Im assyrischen Kernland spielte die Dattelpalme tatsächlich keine wirtschaftliche Rolle, wohl aber inSüdmesopotamien (und selbst imNorden des heutigen Iran, also durchaus auf assyrischer "Höhe"). Schon die Sumerer kultivierten sie, und die Babylonier ebenfalls. Babylonien gehörte in neuassyrischer Zeit natürlich zum Reichsgebiet. der Provinzen und Tributären. Im assyrischen Kernland wuchs die Dattelpalme nur in wenigen Gärten und heiligen Hainen. Doch als Handelsware war sie ebenso bekannt, wie als kulturelles Gut der hochgeachteten sumerischen und babylonischen Kultur.
Daß die Ordenskleider katholischer Mönche und Nonnen aus der mittelalterlichen Kleindung von Männern wie Frauen hervorging und die Kleidungsstücke eines Priesters aus römischen Togen, Stolen etc., weiß heute auch kaum wer, und dennoch ist das von da übernommen. So werden Alltagsphänomene einer früheren Kultur zu einer religiösen Äußerung der Nachfolgekultur.
Wenn Rittig mullilu für "eine Art kurzen Wedel ... der hauptsächlich zum besprengen mit Wasser benutzt worden ist" hält, aber auf den bildlichen Darstellungen kein Wasser in den banddudu angedeutet ist, kein Wasser im Vollzug des Sprenkelns zu sehen ist, und nicht mal ein Eimer in der Hand gehalten werden muß, während der mullilu zum Einsatz kommt, dann halte ich das für sehr bedenklich. Die Erklärung mit dem Wasser findet sich zar allenthalben in der Literatur, doch nirgends auf den Bildern oder in den Bildbeschreibungen. Nur andere rituelle Einsätze des Banddudu werden zusammen mit Wasser erwähnt.
Trimalchio schrieb:Gleich mal vorweg: Dein Ton gefällt mir nicht.
So, wie mir nicht gefällt, daß Du Dir ne etymologische Zusammengehörigkeit von Banddudu und Bantu zusammenreimst und sie hier dann als Fakt vorstellst. Oder daß Du mit Deinem Hinweis, daß in den wenigen erreichbaren Banddudu-Belegen einzig Wasser als Inhalt erwähnt wird, womit Du mullilu außer acht läßt, von dem ich schließlich sage, daß dieses florale Element eben jener männliche Dattelblütenstand ist (genauer, ihn repräsentiert; ob die echte Blütenstände verwenden oder nachgemachte, is mir dabei latte). Aber nicht nur das ignorierst Du, sondern auch, daß dasselbe Ritual auch am Lebensbaum vollführt wird, was ein reinigungsritual ad absurdum führt.
Wenn sich jemand über meine Argumente und Darleungen hinwegsetzt und dann auch noch "Tatsachen" produziert, dann gefällt mir dieser Stil ganz und gar nicht. Dann re-agiere ich.
Trimalchio schrieb:und deine Stofftaschen sind auch wirklich hübsch.
Mal abgesehen von dem beißenden Ton (was ich übrigens auch nicht mag, das ist, wenn jemand sich über etwas beschwert, was er selbst praktiziert, etwa ein schlechter Ton), so frage ich mich,was für Stoffbeutel? Ich schließe Beutel oder Taschen nur nicht aus wie andere.
Trimalchio schrieb:- BBR No. 26 v. 39f.: "du steckst zwei mullilos in das Wasser und der König trägt ein m. in der linken und in der rechten Hand"
Hier werden bei zwei Personen jeweils gleich zwei verwendete mullilus erwähnt. In keiner, keiner einzigen Darstellung des Rituals kommt mehr als ein mullilu je vor. Der Text spricht also von einem anderen Ritual.
Trimalchio schrieb:Nirgendwo ist da von Datteln oder Versöhnung die Rede
Von Versöhnung??? Was meinst Du denn damit?
Und nochmals, von mullilu ist da durchaus die Rede. Und das ist bei diesem Ritual nun mal das florale Objekt in der rechten Hand, also der Dattelblütenstand, als das ich es identifiziere. Klar wird das erwähnt. Genauso wenig wird schließlich ein Eimer erwähnt, sondern nur ein banddudu.
Trimalchio schrieb:einmal wird sogar explizit das Eintauchen in Wasser beschrieben und einmal ist die Rede von einem eher dramatischen denn segnenden Ritual.
Ja, beides sind aber andere Rituale als das in den Abbildungen zu sehende.
Trimalchio schrieb:Für Wasser im Eimer gibt es (du hast auf die Stellen bereits angespielt):
- RA 35 7 iv 2 (Mari rit): Der Luḫšû-Priester bringt Wasser vom Tempel der Gottheit
- BAM 248 iii 42: Die Kuh, o Herr, ist in großen Schwierigkeiten bei der Geburt, o Herr giesse Wasser aus Deinem Eimer auf sie.
- RAcc. 91:2 der Vorsänger geht..., der maḫḫu-Priester gießt (Wasser?) aus dem Eimer auf (...?) den Rest des Wassers, gießt er über die Hände des Vorsängers
Und wieder, ganz andere Verwendungszusammenhänge.
Trimalchio schrieb:Gäbe es dem Wassereimer widersprechende oder ergänzende Belege, ("nimm den banduddu aus Weidengeflecht und stecke die Datteldinger da rein blabla") wären sie wohl erwähnt worden.
Und wie schon ausgeführt bestehen die Dinger offenbar aus Metall (Gewicht).
Nicht Dein Ernst jetzt, oder? Aus gerade mal einer Handvoll Erwähnungen von Banddudu, bei denen einzig Wasser als Inhalt erwähnt wird (bei einigen, nicht allen Erwähnungen), daraus schließt Du, daß ein banddudu ausschließlich mit Wasser gefüllt sein kann? Bei der geringen Beleglage ist nicht mal sicher zu behaupten, daß mit banddudu ausschließlich ein Eimer gemeint sein muß, könnte auch ein Oberbegriff sein. Und erst recht, daß jeder banddudu aus Metall sein müsse, kann mit diesem Befund nicht abgedeckt werden.
Trimalchio schrieb:Niemand stellt in Abrede, dass die Szenerie mit dem Lebensbaum eine Art Segenszeremonie darstellt. Ob das nicht zugleich - oder sogar zuallererst - eine entsühnende Handlung ist, (mullû!), müsste erst noch geklärt werden, denke ich. Der Priester scheint mir zudem doch eher in der Position zu sein, dass er (für Gegenleistung, Wiedergutmachung, mullû) um Leben bittet, als der, der es in Form von Pollen schenkt.
Entschuldige, aber wenn ich jemanden sehe, der ein Objekt mit Blüte(n) gegen die Blüten eines Baumes hält, dann werde ich nicht an Entsühnung denken oder an Reinigung oder an Bezahlung oder an Kartoffeldruck. Sondern an Bestäuben, Befruchten, Fruchtbarmachen. Sollte ich zuvor schon gesehen haben, wie jemand nem Menschen oder Gott sowas an den Kopf hält, hätt ich sicher gerätselt, was das wohl bedeuten solle. Seh ich das nun aber an nem Baum, Blüte gegen Blüte, dann versteh ich auch den übertragenen Sinn, wenn so ein Apkallu das bei nem Menschen oder Gott macht. Das ist dermaßen augenscheinlich und selbsterklärend, daß ich mich ehrlich wundere, wieso das für andere so schwer ist zu erkennen. Selbst die Übernahmerichtung erklärt sich von alleine, also was ist die Vorlage, was die Nachahmung.