m.A.o schrieb:Irgendwie hat es doch auch relevanz. Es zeigt, dass eben auch der eine oder andere Bibelübersetzer darin ein "abheben" erkennt und ich als NichtBibelÜbersetzer nicht der einzige ist, der das so interpretiert. Siehe auch weiter oben die King-Version sowie die Neues Leben vom Bibleserver.
Versteh ich das richtig? Nur weil andere genauso wie Du etwas in einen Text hineininterpretieren können, das nachweislich nicht drin steht, ist also das Hineingelesene von Belang für den Inhalt des Bibeltextes?
m.A.o schrieb:Gerade bei (ur)vorväterlichen Dokumenten und Überlieferungen, egal aus welcher Kultur sowie verwendetes Medium sollte man sich bei Mehrdeutigkeiten nicht nur auf nur EINE Version beschränken.
In der Tat ist die Verwendung von mehreren Bibelübersetzungen ein gutes Mittel, sich ohne Fähigkeit zum Lesen der Ausgangstexte des hebräisch(-aramäisch)en AT und des griechischen NT den dortigen Textaussagen stärker zu nähern. Allerdings gibt es auch dabei Fallstricke.
1) Der Vergleich mehrerer Übersetzungen bedeutet nicht, sich dann jeweils pro Vers oder Halbsatz nach Gusto aussuchen zu können, welche Version einem grad am besten gefällt. Vielmehr kann es nur darum gehen, sich zu überlegen, wie alle Übersetzungen als eine zusammenzudenken gehen. Dort, wo alle Texte zusammengehen (wenigstens inhaltlich, auch wenn der Wortlaut leicht abweicht, also etwa Synonyme statt gleicher Worte verwendet werden, der Satzbau leicht variiert (Aber als Abraham dort ankam und wohnte, legte er einen Brunnen an - Abraham jedoch grub, nachdem er dort sich niderlassend sein Zelt aufgebaut hatte, sogleich einen Brunnen), kann man dann relativ sicher sein. Schreiben verschiedene Übersetzungen unterschiedlich mal von Gottes Güte, Gnade, Menschenfreundlichkeit odgl., fährt man gut, sich vorzustellen, daß das in der Ausgangssprache vorkommende Wort alle diese Aspekte auszudrücken vermag, und jeder Übersetzer stand vor der Frage, welcher Vokabelaspekt an dieser Stelle wohl als der am wesentlichsten Gemeinte war und übersetzte dann entsprechen. Mitunter muß man sich aber auch entscheiden, wenn mehrere Übersetzungen sich nicht auf solche Weise zusammendenken lassen, welche Übersetzungen nun richtig übersetzt haben und welche falsch liegen. Eine solche Entscheidung für Übersetzung A und gegen Übersetzung B kann allerdings nicht besonders tragfähig sein, eben weils einem ja mangelt, ne Übersetzung auf Richtigkeit
anders zu prüfen als durch Übersetzungen-Vergleich.
