Wolkenleserin schrieb:Bei der Wollemie handelt es sich also um eine "moderne Form einer Arakaurie?" Kann man behaupten, dass sich Arakaurien weiter-entwickelt haben oder ist dies nur eine genetische Mutation, also ist der Begriff weiter-entwickelt irreführend? Oder aber: Handelt es sich dabei nur um eine mit den Arakaurien und Kauri-Bäumen verwandte Pflanze, die es in der Kreidezeit schon gegeben haben könnte, die bisher aber nur noch nicht entdeckt wurde?
Die Familie der Araukariengewächse (Araucariaceae, Teil der Ordnung der Koniferen; Coniferales = Nadelhölzer, Nadelbäume) besteht aus drei rezenten und sechs (nicht wie zuvor geschrieben fünf) ausgestorbenen Gattungen:
Araukarien (Araucaria)
Kauri-Bäumen (Agathis)
Wollemie (Wollemia)
und
Araucarites
Araucarioxylon
Brachyphyllum
Araucariacites
Dilwynites
Protodammara
Dabei scheint selbst die in der Unterkreide aufkommende Araucaria ein recht junger Vertreter der Familie gewesen zu sein, denn Araucarites lebte im Jura, Araucaryoxylon noch davor in der Trias, und Brachyphyllum gab es sogar schon im Karbon (starb in der Kreide aus).
Von neun Gattungen zu sprechen ist jedoch nicht kladistisch zu verstehen, so als wären alle neun Gattungen aus einer gemeinsamen Vorgängergattung heraus entstanden. Selbstverständlich sind einige Araucariacea-Gattungen aus anderen Araucariacea-Gattungen hervorgegangen. So sind Agathis und Wollemia aus Araucaria hervorgegangen. Und zwar aus ein und derselben Araukarienart, nicht aus verschiedenen, sodaß Agathis und Wollemia deutlich enger miteinander verwandt sind als mit irgendeiner heutigen Araukarienart. Ob der letzte gemeinsame Vorfahre von Kauri und Wollemie nun noch ein Araukarien-Vertreter oder ein bereits existierender früher Kauri-Baum, wenn nicht gar eine Wollemie (denkbar ist sogar eine zehnte Araukariengewächs-Gattung), das ist wohl nicht klar. Was auch immer es war,
dessen Vorläufer war jedenfalls eine frühe Araukarien-Art.
Wollemia steht Araucaria genetisch sogar etwas näher als Agathis. Das stellt aber nicht den gemeinsamen Ursprung von Wollemie und Kauri-Baum infrage. Nur hat sich seit der Agathis-Wollemia-Aufspaltung die Agathis-Linie stärker spezialisiert, genetisch stärker fortentwickelt. Dazu paßt, daß Wollemia "anatomisch" Merkmale des Grundaufbaus sowohl von Kauribäumen als auch von Araukarien in sich vereint.
Wolkenleserin schrieb:Bei dem gefundenen Knochen handelte es sich also um ein Fossil? Wie kann ein fossiler Knochen einfach so auf dem Erdboden herum liegen? Oder stammt dieser Knochen von einer Ausgrabungsstädte? War der Aborigines nicht besonders intelligent, weil er die Zeitung nicht las, wo darin stand, dass es sich um einen fossilen Knochen handelte? Und woher weisst du, dass der Advertiser rassistisch über "Aborigines" schrieb? Ist der Ausdruck "an intelligent black" rassistisch? Also ich verstehe das so: "ein intelligenter Schwarzer", was soll an dieser Aussage rassistisch sein?
Ich sage es nochmals: Vertraue nicht auf die Richtigkeit Deiner Quelle. Es ist ein Fossil. In Nr.325 des Advertisers, der Vorausgabe also, wird der Knochen erstmals beschrieben.
