@wolf359Das mit dem Lotto-Vergleich war nur zur Veranschaulichung, um zu zeigen, in welchem Zusammenhang (nach Fragestellung) Wahrscheinlichkeiten errechnet werden können und in welchem Zusammenhang sich das verbietet.
Das Problem ist halt, dass chemische Verbindungen, Moleküle, nicht Leben sind, und dass man nicht weiß, wie der Sprung von Molekülketten zu sich selbst teilenden und vermehrenden Zellen erfolgte.
In einem anderen Forum hat das ein User namens Pertti mal recht anschaulich erklärt, deshalb will ich das Ganze (2 Postings) in voller Länge zitieren:
"Nein, das ist keine Erklärung dafür, dass und vor allem wie Leben zwangsläufig entstand.
"Man" weiß es nicht. Es sind schon diverse einzelne Details bekannt, genauer gesagt, kennt man Mechanismen, die so bzw. so ähnlich abgelaufen und Teil des Biogenese-"Geschehens" gewesen sein könnten. Aber etliche Details sind nicht bekannt; und es ist nicht mal bekannt, wie die dabei auftretenden Probleme gelöst werden könnten.
Nimm etwa den Auslese-Apparat der DNA.
Zum Auslesen der Erbinformation bildet die DNA eine Boten-RNA (mRNA; messenger-RNA), quasi einen einzelnen Strang ihrer selbst. An dessen Basen-Tripletts (die einzelnen "Buchstaben" des genetischen Codes also) docken nun Übersetzter-RNA (tRNA; transfer-RNA) an. Dabei paßt an einen bestimmten "Buchstaben" immer nur eine bestimmte tRNA. Und deren äußere Form am anderen Ende dient für das aus"lesende" Ribosom dann als "Information" für das Produzieren von bestimmten Proteinen.
Weder die tRNA noch die Ribosomen haben dabei eine naturgegebene Form, sondern deren Aufbau ist zufälliger Natur und hätte auch ganz anders sein können. Erst der tatsächliche Aufbau von tRNA und Ribosom ermöglicht es, aus den "unleserlichen" Basentripletts der DNA/RNA zuerst "lesbare" Buchstaben zu machen (tRNA) und dann diese wirklich zu lesen und "die Anweisungen auszuführen". Würden die tRNA anders aufgebaut sein, so würden sie falsche "Buchstaben" ausgeben, und würden die Ribosomen anders sein, würden sie die falschen Proteine anfertigen.
Daß dieser zweifache Schlüssel des Übersetzungsapparates nun der richtige ist, um die Erbinformation korrekt zu übersetzen und eine funktionierende Zelle aufzubauen, wird dadurch gewährleistet, daß die Information zum Anfertigen des richtigen Schlüssels - im Erbgut gespeichert ist. Wir haben also das Problem, daß zum Auslesen der Erbinformation ein Schlüssel vonnöten ist, dessen Bauanleitung sich in diesem Erbgut befindet.
Wie aber entstand so der erste Schlüssel?
Dieses Dilemma ist bis heute noch nicht gelöst. Schon vor etwa vier Jahrzehnten benannte Jacques Monod dieses Dilemma, und bis heute gibt es keine Auflösung. Letztlich muß hier ein purer Zufall veranschlagt werden, daß an einen wirren RNA-Strang zufällig gefaltete RNA andockten, und deren anderes, freies Ende wurde von irgendwelchen zufälligen frühen Ribosomen "gelesen", und zufälligerweise kam es so zur Produktion einer vollständigen Zelle einschließlich eines kompletten Satzes der eben beteiligten gefalteten RNA und Ribosomen.
Wenn das wirklich so ablief, so Monod, dann ist Leben im ganzen Universum wirklich nur ein einziges Mal entstanden; denn dieser Zufall ist so unwahrscheinlich, daß es statistisch gesehen in diesem Universum nicht mal ein Mal hätte passieren können. Wir wären also ein unwahrscheinlicher Zufall, der zufälligerweise dann doch passiert ist. Aber mit Sicherheit kein zweites Mal passieren wird.
Vielleicht gibts ja einen mehretappigen Weg, wie dieser Übersetzungsapparat aus einfachen Vorformen hoher Entstehungswahrscheinlichkeit heraus entstanden ist. Aber da haben wir noch immer nicht wirklich etwas.
Zitat:
Original von Lorenz
"Ich könnte mir gut vorstellen, dass genau so eine Initialzündung aber relativ wahrscheinlich ist, wenn man den Zeitraum bedenkt, der benötigt wurde, bis das erste Leben auf der Erde entstand."
