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I LOVE SUOMI 💙 🤍 🇫🇮
18.09.2022 um 11:00Original anzeigen (0,2 MB)
Selbst gewöhnliche Trinkgläser steigen enorm im Wert, wenn Meister Teijo Lajunen den finnischen Löwen eingraviert. Foto: Teijo Lajunenhttps://www.hs.fi/kaupunki/helsinki/art-2000009064172.html
Ein Trinkglas, das man nicht auf den Boden fallen lassen möchte.
Der Glasgraveur Teijo Lajunen ist einer der letzten Meister seines verschwindenden Berufsstandes. Die Kristallglassammlung des Präsidentenpalastes umfasst 422 von Lajunen handgeschliffene Trinkgläser. Jetzt soll er hundert weitere gravieren.
Kimmo Oksanen HS
7:00
Man wird wohl kaum zum Palastfest eingeladen werden. Aber woher weiss man das schon? Wenn ja, dann ist dieses ein Glas, an dem man sich festhalten will wie an einem Babyfinger.
"Es gibt 422 davon im Präsidentenpalast", sagt Teijo Lajunen, Graveurmeister aus Oulunkylä.
Er geht in seinem Ferienhaus in Mäntyharju an's Telefon. Dort hat Lajunen, auch ein Naturfotograf, einen Bären in die Glasfenster der Zwischentüren graviert und kürzlich einen Luchs, der auf einem Felsen liegt.
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Teijo Lajunen gravierte einen Luchs, der auf einem Felsen liegt, in das Glasfenster der Tür. FOTO: TEIJO LAJUNEN
"Wenn die Tür offen an der Wand steht und die Deckenleuchte im Flur eingeschaltet ist, ist das Glas sozusagen negativ, und der Luchs spiegelt sich an der Wand. Und das ist wirklich cool, wenn ich das selbst mal so sagen darf."
Jetzt aber hat Lajunen ein anderes Projekt in der Hand. Es handelt sich dabei um die neue Bestellung, die der Präsident letzten Sommer gemacht hat.
Seit etwa 20 Jahren graviert Lajunen Löwenwappen für die Sammlung des Präsidentenpalastes, und u. a. für die Trinkgläser der Attu-Kollektion der Glasfabrik Iittala.
Iittala brachte in den 1960er und 70er Jahren eine von Designer Attu Johansson entworfene Kollektion heraus. Die Serie umfasst acht verschiedene Glasdesigns für unterschiedliche Verwendungszwecke, wie z. B. Champagner-, Cognac-, Likör- oder auch Wassergläser.
"Die Produktion wurde vor langer Zeit eingestellt, und die Maschinen auseinandergebaut", sagt Lajunen, der als Graveur für Iittala arbeitete.
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Teijo Lajunen hat seinen Betrieb vor einem Jahr geschlossen und sich zur Ruhe gesetzt. Zu Hause ist sein Schreibtisch jedoch immer noch voll ausgestattet mit Lupen, Gravurwerkzeugen, Metalllack und Brennstoff. "Die gleichen Werkzeuge wie vor 500 Jahren", sagt Lajunen. FOTO: VILLE MAALI
Lajunen gravierte die ersten Löwen in die Kristallgläser des Präsidentenpalastes während der Amtszeit von Präsidentin Tarja Halonen in den frühen 2000er Jahren. Unter dem jetzigen Präsidenten der Republik Sauli Niinistö sollen nun 100 weitere graviert werden.
"Das Büro des Präsidenten hat mir gesagt, dass die Gläser nur für die kleineren Anlässe im Schloss ausreichen. Ich fragte, wie groß die kleineren Anlässe sind. Es wurde gesagt 100 Personen", erzählt Lajunen amüsiert.
Der Gravurmeister Teijo Lajunen graviert seit 1982 Metall und Glas.
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Der Graveurmeister hat eine Menge individueller Metallarbeiten gemacht. Das Bild zeigt ein handgraviertes Familienwappen auf einem Silberbecher. Foto: Teijo Lajunen
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Handgraviertes Monogramm auf einer silbernen Taschenuhr. Foto: Teijo Lajunen
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Handgraviertes Etikett auf einer silbernen Koskenkorva-Flasche.
Foto: Teijo Lajunen
Letztes Jahr gab Lajunen, 65, sein Geschäft auf und ging in den Ruhestand. Seine Fähigkeiten und sein Handwerkszeug sind ihm jedoch geblieben, und nach etwas Überlegung nahm er den Auftrag des Präsidenten an.
Lajunen besuchte eine vierjährige Goldschmiedeschule in Lahti und studierte anschließend am dortigen Institut für Design. Lajunen, der 1982 seinen Abschluss machte und seit fast 40 Jahren im Geschäft ist, sagt, er sei einer der letzten Vertreter der manuellen Gravur, die am aussterben ist.
"Die Meisten vernachlässigen die Glasgravur. Sie unterscheidet sich von der Metallgravur und wird kaum gelehrt. Sowieso ist die gesamte Berufsausbildung falsch, wenn die Leute denken, dass man durch das Lesen von Büchern lernt, wie man mit den Händen arbeitet.
