kinderdernacht schrieb:Fraukie schrieb:
schon hatte der Zwerg sich einen Brocken geklaut, versucht den runterzuschlucken, jaulte auf, torkelte noch ein paar Schritte und fiel um.
da braucht man sich nicht wundern wenn man Alpträume kriegt. Horror!
Oh ja, sowas macht ordentlich Freude...
Zum Glück fällt mir immer erst hinterher auf, wie brenzlig das ist.
Als wir sie neu hatten hat sie sich zweimal fast mit nem Stück rohem Gulasch, dass hier für Katzen und Minihund als Zahnbürste auf dem Plan steht umgebracht.
Also wankte los, kippte um, war ganz schlaff bis mans rauszog.
Da dachten wir zuerst, dass sie es ggf einfach nicht kennt etwas kauen zu müssen und haben große, weiche Brocken vermieden.
Da Filipendulas Leben davon abhängt, dass sie stetig mit der verbliebenen Kaumuskulatur arbeitet haben wir immer Kauis im Haus und da hab ich dann natürlich auch immer mal so Mischtüten bestellt, in denen z.B. Schweineohrabschnitte drin waren, die man dem Zwerg geben konnt oder getrocknete Hühnerfüße.
Immer wieder mit dem Ergebnis, dass sie ne Stunde auf und ab lief und aus dem Maul schäumte, das jeder tollwütige Hund vor Neid erblassen würde...
Weil wir immer so große Hunde hatten dachten wir dann, dass wir vielleicht einfach falsche Vorstellungen davon haben, welche Größe solch ein Mini abschlucken kann aber da wir auch sowas dann vermieden haben erschien das nicht so wichtig, weil normal essen, also gewolftes Fleisch oder Dosenfutter kleingedrückt ging ja immer Problemlos.
Aber einmal hab ich ihr dann nen Stück (ich glaub es war getrocknete Mango) aus dem Hals gezogen bei dem mein Mann und ich uns einig waren, dass DIE Größe eigentlich auch für solch einen Zwerg schluckbar sein müsste.
4 Wochen nach dem Herzultraschall (ganz leichtes Klappenproblem ohne Symptome aber in Frühbehandlung, wenn man es denn schon weiß) hab ich sie für ne Zahnsanierung ablegen lassen und gebeten mal mit dem Endoskop reinzuschauen.
Eigentlich hatten wir die Befürchtung, sie habe irgendeine Verengung beim Übergang von Speiseröhre zum Magen und wollten wissen ob das ne angeborene Missbildung oder was tumoröses ist.
Einfach weil ihr ganzes Verhalten echt IMMER "Atemnot" schrie und wir nie gedacht hätten, dass es ne Schmerzäußerung ist.
Aber bei der Endoskopie sah man eben deutlich die chronisch entzündeten Mandeln und er musste auch nur mit dem Endoskop dagegen kommen, schon ging der Herzschlag hoch, trotz Narkose.
Das ist also wirklich einfach extrem schmerzhaft wenn zu große und/oder zu harte Brocken passieren müssen.
So schmerzhaft, dass sie das Schlucken soweit möglich vermeidet (bleibt halt ein Reflex) und dadurch dann diese Problematik eintritt.
Optimist schrieb:"hochzunehmen und mal zu schütteln " -> hätte das eigentlich auch helfen können?
In diesem speziellen Fall schon, weil das ein Brocken festes Dosenfutter noch sehr weit oben war.
Ich hätte das ja auch nicht greifen können, wäre es schon komplett am Kehlkopf vorbei gewesen.
Wenn etwas weiter unten feststeckt, dann dürfte reine "Erhöhung der Schwerkraft durch kopfüber Schütteln" nicht mehr ausreichen.
Optimist schrieb:Und funktioniert bei Hunden auch der "Heimlichgriff"?
Wie in dem von
@kinderdernacht geposteten Video gezeigt theoretisch schon.
Bei panya dürfte das allerdings nichts bringen.
Das Heimlich Manöver verfolgt ja das Ziel, dass durch plötzlichen, massiven Druck auf den unteren Brustkorb die Lungen komprimiert werden und die dabei "verdrängte" Luft durch die Luftröhre nach oben Richtung Schlund düst und eingeatmete Fremdkörper aus der Luftröhre schleudert und somit einem Ersticken entgegenwirkt.
