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Redaktionell

Putins Kriegstreiberei ist selbst für russische Befürworter peinlich
Die Illusion, dass der russische Angriffskrieg keine Folgen für die schweigende Mittelschicht des Landes hat, beginnt zu zerbrechen.




Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy hielt am späten Donnerstagabend eine per Video aufgezeichnete Rede vor der UN-Generalversammlung. Foto: Angela Weiss / AFP



2:00 | Aktualisiert 6:25

Wenn der russische Präsident Wladimir Putin den Einsatz erhöht, schreckt US-Präsident Joe Biden nicht auf. In seiner Rede am Mittwoch vor der UNO bekräftigte Biden seine starke Unterstützung für die Ukraine. "Russland hat schamlos gegen die Grundprinzipien der UNO verstoßen. Putin hat Europa offen mit Atomwaffen gedroht".

Auch der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy behält die Nerven. Er rief den Rest der Welt auf, Moskau zu bestrafen.

Putin versucht, den Angriffskrieg in der Ukraine an seinen Ausgangspunkt zurückzubringen. Die Rede vom Mittwoch, die Teilmobilisierung und die so genannten Referenden in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine, sind ein Versuch, den Krieg auf eine neue Stufe zu heben.

Die Europäische Union verschärft ihre Sanktionspolitik und liefert der Ukraine weiterhin Waffen. Die Vorbereitungen für den Wiederaufbau der Ukraine sind in Gange. Es bleibt dennoch die Frage, ob man in Europa bis in die Tiefe verstanden hat, wie verheerend ein russischer Sieg in der Ukraine für die europäische Sicherheit und Stabilität sein würde.

Die Welt ist zunehmend in Demokratien und Autokratien gespalten. Aber es gibt Bewegung in den Lagern. Putins Treffen letzte Woche auf der Tagung der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Usbekistan hat gezeigt, dass Putin in China nicht allzu starke Unterstützung findet.

Auch der indische Premierminister Narendra Modi verurteilte den Krieg, beim Zusammentreffen mit Putin.
Ebenfalls hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Notwendigkeit eines stärkeren Drucks auf Russland erkannt. Erdoğan sagte am Montag, Russland solle der Ukraine alle Gebiete zurückgeben, die es erobert hat, einschließlich der Krim.

Während der UN-Sicherheitsrat völlig blockiert ist, hatte eine Mehrheit der UN-Generalversammlung bereits im März den ungerechtfertigten und illegalen Einmarsch Russlands in die Ukraine verurteilt. Andererseits haben die von den USA angeführten westlichen Demokratien hart daran arbeiten müssen, Unterstützung aus Afrika und Lateinamerika für ihre eigene Front zu bekommen. Viele Schwellenländer würden lieber am Rande des Konflikts der Großmächte bleiben, als sich mit der Ukraine zu solidarisieren.

Aber es ist eine traurige Tatsache, dass Putin in die Enge getrieben gefährlicher ist denn je. Die Analyse von Präsident Sauli Niinistö lautet, dass Putin 'all in' spielt. Putin wird sich weder von China noch von Indien beeinflussen lassen, geschweige denn von den Argumenten westlicher Politiker oder Experten.

Selbst wenn Russland nun die Gesellschaft in den Kriegszustand versetzt, wird sich der Verlauf des Krieges nicht sofort ändern. Russland hat einfach nicht die Kapazität, schnell Hunderttausende von Soldaten zu rekrutieren, auszubilden und auszurüsten.

Wenn Putin sich entschließen würde, Massenvernichtungswaffen einzusetzen, würde sich die Welt mit einem Schlag verändern. Russland wäre völlig isoliert, und es gäbe keinen Platz mehr für Zauderer. Allerdings gibt es in Russland noch viele konventionelle Waffen, mit denen man Schlimmes anrichten kann. Am Montag führte Russland einen Raketenangriff in der Nähe des zweitgrößten ukrainischen Kernkraftwerks durch.

Die Schwierigkeiten Russlands werden dennoch durch seine Waffengeschäfte mit dem Iran und Nordkorea verdeutlicht. Die Länder, die Waffen von Russland gekauft haben, werden ihrerseits sehr bald feststellen, dass Russland aufgrund der Sanktionen nicht mehr über die Technologie verfügt, um auf die neuesten Waffensysteme aufzurüsten.

Die bemerkenswerteste Folge von Putins Rede und der Teilmobilisierung könnte letztlich ein Stimmungswandel in der Bevölkerung sein. Die Illusion, dass ein Angriffskrieg keine Konsequenzen für die russische Mittelschicht haben wird, die bisher geschwiegen hat, beginnt sich aufzulösen.

