Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
11.03.2021 um 12:49Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
11.03.2021 um 19:02@NONsmoker
die Fühler finde ich besonders seltsam und eindrucksvoll . . .
das einzelne Flügelchen vom gestrigen Foto, schafft eine leicht melancholische Stimmung. Sicher, es ist immer der Tod, der uns im Bernstein begegnet, aber so ein einzelner Flügel scheint zusätzlich eine traurige Geschichte zu erzählen . . .
die Fühler finde ich besonders seltsam und eindrucksvoll . . .
das einzelne Flügelchen vom gestrigen Foto, schafft eine leicht melancholische Stimmung. Sicher, es ist immer der Tod, der uns im Bernstein begegnet, aber so ein einzelner Flügel scheint zusätzlich eine traurige Geschichte zu erzählen . . .
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
12.03.2021 um 08:15osaki schrieb:es ist immer der Tod, der uns im Bernstein begegnetDas ist wahr, aber es ist geschehen.
Doch dadurch erhalten wir Einblicke in vergangene Jahrhunderte, Jahrtausende und sogar Jahrmillionen.
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
12.03.2021 um 08:54Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
12.03.2021 um 08:58NONsmoker schrieb:Mein "grüner" Daumen hat sich heute bei einer Laubendachreparatur blau verfärbt :(Uh, sieht böse aus.
Wünsche dir gute Besserung.
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
12.03.2021 um 14:17BerlinerLuft schrieb:Wünsche dir gute Besserung.Danke, wird langsam besser. Die Schleiferei lass´ ich aber noch eine Weile.
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
12.03.2021 um 23:06Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
12.03.2021 um 23:46Die feinen Struktueren der Antennen sind hier gut zu sehen:
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
14.03.2021 um 15:05Nun komme ich zu meinem "Mymarinchen".
Den hübschen Namen habe ich einem Artikel von Wilhelm Bölsche* entnommen:
"Mymarinchen, oder: Im kleinsten Tier das größte Lebenswunder" (Tiere um uns)
Bölsche schreibt, wie er als Jugendlicher Käfer sammelte, über das Auge des Riesen-Tintenfischs, über Teleskopspiegel, immer im Vergleich der Größe zueinander.
Dann kommt er auf die kleine Schlupfwespe zu sprechen. Das Buch ist über neunzig Jahre alt, ich denke, ich kann einige Zeilen zitieren.
Auslassungen [...] und Einschübe [] sind von mir.
Es gibt aber nun ganz, ganz kleine Wespen, zum Geschlecht der sogenannten Mymarinen und Verwandten gehörig [...] und die doch vollkommen ausgewachsen nur den halben Bruchteil eines Millimeters messen.
Sie liegen damit gerade noch als feinstes Bleistiftpünktchen vor hellstem Hintergrund in der Sehgrenze unseres unbewaffneten Auges. Viele Infusorien, also einzellige Urtierchen, sind bei weitem größer, und doch handelt es sich in der Wespe bereits um einen unendlich raffinierten oberen Organismus, in vielem unserem menschlichen bereits ähnlich, wenn auch aus anderem Tierstamm erwachsen.
[...]
Solche Zwergwespe ist zunächst im ganzen nach Insektenbrauch in eine Art spanischen Stiefels eingeklemmt, den sie zeitlebens als dickes "Hautskelett" als Seitenstück zu unserem Knochenskelett mit sich herumschleppen muß - schon das ein tüchtiger, raumfordernder Ballast.
Von diesem Panzer sind vier flache Rückenplatten noch besonders als Aeroplanflügel ausgezogen, die von den Brustringen her als Motor bewegt werden.
[...]
Speziell bei jenen Mymarinchen können diese Flügel mit Kiel und Wimpern unter Umständen aber auch als Ruder im Wasser benützt werden.
[...]
Selbstverständlich hat auch unsere Wespe vom Reich Liliput die beiden riesengroßen [Augen] der meisten Insekten - aus einer Unmasse Facetten noch wieder unendlich kunstvoll in sich zusammengesetzt.
[...]
Diese Wespen (vom Allgemeingeschlecht der sogenannten Schlupfwespen) leben nämlich erwachsen nur vegetarisch von Blütenhonig. Ihre Brut aber braucht Fleischnahrung. Und zu diesem Zweck müssen sie ihre Eier äußerst raffiniert in andere lebendige Tiere praktizieren, wo die Larven dann auskommen und sich als üble Schmarotzer von dem fremden Fleisch dickfressen. Viele jener Wespen benutzen dazu Raupen oder Puppen.