Naja, das Leben entstand wie's scheint wenige hundert Millionen Jahre nach Erreichen der dafür günstigen Bedingungen. also irgendwas 200...900 mio a. Also eigentlich ziemlich schnell.
Andererseits aber auch endlos langsam. Und zwar so langsam, daß man sagen muß "geschieht etwas in hundert Millionen Jahren nicht, muß es nie geschehen".
Klar kommt da sofort Widerspruch. Käme sogar von mir. Denn vom Einsetzen der Kambrischen Explosion, der explosionsartigen Entfaltung des vielzelligen Lebens, bis zum Aufkommen der intelligenten Spezies Homo sapiens vergingen ja ebenfalls mehrere hundert Millionen Jahre. Und es steht sogar m.E. fest, daß aus dem winzigen und "primitiven" Kroppzeuchs der Ediacara-Fauna garantiert nicht innerhalb von 100 mio a was Intelligentes hätte entstehen können. Um von den kambrischen Urviechern bis zu was Intelligentem zu kommen, brauchte es sicher wenigstens ne knappe halbe Milliarde Jahre steter Entwicklung.
Also isses doch möglich, daß etwas viel länger braucht? Gewiß! Aber: die Evolution mußte ein intelligentes Wesen nicht quasi aus dem Nichts hervorbringen, sondern kommte den Gesamtweg in einzelne, machbare Etappen zerlegen. Das is ja das Tolle an der Evo, jede hervorgebrachte Neuerung wurde vererbt, blieb also erhalten; darauf konnte man den nächsten Schritt aufbauen.
Genau das aber fehlte der Biogenese. Bevor nicht die erste lebensfähige Zelle da ist, gibts kein Medium, welches sich die bisherigen Ergebnisse "merkt". Wenn ein Ursuppenexperiment auf der frühen Erde mißlang, fing die Natur im nächsten Tümpel praktisch wieder bei Null an. Und hier, bei solchen punktuellen Vorgängen, bei denen man innerhalb eines Ereignisses vom Anfang bis zum Ziel in einem Abwaschgang durch mußte, hier werden hundert Millionen Jahre dann zu ner Ewigkeit, die, wenn sie nicht ausreicht, auch keinen Erfolg verspricht, wenn man noch ein paar Nullen ranhängt. Die Erde hatte bis heute rund vier Milliarden Jahre Zeit, mit einem einzelnen Blitzschlag in einen Tümpel voller Biomasse eine intelligente Spezies in vermehrungsfähiger Stückzahl hervorzubringen. Das hat sie bis heute nicht geschafft, das wird sie also auch in hundert Trilliarden Jahren nicht hinbekommen.
Eine komplexe Struktur, die mehr als hundert Millionen Jahre braucht, um aufzukommen, die kommt nicht in Trilliarden von Jahren zustande, es sei denn, das Hervorbringen kann in entsprechend viele Einzelereignisse zerlegt werden, die alle je für sich machbar sind, und deren Ergebnis gespeichert und dann für den nächsthöheren Schritt aufgegriffen werden können.
Und darum halte ich Leben für was ziemlich Unwahrscheinliches und verdammt Seltenes pro Galaxie(enhaufen). Aber Intelligenz, kommt Leben erst mal vor, ist dann nur noch ne Zeitfrage. - Na beinahe: So lange, wie vielzelliges Leben sich Zeit gelassen hat, um aufzukommen, schlappe zwei Milliarden Jahre, obwohl die Evolution da nicht erst noch Zwischenetappen basteln mußte, könnte es gut sein, daß vielzelliges Leben nochmals unwahrscheinlicher ist als Leben überhaupt.
Zitat:
Original von Lorenz
Des weiteren wissen wir ja auch gar nicht, ob nicht vielleicht bei einem Zusammentreffen anderer Aminosäuren nicht auch eine Art Leben entstehen kann, dann halt eine Andere. Oder liege ich da falsch?
Wenn Leben möglich ist - und dafür sind wir ja der Beweis - dann denke ich durchaus, daß schon der erste Versuch erfolgreich sein konnte. Mit derselben Wahrscheinlichkeit wie der googolplexplexteste Versuch nach einer Billiarde Jahren. Die Biogenese, ist erst mal "alles da", dürfte vielleicht Minuten oder Tage dauern, insofern hätte Leben also "sofort" entstehen können. Ließ sich aber wie's scheint ein paar hundert Millionen Jahre Zeit...
Pertti"