@ramisha Ich sprach ja von einem Dilemma.
Das tritt auf, wenn es Gründe gibt, die dafür sprechen und welche die dagegen sprechen.
Ich versuche es unten zu erläutern.
@Lorea Lorea schrieb:Ich weiß, worauf Du hinauswillst.
Klar ist allein die Idee, sich ein Tier zu halten, schon egoistisch motiviert. Man profitiert voneinander, egal, ob es um Liebe, Wärme, Einsamkeit, Hege, Pflege, Verantwortung etc. geht. Es werden Bedürfnisse gedeckt.
Sich nicht vegan zu ernähren ist sicherlich u. a. egoistisch.
Ich nicht zwinfgend auf irgendwas hinaus.
Mir geht es darum ein Bewusstsein für zwei Komplexe zu schaffen, die sich überlappen.
Zum einen gibt es Kampfhunderassen genau aus einem Grund: Weil man Hunde hat kämpfen lassen.
Hunde kämpfen und kämpften gegen u.a. Katzen, Mäuse, Ratten, Wildschweine, Kaninchen, Füchse, Wölfe, Bären und Menschen. Man nennt diese Hunde normale Haushunde, Jagdhunde, Hirten- und Hütehunde und Wach- und Schutzhunde. Alle diese Kampfarten werden als vergleichsweise normal angesehen, der Kampf Hund gegen Hund wird nicht als normal angesehen.
Die Gründe sind, dass die Hunde dabei Schaden nehmen und leiden und der einzige Zweck ist, dass Menschen sich daran ergötzen.
Mein eigentliches Argument ist, das siehst du wohl so wie ich, dass unser gesamter Umgang mit Tieren und ihren kaum vorhandenen Rechten ausgesprochen willkürlich in der Begründung ist.
Man kann zig Dinge anführen, das Hauptargument ist in Grunde, dass wir Tiere - intelligente und leidensfähige Tiere - entsetzlich halten und zu unserem puren Vergnügen töten und essen.
Ich will hier keine Vegetarier- oder Veganerdiskussion beginnen, weil es die schon gibt, aber im 21. Jahrhundert sind alle Argumente die in der entwickelten Welt davon erzählen, dass wir uns dringend von Fleisch ernähren müssen, Augenwischerei. Man isst Fleisch, weil man will und weil es einem gut schmeckt und weil man es kann. Das ist der eine Komplex, über den jeder frei ist zu urteilen, wie's beliebt.
Den anderen Komplex sprach ich schon an: Ohne Hundekämpfe keine Kampfhunde im engen Sinne des Begriffs.
Hier wegzuschauen und nur zu sagen, ich mag die Hunde, weil die so süß und kinderlieb sind ist ein bisschen problematisch, weil man dann andere die Drecksarbeit machen lässt und sich als Endverbraucher einen schlanken Fuß macht.
Wir kriegen das psychisch schon hin, wenn wir Tim Mälzer zuschauen, dann ist vieles was er kunstvoll verarbeitet auch mal süß und niedlich gewesen und wollte einfach nur leben.
Das haben wir nicht den ganzen Tag auf dem Schirm und das ist auch okay, mich persönlich ärgert es nur, wenn die Argumentation zu verlogen wird.
Der letzte Punkt hierzu: Es muss nicht das einzige Motiv sein Kampfhunde zu mögen, weil sie süß und kinderlieb sind. Man kann auch fasziniert sein, von der domestizierten Kraft und Wildheit, dem Zwiespalt dass man einen lieben Kuschelhund hat, der mit einem im Bett schläft und gleichzeitig jemanden der ein bedingungloser Kämpfer ist, der zur Not bereit ist, das eigene Leben für sein "Rudel" zu opfern. Wer wollte einem die diese Faszination, mit welchem Argument, verbieten?
Lorea schrieb:Im Grunde ist alles, was sich zwischen Mensch und Tier abspielt mit Egoismus verbunden. Auch Tierschützern könnte man dies gewagt unterstellen. Sie ziehen den "Nutzen" für sich dann aus der heroisch, wichtigen Aufgabe. So ganz selbstlos agieren Menschen ja meist nicht - auch wenn's genau so wirkt und sie es selbst nicht reflektieren.
Es ist also ein gegenseitiges Nehmen und Geben.
Man könnte so argumentieren, wenngleich ich der These, dass alles was der Mensch macht egoistisch motiviert ist, nicht teile. Aber gehen wir mal davon aus, es wäre so, ist es denn falsch, wenn man von einer Handlung profitiert? Wenn, das was man tut einem auch nutzt?