Die Bürger werden sehen, dass der Krieg schlecht gelaufen ist. Mit der Teilmobilisierung gibt Russland zu, dass es keine Freiwilligen mehr gibt, die in die Ukraine gehen.

Die innere Dynamik Russlands wird letztlich über Putins Schicksal entscheiden. Putins Versuch, die Stimmung im Land zu heben, indem er den Angriffskrieg als Verteidigungskrieg erklärt, wird nicht unbedingt gelingen. Obwohl es kein klares Bild von der Denkweise großer Teile der Bevölkerung gibt, sagen die ersten schockierten Kommentare von Russen, die die Ostgrenze Finnlands überschritten haben, viel aus.

NATO

- 27 NATO-Staaten haben die Anträge Finnlands und Schwedens ratifiziert, zuletzt Spanien
- bei der Slowakei, der Türkei und Ungarn steht die Ratifizierung noch aus.

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Fantasy-Literatur

Der Herr der Ringe ist finnischer als bisher angenommen - Tolkiens Entsprechungen zu Kullervo, Sampo und Väinämöinen

Jyrki Korpuas Buch 'Tolkien und das Kalevala' erschließt J. R. R. Tolkiens Beziehung zum finnischen Nationalepos, dessen Relevanz für das Werk des Autors umfassender und bedeutender ist als bisher bekannt.


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Akseli Gallen-Kallela 'Sampos Verteidigung' (1896). In Tolkiens Werk kann man Sampo mit 'Silmarillion vergleichen.
Foto: Yle / Arja Lento



JUSSI MANKKINEN
16.9. 9:31
-
Aktualisiert am 16.9. 10:44

"Er ist ein Schmied und ein Meister aller Fertigkeiten, und seine Freude liegt in der Arbeit seiner Hände, sowohl in der kleinen Schmiedearbeit als auch in großen Werken aus früheren Zeiten."

So lautet die Beschreibung von Aulë, dem Schmied, in dem 1977 posthum erschienenen Werk 'Das Silmarillion' von J.R.R. Tolkien, dem vielleicht berühmtesten Fantasy-Autor der Welt. Aulë soll die Sonne und den Mond geschmiedet und außergewöhnliche maschinenartige Wesen geschaffen haben. Aulës Handschrift ist auch in einem Band zu sehen, das am Hals des bösartigen Melkor landet.

Kommt das bekannt vor? Wenn so, kein Wunder: In der Kalevala finden wir doch den Schmied Ilmarinen, der mit einem Bronzehammer in der Hand geboren wurde, und der einen goldenen Mond und eine silberne Sonne "auf sechs Buchdeckel" schmiedet. Zusätzlich stellt Ilmarinen sich eine Robotergemahlin aus verschiedenen Metallen her. Ilmarinen fertigt in 'Kalevala' auch Fesseln für die Hexe Louhi.

Ilmarinen, der die Figur des Aulë inspirierte, ist nur ein Beispiel für die Rolle, die das Kalevala in J.R.R. Tolkiens Werk spielt - und zwar in viel größerem Umfang als bisher angenommen.

- Es ist allgemein bekannt, dass Tolkien das Kalevala verwendet hat, und es gibt viele Hinweise darauf, insbesondere in finnischen Quellen. In der angloamerikanischen Welt ist der Originaltext des Kalevala jedoch kaum bekannt, und die weitreichende Bedeutung unseres Nationalepos in Tolkiens Schaffen ist nicht verstanden worden", betont Jyrki Korpua, Autor von 'Tolkien und das Kalevala' (SKS, 2022).


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Schmied Ilmarinen bearbeitet Sampo in einem Gemälde von Berndt Godenhjelm. Das Gegenstück zu Ilmarinen in Tolkiens Werk ist Aulë. Foto: Finnische Literaturgesellschaft


Verzaubert von der Sprache der Kalevala

Der Pate der modernen Fantasy, J.R.R. Tolkien (1892-1973), las von Kindheit an Fantasy-Literatur wie 'Alice im Wunderland' und war später besonders von dem mittelalterlichen englischen Roman 'Sir Gawain and the Green Knight' und den alten isländischen Edda-Texten fasziniert. Tolkien bewunderte auch William Morris, einen vielseitigen Künstler des 19. Jahrhunderts, dessen literarisches Werk eine Mischung aus Mittelalter und Gothic Horror war.