We have been favored by Mr. Menzies, with the inspection of a petrified bone, found on the shores of Lake Timboon, to the westward of Lake Colac. The bone is apparently the head of the tibia, or lower joint of the knee; the articulating surface is as distinct and complete as if the bone had never undergone the petrifying process;
"
Wir wurden von Herrn Menzies mit der Inspektion eines versteinerten Knochens begünstigt, gefunden am Ufer des Sees Timboon, westlich des Lake Colac. Der Knochen ist offenbar der Kopf der Tibia oder das untere Gelenk des Knies; die Gelenkfläche ist so eindeutig und vollständig, als ob der Knochen nie dem Versteinerungsprozess unterzogen worden wäre;"
Der Knochen
ist versteinert, aber so detailreich, als wäre er es nicht. Gefunden wurde er an einem Ufer, doch nirgends wird gesagt, ob er da so lose herumlag. Daß Versteinerungen lose auf der Bodenfläche herumliegen, ist in Erosionsarealen ohne Humusschicht weit verbreitet. Bei wissenschaftlichen Surveys (Oberflächenbegehungen) werden solcherart freierodierte Fossilien (oder Artefakte) von Paläontologen (oder Archäologen) erfaßt und katalogisiert, um ein statistisch aussagekräftiges Bild über die zu erwartende Fundlage des Areals bei eventueller späterer Ausgrabung zu erhalten.
Daß das mit dem "intelligent black" rassistisch gemeint war, ist mehrfach abgesichert. Zum einen kannst Du Dich ja mal fragen, wieso das "intelligent" beigegeben wurde; es besagt in dem Zusammenhang ja überhaupt nichts, wenn man den rassistischen Zeitgeist außer acht läßt - bzw. nicht kennt.
Das ist der zweite Punkt: der gesamte europäische Kulturkreis jener Zeit (Biedermeier, Restauration, Vormärz, vorindustriell) war von Nationalismus, Rassenlehre und "Sozialdarwinismus" geprägt. Das fortdauernde Bevölkerungswachstum konnte durch den schleppenden Fortschritt nicht kompensiert werden. In vielen Staaten wurden Gesetze geschaffen, nach denen das sich besonders stark vermehrende "einfache Volk" nur dann heiraten und Kinder bekommen dürfe, wenn es den Nachweis gesicherten Broterwerbs erbringen konnte (die Kinderzahl wurde ebenfalls reglementiert und kontrolliert). Krieg galt diversen Publizisten als probates Mittel, erstens der Überbevölkerung Herr zu werden und zweitens, besonders die "weniger fitten" zu dezimieren, und zwar speziell auf die "Fitness" von Staaten, Völkern und Rassen bezogen. In jener Zeit schrieb dann auch Darwin sein Werk zur Evolutionstheorie der "natürlichen Zuchtwahl". Darwins Theorie ist nicht der Vater des Sozialdarwinismus und der These von lebensunwerten Rassen, seine Theorie ist vielmehr das Kind dieser Denkweise!
Aus diesem Denken heraus entledigte sich das Empire seines "sozialen Bodensatzes" in Richtung Sträflingskolonie Australien. Dort war alles "Lebensunwerte" von der Weitervermehrung ausgeschlossen. Und aus diesem Denken heraus galten auch die australischen "Blacks" als minderwertig und ohne Landrecht.
Drittens läßt sich dies alles in weiteren Artikeln des "Advertisors" lesen. In der Ausgabe Nr.326, der mit dem zweiten Artikel zum Fossil samt den Aborigine-Schilderungen etc., ist der zweite Artikel auf der ersten Seite geradezu ein sozialdarwinistisches Pamphlet: Siedler, die nicht in der Lage sind, sich Land zu erobern, indem sie die Vorbevölkerung vertreiben, sind ein Fluch für die Kolonie Australien und hätten gar nicht erst herkommen sollen. Vier Wochen zuvor, am 4.6.1845, schreibt der Advertisor inzwei Artikeln, daß Aborigines in den Siedlerstädten als plündernde, zerstörerische Bettler gelten, die man am besten dadurch abhält, indem man, wenn sie kommen, ihre Hunde abknallt. Die zunehmende Schwarzenplage liege aber an den Siedlern selbst; sie locken die ja erst an, wenn sie ihnen Kleidung, Essen und Geld für geringe Dienstleistungen geben.
http://trove.nla.gov.au/newspaper/article/94443739http://trove.nla.gov.au/newspaper/article/91122588Erst auf dem Hintergrund des damals allgegenwärtigen Rassismus' - selbst Haeckel vertrat noch ein halbes Jahrhundert später in seinen publizierten Vorlesungen zur Evolutionstheorie die Vorstellung von einem geradezu fließenden Übergang von den großen Menschenaffen über die minderwertigsten Menschenrassen (schwarz) bis hin zum edelsten Vertreter, dem "Mediterranen" (dem Weißen/Arier eben)* - erst auf diesem Hintergrund wird klar, daß der befragte Aborigine erst durch die Bezeichnung "intelligent black" zu einem verläßlichen Zeugen für den Bunyip wird - die anderen nativen Bunyip-Zeugen müssen nicht mehr intelligent sein, da ihre Bunyip-Erzählungen durch diesen einen "guten Zeugen" bestätigt werden.