Problematisch wird so dann, wenn mein persönlicher Nutzen und Gewinn, auf dem Leid einer andere Kreatur aufbaut und nur ich davon etwas habe.
Lorea schrieb:Tieren Schmerzen oder Wunden zuzufügen oder zuzulassen, dass ihnen solches widerfährt, ist in meinen Augen niederträchtig und gefühllos.
Das ist zu pauschal. Du wirst vermutlich auch schon mal Lippenstift benutzt, Fleisch gegessen, Mäuse in der Wohung gehabt haben und ich weiß nicht, ob du die Fondspakete der Lebensversicherung alle kennst, möglicherweise sind da etliche bei, die Tieren den Lebensraum zerstören.
Ich bin nicht für ethische Willkür oder Augen zu und durch, ganz im Gegenteil.
Lorea schrieb:Tiere dazu zu bringen, gegeneinander zu kämpfen und sich zu verletzen ist empathielos und für mich verachtenswert. Zumal ich auch überhaupt nicht verstehe, was einem Menschen sowas bringt. Prestige? Anerkennung?
Man muss sie nicht dazu bringen, einige Tiere sind Raubtiere, Hunde gehören dazu, sie sind nur selektiv in die eine oder andere Richtung gezüchtet worden.
Es ist ja auch gerade nicht so, dass die Kampfhunde nun ständig geifernd und zähnefletschend durch die Gegend laufen, wie das Klischee es will und die Besitzer ganzkörpertättowierte Vollpfosten mit Zahnlücken sind, nicht wahr?
Was es bringt? Warum gucken wir uns Klitschko an? Warum sind bad news good news und jede Zeitung die nur von Positivem bereichtet, geht ein? Warum lieben wir Krimis?
Es ist so, dass wir Menschen alle auch Lust an Aggression, Macht, Kontrolle und dergleichen haben.
Das anzusprechen ist ein gesellschaftliches Tabu und den meisten Menschen so ad hoc nicht bewusst. In den Bestrafungsphantasien (was man mit solchen Schweinen machen sollte und gerne würde, die ...) kommt man dann gelegentlich an die eigenen aggressiven Potentiale dran.
M.E. hat es seinen Sinn und Zweck, dass wir ein bestimmtes ideales Bewusstsein von uns, wir und die Welt sein sollten mit uns herumtragen und das auch ernst meinen. Ich finde das gut und wichtig. Man kann sich aber auch einen gelegentlichen Blick in die eigene Psyche gestatten und wird dort immer auch Aggressionen finden.
Lorea schrieb:Das kann ich aus MIR schöpfen; aber nicht andere Lebewesen vorschicken. Wenn es darum geht, Kräfte zu messen, kann sich jeder mit einem Gegner in den Ring stellen. Aber keine Schutzbefohlene dafür einsetzen. Das find ich soooooo arm und feige bis zum geht-nicht-mehr.
Das ist m.E. kein gutes Argument, weil es kritisieren würde Wachhunde zum Schutz zu halten. Kampfhunde wären davon wenig betroffen.
Lorea schrieb:Wem nützt sowas? Dem, der selbst zu schwach ist, aber dafür blutrünstig?
Ich weiß nicht, ich kenne nicht alle Motive aller Kampfhunde- oder Hundebesitzer. Die Kompensation der eigene Kleinheit ist oft ein beliebtes Argument, erscheint mir aber manchmal etwas nach Küchenpsychologie.
Ist denn der Straßenkämpfer geistig mutig und erwachsen? Ist jemand der Actionfilme und Krimis schaut "blutrünstig"?
Ich weiß, wie schnell man als Kampfhundebesitzer mit Klischees konfrontiert werden kann. Der Ansatz, die Klischees zu bedienen und zu betonen, dass man ja ganz anders ist, ist eine Möglichkeit, wenn man keine Lust auf Diskussionen hat.
Aber wir sind ja hier, um zu diskutieren.
;)Lorea schrieb:Ich will kein Blut sehen. Ich will nichtmal einen Flohbiss an meinem Hund sehen, geschweige denn Kampfnarben. Ich liebe ihn und beschütze ihn. Ich stelle mich VOR meinen Hund nicht DAHINTER.
Ich finde, das ist eine absolut ehrenwerte Einstellung und es ist ja die eine Frage, wie man mit dem eigenen Hund umgeht und welche Geschichte die Rasse hat.
Was fasziniert dich eigentlich ganz persönlich an Kampfhunden? Gar nichts, war es nur dieses eine Tier, das auch ein Bordercollie hätte sein können, aber nun mal zufällig ein Pitti(?) war?
Oder magst du die Rassen und was fasziniert dich?