Entführungen durch Aliens
17.01.2022 um 20:03Kephalopyr schrieb:Welchen Sinn und Zweck würden so große, schwarze Augen überhaupt erfüllen bei einem Lebewesen?Schwarz is einfach nur die Coolness. Nur die Pupille muß schwarz sein (oder rot, bei viel eindringendem Licht), aber die Iris nicht (da wär's zuweilen eher dumm), ebenso nicht der Glaskörper. Aber ne so groß geöffnete Pupille bei mäßigem bis hellem Tageslicht wäre einfach nur tödlich für ne Seh-Funktion.
Augen haben sowohl ne absolute Größe als auch ne relative. Wir Menschen haben nen Augapfel mit knapp 2,5 cm Durchmesser. Elefantenaugen bringen's auf gerade mal 3,5cm, obwohl Elefanten doch viel größer sind. Gemessen an der Körpergröße wären Elefantenaugen also deutlich kleiner als Menschenaugen. Doch rechnet sich das nicht so simpel, bei zunehmender Körpergröße nimmt die Augengröße nicht linear mit zu. Insofern könnten Elefantenaugen und Menschenaugen sehr vergleich bar sein. Wären wir Riesen von Elefantenmasse, hätten wir wohl ebenfalls nur um 1cm größere Augäpfel.
Ebenso haben kleinere Tiere entsprechend relativ größere Augen als große Tiere, was aber dennoch gemeinhin kein besseres Sehen bedeutet.
Man muß schon Tiere mit vergleichbarer Größe / Masse miteinander vergleichen, um zu sehen, ob sie große Augen haben oder kleinere.
Obwohl Mäuse nochmals kleiner sind, haben Koboldmakis die relativ größeren Augen (und auch absolut). Mäuse müssen ebenfalls gut im Dunkeln sehen, aber Koboldmakis sind auf das Nachtleben spezialisiert. Ihre Kopf-Rumpf-Länge (max 16cm) ist gerade mal zehn mal so viel wie der Durchmesser ihrer Augen (16mm). Selbst das Gehirn ist kleiner als ein Auge. Zehn Prozent der Kopf-Rumpflänge der Augendurchmesser, das ist soweit ich weiß der Spitzenwert für Wirbeltieraugen.
Und nun schau Dir mal diese Aliens an:
https://www.alamy.de/aliens-isoliertes-3d-rendering-image240819414.html
Ich habs ausgemessen. Kopf-Rumpf-Länge beim rechten Alien 580 Pixel, größter Querschnitt im sichtbaren Pupillenbereich 58 Pixel. Zehn Prozent. Wären diese Aliens koboldmaki-klein, wären sie ideal fürs nachtaktive Leben. Aber in Sachen Körpergröße dürften sie eher in der Liga Mensch spielen. Mit anderen Worten, selbst für ein nachtaktives Wesen sind ihre Augen viel zu groß. So große Augen bräuchten nicht mal Wesen auf einem "Vagabund", einem Planemo, also einem planetengroßen Himmelskörper, der nicht um eine Sonne kreist, sondern nur (fernes) Sternenlicht empfängt.
Der antarktische Koloß-Kalmar Mesonychoteuthis hamiltoni hat die größten absoluten Augen: Durchmesser bis 27 Zentimetern. Der Koloß-Kalmar ist nun nicht einfach "nachtaktiv", er lebt in der Tiefsee, Tauchtiefen bis wahrscheinlich 2000 Meter. Der muß nun tatsächlich noch mit Lichtmengen klarkommen, denen gegenüber ne mondlose Nacht noch ein hell erleuchteter Festsaal wäre. Da sind solche Augen sinnvoll. Nehm ich mal an, ein vergleichbar massiger Elefant hätte so große Augen, und rechne dies von 3,4cm auf 2,4cm runter (also von Elefantenauge auf Menschenauge), dann müßte ein menschengroßes Wesen nen Augapfel von knapp 20cm Durchmesser besitzen.
So komme ich zu dem Schluß, daß solche Grey-Aliens Augen haben, für die das dunkle Weltall noch zu hell für ihre Augen ist. Diese Greys müssen unter Lichtbedingungen leben wie bei uns in der Tiefsee. An einer Planetenoberfläche leben die nicht!
Vor über hundert Jahren überlegte man sich, wenn wir Menschen eine Evolution durchlaufen haben, und wenn das noch weiterginge, wie müßte dann ein Mensch in der Zukunft wohl aussehen? Gemeinhin meinte man, daß körperliche Arbeit immer weniger eine Rolle spielen werde, sodaß unsere Muskeln, ja selbst unsere Statur abnehmen würden. Zugleich aber würde unser Hirn und damit auch unser Schädel größer werden. Nase und Mund würden ebenfalls kleiner, aber die Augen würden mindestens gleich bleiben, eher größer werden. Letztlich war das schon die Grey-Anatomie, die seither in unseren Köpfen rumspukt. Selbst heute noch meinen Leute, dies würde mit unserer Evolution in Zukunft so kommen (wenn auch nicht mehr ganz so extrem ausufernd):
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(Prognose für 60.000 Jahre, aber danach soll es noch schlimmer werden)
https://www.zeitjung.de/nickolay-lamm-zukunftsprognose-unser-aussehen-in-200-000-jahren/
Is natürlich Mumpitz, denn Merkmale setzen sich durch Selektion durch. Also durch einen damit einhergehenden Überlebens- und Vermehrungsvorteil. In unseren Gesellschaften haben Augen- und Gehirngrößen udgl. keinerlei Einfluß auf die Zahl der hervorgebrachten zeugungsfähigen Nachkommen. Außer, wenn Leute mit Manga-Augen aus Attraktivitätsgründen häufiger Sexualpartner finden und dabei dann weniger verhüten. Freilich müßte der Modegeschmack dafür über zigtausende Jahre konstant bleiben, und wenn wir in die Vergangenheit schauen, ändern sich die Attraktivitäts-Maßstäbe dann doch alle paar hundert Jahre gehörig (rubens-dick bis model-dürr, rokoko-bleich bis malibu-braun).
Leider hab ich jetzt kein Bild gefunden, wie man sich vor hundert oder mehr Jahren den Zukunftsmenschen anatomisch vorstellte, wenn die Evolution weiterginge. Wohl aber kenn ich eines, wie man wohl einen Menschen gestalten würde, wenn man es selbst in der Hand hätte:
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Auch hier: der Kopf soll größer werden gegenüber dem Körper; der Hals ist geradezu mickerig. Und auch am Kopf geht die Größenzunahme vor allem aufs Gehirn, nicht auf das Gesichtsfeld.
Diese Vorstellung von "unserer eigenen Zukunft" steckt noch immer tief in der Vorstellung vieler Menschen. Grey's Anatomie scheint geradezu archetypisch dafür zu stehen, wie eine weit fortgeschrittenere intelligente Spezies auszusehen habe. Das, und nicht echte Begegnungen, halte ich für die bessere Erklärung, wieso Greys so aussehen, wie sie aussehen.