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3.393 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Finnland, Suomi ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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24.03.2022 um 11:19
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ich wünsch den Finnen1, especially den Entscheidungsträgern2, hierin einen kühlen Kopf, welche Entscheidung dann auch herauskommen mag.
Dem Wunsch kann ich mich sehr gut anschliessen!


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24.03.2022 um 11:20
Und weil ich so gerne lache, hier noch ein Ismo 😁

Youtube: ISMO | Solving World Hunger
ISMO | Solving World Hunger
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25.03.2022 um 09:28
Youtube: Arja Saijonmaa Kotkan Ruusu  Kotkas Ros
Arja Saijonmaa Kotkan Ruusu Kotkas Ros
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Das war das Lieblingslied von meinem Vater.


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25.03.2022 um 09:35
@SKlikerklaker

Hier noch eben die finnische Version 😉

Youtube: Kotkan ruusu. Arja Saijonmaa.
Kotkan ruusu. Arja Saijonmaa.
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25.03.2022 um 11:22
Politik|EU
USA und EU einigen sich auf zusätzliche Gaslieferungen
Die Vereinigten Staaten erhöhen ihre Erdgaslieferungen nach Europa.


Minna Nalbantoglu HS, Teija Sutinen HS, Jenni Virtanen HS
9:52 | Aktualisiert 11:56
Brüssel


Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union werden am Freitag ihre Debatte darüber fortsetzen, wie die EU-Länder die von ihnen genutzten fossilen Brennstoffe aus Russland ersetzen können - und wie sie die EU-Bürger angesichts der steigenden Energiekosten unterstützen können.

US-Präsident Joe Biden und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gaben am Freitagmorgen eine Vereinbarung bekannt, wonach die USA die EU bis Ende dieses Jahres mit 15 Milliarden Kubikmetern zusätzlichem Erdgas beliefern werden, zusätzlich zu dem, was bereits vereinbart wurde.

Darüber hinaus werden die USA ihre Gaslieferungen bis 2030 um rund 15 Mrd. m3 pro Jahr erhöhen.

Nach Ansicht von Herrn Biden ist es von Vorteil, dass Europa seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern kann.

"Russland nutzt Energie, um seine Nachbarn zu manipulieren und seine Kriegsmaschinerie zu finanzieren", sagte Biden.

Die Sitzung beginnt um 11 Uhr finnischer Zeit. HS wird das Treffen in Brüssel aufmerksam verfolgen.

Es wird erwartet, dass die Diskussionen schwierig werden. Insbesondere gemeinsame Maßnahmen zur Unterstützung der EU-Bürger werden die Mitgliedstaaten spalten, da einige Länder strukturelle Änderungen an der Funktionsweise des Strommarktes vornehmen und eine Preisobergrenze für Erdgas einführen möchten.

Spanien ist in dieser Hinsicht am aktivsten gewesen. Berichten zufolge hat es damit gedroht, die endgültigen Schlussfolgerungen des Treffens nicht zu akzeptieren, wenn es keine Gegenvorschläge von anderen Ländern gibt.

Finnland vertritt die andere Seite, die der Meinung ist, dass es keine Eingriffe in den Markt geben sollte und dass Bürger und Unternehmen durch andere Mittel, wie z. B. direkte Subventionen, unterstützt werden sollten.

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin (sd) bezeichnete zwischen Donnerstag- und Freitagnacht die russische Energie als den "Elefanten im Wohnzimmer" der EU, also eine große ärgerliche Angelegenheit. Mehrere EU-Länder bedauern nun, dass sie ihre Energieversorgung zu sehr auf russische Energie aufgebaut haben.

"Solange wir Energie von Russland kaufen, finanzieren wir Russlands Krieg in der Ukraine. Deshalb haben wir gesagt, dass wir so schnell wie möglich von fossiler Energie aus Russland wegkommen wollen", sagte Marin in der Nacht.

Biden nahm am Donnerstag an der Sitzung der EU-Staats- und Regierungschefs teil. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskij wandte sich per Videolink an die Staats- und Regierungschefs der EU.

Die EU-Länder erörtern auch, welche weiteren Sanktionen nun gegen Russland verhängt werden könnten. Es geht eher um die Ergänzung bestehender Sanktionen als um neue. Die EU möchte auch sicherstellen, dass die bestehenden Sanktionen nicht umgangen werden.