Die Kalevala, die Tolkien 1911 als junger Student kennenlernte, fügt sich nahtlos in diesen Literaturkanon ein. Er las die ein paar Jahre zuvor veröffentlichte Übersetzung eines Exemplars von William Forsell Kirbys 'Kalevala, The Land of the Heroes', und wo man versucht hatte, die ursprüngliche vierzeilige Trochee -oder das sog. Kalevala-Maß- der Gedichte zu erhalten.

Nach seinen eigenen Worten empfand Tolkien "Erstaunen und ein wenig Verwirrung", als er das Buch las. Seiner Meinung nach wies das Werk hervorragend auf kleinere Völker hin, die sich noch an ihren alten Erinnerungen und halb vergessenen Sprachen festhalten.



Jyrki Korpua (Archiv-Version vom 03.05.2024). Foto: Pertti Kinnunen



Tolkien war von dem poetischen Tonfall der archaischen Sprache des Kalevala so verzaubert, dass er sich sofort ein finnisches Grammatikbuch zulegte und begann, die Geheimnisse unserer Muttersprache zu studieren. Die von ihm erfundenen Sprachen, wie das von den Elfen verwendete Quenya, basieren auf dem Kalevala, dem alten Finnisch.

- Für Tolkien war die bereits verschwundene Sprache, auf der das Kalevala beruht, vielleicht noch wichtiger als das moderne Finnisch. Dennoch ist nach wie vor umstritten, ob er die nordische oder die moderne finnische Literatur kannte - zumindest besaß er sie nicht", sagt Jyrki Korpua.


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Die Urmutter der Kalevala-Welt, Ilmatar, die in Tolkiens 'Das Silmarillion' als 'Eru Ilúvatar' auftaucht.


Schöpfer neuer Mythen

Elias Lönnrot, seines Zeichens Forscher der Volksdichtung, der die Kalevala zusammentrug, diente Tolkien ebenfalls als Vorbild.

- In gewisser Weise wollte Tolkien der Lönnrot seiner Zeit sein, der Mythen aus altem Material neu erschafft und sie zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Professor Verlyn Flieger sagte einmal, dass das Kalevala als Werk für Tolkien nicht vielschichtig genug war, aber ich bin da anderer Meinung. Das Kalevala mit seinen zahlreichen Geschichten und der finnischen Volkskultur war für Tolkien eine Fundgrube und etwas völlig Neues", sagt Jyrki Korpua.

Da die römischen, griechischen und jüdisch-christlichen Mythen jedem bekannt und vielleicht etwas abgenutzt sind, neigte Tolkien zur nordischen Mythologie, die er (oder auch manch anderer) vielleicht exotischer fand.

- Tolkiens Tagebücher und Briefe offenbaren die Wertschätzung einer älteren, unschuldigeren, aber auch raueren Welt. Vielleicht gab es eine Art Nostalgie für die Vergangenheit, die ihm die südliche Kultur nicht bieten konnte", sagt Jyrki Korpua.


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YLE-Serie 'Rauta-aika' von 1982. Wie in der Kalevala gehören auch bei Tolkien verschiedene unmögliche Brautwerbungen zum Repertoire. Foto: Antero Tenhunen / Yle


'Kalevala' war das perfekte Paket für Tolkiens Bedürfnisse, und er nannte sie den Keim seiner eigenen literarischen Produktion.

- Er mochte sowohl nordische Mythen als auch germanische und skandinavische Geschichten, und als finnisches Werk passte die Kalevala logischerweise in dieses Puzzle.

Zugespitzt könnte man sagen, dass der Herr der Ringe ohne die Legende, die unser Nationalepos nachhaltig geprägt hat, kaum existieren würde - oder zumindest ein ganz anderes Werk wäre. Tolkien wollte ein breiteres Bild zeichnen, und die Reise zum 'Herrn der Ringe' ging -über das Buch- zum leichteren Hobbit hin und wieder zurück, welcher seinerseits Teil des Tolkien-Universums wurde.

- Es stellt sich die Frage, ob Tolkien denn ohne die Kalevala eine größere Welt erschaffen hätte - oder ob vielleicht das Heldengedicht Beowulf und eine andere Mythologie der Britischen Inseln als Inspiration gedient haben könnten. Ohne Kalevala hätte Tolkiens Welt wohl ganz anders ausgesehen: Es hätte vielleicht weder einen gegeben, der mit seinem Schwert spicht, noch Tom Bombadil und Gandalf, wie wir sie kennen.



