@Abu-Medina Abu-Medina schrieb:Ne das stimmt nicht so ganz: Evolution kann in extremen Fällen ziemlich schnell gehen gerade bei abgeschotteten Gesellschaften.
Da verwechselst Du was.
In kleinen Populationen können einzelne Veränderungen sich rascher durchsetzen, doch treten seltener Veränderungen auf als in großen Populationen.
In der Tat erhält Evolution durchaus einen gewissen "Schub" dadurch, daß eine große Gesamtpopulation in viele Teilpopulationen aufgeteilt wird. Dann kann geradezu ein Feuerwerk der Radiation losgehen, wie man an Darwins Galapagosfinken sehen kann. Aber die genetischen Veränderungen, die dafür vonnöten waren, haben die einzelnen Populationen mit ihrer geringen Populationszahl nur zu einem kleinen Teil eingebracht. Vielmehr sind es die großen Genpoole großer Populationen, die im Laufe der Zeit eine Vielzahl genetischer Variationen anhäufen. Jede hiervon abgespaltene Teilpopulation hat davon quasi ne "Mitgift" mitgenommen. Erst in der nun kleinen Population konnten sich verschiedene dieser Variationen schließlich durchsetzen.
Naja, und Inselverzwergung würde ich nicht mal "Evolution" nennen. Rein formal gehörts natürlich dazu, irgendwie, doch geht die Inselverzwergung auch wieder verloren, wenn die Population wieder ans Festland gelangt. Ist also letztlich nur ein "äußerer Zwang" und kein "Evolutionsschritt".
Inselverzwergung ist ein total weit verbreitetes Phänomen. Allein unter Rüsseltieren kennen wir reichlich Fälle: Ministegodonten auf Indonesien, Minielefanten auf Mittelmeerinseln, Minimammute auf der Wrangelinsel, Minimastodons auf Inseln vor Kalifornien. Auch bei anderen Spezies, etwa das Mininashorn von Sumatra... Viele Großtierarten verzwergen auf Inseln. Aber es gibt keine dieser Zwergformen auf dem normalen Festland. Entweder bleiben diese Inselformen seit Anbeginn der Evolution auf der Insel und sterben mit dem Ende der Insel oder mit dem Wandel des Klimas (weil sie ja nicht dem Klima hinterherwandern können) endgültig aus, oder aber sie kehren auch mal aufs Festland zurück - und werden da wieder normal groß. Nur im letzteren Falle kann Evoilution auch mit Inselpopulationen "experimentieren" zum Nutzen der generellen, weitergehenden Evolution. Dann aber spielt ausgerechnet die Inselverzwergung dabei überhaupt keine Rolle. Daher nenne ich sie lieber nicht "Evolution". Eben weil das ohne Belang ist.
Weder aus der Inselverzwergung noch aus der vermehrten Radiation aufgrund der Separation vieler Teilpopulationen läßt sich ein allgemeines Evolutionstempo ableiten. Das zeigt nur, daß eine kleine Population schnell aus einem reichen Genpool schöpfen kann. Doch eine kleine Population hat auf Dauer dann doch wieder nur einen kleinen Genpool und bekommt nur langsam neue Variationen da hinein. Daher bleiben kleine Populationen nach anfänglicher Fast-Forward-Evolution anschließend sehr konservativ. Von allen als "lebende Fossilien" bekannten Tier- und Pflanzenarten leben die meisten endemisch, also in kleinen Populationen in eng begrenzten "Rückzugsgebieten".
Es wird schon seinen Grund haben, daß der Hobbit so viele archaische Merkmale aufweist, die manche Forscher eher an einen Homo habilis, wenn nicht gar Australopithecus denken läßt. Der Hobbit ist kein evolutiver Schnelldurchlauf, sondern eher das Gegenteil.
Naja, und Atlantis können wir gerne in einem anderen Thread diskutieren. Lemuria hingegen kannste gleich ganz knicken. Oder Mu und was es sonst noch so geben mag...
Pertti