Einige Länder würden Sanktionen im Energiebereich vorantreiben und die Energieeinfuhren aus Russland stoppen. Dies wäre unter anderem für Deutschland und Italien schwer zu akzeptieren.

Erdgaseinfuhren aus Russland in EU-Länder - Diese EU-Länder importieren 2020 das meiste Gas aus Russland

Erdgas aus Russland (Tausend Terajoule) (dunkelblau)
Andere Quellen von Erdgas (rosa)

D0CE4B5C-54EF-4BB8-875B-38A906B4E187
https://www.hs.fi/politiikka/art-2000008694162.html

Deuschland hat den größten Anteil ... und damit auch an der angesprochenen Kriegsfinanzierung Russlands in der Ukraine.


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25.03.2022 um 18:37
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Deuschland hat den größten Anteil ... und damit auch an der angesprochenen Kriegsfinanzierung Russlands in der Ukraine.
Betrachtet man hingegen die Wirtschaftskraft der Länder, dann sieht das schon ein wenig anders aus. Klar verbraucht Deutschland den größten Einzelposten. Aber gemessen an dem Bruttoinlandsprodukt (soundsoviel russisches Erdgas pro soundsoviel Millionen Euro BIP), liegt Deutschland nur noch auf Platz 8 dieser 12 Länder. Will sagen, sieben Länder der EU (H, Sl, Bg, Cz, Pl, Nl, I) machen weniger aus dem Gas, das sie von den Russen kaufen, um der europäischen Wirtschaftskraft damit zu nützen; vier Länder immerhin nutzen das russische Gas allerdings noch effizienter als D'Land (Gr, SF, F, E)...

Klar, ist jetzt ne Milchmädchenrechnung, aber ich wollt damit nur zeigen, daß ein einfacher Blick auf "wer kauft das meiste böse Russengas" nicht reicht. Ein Einbruch des deutschen BIP hätte für die ganze EU weit schlimmere Folgen, als würde sagenwirmal das slowakische BIP mangels Russen-Gas in den Keller gehen.

Ich will hier nicht rechtfertigen, daß die deutsche Regierung so vehement den EU-Bremser in Sachen Gasboykott spielt. Wir haben genug Reserven fürs ganze Jahr, und wenn wir mit diesem Boykott die Russen zum Einlenken bekämen, könnten wir womöglich zum Jahresende wieder russisches Gas geliefert bekommen. Es ist definitiv keine Lösung, das russische Gas noch mehrere Jahre lang fett einzukaufen, das finanziert den Krieg weit länger, als er dauern dürfte. Jahre nach Kriegsende dann ohne Russengas auszukommen verhindert nix. Aber dennoch: bitte nicht D'Land zum Buhmann machen, allein weil hier rund 36% aller EU-Gaslieferungen aus Rußland landen. Schon allein dies: Alle anderen Länder zusammen schlucken fast doppelt so viel. Und auch dies: Warum gibt es keine länder-spezifischen Gasboykotts, sondern nur ne EU-einheitliche Gesamtentscheidung? Die, die aussteigen wollen (/können), hätten Rußland doch längst empfindlich treffen können. In Sachen CO2-Emissionen kann sich doch auch kein Land aus der Verantwortung ziehen mit dem Verweis darauf, daß der eigene Ausstoß gemessen an der weltweiten Emission doch nur wenige Prozent oder gar Promille ausmache, sollen doch lieber die mit dem größten Einzelbeitrag erst mal anfangen.


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25.03.2022 um 21:20
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Klar, ist jetzt ne Milchmädchenrechnung, aber ich wollt damit nur zeigen, daß ein einfacher Blick auf "wer kauft das meiste böse Russengas" nicht reicht.
stimmt. Dennoch finde ich es legitim schon auch mal einen isolierten Blick auf den Spitzenreiter zu werfen.
In Folge sind dann sicherlich Deine Betrachtungen in weiteren Zusammenhängen richtig und zu berücksichtigen.