Der gebrochene Held des Kalevala, Kullervo, dargestellt von Akseli Gallen-Kallela. Foto: Creative Commons /Public Domain


Tolkien mochte den gebrochenen Kalevala-Helden

J. R. R. Tolkiens berühmteste Kalevala-Anleihe ist wahrscheinlich der zwiespältige und gebrochene Held Túrin Turambar, den Tolkien sogar in mehreren seiner Bücher, einschließlich des Silmarillions, einbrachte. Túrin Turambar ist Kullervo Kalervonpoika nachempfunden, und Tolkien selbst hat dies bei mehreren Gelegenheiten erwähnt. Bereits 1914 schrieb er seine eigene Adaption der Geschichte von Kullervo, Die Geschichte von Kullervo, die nach seinen eigenen Worten der Startschuss für seine eigenen literarischen Mythen war.

Wie Kullervo ist auch Turin Turambar ein Mörder, der versehentlich Inzest mit seiner Schwester begeht und schließlich Selbstmord begeht. Und wie in der Kalevala spricht Turin Turambar zu seinem Schwert, bevor er Selbstmord begeht.



Die Macher der 'Ringe der Macht'-Serie erzählen die Geschichte von Tolkiens Beziehung zu Finnland.


Aber warum war Kullervo, eine äußerst tragische Figur, die sich vom Sklaven zum Rächer und Mörder wandelte, für Tolkien so attraktiv? Laut Jyrki Korpua war der Fantasy-Autor ausschließlich an bestimmten gebrochenen Helden interessiert.

- Kullervo hat etwas von der rohen Brutalität der alten Tage, ein Anti-Heldentum, das man sonst nirgendwo findet. Kullervo war Teil einer verlorenen Welt, während die gebrochenen Helden Figuren sind, die Tolkien häufig verwendet hat. Von diesen Figuren ist Kullervo die zerbrechlichste. Kullervo hatte etwas, das Tolkien sehr am Herzen lag, denn er kehrte immer wieder zu dieser Figur zurück.



Die diesjährige Herr der Ringe-Sage: Die Ringe der Macht
Foto von Ben Rithstein / ©Amazon/Courtesy Everett Collection/All Over Press

Neben ähnlichen Figuren hat Tolkien auch seine eigene Version des Wohlstand bringenden Sampo entwickelt. Die Silmarillen sind Neid erregende Juwelen, die in in fernen Norden gestohlen werden. Und wie das zerbrochene Sampo verschwinden auch die Edelsteine an verschiedene Orte. In Tolkiens Werken finden sich auch das Kampflieder und unmögliche Umwerbungsaufgaben, die aus dem Kalevala bekannt sind

In der Unterwelt der Kalevala, im Tuonela, ist von heißen Steinen "brennenden Felsen" und einer Raupe des Feuers die Rede, während Mordor in 'Herr der Ringe' eine von Würmern zerfressene, verbrannte und erstickte Einöde ist. Außerdem enden beide Werke auf dieselbe Weise:

- Wo in 'Der Herr der Ringe' Frodo Beutlin, Gandalf und die Elben nach Westen aufbrechen, fährt in der 'Kalevala' Väinämöinen in einem Boot aus Bronze gen Himmel. In beiden Werken geht man in eine Zwischenwelt, um auf eine bessere Welt zu warten: Die Zeit des Menschen kommt und die neue Wahrheit tritt allmählich zutage.


'Kalevala' und 'Herr der Ringe' enthalten also viele ähnliche Elemente, aber weshalb wurden nur zu letzterem erstklassige Filme und Fernsehserien umgesetzt? Jyrki Korpua hat keine eindeutige Antwort auf diese Frage.

- Mir scheint, dass die Kalevala-Geschichten dann doch oft so gewalttätig und auch das Heldentum unklar ist, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse -wie im amerikanischen Stil- nicht ganz eindeutig sind, und demnach könnte das Werk für den heutigen Durchschnittszuschauer zu barbarisch, heidnisch und hart sein. Ich persönlich würde mir jedoch eine möglichst authentische und originale Kalevala-Serie im Stil der Wikinger wünschen.

Grenzverkehr

Nunmehr kamen die ersten durch den Wald nach Finnland - Ein Ausreiseverbot könnte den Druck erhöhen, um jeden Preis aus Russland zu fliehen

Wenn Russland Männern im dienstfähigen Alter die Ausreise verbietet, könnte dies den Druck erhöhen, illegal über den Wald nach Finnland zu kommen.