Vielleicht kennst Du diese Druckluft"pistolen" die mal im TV-Shop als Rohrreiniger verkauft wurden, gleiches Prinzip.
Panya kippt aber nicht um, weil sie versehentlich Futter in die Luftröhre bekommen hat, sondern weil ein zu großer oder zu harter Brocken ihre Mandeln nicht nur streift wie das beim Abschlucken von Nahrung, Wasser und Speichel unvermeidbar ist, sondern soviel Druck auf diese entzündeten Mandeln ausübt, dass der Schmerzreiz ihrem Nervensystem die Nachricht übermittelt, dass es besser ist mal eben die Lichter auszuknipsen, bevor das Herz Wind von dem Problem kriegt und sich entscheidet stehen zu bleiben (über diesen "Vagustod", der bei zu heftigem Schmerzreiz eintreten kann hatten wir glaub ich schon einmal geschrieben).
Deswegen ist sie dann auch so schlaff, weil der Befehl "Bewusstlosigkeit einleiten" in Millisekunden erfolgt, wenn der Schmerz heftig genug ist und das ist er wohl, denn überempfindlich ist mein Zwerg definitiv nicht.
Optimist schrieb:Solche Dinge meinte ich nicht mit "alles im Blick", sondern solche Dinge: welche Medikamente gibt man, was sind die Vor- und Nachteile (die Abwägung, ob und was man gibt).
Beim Futter ähnlich.
Ah ok.
Na da hast Du möglicherweise Recht, da rattere ich tatsächlich viele Optionen durch ehe ich eine wähle, häufig vermutlich sogar in Situationen die das gar nicht erfordern.
Optimist schrieb:Der TA war nicht dafür, ihm Schmerzmittel zu geben, weil wie er sagte "nichts verschleiern" wollte.
Das ist noch einmal was Anderes.
Über einen definierten Zeitraum intensiv zu beobachten wie sich etwas ohne Schmerzmittel darstellt kann diagnostisch durchaus sinnvoll sein.
Als wir bei Fili merkten, dass diese Schmerzsymptomatik die wir nicht einordnen konnten mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Rücken herkommt, da habe ich ihr 2 Tage vor und am Tag des Termins in der Klinik auch kein Schmerzmittel gegeben, weil die Info was nu genau bei welcher Bewegung/Manipulation weh tut usw bei ihr sowieso schon schwer genug zu sagen ist.
Zum Beispiel sieht man bei ihr nur ohne Schmerzmittel, dass sie eine eindeutige Hangbeinlahmheit hat, während ihr Gangbild mit Schmerzmittel eher nach Stützbeinlahmheit aussieht.
Offensichtlich werden die Schmerzen, die beim Vorführen der grade nicht belasteten Gliedmaße durch Schmerzmittel besser unterbrochen als der direkte Belastungsschmerz der beim Auftreten einschießt.
Auch gibt es Krankheitsbilder bei denen der Hund sich "einläuft", also beim Aufstehen und den ersten Schritten merklich steif bzw schmerzhaft ist und sich das dann mit jedem Schritt bessert.
Auch wenn man sich von den Zehen am Bein, hoch zu Gelenken und Rücken tastet um zu schauen wo sich ein Schmerzreiz auslösen lässt um daraus abzuleiten was die Ursache sein könnte macht man idealerweise am Tier das noch keine Schmerzmittel bekommen hat.
Als die Untersuchung abgeschlossen war, habe ich aber direkt darum gebeten ihr noch in der Klinik Novalgin zu spritzen (an alle Humanmediziner: bei Tieren ist das nicht so heikel), denn als diagnostische Beobachtung und Untersuchung abgeschlossen war gab es keinen Grund mehr ihr die Stunde Heimfahrt plus warten auf den Wirkungseintritt von Medikamenten noch anzutun.
Bei Pferden gibt es außerdem den Fall, dass bestimmte Lahmheitsbilder dafür sprechen, dass ein kleiner Haarriss, minimaler Sehnenschaden usw vorliegen könnte.
Auch da überlegt man GENAU ob und wie man Schmerzmittel einsetzt, denn wenn man dann den Ruheschmerz soweit wegnimmt, dass der Gaul denkt er könne nu seine 500kg wieder normal auf das Bein legen, dann kann der erste Schritt ausreichen um die bereits verletzte Struktur so zu schädigen, das eine Behandlung schwer wird.