Ich meine Habeck hatte gestern gesagt, Deutschland bräuchte die Importe bis 2024 ... jup, so war's:
"Wir werden 2024 unabhängig von russischem Gas sein"

Der Wirtschaftsminister hat die neusten Prognosen zur Energiesicherheit vorgestellt. In den nächsten Jahren sollen Gas- und Kohleimporte aus Russland eingestellt werden.

https://www.zeit.de/video/2022-03/6301828548001/robert-habeck-wir-werden-2024-unabhaengig-von-russischem-gas-sein?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.startpage.com%2F

Ist noch lange hin, und wird Russland viel Geld für die Kriegsführung bringen ... ist halt einfach sch****, oder?
(sorry, bin im Moment einfach etwas emotionalisiert von den Bildern mit den leidenden Menschen ... )


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25.03.2022 um 23:01
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Ist noch lange hin, und wird Russland viel Geld für die Kriegsführung bringen
Hab ich ja extra angesprochen. Wenns den Krieg beeinflussen soll, hilft nur ein "sofort".

Ergänzen möchte ich noch, daß auch das wichtig ist: Das Abkoppeln Europas vom Primat Rußlands als Versorger hat vielleicht keinen Einfluß auf den Kriegsverlauf, aber hier hat Putin es geschafft, sein Land für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte wirtschaftlich massiv zu schwächen. Es wird nie wieder dazu kommen, daß ein Land oder eine Großregion (EU) einen Großteil seines / ihres Gas-, Öl- und Sonsterwas-Bedarfs aus Rußland beziehen wird, allenfalls einen kleinen Beitrag, den gegebenenfalls zu kappen nicht die eigene Wirtschaft gefährden wird. Selbst als Welt-Weizenversorger wird Rußland ausgespielt haben. Was sonst aber hat Rußland, um es im Ausland kräftig verrubeln zu können, ohne davon gleich massenweise zu exportieren? Rußlands Exportwirtschaft wird auf nicht absehbare Zeit nicht die eines Riesenreiches sein, sondern auf sehr kleiner Flamme köcheln, wie viel Gas und Weizen die auch immer haben werden. Nicht, weil wir die Russen auch noch in zehn Jahren für den jetzigen Krieg bestrafen wollen, sondern weil wir auch in zehn Jahren lieber von vielen Quellen wenig beziehen wollen (um von keiner einzelnen -unsicheren - Quelle massiv abhängig zu sein), um uns selbst zu schützen. Selbst wenn Rußland die Ukraine und womöglich noch andere Länder schluckt, verloren hat es heute schon.

Verdammt, selbst im Kalten Krieg war Rußland der größte Gaslieferant für Westeuropa, ein verläßlicher Partner, selbst als "kalter Feind". Bis heute, kontinuierlich. Nun ists Essig, perdu, Geschichte (selbst wenn das noch ein paar Jahre braucht). Putin wollte Rußland seine frühere Größe, Macht und Bedeutung zurückgeben, tatsächlich hat er Rußland kleiner, schwächer und unbedeutender gemacht. Ich hoffe sehr, daß die Russen sich dafür bei Putin bedanken.


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26.03.2022 um 10:55
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Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sprach am Freitagabend nach dem EU-Gipfel in Brüssel zu Journalisten.
FOTO: LUDOVIC MARIN / AFP
Wirtschaft|Energie
Bundeskanzler Scholz: Deutschland wird "schneller von russischer Energie wegkommen, als viele denken".
Unter anderem plant Deutschland den Erwerb von drei neuen schwimmenden Flüssiggasterminals.

Minna Nalbantoglu HS, Teija Sutinen HS, Jenni Virtanen HS
10:08 | Aktualisiert 10:24

DEUTSCHLAND wird schneller vom russischen Erdgas loskommen, als viele denken", versicherte Bundeskanzler Olaf Scholz nach einem EU-Gipfel in Brüssel. Er weigerte sich jedoch, ein genaues Jahr zu nennen.

Diese Entkopplung sei unumkehrbar, d.h. Deutschland werde ab diesem Zeitpunkt nicht mehr auf die Nutzung russischer fossiler Energie umsteigen.

Die Abhängigkeit Deutschlands von russischer Energie war ein Hindernis dafür, dass sich die EU-Länder nicht auf ein Verbot russischer Energieimporte einigen konnten, obwohl Russland die Energieeinnahmen zur Finanzierung seines Angriffskrieges in der Ukraine verwendet.