Klein-Mymarinchen vom Halbmillimeter-Format begnügt sich aber schon mit den Eiern anderer Insekten, die es ansticht und mit einem eigenen Zwergenei bestiftet.
[...]
Da leben am Wasser die bekannten Libellen, viel größer als Mymarinchen.
Gerade in solche Libelleneier soll von diesem aber traditionell gelegt werden.
[...]
Es hilft nichts - Mymarinchen muß also die Prozedur auch für sein Teil nachmachen, in die Flut tauchen, dort (wozu es ja speziell geeignet) herumschwimmen und endlich die Libelleneier mit seinem bösen Kuckucksei bedenken.
[...]
Bis endlich neu auch das Flügeltier wieder zur Stelle hat, das dann auskriecht und macht, daß es möglichst schnell wieder aus dem fremden Wasser herauskommt.
Die schönen Flügel des "Mymarinchens", die mich an Pfauenfedern erinnern:
Original anzeigen (0,6 MB)
* Wilhelm Karl Eduard Bölsche ( 2. Januar 1861 - 30. August 1939)
Den hübschen Namen habe ich einem Artikel von Wilhelm Bölsche* entnommen:
"Mymarinchen, oder: Im kleinsten Tier das größte Lebenswunder" (Tiere um uns)
Bölsche schreibt, wie er als Jugendlicher Käfer sammelte, über das Auge des Riesen-Tintenfischs, über Teleskopspiegel, immer im Vergleich der Größe zueinander.
Dann kommt er auf die kleine Schlupfwespe zu sprechen. Das Buch ist über neunzig Jahre alt, ich denke, ich kann einige Zeilen zitieren.
Auslassungen [...] und Einschübe [] sind von mir.
Es gibt aber nun ganz, ganz kleine Wespen, zum Geschlecht der sogenannten Mymarinen und Verwandten gehörig [...] und die doch vollkommen ausgewachsen nur den halben Bruchteil eines Millimeters messen.
Sie liegen damit gerade noch als feinstes Bleistiftpünktchen vor hellstem Hintergrund in der Sehgrenze unseres unbewaffneten Auges. Viele Infusorien, also einzellige Urtierchen, sind bei weitem größer, und doch handelt es sich in der Wespe bereits um einen unendlich raffinierten oberen Organismus, in vielem unserem menschlichen bereits ähnlich, wenn auch aus anderem Tierstamm erwachsen.
[...]
Solche Zwergwespe ist zunächst im ganzen nach Insektenbrauch in eine Art spanischen Stiefels eingeklemmt, den sie zeitlebens als dickes "Hautskelett" als Seitenstück zu unserem Knochenskelett mit sich herumschleppen muß - schon das ein tüchtiger, raumfordernder Ballast.
Von diesem Panzer sind vier flache Rückenplatten noch besonders als Aeroplanflügel ausgezogen, die von den Brustringen her als Motor bewegt werden.
[...]
Speziell bei jenen Mymarinchen können diese Flügel mit Kiel und Wimpern unter Umständen aber auch als Ruder im Wasser benützt werden.
[...]
Selbstverständlich hat auch unsere Wespe vom Reich Liliput die beiden riesengroßen [Augen] der meisten Insekten - aus einer Unmasse Facetten noch wieder unendlich kunstvoll in sich zusammengesetzt.
[...]
Diese Wespen (vom Allgemeingeschlecht der sogenannten Schlupfwespen) leben nämlich erwachsen nur vegetarisch von Blütenhonig. Ihre Brut aber braucht Fleischnahrung. Und zu diesem Zweck müssen sie ihre Eier äußerst raffiniert in andere lebendige Tiere praktizieren, wo die Larven dann auskommen und sich als üble Schmarotzer von dem fremden Fleisch dickfressen. Viele jener Wespen benutzen dazu Raupen oder Puppen.
Klein-Mymarinchen vom Halbmillimeter-Format begnügt sich aber schon mit den Eiern anderer Insekten, die es ansticht und mit einem eigenen Zwergenei bestiftet.
[...]
Da leben am Wasser die bekannten Libellen, viel größer als Mymarinchen.
Gerade in solche Libelleneier soll von diesem aber traditionell gelegt werden.
[...]
Es hilft nichts - Mymarinchen muß also die Prozedur auch für sein Teil nachmachen, in die Flut tauchen, dort (wozu es ja speziell geeignet) herumschwimmen und endlich die Libelleneier mit seinem bösen Kuckucksei bedenken.
[...]
Bis endlich neu auch das Flügeltier wieder zur Stelle hat, das dann auskriecht und macht, daß es möglichst schnell wieder aus dem fremden Wasser herauskommt.
