lovara schrieb:Was wäre wenn, es eine Lebensform auf Silicumbasis gibt?
Mal abgesehen davon, dass das nicht der Fall sein dürfte, spielen wir diesen Gedanken doch mal weiter.
lovara schrieb:Dann ist diesen Lebensformen theoretisch schon mal Wasser egal
Im Gegenteil! Wasser wäre dann so ziemlich dasselbe wie Fluss-Säure für uns - eine unbedingt zu meidende Flüssigkeit, da sie die Lebensform, die damit in Berührung kommt, umgehend versteinert. Und so was wie Silikon zählt nicht, denn das ist über Methylgruppen abgesättigt - mithin also in der Mehrzahl aus Kohlenstoff bestehend.
lovara schrieb:und die Temperaturbereiche die kohlenstoffbasierendes Leben zum Überleben braucht auch nicht mehr relevant.
Die orientieren sich mehr an flüssigem Wasser als an Kohlenstoffverbindungen. Siliciumbasierendes Leben müsste sich demnach - was die Temperaturspanne betrifft - an der Flüssigkeit orientieren, die als Biosolvens die Lebensprozesse am Fließen hält. Und da wird es allerdings eng, was die Verfügbarkeit von geeigneten Flüssigkeiten betrifft. Ich habe vor ein paar Tagen dazu etwas in meinen Blog geschrieben, auf den ich hier mal verlinke:
https://www.allmystery.de/blogs/biolehrer/verfuegbare_fluessigkeiten_auf_planeten_und_mondenWenn es Wasser aus den schon genannten Gründen nicht sein darf, bleibt nur Methan oder Ethan - also Flüssigkeiten, die zum einen nur bei minus 180 °C flüssig sind (was uns eine denkbar niedrige Stoffwechselrate beschert, denn die Atombindungen scheren sich nicht drum, ob sie Kohlenstoffverbindungen zusammenhalten oder Siliciumverbindungen!) und zum anderen nur unpolare Stoffe lösen, die sich dann aber wieder nicht zu Verbindungen verketten lassen, die als Enzyme geeignet wären.
Ein Stoffwechsel würde also schon wegen des Fehlens von Enzymen gar nicht stabilisiert werden können - und damit hätten wir kein sich selbst reproduzierendes Fließgleichgewicht. Kurz: Ein Komplex aus Siliciumverbindungen würde gar nicht leben.
lovara schrieb:Da geht es eher und möglicherweise drum, welche Qualitäten der Sand auf der Planetenoberfäche auf weißt.
Nur dass dieser Sand dann eben schon die besagten Silicium-Sauerstoffbindungen aufweist, die aufgrund der großen wechselseitigen Bindungsfreudigkeit nicht einfach mal so aufgebrochen werden können, um das Silicium aus den Silikaten für biochemische Prozesse nutzbar zu machen. Unter den Bedingungen flüssigen Methans ein Ding der praktischen Unmöglichkeit, da schlicht die notwendige Energie fehlt, um hier etwas in Gang zu halten.
lovara schrieb:Ich glaube das habitable Zone keine Grundvoraussetzung sein muss
Dabei geht es nur um die Verfügbarkeit von flüssigem Wasser als eine von mehreren Grundvoraussetzungen dafür, dass Leben überhaupt vorhanden sein kann. Und die habitable Zone beschränkt sich nicht auf einen zirkumstellaren Bereich, sondern als erweiterte habitable Zone auch auf solche Bereiche, die jenseits der zirkumstellaren habitablen Zone liegen, wie z.B. auf den Jupitermonden Europa und Ganymed, die sich über Gezeitenwirkungen erhitzen und Wasser flüssig halten können oder auch den Saturnmond Enceladus, wo ebenfalls über Gezeitenkräfte flüssiges Wasser dauerhaft vorhanden ist.
Insofern: Doch, flüssiges Wasser ist eine Grundvoraussetzung für Leben, und damit auch das Vorhandensein einer habitablen Zone, innerhalb der Wasser flüssig vorhanden sein kann.
lovara schrieb:fehlt eben auch der Beweiß oder das Wissen, das es womöglich Planeten gibt die überhaupt keinen Sauerstoff in dem dort vorkommenden Material gebunden haben.
Planeten ohne Sauerstoffverbindungen? Woraus sollen die sich denn zusammensetzen? Und woraus sollen diese Planeten denn entstehen, wenn nicht aus einer zirkumstellaren Gas- und Staubscheibe, die neben Wasserstoff und Helium eben auch Silikate und Wassereis enthält? Mach doch mal einen plausiblen Vorschlag, wie so ein Planet ohne Sauerstoffverbindungen entstehen könnte. Ich bin gespannt ...
lovara schrieb:Genausowenig wie es möglich ist, das es komplexe Siliciumketten geben kann die frei von Sauerstoff entstanden sind und Widerstände gegen den Zerfall mit der Reaktion von Sauerstoff entwickelt haben könnte.
Siliciumverbindungen ohne Sauerstoff sind Siliciumwasserstoffe (Silane) - und die gibt es im interstellaren Medium, aber sobald sich die Staubkörner zu größeren Klumpen zusammenfinden, kommen sie mit Wassereis in Kontakt. Und was dann passiert, ergibt sich über die chemischen Eigenschaften der beteiligten Elemente: Silane setzen sich mit Wasser zu Kieselsäure und nachfolgend zu Silikaten um, die dann als Komponente in den Gesteinsanteil der entstehenden Planeten eingehen.
Da bleibt nichts übrig, was noch komplexer werden könnte oder gar Widerstände gegen Sauerstoff "entwickeln" könnte. Beim Zusammenprall der Klumpen heizt sich das Material auf, so dass die Eisbestandteile flüssig werden und damit die Silane zerstören. Spätestens wenn die Brocken beginnen, beim Zusammenprall zu verschmelzen ist es vorbei mit Silanresten, die sich vielleicht irgendwo in einer verborgenen Ecke des Planetesimals noch gehalten haben.
lovara schrieb:Die Behauptungen gehen davon aus, dass Sauerstoff allgegenwärtig sein soll und die Siliciumketten deshalb nicht stand halten aber den "Beweiß" lässt es fehlen und es ist eben auch nur eine "Sehr unwahrscheinlich"-Behauptung.
Ja, dann zeig mal, dass sich Silane in Gegenwart von Wasser anders verhalten als wie sie sich verhalten - nämlich indem sie den Sauerstoffanteil des Wassers an sich binden und damit aus Silan Silikate werden lassen. Das sind nicht einfach nur "Behauptungen", das sind experimentell gesicherte Fakten, die Du überall nachlesen kannst. Jedes Chemiebuch enthält die notwendigen Informationen darüber, warum das so und nicht anders ablaufen KANN. Aber mach Dich ruhig mal selber kundig. Du wirst schon sehen ...
lovara schrieb:ich habe mich mit der Thematik auch eingehend beschäftigt
Deine Posts lassen leider auf das Gegenteil schließen. Beschäftigt vielleicht, aber keinesfalls eingehend, sondern wenn, dann bestenfalls nur sehr oberflächlich. Schade eigentlich ...