Die Staats- und Regierungschefs der EU haben auf ihrem Gipfeltreffen, das am Freitag zu Ende ging, beschlossen, dass die Union so schnell wie möglich auf Gas-, Öl- und Kohleimporte aus Russland verzichten wird. Ein Einfuhrverbot wurde jedoch nicht verhängt, obwohl unter anderem die baltischen Staaten und Polen dies gegen den Widerstand Deutschlands gefordert hatten.

Nach Angaben von Reuters hatte Deutschland bereits vor Kriegsbeginn Pläne blockiert, die Kohleeinfuhren aus Russland in die EU zu verbieten. Dies wäre als Sanktion verwendet worden, als Russland begann, seine Truppen an der ukrainischen Grenze aufzustellen. Sie griff schließlich am 24. Februar an.

Insgesamt stammen 40 % des von der EU verbrauchten Erdgases aus Russland.

DEUTSCHLAND ist der mengenmäßig größte Importeur von russischem Erdgas in der EU. Nach Angaben von Politico importiert Deutschland 55 % seines Gases, 52 % seiner Kohle und 34 % seines Öls aus Russland. Im Jahr 2021 hat Deutschland Energie im Wert von 40 Milliarden Euro aus Russland bezogen.

Die Hälfte des verbrauchten Erdgases kommt heute aus Russland. Scholz wies jedoch darauf hin, dass nur ein Viertel des deutschen Energiebedarfs durch Gas gedeckt wird.

Seiner Meinung nach ist die Abkopplung von der russischen Energieversorgung eine große Aufgabe für Deutschland, die aber schon vor Jahren begonnen wurde.

Neben Gas importiert Deutschland auch Öl und Kohle aus Russland. Für diese kündigte der deutsche Klima- und Wirtschaftsminister Robert Habeck am Freitag an, dass Deutschland bis zum Herbst vollständig frei von russischer Kohle und bis zum Jahresende frei von Öl sein wird.

Aber das Schwierigste für Deutschland ist das Erdgas.

"Wir müssen die erneuerbaren Energien ausbauen, den Verbrauch auf allen Ebenen drastisch senken und die Wasserstoffproduktion rasch steigern", sagte Habeck laut einer Pressemitteilung.

Deutschland ist dabei, drei neue schwimmende Flüssiggas-Terminals zu erwerben, so Habeck. Per Schiff transportiertes Flüssiggas ist eine Alternative zu dem Gas, das derzeit per Pipeline aus Russland kommt.

Vor einer Woche gab Deutschland bekannt, dass es ein Abkommen mit Katar über die Lieferung von Flüssiggas nach Deutschland unterzeichnet hat. Am Freitag erklärten die USA und die EU, sie hätten sich darauf geeinigt, dass die USA mehr Flüssiggas nach Europa liefern würden.

Die Nord Stream 1-Pipeline bringt Gas aus Russland nach Deutschland. Kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine kündigte Deutschland an, dass das Nord Stream 2-Pipelineprojekt ausgesetzt werden würde. Es hätte die Gasimporte aus Russland verdoppelt.
https://www.hs.fi/talous/art-2000008708990.html


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26.03.2022 um 11:02
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Vor einer Woche gab Deutschland bekannt, dass es ein Abkommen mit Katar über die Lieferung von Flüssiggas nach Deutschland unterzeichnet hat.
Mit Katar Geschäfte zu machen ist aufgrund der dortigen Menschenrechtslage ja auch nicht wirklich vertretbar, oder? Aber jetzt muß man halt irgendeinen Weg aus dem Schlamassel finden ... egal wie, so wie es aussieht.


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26.03.2022 um 11:06
@mitH2CO3
Nicht mehr heizen. Ist doch ganz einfach. Und kalt duschen 🚿


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26.03.2022 um 11:42
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ich hoffe sehr, daß die Russen sich dafür bei Putin bedanken.
Ich hatte gehofft, dass sich die Bevölkerung dort erhebt, aber sie scheinen mehrheitlich doch der Propaganda zu unterliegen.
Briefe aus Russland

Wie wirkt sich der Einmarsch Russlands in der Ukraine auf das Alltagsleben in einer russischen Großstadt aus? Der Journalist Mikhail schreibt aus St. Petersbirg, der Kulturwissenschaftler Jan aus Moskau.



Monatelang habe ich mich über die Hysterie im Westen gewundert
Welcher Krieg? Dann habe ich verstanden. Meine Nachbarn haben sich schon daran gewöhnt und sehen keinen Sinn darin, die "Sonderaktion" zu stoppen, schreibt Jan aus Moskau.

