spaghetti Bolognese haben sich viele Leute vor dem "stinkenden" Parmesan geekelt, der geruchlich zur durchfallähnlich aussehenden Sauce gepasst hatte. Und bei den ersten Pizzas haben sich die Leute gegenseitig die Pepperoni zugeschanzt, die keiner essen wollte.

Ich erinnere mich noch an Mitschüler, die gleich nach dem Abitur mit dem Auto nach Italien fuhren und das Auto voll mit deutschen Lebensmitteln gepackt hatten, weil man ja dem italienischen Essen nicht trauen konnte. Ich weiß noch, wie die Leute gedacht hatten, in Italien würde man vom Essen Durchfall bekommen.

Der Vater eines Bekannten hatte damals in Rom ausschließlich in einer der noch wenigen MacDonald's-Filialen gegessen, um sich nicht "den Magen zu verderben".

martenot schrieb:vielleicht gegen 1980 oder so?

1952 wurde in Deutschland die erste Pizzeria eröffnet. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es 1980 noch solche Reaktionen darauf gegeben haben soll.

martenot schrieb:in Italien würde man vom Essen Durchfall bekommen.

Das habe ich auch noch so "gelernt". Aber hauptsächlich, weil das Essen (ob es das italienische war, ich glaube auch) unseren Mägen unbekannt war. Man sollte auch nirgends Wasser trinken.

martenot schrieb:MacDonald's-Filialen gegessen, um sich nicht "den Magen zu verderben".

Aber zu MacDonalds Zeiten war doch Pizza schon lange bei uns?

Hab gerade mal nachgesehen, vielleicht auch nicht. Mäcces gibt es seit 1971 :o:

Die McDonald's Deutschland GmbH startete im September 1971. Am 4. Dezember 1971 eröffnete die erste deutsche Filiale in der Martin-Luther-Straße in München im Stadtteil Obergiesing, sie ist heute noch in Betrieb

Quelle: Wikipedia: McDonald’s#Deutschland

sidnew schrieb:Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es 1980 noch solche Reaktionen darauf gegeben haben soll.

1952 habe selbst ich noch nicht gelebt, aber das Erzählte habe ich tatsächlich so erlebt. Wobei ich berichten muss, dass ich nicht in einer Metropole aufgewachsen bin, sondern im ländlichen Raum, wo es noch länger gedauert hat, bis die ersten Pizzerias eröffnet hatten und auch von einer breiten Mehrheit akzeptiert wurden. Ich erinnere mich noch an eine Art italienisches Restaurant in meinem Heimatort, wo die meisten Gäste allerdings lieber die dort weiterhin angebotene deutsche Hausmannskost bevorzugt hatten (es war also eine Art Hybrid-Restaurant mit italienischer und deutscher Küche gewesen).

Darf ich fragen, in welchen Städten die ersten Pizzerias eröffnet wurden? Darüber weiß ich leider nicht Bescheid.

Bundeskanzleri schrieb:Aber zu MacDonalds Zeiten war doch Pizza schon lange bei uns?

Meiner Erinnerung nach gibt es MacDonalds schon recht lange - ich denke, länger als die meisten Pizzerias. MacDonalds galt damals als Königsweg für fremdelnde Gastro-Skeptiker im Ausland..... Dorthin konnte man ausweichen, wenn man das regionale Essen nicht mochte.

sidnew schrieb:1952 wurde in Deutschland die erste Pizzeria eröffnet. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es 1980 noch solche Reaktionen darauf gegeben haben soll.

Zu jener Zeit wurden italienische Gastarbeiter noch als "Spaghettifresser" und "Knoblauchfresser" diffamiert.

martenot schrieb:Meiner Erinnerung nach gibt es MacDonalds schon recht lange - ich denke, länger als die meisten Pizzerias.

Nope, der erste europäische Mäckes eröffnete 1971
in Amsterdam, im Dezember jenes Jahres in München.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/245077/umfrage/anzahl-der-betriebe-von-mcdonalds-deutschland-inc/

VanDusen schrieb:Zu jener Zeit wurden italienische Gastarbeiter noch als "Spaghettifresser" und "Knoblauchfresser" diffamiert.

Das wurden sie auch noch in den Neunzigern, dass werden sie auch heute noch von gewissen Leuten.

VanDusen schrieb:Zu jener Zeit wurden italienische Gastarbeiter noch als "Spaghettifresser" und "Knoblauchfresser" diffamiert.

Knoblauch galt damals eher als Gewürz der Fremdländer, weswegen man das Wort abwertend verwendet hat. Knoblauch hatte irgendwie den Ruf von Schmutzigkeit und Unsauberkeit. Viele hatten damals beim Geruch von Knoblauch die Nase gerümpft, und wer Knoblauch verwendete, galt irgendwie als unzivilisiert.

Und auch Spaghetti fand man irgendwie befremdlich, und man hat diese Nudeln (Pasta sagte man noch nicht) meistens in kleinere Stücke geschnitten.

sidnew schrieb:1952 wurde in Deutschland die erste Pizzeria eröffnet. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es 1980 noch solche Reaktionen darauf gegeben haben soll.

Wundert mich auch - ich hatte eben, weil ich Joeys erwähnte und ich an meine Abizeit zurückdachte in der ich für diese Pizza ausgefahren bin mal ein bisschen gegooglet, Joey und Smileys wurden bereits 1988 in Hamburg gegründet, Call a Pizza bereits 1984 in München.
Ich selber bin seit frühster Kindheit mit meinen Eltern fast täglich essen gegangen und als kleiner Junge (1980 war ich 6) waren bereits Fettucine alla Panna mein Lieblingsessen :)

martenot schrieb:Meiner Erinnerung nach gibt es MacDonalds schon recht lange - ich denke, länger als die meisten Pizzerias. MacDonalds galt damals als Königsweg für fremdelnde Gastro-Skeptiker im Ausland..... Dorthin konnte man ausweichen, wenn man das regionale Essen nicht mochte.

Und das wear bei uns genau andersherum. Wenn mein Vater mich als Kind zu meiner Mutter zurückbrachte (Trennungskind) sind wir ab und an bei McDonalds gehalten und das war für alle irgendwie voll fremd und gehyped, während Pasta zu dem Zeitpunkt völlig normal war.

Mag aber echt an dem Stadt / Land Unterschied liegen.

cejar schrieb:Mag aber echt an dem Stadt / Land Unterschied liegen.

Kann sein. Als Jugendlicher habe ich natürlich nur die mir damals vertraute ländliche Wahrnehmung in Erinnerung.