Stöbere gerade in alten Threads rum und bemerke, daß ich hier was übersehen und Dir gar nicht geantwortet habe.
passato schrieb am 11.12.2017:Aber wie wurde hier die human population density genau definiert? Sind das Nur HS oder ist das mit HN zusammegerechnet?
Im letzteren Fall waere es ja logisch dass auf der ersten Karte eine hoehere Populationsdichte herrscht da diese HS + HN repraesentieren wuerde und die zweite nur noch HS weil HN zum dem Zeitpunkt schon ausgestorben war.
Die Karten zeigen nicht an, wie viel Menschen da gelebt haben, sondern wie viel Menschen da gelebt haben
können. Was die Region unter damaligen klimatischen Bedingungen an Biomasse als Nahrungsgrundlage für damalige Menschen zur Verfügung stellen konnte. Das heißt, vor 30.000 Jahren hätten im Norden des heutigen Portugal mancherorts bis über 20 Menschen auf 100km² genügend Nahrung finden können, vor 23.000 Jahren reichte Pflanzenbewuchs und Tierwelt in der selben Region streckenweise für allenfalls 6 Menschen á 100km² als Lebensgrundlage.
Dabei ist es natürlich egal, ob da nur Neandertaler lebten oder nur Sapiense oder auch beide zusammen. Deren Gesamtzahl belief sich auf entweder maximal 0,23/km² oder maximal 0,06/km²
Wenn nun beide Menschenarten nebeneinander in der selben Großregion lebten, bedeutete der angegebene Wert für die "human population density", daß jede Art für sich einen nochmals geringeren Wert besaß, weil erst beide zusammenaddiert den angegebenen Wert bildeten.
Deswegen konnten die Neandertaler alle vorherigen Kältemaxima in Europa überleben, weil sie da noch alleine und ohne Konkurrenz die spärlichen Refugien nutzen konnten. Aber selbst da reduzierte sich die Neandertaler-Population zuweilen bis an den Rand des Aussterbens, überlebte also nur knapp. Und erholte sich dann in klimatisch besseren Zeiten wieder auf ne bestandsfähige Populationsgröße.
Zuletzt aber mußten sich die Neandertaler die schrumpfenden Ressourcen mit den Neueinwanderern teilen, sodaß beide Gruppen im südlichen Westeuropa unter ihre Arterhaltungsgrenze sanken und nach und nach ausstarben. Der Sapiens starb nur deswegen nicht komplett aus, weil er auch andernorts überlebte und von dort aus jene Regionen neu besiedeln konnte, in denen zusammen mit dem Neandertalensis auch der Sapiens ausgestorben war.
Sollten einige westeuropäische Sapiense die Klimaverschlechterung damals überlebt haben, so konnten sie nur deswegen dem Inzest-Aussterben entgehen, weil aus Mittel- und Osteuropa neue Sapiense nachrückten, mit denen sie sich vermischen konnten. ABer wenn, dann waren das nur wenige Sapiense, denn deren Werkzeugkultur ist in den jüngeren westeuropäischen Sapiens-Hinterlassenschaften nicht mehr nachweisbar. Auch einige überlebende Neandertaler könnten sich mit den nachrückenden Sapiensen vermischt haben. Aber als eigenständige Spezies wie als eigenständige Kultur sind sie ausgestorben, und der westeuropäische Sapiens ebenso. Eben weil der Platz, der knapp ein Überleben hätte sichern können, für zwei verschiedene Gruppen eben nicht ausreichte.
Wie ich ja bereits geschrieben hatte, besagt die Grafik nur, wie viel Menschen maximal pro 100km² da hätten leben können, und zwar auch nur, wie viele maximal, wenn sich die Natur bereits auf die klimatischen Bedingungen eingependelt hat. Wenn sich aber in einer Region das Klima ändert, dann gibt es erst einmal eine Übergangsphase, in der die alte Vegetation wegstirbt und die neue klimatisch passende Vegetation sich allmählich ansiedelt und ausbreitet. In dieser Übergangsphase gibt es für Menschen natürlich weniger Nahrungsgrundlagen als in der Grafik angegeben, obwohl das Klima bereits so ist, wie bei der Grafik zugrunde gelegt wurde. Deswegen starb der Neandertaler nicht während des Kältemaximums aus, sondern während einer Zeit ständiger klimatischer Veränderungen. Diese Klimaveränderungen erfolgten quasi "Schlag auf Schlag" (sogar mit mehrfachen Erwärmungen, nicht nur mit Abkühlung), sodaß sich die Natur noch gar nicht erholt hat und auf optimale Biomasseproduktion fuhr, als schon der nächste Klimawechsel einsetzte. Sich ständig änderndes Klima kann also verheerender sein als ein Kältemaximum. Und war es offensichtlich in den Jahrtausenden nach 30.000 BP für Neandertaler und Sapiens, während der Sapiens in Westeuropa vor 20.000 Jahren durchaus überleben konnte.
Die Grafik zeigt also an, wie viele Menschen pro 100km² leben können, wenn das entsprechende Klima schon ne Weile stabil vorherrscht.