Wenn man einen Begriff lange genug wiederholt, verwendet man ihn schließlich nur noch, weil man daran gewöhnt ist, ihn zu verwenden. Wie der Begriff "Sondereinsatz".
Ich habe gestern geschäftlich mit dem Ausland telefoniert, und am anderen Ende der Leitung benutzte eine Person ständig das Wort "Krieg".
Dabei ist mir aufgefallen, dass sich der Begriff "Sondereinsatz" in Gesprächen eingeschlichen hat, in denen er nicht verwendet werden muss. Ich verwende ihn in alltäglichen Gesprächen - selbst wenn ich denke, dass ich die Terminologie beherrsche, selbst wenn ich denke, dass ich über "Sondereinsätze" spreche, obwohl ich weiß, dass es etwas anderes bedeutet.
In Moskau spricht jeder von "Spezialoperationen". Aber ich habe in keinem einzigen Gespräch gehört, wie eine "Sonderaktion" endet. Und wie man danach lebt. Nicht eine. Ich schätze, niemand sieht einen vernünftigen Ausweg, also gibt es auch keine Diskussion.

Auch dachte niemand, dass Russland angreifen und ein Krieg ausbrechen würde. Es spielt keine Rolle, wen ich hier frage: Bis zum Schluss hat das niemand in Russland geglaubt. Ich auch nicht.

Ich habe zum ersten Mal am 25. Dezember 2021 in einer westlichen Publikation im Internet über den Krieg - in diesem aktuellen Kontext - gelesen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wütend ich war. Wie kann man überhaupt über den Krieg sprechen, und das zum ersten Mal an Weihnachten? Welcher Krieg? Hier gibt es keinen Krieg!
In den folgenden zwei Monaten staunte ich über die Hysterie in den westlichen Medien - eine Bezeichnung, die von russischen Politikern verwendet wird.
Ich bin kein gebürtiger Russe, aber ich lebe seit 23 Jahren in Moskau. Meine Frau ist Russin.
Ich habe meinen westlichen Gesprächspartnern - selbstbewusst, als Experte für die russische Geisteshaltung - gesagt, dass eine russische Invasion unter keinen Umständen möglich ist, das ist nur typisch russischer, hartnäckiger Blödsinn.
Schließlich, am 18. Februar, wurde mir klar, dass etwas Unvorstellbares passiert war. Ein russischer Fernsehsender berichtete, dass 150 000 Menschen aus dem Donbass nach Russland evakuiert wurden. Die Verlegung von 150 000 Menschen ist ein völlig irrsinniges Ereignis, es sei denn, es steckt ein ebenso irrsinniger Plan dahinter.

Ich hatte 2014 fast vollständig aufgehört, russisches Fernsehen zu schauen. Damals befand sich der Krieg in der Ostukraine in einer aktiven Phase und die Sprache war äußerst aggressiv. Ich fragte mich, ob der Ton noch härter werden könnte.
Die einzige Ausnahme beim Fernsehkonsum waren die zweite, dritte und vierte Staffel von The Voice of Russia in den Jahren 2013-2015. Es war ein Familienritual am Freitagabend. Nach dem Ende der vierten Staffel im Jahr 2015 haben auch wir aufgehört, sie zu sehen. Die aggressive Linie von Russlands Sender Nummer eins konnte nicht unterstützt werden.

Aber Mitte Februar 2022 begann ich, so viele russische Fernsehnachrichten zu sehen, wie ein Mensch nur sehen kann.
Im Jahr 2014 wurde Europa in den Nachrichtensendungen der wichtigsten staatlichen Sender mit abwertenden sexuellen Begriffen wie "GayEvropa" oder "schwules Europa" bezeichnet. Im Jahr 2022 wird Europa in den wichtigsten staatlichen Nachrichtensendern, Evroreich, mit den Nazis verglichen werden.

Es hat sich gezeigt, dass eine Verschärfung der Sprache seit 2014 möglich war.