2) Jede Übersetzung hat ihre Eigenheiten, die zu kennen einem helfen können, den in ihr enthaltenen Wortlaut beim Übersetzungsvergleich bewerten zu können. Wenn zum Beispiel die meisten Übersetzungen zusammengehen und nur die Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas davon abweicht, könnte es sich ja auch um eine zeugenspezifische Interpretation des Bibeltextes handeln statt unvoreingenommener Übersetzungsarbeit. Andere Übersetzungen versuchen, sich weniger stark an den Wortlaut der usgangstexte zu halten, versuchen stattdessen lieber, einen Text so modern-umgangssprachlich auszuformulieren. Wer am genauen Wortlaut des Ausgangstextes interessiert ist und sich diesem über den Übersetungsvergleich zu nähern versucht, sollte das im Hinterkopf haben. Eine solche freiere Übersetzung kann aber auch bei diesem Anliegen manchen Nutzen bringen, muß also nicht per se außen vorbleiben. Na und wenn wir schon beim "Suchen nach dem Wortlaut" sind, kommen die Konkordantn Übersetzungen. Bei denen wird angestrebt, jede Vokabel des Ausgangstextes mit nur einer einzigen Vokabel der Zielsprache wiederzugeben, vom Bibelanfang bis zum Bibelende. Somit wäre man absolut sicher, die "biblischen Vokabeln" zu haben. Dumm nur, daß zum Beispiel das hebräische tzela' mal eine Rippe meint, mal einen Berghang, ein Verkleidungsbrett, einen Nebenraum, einen Türflügel oder einen seitlichen Anbau. Oder die ruach, die ist mal ne Luftbewegung, mal ein starker Sturm, mal ein Atem, dann ein Synonym für Seele, ein Wesen des himmlischen Hofstaates oder auch der Gott Israels himself. Es sind nicht nur ein paar Wörter am Rande, bei denen das so komplex ist, das ist eher die Regel. Ne konkordante Übersetzung täuscht einem da schnell völlig falsche "biblische Aussagen" vor. Auch sowas muß man wissen und berücksichtigen, wenn man ne konkordante Übersetztung mitverwendet. Gibt noch mehr zu berücksichtigen, aber es wird hier grad zu lang...
Na auf jeden Fall würd ich sowas wie die NLB beim Übersetzungs-Abgleich ziemlich weit nach hinten stellen. Vor fünf Jahren ist mir mal dies aus der NLB untergekommen. Damals zitierte jemand aus der NLB Matthäus27,59
Outis schrieb am 25.07.2018:Josef nahm den Leichnam und wickelte ihn in ein langes Leinentuch.
Sonst war in den Übersetzungen was von "reinem Leinen" die Rede, aber nicht von "langem". Die Erklärung fand ich kurz darauf, und die war schon gehörig peinlich. Ich übersetzte erst mal selbst (so wortwörtlich incl. Satzbau):
perttivalkonen schrieb am 25.07.2018:Καὶ λαβὼν τὸ σῶμα ὁ Ἰωσὴφ ἐνετύλιξεν αὐτὸ [ἐν] σινδόνι καθαρᾷ
kai labôn to sôma ho Iôsef enetylixen auto [en] sindoni kathara
und nehmend den Leib der Josef einwickelte selbigen [in] Leinen reines
So also der griechische Text. Dann kam die englische "New Life Translation" daher und übersetzte
perttivalkonen schrieb am 25.07.2018:Joseph took the body and wrapped it in a long sheet of clean linen cloth.
Das farblich Markierte haben die da einfach eingeschoben. Wahrscheinlich dachten die dabei schon an das Turiner Grabtuch, eine mehrere Meter lange Leinenbahn. Der nichtmarkierte Rest entspricht als Übersetzung dem griechischen Text. So weit so schlecht. Nun aber kommt die "Neues Leben Bibel" ins Spiel. Und wie übersetzt nun die? Ganz einfach: Man nehme die NLT und übersetze diese aus dem Englischen ins Deutsche. Aber hier übersetzen sie gar nicht den englischen Text, wie er in der NLT steht, sondern diesen:
Joseph took the body and wrapped it in a long sheet of clean linen cloth.
Josef nahm den Leichnam und wickelte ihn in ein langes Leinentuch.
Vielleicht wolltense ja den außerbiblischen Zusatz der NLT wieder rausschmeißen, aber dann habense beim Schereansetzen und -schneiden wohl versehentlich genießt. Zwei unstatthafte Textveränderungen infolge, und Übersetzung aus ner Übersetzung. Einfach nur falsch!
mitH2CO3 schrieb:Mag doch aber auch sein, dass weitere Aspekte für einen fliegenden Thron sprechen könnten.
Klar gibts da noch mehr. Und ich kapier echt nicht, wieso das noch keiner angesprochen hat (hab mich so gefreut, auch darauf dann antworten zu dürfen, und bin jetzt frustriert).