Kephalopyr schrieb:Die Wiesen waren bestimmt um die 170 hoch, leider wird das alles nicht mehr lange stehen.
Ja, mittlerweile hab ich auch hier in Berlin mehrfach verschidenes Gras in dieser Höhe entdeckt.
Allerdings ist das Mähen durchaus sinnvoll. Am besten so um Johannis rum, gern auch danach nochmals in der zweiten Augusthälfte. Die meisten blühenden Gräser und sonstigen Blühpflanzen von Wiesen haben bis da ihre Samen zur Reife gebracht. Besonders, wenn man das Mähgut erst mal ne Weile auf der Wiese liegen läßt, können sogar noch die nicht ausgestreuten Samen rausfallen, noch unreife Samen sogar nachreifen.
Mäht man hingegen früher, dann sollte die zweite Mahd umso später erfolgen. Wer schon Ende Mai / Anfang Juni mäht, sollte mit der zweiten Mahd bis zum Wechsel August/September oder gar Mitte September warten. Denn die Pflanzen, die vor der Samenreife oder gar vor der Blüte gemäht wurden, bilden gemeinhin nochmals eine Blüte aus, brauchen dann aber länger bis zum Abwerfen des reifen Samens.
Vor Ende Mai zu mähen ist jedenfalls sehr schlecht. Das Frühjahr ist Vogelbrutzeit. Und auch Vögel, die sich mehr über Samen ernähren, füttern ihre Jungen mit Würmern und Insekten. Na und die sind eben auf reichlich blühende Wiesen angewiesen ("Grün ist die Wüstenfarbe der Bienen"). Auch Bodenbrüter brauchen hohes, dichtes Gras und keinen Rasenmäher, der einen auf "Das Kettensägenmassaker" macht (oder auf "Albird Peacock: Die Menschen").
Eine Mahd ist aus verschiedenen Gründen aber sehr wichtig. Denn je dichter und höher so ein Wiesenbewuchs ist, desto weniger später austreibende Pflanzen haben dann eine Chance, noch irgendwie durchzukommen. Die Pflanzenvielfalt auf solchen Wiesen geht dann deutlich zurück, ab dem Sommer gibt solch eine Wiese den Nektar- und Pollensammlern nicht mehr viel her. Durch die erste Mahd wird die größte Artenvielfalt einer Wiese und auch ein langes "Trachtenband" für die Insekten gewährleistet. Hinzu kommt, daß das Biotop Wiese in Deutschland natürlicherseits nur in sehr geringem Umfang vorkommt. In den allermeisten Wiesen, die es in Deutschland gibt, würden ohne jährliche Mahd über kurz oder lang Hecken, Sträucher und Bäume wachsen und die Oberhand gewinnen. So manche auf lichte Wiesen angewiesene seltene Pflanze würde in Deutschland ohne die "menschliche Kulturlandschaft Wiese" aussterben (weil wir Menschen durch unsere urbane Besiedlung und unsere intensive (chemische) Landwirtschaft auch die wenigen natürlichen Wiesenareale geschädigt und minimiert haben).
Auch wenn der Mensch die Natur allgemein eher beschädigt, so gibt es eben auch positive Eingriffe, die die Pflanzenvielfalt fördert, und damit auch die Vielfalt von Insekten, Kleintieren, Vögeln, Räubern. Dazu gehören Wiesen, Heiden und manch anderes. Ansonsten wäre Deutschland vor allem: ein Waldland. Selbst Truppenübungsplätze und ehemalige Tagebaue sind geile Refugien für seltene und bedrohte Arten - jedenfalls für ein Weile, solange sie nicht wieder zu Wald geworden sind.
Und so ist eben auch Mähen wichtig, richtig und gut.
Extensives Mähen, also behutsames, seltenes, welches erst mal "das Gras in den Himmel schießen läßt".
Sogar eine dritte Mahd ist akzeptabel, so im Zeitraum von Oktober bis in den (frühen) Mai rein. Und anstelle des extensiven Mähens geht auch eine extensive Beweidung. Man kann sich sogar "Mähschafe" ausleihen. Die düngen dann sogar gleich noch den Boden mit, und selbst parasitäre Schäden an den Pflanzen sollen dadurch geringer werden.