Diese Problematik ist mir aber selbst bei großen, schweren Hunden nicht bekannt.
Optimist schrieb:Der Hund hat nun geduldig alles über sich ergehen lassen
Typisch "tierärztlicher Vorführund" und "typisch Stafford bzw Pittbull"
:) "Wenn Herrchen meint, dass das Sinn ergibt, bitte schön...."
:)DEN Blick kenne ich von meinem Husky wenn er sich von der 4. Studentengruppe am Tag EKGs ableiten ließ
:)"Na ihr werdet schon wissen was ihr da macht, ich lieg hier mal und lass mich kraulen."
Optimist schrieb:als er mit der Pfote "gewunken" hatte?
Hast Du vielleicht schon mal gesehen, wenn einem Hund irgendwas im Maul steckt, nen Splitter oder so.
Dann gehts Pfötchen immer wieder zur Schnute und versucht das "auszustreichen".
Bei Sauerstoffmangel werden solchen Bewegungen dann aber zunehmend unkoordinierter und weniger ausgeprägt.
grätchen schrieb:Deswegen habe ich mich heute mit der Praxis in Verbindung gesetzt und mein Sohn fährt gleich hin und holt die Tabletten ab.
Vielen, vielen Dank für Deine ausführliche Erläuterung, die hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Gerne.
Freut mich, Alles gute für Euch.
Leider ist dieses "zeigen Schmerzen bestenfalls durch Reizbarkeit oder kaum auffallende Apathie" meiner Erfahrung nach bei Windhunden noch viel massiver als bei den meisten anderen Hunderassen.
grätchen schrieb:Wie sieht es bei Deiner Maus aus?
Super.
Mein Mann hat fürs Wochenende Markknochen mitgebracht.
Will man sie Abnagen muss man das Maul aufmachen und will man das Mark aus der Mitte, dann muss das Maul soweit auf, das Zunge und Zähne gut zusammenarbeiten können.
Wir sind jetzt wieder bei mindestens 6cm, also in einem Bereich mit dem sie definitiv gut leben kann auch wenn es ihr persönlich noch nicht ganz reicht.
grätchen schrieb:Du, ist vllt ne blöde Frage, aber wenn sie das Maul mal nur geringfügig auf bekommt, wie ist es dann eigentlich mich hecheln? Kann das im Sommer problematisch sein, wenn sie während einer Hitzewelle einen Schub bekommt?
Die Frage ist nicht blöd.
Was Du erwähnst ist das was diese Krankheit tödlich macht.
Die 3 Muskeln die den Unterkiefer bewegen sind aus Muskelfasern aufgebaut deren Typ einmalig im Körper ist.
Bei einer Kaumuskelmyositis werden Antikörper gebildet die diese Muskelfasern angreifen, vernichten..
sie werden dann durch Narbengewebe ersetzt und das Maul geht nicht mehr auf. Auch nicht in Narkose und nur einmal mitm Brecheisen.
Im Prinzip schläfert man am Ende des Liedes einen Hund ein, dem NICHTS fehlt, bis auf die "Kleinigkeit", dass er sein Maul nicht mehr öffnen kann.
Und _eigentlich_ gibt es auch nur zwei Verläufe.
Entweder man erwischt direkt den ersten Schub, haut ihn mit Cortison tot und erreicht eine Heilung.
Das haben wir bei ihr verpasst, weil sie am Tag vor dem fetten Schub heftig mit nem Labbi getobt hatte und auf dem Röntgenbild ein Haarriss im Unterkieferknochen zu sehen war.
Kaumuskelmyositis ist so selten und eine fette Prellung zu dem Haarriss nach dem heftigen Toben als Ursache für die Schmerzen an der Schnute waren so plausibel, dass ich dem Tierarzt bis heute keinen Vorwurf mache.
"Schonen und nur Weiches füttern." war die richtige Anordnung für solch eine Verletzung, aber leider GENAU das Gegenteil von dem was sie vor dem Übergang in eine chronische Kaumuskelmyositis hätte retten können.