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Dekorative Muster auf Aromagläsern. Foto: Teijo Lajunen
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Bild eines Hauses, eingraviert auf eine Glaskaraffe. Foto: Teijo Lajunen
In Mitteleuropa oder Nordamerika ist handgraviertes Glas als Fertigungsmethode kaum noch bekannt, sagt Lajunen. Die schnellere und billigere Produktion der Lasergravur hat das handgezeichnete Glas ersetzt.
"Die Laseroption wurde mit dem Büro des Präsidenten besprochen. Auf keinen Fall', sagten sie."
Und so wartet nun eine Partie von hundert Gläsern auf den Transport zum Graveurmeister. Ein Titel, den Teijo Lajunen dank seines Abschlusses am Institut für Design berechtigt ist zu tragen.
"Offiziell bin ich Kunstgraveur. Aber ich bin kein Künstler, ich bin ein Handwerker".
Lajunen setzt sich in seiner Wohnung an den Schreibtisch und demonstriert, wie die Arbeit von statten geht. Er befestigt das von ihm gravierte Trinkglas an einer Gravurkugel, einer Art Andockstation, die es ermöglicht, das Objekt frei in alle Richtungen zu drehen. Lajunen setzt die Lupenbrille auf und nimmt einen Mikrobohrer in die Hand.
"Mehr als fünf Gläser pro Tag sollte man nicht einmal versuchen. Nicht, weil man nicht genug Zeit hätte, sondern wegen der Gesundheit. Als ich noch aktiv war, habe ich mich alle zwei Wochen massieren lassen", sagt Lajunen.
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Teijo Lajunen stellt die Drehzahl seiner Mikrobohrmaschine meist auf 18 000 Umdrehungen pro Minute ein. Ein mit Sand gefüllter Gravursack bietet eine verformbare, aber stabile Grundlage für die Arbeit. Foto: Ville Maali
Zu den Berufskrankheiten gehören Sehnenenscheidenentzündungen, Schultersteife und Rückenprobleme.
Lajunen verwendet auch eine zahnbohrerähnliche Mikrobohrmaschine als Werkzeug. Heutzutage werden Gravuren zunehmend mit dem Laser durchgeführt. Aber die Kristallgläser im Büro des Präsidenten zum Beispiel sind zu zerbrechlich, um maschinell graviert zu werden.
Da die Attu-Kollektion, wie auch viele andere Glasdesigns, nicht mehr hergestellt wird, kauft das Präsidialamt sie von Nachlassverwaltern, Antiquitätenhändlern und wo auch immer, insbesondere, wenn große Mengen verfügbar sind. Es sind nicht so sehr die Gäste, denen die Gläser kaputt gehen würden. Sie gehen vorsichtig mit den Gläsern um. Die Kristallgläser zerbrechen hauptsächlich beim Abwaschen.
Die Tätigkeit von Gravurmeister Lajunen als Subunternehmer nahm zu, als Firmen begannen, Glaswaren als Werbegeschenke bei Iittala zu bestellen. Die Gravurarbeit wurde an Subunternehmer vergeben, wenn der Auftrag weniger als 100 Stück umfasste, was für die Produktion in der Fabrik zu wenig war.
"Dadurch wurde das Produkt personalisiert."
Im Laufe der Zeit erweiterte sich sein Kundenstamm.
"Das Geschäft entwickelte sich, als die Leute anfingen, eine Gravur auf der Seite einer Glasvase zu wünschen. Das Firmenlogo und so etwas. Die häufigste Gravur war der Name und das Geburtsdatum des Empfängers. Der Kunde hat manchmal auch eine Zeichnung oder Karikatur für die Gravur eingereicht", sagt Lajunen.
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Paargravur. Foto: Ville Maali
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Gravurwerkzeuge und Produkte. Im Vordergrund eine Gravurkugel, die als Andockstelle für das Objekt dient. Foto: Ville Maali
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Buchstabenübungen des Graveurmeisters aus der Schulzeit. Foto: Ville Maali
Auf seinem Höhepunkt hatte Lajunen etwa fünfzig Unternehmen als Kunden. Lajunen schätzt, dass es in Finnland nur noch ein paar Dutzend Metallgraveure gibt. Sie sind Subunternehmer und keine Angestellten, die beispielsweise im Geschäft eines Goldschmiedes arbeiten.
"Die Rezession zu Beginn der 1990er Jahre war die letzte Krise. Danach haben die Geschäfte ihre eigenen Fachleute 'rausgeschmissen".
Lajunen waren die Aufträge des Präsidialamtes willkommen.
"Ein Fahrer hat mir die Gläser gebracht. Ich habe die Löwen in meinem eigenen Tempo graviert, da ich noch andere Arbeiten zu erledigen hatte, und dann habe ich das Kanzleramt informiert, wenn ich fertig war.“
Laut Teijo Lajunen ist die Gravur für eine Auszeichnungstafel des Präsidenten am schwierigsten, weil sie so viel Text enthält. Der jährliche Preis geht an Firmen, die aufgrund ihrer internationaler Zusammenarbeit ausgezeichnet werden. Foto: Ville Maali