Am Wochenende, nachdem Russland seine "Spezialoperation" gestartet hatte, wachte ich ungewöhnlich früh auf. Schlechte Nachrichten hatten mich um den Schlaf gebracht.
Am Morgen habe ich gelesen, was der Präsident der Republik Finnland, Sauli Niinistö, auf die Frage, ob Russland ohne Putin dasselbe sei, gesagt hat.
"Das ist eine schwierige Frage, die ich nur schwer beantworten kann. Dann müsste man sich das ehemalige Russland und die Sowjetunion ansehen, um zu sehen, ob sie von ihren Führern irgendwie geprägt wurden", sagte er.
"Ja, ich denke, dass Russland auch ohne diesen Führer ziemlich gut funktioniert.“

Lieber Sauli Niinistö, Sie liegen mit Ihrer Analyse an dieser Stelle völlig falsch. Russland würde unter einem anderen Präsidenten völlig anders handeln.
Oft werden Parallelen zwischen Russland und Putin gezogen. Ich bin absolut verpflichtet, meine russischen Freunde zu verteidigen.
Nicht das russische Volk trägt die Schuld, sondern das russische Regime. Die Präsidentschaftswahlen waren ein Ritual, um Putin zum Präsidenten zu machen. An den Dumawahlen können nur bestimmte Parteien oder Kandidaten teilnehmen. Das Ober- und das Unterhaus sind die Aushängeschilder des Präsidenten. Fernsehen und Medien werden kontrolliert.

Ja, es gibt hier zahllose Menschen, die an die Propaganda oder, genauer gesagt, an die Agenda des Präsidenten glauben. Außerdem gibt es hier unzählige intelligente Menschen. Kluge Menschen, die die Welt bereist haben.
Wenn die Demokratie funktionieren würde, hätte dieser Präsident höchstens vielleicht 20-40 % der Stimmen. Wenn die Demokratie auch nur ansatzweise funktionieren würde, hätte Herr Putin wenigstens nur einmal an den Wahldebatten teilgenommen, garnicht daran zu denken, gar immer, und man hätte ihn zu keinem Zeitpunkt mit dem Gefühl der Unersetzlichkeit in Verbindung gebracht.
Wenn die Demokratie funktionieren würde - ja, vielleicht wäre Putin Präsident geworden, aber nur für zwei Amtszeiten, und es hätte diesen Horror nicht gegeben.
Und niemand, schon gar nicht diejenigen, die den Präsidenten ermutigten, glaubten, dass die "Sonderoperation" stattfinden würde, bis sie es tat.
Igor Konaschenkow, ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, tritt jeden Tag im Fernsehen auf und erzählt uns mit roboterhafter Stimme, wie viele Einheiten ukrainischer Ausrüstung die russische Armee zerstören konnte (und aus welchen gerechtfertigten Gründen).
Mehrere Tage lang fragte ich mich, warum mir Konaschenkow so bekannt vorkam - bis ich es verstand.
Igor Konashenkov sieht dem legendären sowjetischen Bösewicht, der von Dolph Lundgren in Rocky 4 gespielt wurde, sehr ähnlich, wenn auch 20 Jahre älter. Wir fühlen uns an alte Feindbilder erinnert.

Wir wohnen in einer Wohnsiedlung, und auf dem Hof sind zwei Familien mit Kindern, mit denen wir gemeinsam Zeit verbringen. Die Väter sind in ihren Fünfzigern, die Mütter in ihren Vierzigern.
Dies ist das erste Mal, dass wir uns seit Beginn der "Sonderaktion" getroffen haben. Wir waren alle nervös, aber wir haben gegessen, getrunken und über Politik diskutiert.

Am Ende war ich sehr überrascht. Bis vor kurzem waren all diese wunderbaren Freunde von mir unpolitisch, wir hatten nie über Politik gesprochen, aber jetzt, da die "Sonderaktion" begonnen hatte, waren sie der Meinung, dass sie fortgesetzt werden müsse. Interessante Perspektive.
Was war das Hauptargument meiner Freunde für die Fortsetzung der "Operation"? Großmachtpolitik. Geopolitik. US-Verhalten. Die NATO schleicht sich an die Grenzen Russlands heran. Argumentation des 20. Jahrhunderts.