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Der Stacheldraht an der Grenze zwischen Finnland und Russland soll in erster Linie verhindern, dass Haustiere die Grenze überschreiten. Foto: Kare Lehtonen / Yle



PAULIINA TOIVANEN
SANNA KÄHKÖNEN
TANJA HEIKKONEN
PETRI KIVIMÄKI

17:20
-
Aktualisiert 17:39


Die von Russland angekündigte Teilmobilisierung, Gerüchte über eine mögliche Grenzschließung und Informationen über die verschärfte finnische Visapolitik haben eine Flucht der Russen ausgelöst, die zu größeren Staus als üblich an den finnischen Grenzübergängen geführt hat.

Wenn Russland seinen männlichen Bürgern den Grenzübertritt verbietet, besteht die Möglichkeit, dass man versucht, illegal durch die Wälder nach Finnland zu gelangen.

- Wenn Russland legalen Einwanderern den Grenzübertritt an den Grenzübergangsstellen verbietet und sie daran hindert, ist es möglich, dass der unerlaubte Grenzübertritt über die Landgrenze zunimmt, bestätigt Mika Keränen, Hauptverantwortlicher für den Grenzschutz von Kainuu.

Das russische Online-Magazin ‚Medusa' berichtete am Wochenende, dass Russland plant, seine Grenzen für Männer zu schließen, die von der Teilmobilisierung Russlands betroffen sind. Das Verbot würde am Mittwoch, den 28. September, in Kraft treten.

Am heutigen Montag teilte der Kreml jedoch mit, dass keine Entscheidung über die Schließung der Grenzen getroffen worden sei.


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Die Grenze zwischen Finnland und Russland verläuft genau durch die Mitte der Grenzposten. Foto aus Nuijamaa in Lappeenranta, Herbst 2018. Foto: Tommi Parkkinen / Yle



Der größte Teil der Ostgrenze ist von dichtem Wald umgeben. Die Grenze wird sowohl von finnischen als auch von russischen Grenzschützern bewacht. Der finnische Grenzschutz hat versichert, dass die Zusammenarbeit mit den russischen Kollegen ohne Beanstandung war.

Oberst Vesa Blomqvist, der Grenzbeauftragte für Südostfinnland, erklärte im August gegenüber Yle, dass russische Grenzbeamte in der ersten Jahreshälfte Hunderte von Personen festgenommen hätten, die im Verdacht standen, illegal nach Finnland einreisen zu wollen.

Elias Laine, stellvertretender Leiter des Grenzkontrollpunkts Vaalimaa im Südosten Finnlands, glaubt, dass der Druck, durch den Wald nach Finnland zu gelangen , zunehmen könnte, wenn Russland beschließt, den Zugang nach Finnland zu beschränken.

- Es ist gut möglich, dass dies den Druck erhöht, illegal über die Landgrenze einzureisen", sagt Laine.


(Grenzübergangsstellen an der Landgrenze zwischen Finnland und Russland)


Es gibt neun internationale Grenzübergangsstellen zwischen Finnland und Russland sowie einige temporäre Grenzübergangsstellen, hauptsächlich für den Güterverkehr. Foto: Ilkka Kemppinen / Yle



Am vergangenen Samstag wurden vier Personen verdächtigt, illegal die Grenze von Russland nach Finnland überschritten zu haben. Die Menschen kamen aus einer Entfernung von etwa sieben Kilometern von der offiziellen Grenzübergangsstelle. In diesem Stadium der Ermittlungen gibt der Grenzschutz weder das Geschlecht, das Alter oder das Herkunftsland der Personen bekannt, noch ob ihnen jemand geholfen hat.

Ansonsten sind zumindest derzeit keine Personen festgestellt worden, die versuchen, unter Umgehung der offiziellen Grenzübergangsstellen an der Ostgrenze ins Land zu gelangen.

- Die Situation sieht im Großen und Ganzen gut aus, da die Russen auf legalem Wege ins Land kommen, d.h. über Grenzübergangsstellen mit Pässen und Visa", sagt Matti Pitkäniitty, Leiter der Abteilung für internationale Zusammenarbeit des Grenzschutzes.


Es gibt viele Menschen an der Grenze

Jukka Lukkari, stellvertretender Kommandant des südostfinnischen Grenzschutzes, sagt, dass der Grenzschutz weiterhin auf die Möglichkeit vorbereitet ist, dass unerlaubte Grenzgänger durch den Wald kommen.