Die schönen Flügel des "Mymarinchens", die mich an Pfauenfedern erinnern:
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* Wilhelm Karl Eduard Bölsche ( 2. Januar 1861 - 30. August 1939)
osaki schrieb am 10.03.2021:das ist ja ein NadelstichStimmt mit Bölsches "Bleistiftpünktchen" überein :)
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
14.03.2021 um 23:33NONsmoker schrieb:Die schönen Flügel des "Mymarinchens", die mich an Pfauenfedern erinnern:Die sind wirklich wunderschön und wirklich einzigartig, dass diese sooo kleinen, dünnen und "zerbrechlich" wirkenden Flügeln sooo gut erhalten geblieben sind.
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
14.03.2021 um 23:39Ja, immer wieder erstaunlich, wie filigran so etwas ist. Und das in dieser Winzigkeit.
Diese kleinen Schlupfwespen faszinieren mich immer wieder.
Diese kleinen Schlupfwespen faszinieren mich immer wieder.
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
15.03.2021 um 14:13Ein Leuchttisch ist eine gute Möglichkeit mal grob nach Inklusen zu suchen.
Original anzeigen (0,3 MB)
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Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
15.03.2021 um 17:28Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
15.03.2021 um 17:58So ein tolles kräftiges gelb!
Und generell so wunderschöne und so unterschiedliche Farbtöne bei dem Bild darüber! Die Natur ist schon genial!
Geht's deinem Finger wieder etwas besser?
Und generell so wunderschöne und so unterschiedliche Farbtöne bei dem Bild darüber! Die Natur ist schon genial!
Geht's deinem Finger wieder etwas besser?
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
15.03.2021 um 18:04dieLara schrieb:Geht's deinem Finger wieder etwas besser?Oh ja, zum Glück. Die gesamte Daumenkuppe war rot, blau und taub. Ich schone ihn noch ein wenig, aber ist OK.
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
15.03.2021 um 18:21@NONsmoker
Prima, dass du die infos über das "Mymarinchen" gepostet hast :)
Die flügel sind ganz zauberhaft - und für uns nur durch deine schöne aufnahme davon überhaupt sichtbar, Dank dafür :)
Prima, dass du die infos über das "Mymarinchen" gepostet hast :)
Die flügel sind ganz zauberhaft - und für uns nur durch deine schöne aufnahme davon überhaupt sichtbar, Dank dafür :)
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
16.03.2021 um 08:47osaki schrieb:Prima, dass du die infos über das "Mymarinchen" gepostet hast :)Als ich vor Jahrzehnten das erste mal die Mymarinchen-Geschichte von Bölsche las, hatte ich dieses kleine Geschöpf noch nie gesehen.
Zu der Zeit fing ich an, mit einem mir von meinem Onkel geschenkten einfachen Mikroskop die Wunderwelt der Wassertropfen zu erkunden.
Ich habe viel von ihm, der ein begnadeter Maler und großer Naturliebhaber war, gelernt.
Wer weiß, wieviel dieser winzigen Lebewesen ich bisher übersehen habe. Ich werde noch genauer schauen müssen ;)
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
16.03.2021 um 23:55@NONsmoker
Auch meine eltern legten sehr früh die saat für das interesse zur natur in uns kinder. Bei mir ist sie jedenfalls gut aufgegangen :)
Bin sehr gespannt, welche winzlinge du noch entdecken wirst :)
Auch meine eltern legten sehr früh die saat für das interesse zur natur in uns kinder. Bei mir ist sie jedenfalls gut aufgegangen :)
Bin sehr gespannt, welche winzlinge du noch entdecken wirst :)
Urzeitliche Einschlüsse im Bernstein
18.03.2021 um 22:20Von der Vieraugenspinne 'Tetrablemmidae' las ich zuerst bei Jörg Wunderlich in seinen Beiträgen zur Araneologie:
(Die Spinnenfamilien Europas 'Beitr. Araneol.,8(2012)') und (Fossile Spinnen in Bernstein und Kopal 'Beitr. Araneol.,3A(2004)')
Jetzt hab ich eine unter dem Mikroskop, eingeschlossen in Bernstein seit der Kreidezeit.
Original anzeigen (0,2 MB)
(Die Spinnenfamilien Europas 'Beitr. Araneol.,8(2012)') und (Fossile Spinnen in Bernstein und Kopal 'Beitr. Araneol.,3A(2004)')
Jetzt hab ich eine unter dem Mikroskop, eingeschlossen in Bernstein seit der Kreidezeit.
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