*) Hier Haeckels eigenen Zeichnungen dazu, damt dem Werk, indem er darüber schreibt, wieso die minderen Rassen ganz wertfrei (er hat als Wissenschaftler ja nix gegen sie, aber-->) verschwinden müssen und werden.
Wolkenleserin schrieb:Ich meinte dies nur mal so in einem Buch gelesen zu haben, dass die von Südseebewohnern abstammen sollen!
Wurde, glaub ich, erst letztes Jahr wieder neu vorgetragen, daß die ersten, zumindest frühe, Australier einen Umweg über die nordöstliche Inselwelt genommen haben könnten, speziell über die Inseln östlich von Neuguinea (Bismarck-Archipel etc., da gabs nämlich schon vor 33.000 Jahren Menschen). Sinn und Notwendigkeit dahinter versteh ich trotzdem nicht. Von Sunda nach Sahul auf kürzestem Wege, und gut is.
Wolkenleserin schrieb:Muss man eigentlich immer alles was irgendwo in Büchern steht, gleich anzweifeln?
Yepp! Verifikation ist erste Bürgerpflicht des an Bildung Interessierten. Wie will man denn sonst Qualitätsniveau und Wahrheitsgehalt des Werkes vor einem beurteilen können, ohne es gegenzuprüfen? Vorher weißte doch gar nicht, obde dem Inhalt Glauben schenken kannst.
Wolkenleserin schrieb:Dies wäre ja buchstäblich Wahnsinn!
Nee, isses nicht. Du mußt ja nicht alles gegenprüfen. Aber einige Stichproben eben. Halten die stand, kannste für den Rest den selben Qualitätsstand annehmen. Von "supergenau und-aktuell" über "naja, vereinfachend, nicht das neueste, aber ein leidlich guter allgemeiner Einblick mit leichten Fehlern" bis hin zu "dem glaub ich selbst '2+2=4' nicht, bevor ichs nicht selber nachrechne".
Wolkenleserin schrieb:Und ausserdem mache ich doch nicht akribische Nachforschungen über die Urvorfahren der Aborigines, wenn ich einen Text über mögliche Sichtungen von Dinosauriern im Quartär schreibe, der mit Aborigines zusammenhängt, ich will ja nicht eine wissenschaftliche Dissertation schreiben, sondern nur ein Thread-Beitrag schreiben!
Schade, dann entgeht Dir halt die "unerklärliche Alligatorenähnlichkeit" des Bunyip angesichts eines Megalania zu Aborigine-Zeiten.
Original anzeigen (0,4 MB)Nicht daß dies überhaupt nötig wäre, schließlich kennt Australien zwei Krokodil-Arten...
Hier mal ein aufgerichteter Komodo-Varan. Man beachte, wie die Vorderextremitäten länger als die hinteren
wirken, ebenso die Vogelschnäbeligkeit des Mauls...
Wolkenleserin schrieb:Auf dem Bild von einer Höhlenmalerei wo ein Megalania darauf abgebildet ist, sind auch Hunde abgebildet! Hatten die Aborigines die vor 45`000 Jahren auf Australien lebten, schon Hunde?
Wieder mal Zeit für Radio Jerewan...
Die Sache mit dem Riesenreptil, das Menschen angreift und von sieben Dingos attackiert und vertrieben wird, geht auf Hancocks Konto. Der beruft sich auf die Nyungar aus Australiens Südwesten. Dumm nur, daß Hancock von einer Erzählung der Nyungar berichtet, nicht von einer Felszeichnung. Und im Südwesten Australiens kam Megalania nie vor. Die Story könnt ein Mitbringsel oder ein Import aus ner megalania-haltigen Region sein. Dann aber könnt das Wesen auch ein Krokodil gewesen sein. Wozu dann die Dingos wieder paßten...
Das Felsbild, das in diesem Zusammenhang gern gezeigt wird, zeigt ne varan-artige Echse und einmythisches Echsenmensch-Wesen, aber - klar! - keine Dingos.
Original anzeigen (0,2 MB)