m.A.o schrieb:Tut mir leid, aber aber deine "Wiederholung" klingt irgendwie nach "So muss es sein"
Ja, in der Tat. Was ich aus dem Vorbeitrag zitiert habe, war nur eine Zusammenfassung, ich hatte es dort zunächst aber ausführlicher zu erklären versucht. Es geht in der Tat nicht so schnell.
Selbst für die Evolutionsgeschwindigkeit gibt es harte Grenzen für schnelle wie langsame Veränderungen. Auch dazu zitiere ich mich mal selber (
Glaubt ihr, dass es Außerirdische gibt? (Seite 785) (Beitrag von perttivalkonen)):
* Evolutionsgeschwindigkeit
Ich glaube, es war Manfred Eigen, der das mal dargelegt hat. Leben, wie auch immer aufgebaut, braucht eine Art "Erbgut", in dem der eigene Bauplan gespeichert ist, der von Generation zu Generation weitergegeben werden muß, damit die nächste Generation lebensfähig sein kann. Evolution, Veränderung aber kann es nur geben, wenn der stabile Bauplan trotzdem auch mal Veränderung - mutatio - erfährt. Also Mutation. Kann diese Mutationsgeschwindigkeit schneller sein als bei uns? Oder kann sie auch langsamer sein? Nein. Denn damit sich höhere Lebewesen geschlechtlich vermehren können, muß das Erbgut ähnlich sein, um zusammenzupassen. Bei zu hoher Mutationsrate würden schon bald niemand mehr einen Sexualpartner mit kompatiblem Erbgut finden. Das Leben würde aussterben. Auf der anderen Seite bleiben planetare Bedingungen pro Region nie konstant. Das Klima ändert sich, heute regenreiche Gebiete sind morgen (in millionen Jahren) Trockensavannen. Die Kontinente wandern, das Zentralgestirn verstärkt seine Strahlkraft, die Planetenachse neigt sich... Also muß Leben sich verändern, muß sich immer und immer wieder neuen Bedingungen anpassen. Tritt die Veränderung erst mal ein, isses zu spät zum Experimentieren mit neuen Mutationen. Also produzieren Lebewesen vorher schon Genvarianten, sodaß der Genpool einer Art ne Menge Varietäten besitzt, sodaß bei Veränderungen schon mal einige Vertreter ne passende Eigenschaft besitzen, um unter den neuen Bedingungen zu überleben. Die meisten sterben weg, die Überlebenden paaren sich, verbinden ihre individuellen Überlebenseigenschaften zu nem Gesamtmix. Und produzieren in der nächsten Zeit wieder neue Mutationen für den nächsten Ernstfall. Eine zu langsame Mutation, und es gebe bei Veränderungen keinen Pool zum draus Schöpfen, um darunter Variationen zu finden, die mit den neuen Bedingungen klar kommen. Zu niedrige Mutationsrate, und das Leben stirbt aus.
Leben mit zu hoher und zu niedriger Mutationsrate verschwindet, es bleibt also Leben mit moderater, relativ einheitlicher Mutationsgeschwindigkeit. (Ok, bei "primitiven" Einzellern und bei komplexen Vielzellern sind die Bedingungen anders, da kann die moderate Rate anders ausfallen.)
Vom Aufkommen höheren vielzelligen Lebens (Ediacara-Fauna) bis zum Aufkommen einer so komplex strukturierten intelligenten Lebensform wie uns hat es auf der Erde knapp 600 Millionen Jahre gebraucht. Sehr viel schneller geht aus den oben zitierten Gründen nicht.
m.A.o schrieb:also Lehrbuchaussagen.
Ich wär ehrlich gesagt froh, wenn das so in nem Lehrbuch zusammengestellt wäre. Gefunden hab ich sowas noch nicht. Immer nur Quellen, in denen Einzelaspekte davon verhandelt werden.
Jedenfalls ist eine Charakterisierung als "Lehrbuchaussagen" nichts Ehrenrühriges und kein Einwand. Erkenntnisse sind Erkenntnisse. Wenn Du meinst, die würden das nicht tragen, dann zeig auf, aus welchen inhaltlichen Gründen eine Evolution ein deutlich höheres Tempo vorlegen könnte, um so komplexe Lebensformen wie unsereiner hervorzubringen, oder wie eine ganze planetare Atmosphäre mit (einem hocheffizienten Reaktions-Mittel, z.B.) Sauerstoff angereichert werden kann, ohne daß dieses Mittel erst mal ne Milliarde Jahre gleich nach Freisetzung anorganisch reagiert, bis es an der Oberfläche nix mehr zum Reagieren gibt. Argumentiere also mit Kenntnis, nicht mit Unkenntnis ("Vielleicht gibts ja ne Alternative zu freiem atmosphärischem Sauerstoff, ohne daß erst mal alles andere damit oxydiert wird; und Erkenntnisse wurden immer mal umgeworfen...").
m.A.o schrieb:aber die hatten doch die Bagdad-Batterie (vor etwa 2000 Jahren)
1) Bagdad liegt Luftlinie knapp 1300 Kilometer von Kairo entfernt.
2) Das Alte Reich Ägypten endete 2200 v.Chr., das Mittlere knapp 1800 v.Chr., das Neue Reich gut 100 v.Chr. Selbst das hellenistische Ägypten der Ptolemäer nach Alexander dem Großen endete mit Kleopatra VII 31 v.Chr. Die Bagdad-Batterien kamen danach auf.
3) Nur die eine von Wilhelm König interpretierte "Bagdad-Batterie" hätte als galvanisches Element funktionieren können - freilich erst nach gewissen Modifizierungen. Die weiteren vergleichbaren Funde hätten gleich gar keinen Stromfluß ermöglicht. Es ist also insgesamt sehr fraglich, daß eine Stromerzeugung überhaupt Ziel ihrer Anfertigung war, oder ob nur eine Variante zufälligerweise eine Voraussetzung für Stromerzeugung erfüllte, ohne daß dies beabsichtigt war oder auch nur aufgefallen wäre.
Nein, einfach nur "ja aber Bagdadbatterie!" entkräftet nicht, was Du da aus dem Ägypten-Forum wiedergegeben hast.