Als wir 2 Wochen später feststellten, dass es nicht so ist, das sie das Maul nicht öffnen will, sondern es nicht KANN, da war es schon zu spät.
Das nach solch einem Schub die vorherige Maulöffnung wieder hergestellt wird oder es generell irgendwie wieder besser wird ist eigentlich medizinisch nicht möglich, deswegen wird eine chronische Kaumuskelmyositis prognostisch auch mit "in faust" bezeichnet, das ist eine nette Art zu sagen "kannste machen was Du willst, der Patient ist und bleibt totgeweiht."
Logisch, denn wie sollten aus Narbengewebe auch wieder Muskelfasern werden?
Also eigentlich wird die Maulöffnung bei jedem Schub kleiner bis man sich entscheidet das es nicht länger ok ist mit dem Einschläfern zu warten.
Im November vor knapp 3 Jahren waren wir eigentlich an dem Punkt.
Ihre Maulöffnung betrug noch weniger als einen cm.
Trinken ging noch wenn man ihr so eine Hundetrinkflasche schief hingehalten hat, aus einem Napf trinken ohne die Nase einzutauchen war nicht mehr möglich.
Gefressen hat sie Futterbrei vom Boden indem sie den Futterbrei am Boden durch die Schneidezähne gedrückt hat und dann innen abgelegt, Zungen- und Schlundmuskeln sind nicht betroffen.
Da stand für uns aber schon fest, dass wir ihr den Winter lassen, solange Essen und Trinken noch geht (Sonde wollten wir nicht legen).
Aber ganz genauso klar war, dass der erste warme Tag ihr letzter werden würde.
Denn Hecheln war völlig ausgeschlossen.
Aber immer wenn sie versuchte etwas zu Kauen hatten wir den Eindruck, dass sich was tut, wenn auch im µm Bereich.
Ich hatte aus den falschen Gründen das Richtige gemacht.
Sie war ja als sie zu uns kam der totale Psycho und bekam deswegen Diazepam als Angstlöser.
Diazepam ist aber auch muskelentspannend und regt erheblich den Appetit an.
Dazu kommt, dass Kaumuskelmyositis nur in akuten Phasen weh tut. Dieser starre Zustand ist vollständig schmerzfrei.
Also hat mein super toller, weltbester Ehemann mit einer Schieblehre in der Hand alle Geschäfte im Umkreis von wenigstens 30km abgeklappert.
Schweineohren vermessen und all die gekauft die wenigstens eine sehr schmale Seite hatten und ihr die gebracht.
Ihr Kampfgeist, das durch das Diazepam gesteigerte unbedingte haben wollen der Schweineohren hat sie nicht aufgeben lassen.
Ja, für ein Schweineohr, das ein gesunder Hund ihrer Größe in 10 Minuten verputzt brauchte sie 8 - 10 Stunden.
Aber sie hat es getan.
Als der Tag gekommen war, im Mai... Der Tag an dem die Sonne so lachte, dass es ihr letzter hatte werden sollen...
Da saß ich mit ihr im Garten.
Sie hatte sich über Monate, mm um mm auf eine Maulöffnung von knapp 9 cm hochgearbeitet.
Das reichte nicht nur um normal zu essen und zu trinken sondern auch für ihre Lieblingsbeschäftigung:
Buddeln.
Buddeln meint für sie nämlich nerviges Wurzelwerk mit den Zähnen auszureißen.
Seither kriegt sie Dauermedikation und ich hoffe, dass es wieder lange keine Schübe geben wird.
Wir haben aber auch Vorteile.
Etwa ein altes Bauernhaus, das sie nur sehr langsam aufheizt, Klimaanlage fürs Schlafzimmer/Büro.
Und wir sind mitlerweile auch super sensibel wie solch ein Schub sich ankündigt, haben also seitdem immer eingreifen können ehe es zu schlimm wurde und mit genug Cortison, Diazepam und Kaukrams war es bisher immer möglich in wenigen Tagen das Ruder rumzureißen.
Ich kann Dir nicht erklären wie das möglich ist, ich weiß nur, dass ich zwar weiß, dass die Tierärztin sie lieb hat, aber solch ungläubigen Blick und Freudentränen wie damals als wir reinkamen und Fili einfach so nen Frolic aus ihrer Hand nehmen könnte waren schon ne Message die angekommen ist.