Video zeigt wahre Ausmaße des Öllecks
Vier Wochen nach dem Bohrinsel-Unglück im Golf von Mexiko streiten sich die Beteiligten vor allem um eine Frage: Wie viel Öl ist tatsächlich Tag für Tag ins Meer geströmt? Aus einem Live-Video vom Meeresgrund geht jetzt hervor, dass offenbar noch mehr Öl austritt als bisher vom britischen Konzern BP geschätzt. Das seit Donnerstag im Internet zu sehende Video zeigt, dass es aus dem abgerissenen Steigrohr in 1500 Meter Tiefe weiter heftig sprudelt.
Dabei ist es nach BP-Angaben vom Donnerstag mittlerweile gelungen, täglich etwa 700 Tonnen Rohöl direkt aus dem Leck abzusaugen und auf ein Bohrschiff zu leiten. 700 Tonnen - das entspräche genau den bisherigen konzerneigenen Schätzungen der Gesamtmenge, die vor dem Aufsaugen täglich aus zwei Lecks ins Meer gelangt sind.
Eine Reihe von Wissenschaftlern hatte bereits seit Tagen massive Zweifel daran geäußert, dass diese Annahmen akkurat sind. Mehrere Experten nannten in den vergangenen Tagen Werte, die zwischen 2800 und 14.000 Tonnen täglich liegen. Die Videoaufnahmen bestätigen mehreren Professoren zufolge offenbar diese Vermutung. Die wahre Menge des austretenden Öls könne nicht festgestellt werden, kommentierte BP-Sprecher Mark Proegler, es habe sich stets nur um Schätzungen gehandelt.
BP ruiniert seine eigenes Image immer mehr und mehr.
Die US-Umweltbehörde EPA teilte am Donnerstag mit, dass BP eine bisher unter Wasser verwendete Chemikalie zum Zersetzen des Öls nicht mehr einsetzen darf. Dem Konzern wurde eine Frist von 72 Stunden eingeräumt. Bereits bis Mitternacht (Ortszeit) sollte BP eine weniger giftige Alternative zu dem bisher verwendeten Mittel Corexit 9500 nennen, hieß es. Die Behörde wolle dann prüfen, ob diese Chemikalie verwendet werden darf. Zuvor hatten Kongressmitglieder Alarm geschlagen: Sie befürchten, dass Corexit langfristige Umweltschäden verursacht.
Und wie es zu erwarten war, wird nicht nur die die Fischereiindustrie am Golf von Mexiko durch die Ölpest massive Verluste einfahren, ondern auch auch der Tourismus bricht massiv ein.
uch für die Reisebranche in der Golfregion entwickelt sich die Ölpest zum Alptraum. Obwohl noch kein Strand geschlossen werden musste, berichteten Tourismusvertreter von massiven Buchungsrückgängen und Stornierungen. Die Küstenorte in Mississippi hätten 80 Prozent weniger Anfragen. Und 50 Prozent der Buchungen seien storniert worden, berichtete der Fernsehsender CNN.
An Floridas Golfküste und auf den beliebten Florida Keys sehe es nicht anders aus. "Wir sind erschüttert", sagte die demokratische Abgeordnete aus dem Sonnenscheinstaat, Corrine Brown, am Mittwoch vor dem Kongress. 65 Milliarden Dollar spült der Tourismus dort jährlich in die Kassen. Wie auch Alabama will der Staat jetzt massiv in Werbung investieren - und sich das Geld von BP zurückholen.