Was bedeutet also die NATO für die Russen? Die russische politische Führung nutzt die NATO-Karte für ihre eigenen Zwecke. Für viele Russen stellt die NATO jedoch eine ehrliche Urangst dar.
Ich wage zu behaupten, dass die NATO für die Russen ein Symbol für eine Angst ist, die noch aus der Sowjetära stammt - oder von vor Hunderten von Jahren.
Ich frage mich, ob die NATO für die Russen ein Symbol für eine tausendjährige Konfrontation zwischen Ost und West ist? Ein dunkler Märchenwald, in den niemand gehen will.
Aber ich könnte auch nicht sagen, was die NATO ist.
Ein Verteidigungsbündnis? Eine Allianz aus offensiven und speziellen Operationen? Ein Friedenswächter? Eine Politik der offenen Tür? Die Handtasche der Amerikaner? Was ist die NATO wirklich?


Was ich weiß, ist, dass die russische "Spezialoperation" bereits Familien auseinandergerissen hat. Meine Familie ist da keine Ausnahme.
Es gibt zehn enge russische Verwandte im wahlberechtigten Alter. Zwei von ihnen leben in der Ukraine - einer in Donezk gleich hinter der Grenze und der andere tiefer im Land.
Es gibt acht Verwandte in Moskau.
Tun wir so, als seien diese Verwandten das russische Volk, und stimmen wir nun über die Rechtmäßigkeit der "Sonderoperation" in der Ukraine ab. Ich bin nicht wahlberechtigt, da ich kein russischer Staatsbürger bin.
Die Stimmen würden sich wie folgt verteilen: 35 % für den "Sondereinsatz" in der Ukraine, 35 % dagegen und 30 %, die sich der Stimme enthalten oder falsch abgestimmt haben.
Ist das Ergebnis gut oder schlecht? Alle unter 40-Jährigen werden dagegen stimmen, das lässt hoffen. Aber 60 % der unter 40-Jährigen planen einen Umzug aus Russland ins Ausland. Es gibt also weniger Hoffnung.

Die Oma aus Donezk kommt ein paar Mal im Jahr nach Moskau, das letzte Mal im Dezember 2021, und ist seitdem nicht mehr nach Donezk zurückgekehrt. Sie hat eine Haushälterin dabei, die uns oft eine fettige Suppe kocht. Das können Sie nicht ablehnen. Ich glaube, heutzutage mag ich sogar Suppe.
Immer, wenn wir die Großmutter aus Donezk treffen, fängt sie irgendwann an, über Putin zu reden. Sie lobt ihn in den Himmel, weint ein paar Tränen, betet für ihn. Der Rest von uns schweigt peinlich berührt.
Die Großmutter lädt uns nun schon seit acht Jahren zu sich ein. Wir haben wegen der Gefahr abgelehnt. In dem Gebiet gab es über all die Jahre Unruhen.

Im Dezember 2021 sagte ich der Großmutter, dass wir im Sommer 2022 kommen würden. In Donezk wachsen Aprikosen, Pflaumen, Nüsse und alles Mögliche. Es ist ein Land mit schwarzer Erde. Mein Traum ist es, auf dem Rücken unter einem Aprikosenbaum zu liegen und darauf zu warten, dass mir die Aprikose in den Mund fällt.
Im Jahr 2022 wird das wohl nicht mehr passieren. Oma ist jetzt alt, also wird es nicht mehr viele Chancen geben.
Ich hoffe, dass ich noch in meinem Leben noch dorthin reisen kann.
https://www.hs.fi/ulkomaat/art-2000008701384.html


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27.03.2022 um 10:53
Hier noch einen "Viewpoint" aus der HELSINKI TIMES den ich ganz interessant finde. Er streift auch bereits hier geäußerte Meinungen hinsichtlich Finnlands NATO-Beitrittsfrage:
For the last 30 years I have seen the evolution of Finland into a country with unparalleled levels of prosperity and peace. It has been at the top of many global rankings from education to happiness. But I must have been living in some parallel universe. Amnesia now prevails in Finland and people forget everything that has been achieved and ignore the reasons behind the so-called Finnish success story.
Now I am surrounded by so-called experts wheeled into TV studios war-mongering about the events in Ukraine and how Finland is next in line. I see fear overshadowing policy decisions and the Twitterati stoking the fires calling for intervention and no fly zones. There seems to have been a collective collapse of sanity.

Is this because too many reside in their social media echo chambers where only those who agree are given access? Where history has been cancelled to meet identity restitution and the symbols of history are stigmatised? Or where the PlayStation indoctrination to violence has created generations oblivious to the sacrifices of those gone before? Perhaps they believe that with the click of a button everything changes and there are no repercussions?

