nairobi schrieb:5 Säulenobstbäume haben wir jetzt
Oh oh! Ja, ich kann verstehen, daß man gerne viel Obst auf wenig Raum haben will, ohne hoch klettern zu müssen oder nur auf Fallobst zu hoffen. Aber praktisch alle heutigen Hochzüchtungen sind leider auch Überzüchtungen. Sie sind anfällig für Krankheiten, tragen weniger zum Biotop bei, in dem sie wachsen, und sie sind nicht gut bei Allergien. Und sie sind ein Armutszeugnis für die massive Verarmung unserer Apfelvielfalt (oder sonstigen Obstes).
Vor ein paar Jahrhunderten gabs da mal einen Pfarrer, der in seinem Garten einen Apfelbaum hatte. Der hatte den Ehrgeiz, jeden Tag einen anderen Apfel zu essen, 365 verschiedene Äpfel in einem Jahr. Er besorgte sich von überall in seiner Umgebung her Zweige von Apfelbäumen anderer Sorte und pfropfte sie auf seinen Baum. Bis er die 365 voll hatte. Obstbäume lassen sich gut pfropfen, Apfelbäume im Besonderen.
Schon damals gab es so viele Sorten, aber die allermeisten Altsorten wurden erst im 19. und frühen 20.Jh. hervorgebracht. Auf
Wikipedia: Liste von Apfelsorten werden 6300 Sorten aufgeführt. Niemand braucht so viele, klar. Aber das Besondere an diesen Sorten ist, daß sie alle gut an ein bestimmtes Klima angepaßt sind, an eine Vegetationsgemeinschaft, an Bodenbeschaffenheiten, an die Bodenfeuchtigkeit usw. Südfranzösische Altsorten wachsen nicht gut in Norddeutschland, Berglandäpfel nicht im Tiefland. Insofern sind die 6300 Sorten pro Region dann durchaus "überschaubarer" - aber angesichts der Sammelleidenschaft jenes Pfarrers dennoch eine große Vielfalt pro Region.
Solche Altsorten sind weit robuster gegen Krankheiten, bedürfen also weniger "Mittelchen", meist auch weniger Düngung. Sie sind m.W. auch für die Natur besser, also für die Artenvielfalt um sie herum - Streuobstwiesen mit Altsorten sind als Kulturlandschaften bedeutende Biotope und ein schützenswerter Lebensraum für seltener werdende Pflanzen- und Tiergemeinschaften.
Nun hast Du ja schon die fünf Säulenbäume. Behalt sie, es ist gut, wie's ist. Aber sollte der eine oder andere Baum nicht richtig anwachsen oder sonst irgendwie nix werden, vielleicht denkst Du dann darüber nach, lieber an anderer Stelle ne Altsorte anzupflanzen statt nen neuen Säulenbaum nachzukaufen. Schmecken tun Altsorten ohnehin besser, gesünder sind sie ebenfalls. Und mit nem gepfropften Baum könntest Du mehr Sorten ernten als von zwanzig Säulenbäumen.
Nemon schrieb:Die meisten Cornus und Hibiscus sind leider nicht einheimisch.
In unserem Garten wächst so einiges Nichtheimisches und so manches Insektenunfreundliches. Früher kümmerten sich andere Leute um den Garten, hatten andere Interessen. Nun isses drin, und wir reißen es nicht einfach aus. Ein paar "Fremdlinge" und "Gefüllte" verderben nicht gleich den Biotop-Charakter. Wichtig ist es, irgendwann umzudenken und von da an auf die Naturverträglichkeit bei Neupflanzungen zu achten.