- Dies ist eine der Hauptaufgaben des Grenzschutzes, und wir tun dies jeden Tag. Wir haben eine technische Überwachung vor Ort und unsere Patrouillen. Wir sind darauf vorbereitet", versichert Lukkari.

Nach Angaben von Lukkari verfügt der Grenzschutz derzeit über genügend Grenzschutzbeamte, um die Landgrenze zwischen Finnland und Russland zu kontrollieren. Es bestand keine Notwendigkeit, die Zahl der Mitarbeiter zu erhöhen.

- Wenn sich die Situation ändert, werden wir natürlich Personal dort einsetzen, wo es gebraucht wird", sagt Lukkari.


Jukka Lukkari ist auch zuversichtlich, was seine russischen Kollegen angeht, die versuchen, illegale Grenzübertritte zu verhindern.

- Ich glaube, dass die russischen Grenzbehörden ihre Aufgabe erfüllen. Wir haben ein gemeinsames und gültiges Grenzverwaltungsabkommen, auf dessen Grundlage wir die Grenzkontrollen durchführen.

Lukkari sagt, dass die Zusammenarbeit mit den russischen Grenzbehörden keinen Grund zur Besorgnis ergeben hat.

- Es gab keine Fälle, die gemeinsam behandelt werden mussten. Die finnischen und russischen Grenzbehörden haben versucht, unerlaubte Grenzübertritte zu verhindern, und das ist auch gelungen, sagt der stellvertretende Kommandeur Jukka Lukkari.


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Jukka Lukkari, stellvertretender Kommandeur des südostfinnischen Grenzschutzes, vor etwa einem Jahr an der südöstlichen Grenze. Foto: Kare Lehtonen / Yle


Nordkarelien hat eine lange Landgrenze zu Russland. Auch dort ist der Grenzschutz auf eine Zunahme der illegalen Grenzübertritte vorbereitet.

Hauptmann Mikko Sorasalmi, Leiter der Kommandozentrale des Grenzschutzes in Nordkarelien, erklärt, dass es für verschiedene Zwischenfälle Aktionspläne gibt, die im Voraus geprobt wurden. Ihm zufolge können die Bereitschaft oder die Mittel erhöht werden, wenn die Situation dies erfordert.

Die Zahl der illegalen Grenzübertritte in Nordkarelien hat sich in diesem Jahr nicht wesentlich verändert.



Geringe Auswirkungen

Der Grenzverkehr zwischen Finnland und Russland wird weiterhin rege sein. Jetzt kommen Russen nach Finnland, von denen nicht alle die Absicht haben, in ihr Heimatland zurückzukehren. Viele von ihnen setzen ihre Reise in andere Länder des Schengen-Raums fort, zum Beispiel über den Flughafen Helsinki-Vantaa.

Die Situation könnte sich in den nächsten Tagen ändern, da Finnland im Begriff ist, russischen Touristen die Einreise in das Land fast vollständig zu verbieten. Dies würde auch den russischen Transit in andere Schengen-Länder verhindern. Auch die Annullierung von Mehrfachvisa würde beginnen. Diese grundsätzliche Entscheidung soll in den nächsten Tagen auf einer Sitzung des Staatsrates getroffen werden.


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Der größte Teil der Grenze zwischen Finnland und Russland ist von schwer zugänglichen Wäldern umgeben. Foto: Kare Lehtonen / Yle


Laut Matti Pitkäniitty, dem Leiter des Referats für internationale Zusammenarbeit des Grenzschutzes, ist es möglich, dass die Entscheidung Finnlands den Grenzverkehr Anfang dieser Woche beschleunigen wird.

Pitkäniitty glaubt nicht, dass ein möglicher russischer Beschluss, Wehrpflichtige an der Ausreise zu hindern, Auswirkungen auf die Arbeit des finnischen Grenzschutzes an den Grenzübergängen haben würde.

- Sie wird uns in keiner Weise beeinträchtigen. Sie setzen es an ihrer eigenen Grenze durch. Es bleibt abzuwarten, wie es in der Praxis gehandhabt wird und ob einzelne Fälle durchkommen", sagt Pitkäniitty.

Yle verfolgt die Entwicklung des Grenzverkehrs an der Ostgrenze. Lies hier.

NATO

28 Nato-maata on ratifioinut Suomen ja Ruotsin hakemukset, viimeisimpänä Slovakia – seuraa etenemistä Ylen Nato-laskurista

Ratifioimatta jäsenyys on yhä Turkissa ja Unkarissa.


Tästä artikkelista löydät tuoreimmat tiedot, miten Suomen jäsenhakemus etenee eri maissa.