People seem to forget that since 1944 Finland has extricated itself from an alliance with Nazi Germany and dealt masterfully with the Eastern neighbour. That Stalin, Khrushchev, Kosygin et al. provided an existential threat far greater than Putin. Have people forgotten Hungary 1956 or the Prague Spring in 1968 or the threat that cold war nuclear war presided uneasily in the shadows and was nearly unleashed during Khrushchev’s intrigues in Cuba?

Yet Finland has adroitly navigated these turbulent waters for the last 70+ years. Why are people now immersed in historical amnesia and oblivious to the key causal drivers behind this journey?

Finland post 45 embodied the true Machiavellian Prince. Decision makers realised that sovereignty is a myth and not reality. That their geopolitical status demanded political astuteness in non-alignment and that they could be a conduit between East and West. There was the intellectual awareness that acting as a mediator was healthier than being a combatant as Ahtisaari and Holkeri would testify.

But now fear and historical amnesia prevails because NATO beckons and the Finnish Machiavellian Prince is replaced by Master Chief from Halo. Before this tragedy unravels, readers might want to consider:

- Trump was castigated because he asked NATO members to pay their dues, it has become a hollow defence alliance over many years. Do you really think replacing your intellectual acumen with an AR-15 is going to ensure national security?

- The public in the USA and UK are war weary from the debacles in Iraq and Afghanistan. Finns must be deluded if they think British and American soldiers will come to protect Finland’s borders when they can’t even protect their own!

- Is Finland strategically important to anyone else other than the Finns? It offers very little as an occupied state but offers massive intangible assets such as R&D, IT, engineering excellence that can and are easily accessed by other powers. There is more advantage for potential predators to keep Finland intact than occupy it. This changes radically by joining NATO as it awakens the grievances and national historical sentiments of Russia and however unpalatable they may be, to ignore them is unintelligent.

If you want to walk the path of confrontation and join NATO, then cancel history, forget all the skills and knowledge you have cultivated and become a PlayStation character…

By Graham Wood

Graham Wood has been a lecturer at the University of Helsinki for over thirty years. He gained his Executive MBA from Aalto and his PhD from the Faculty of Social Sciences at Helsinki University where he researched collective violence. He is also a Fellow of the Higher Education Academy in the UK.

This is a "Viewpoint" opinion column. The views and opinions expressed in this article are those of the authors and do not necessarily reflect the views or position of The Helsinki Times. This column is not fact checked and HT is not be responsible for any possible inaccurate or incorrect statement in this article.
https://www.helsinkitimes.fi/columns/columns/viewpoint/21157-finland-s-nato-folly.html


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27.03.2022 um 13:08
Heute ist Sonntag, da sollte man einfach vllt. auch mal nicht so viel nachdenken 😁 Ein, zwei Jokes können auch ganz gut kommen 😁 ✨

Youtube: ISMO | Burning Calories
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27.03.2022 um 20:02
@mitH2CO3
Hallo, warst Du schon mal im Muminland in Naantali?


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27.03.2022 um 22:12
@SKlikerklaker
Zitat von SKlikerklakerSKlikerklaker schrieb:Hallo, warst Du schon mal im Muminland in Naantali?
Da war ich noch nicht. Habe letztens dieses Bild vom Muumihaus gesehen (bekanntlich halten die Muumins dort ja noch Winterschlaf 😁). Nach meinem Verständnis steht gerade dieses Haus in Naantali im Themenpark Muminwelt 🤔

winter-gff75ef3b3 1280Original anzeigen (0,4 MB)


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27.03.2022 um 22:25
@mitH2CO3
Ja, genau. Ich habe auch eine Tasse. Die poste ich morgen früh.


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28.03.2022 um 08:50
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Hier noch einen "Viewpoint" aus der HELSINKI TIMES den ich ganz interessant finde. Er streift auch bereits hier geäußerte Meinungen hinsichtlich Finnlands NATO-Beitrittsfrage:
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:https://www.helsinkitimes.fi/columns/columns/viewpoint/21157-finland-s-nato-folly.html
Interessanterweise hatte ich gestern ein Gespräch zu der Thematik. Wir, mein Gesprächspartner und ich, waren uns erstaunlich einig, dass ein Beitritt Finnlands zur Nato, zum jetzigen Zeitpunkt, als Provokation gewertet werden könnte/würde.


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