Hinter dem Schleier
31.01.2013 um 12:57@GöttinLilif
Zur sogenannten mosaischen Unterscheidung hat Jan Assmann, eine gelungene Definition publiziert.
Ägyptologe, Religionswissenschaftler, Kulturwissenschaftler
U.A.
(5) 'Der Begriff Gegenreligion soll das diesen Religionen innewohnende Negationspotential herausstel-
len (...) Sekundäre Religionen müssen intolerant sein, d.h. sie müssen einen klaren Begriff von dem ha-
ben, was sie als mit ihren Wahrheiten unvereinbar empfinden, wenn anders diese Wahrheiten jene le-
bensgestaltende Autorität, Normativität und Verbindlichkeit haben sollen, die sie beanspruchen. Diese
kritische und umgestaltende Gewalt speist sich aus ihrer negativen Energie, d.h. ihrer Kraft der Ver-
neinung und der Ausgrenzung.' (J. Assmann, Die Mosaische Unterscheidung... , 26).
(6) Die Welt der primären Religionen war nicht frei von Hass und Gewalt. 'Sie war im Gegenteil von
Gewalt und Feindschaft in verschiedensten Formen erfüllt, und viele dieser Formen sind von den mo-
notheistischen Religionen im Zuge ihrer transformatorischen Machtentfaltung gebändigt, zivilisiert
oder geradezu ausgemerzt worden, weil sie diese Gewalt mit der von ihnen vertretenen Wahrheit als
unvereinbar empfanden (...) Ebensowenig lässt sich aber bestreiten, dass sie (d.h. die monotheistischen
Religionen) gleichzeitig eine neue Form von Hass in die Welt gebracht haben: den Hass auf Heiden,
Ketzer, Götzendiener und ihre Tempel, Riten und Götter.' (J. Assmann, Die Mosaische Unterschei-
dung... , 28f).
(7) 'Die Wende von der primären zur sekundären Religion spielt sich in der Bibel selbst ab.' (J. Assmann,
Die Mosaische Unterscheidung... , 19). Sie ist dort mit der Figur des Mose verbunden. Er wird als Mitt-
ler der Unterscheidung zwischen wahr und falsch in der Religion präsentiert, weshalb diese Unterschei-
dung - nicht im Sinne einer historischen, sondern einer gedächtnisgeschichtlichen Aussage - die 'Mosai-
sche Unterscheidung' genannt werden kann. Die Hebräische Bibel erzählt nach Assmann die monotheis-
tische Durchsetzung dieser Entscheidung als eine Geschichte der Gewalt in einer Serie von Massakern.
Urszenen der monotheistischen Gewalt sind das Massaker im Anschluss an das Kultfest vor dem Golde-
nen Kalb (vgl. Ex 32), die Tötung der 450 Baalspropheten auf Befehl des Elija nach dem Götterwettstreit
mit dem Sieg JHWHs auf dem Berg Karmel (vgl. 1 Kön 18), die gewaltsame Durchsetzung der joschija-
nischen Kultreform (vgl. 2 Kön 23), aber auch die von Esra durchgeführte Zwangsscheidung der Misch-
ehen (vgl. Esra 9,1-4; 10,1-17). Dabei behauptet Assmann nicht die Historizität dieser und der vielen an-
deren biblischen Gewaltszenen. Im Fall der Historizität ließen sich manche der erzählten Geschehnisse
vielleicht sogar zeitgeschichtlich erklären oder als politische Fehlentscheidungen relativieren. Falls man
diese Ereignisse aber nicht für historisch hält, sondern für Geschichten, in denen 'eine Geselschaft sich
eine Vergangenheit konstruiert oder rekonstruiert, die ihren gegenwärtigen Zielen und Problemen Sinn
und Perspektive gibt, also für symbolische Erzählungen, stellt sich die Frage nach ihrer Bedeutung mit
besonderer Dringlichkeit' (J. Assmann, Monotheismus und die Sprache der Gewalt, in: P. Walter (Hg.),
Das Gewaltpotential des Monotheismus und der dreieinige Gott (QD 216) Freiburg 2005, 20). Da es Ge-
schichten sind, in denen es um die Durchsetzung der wahren Religion geht und da die theologische Spra-
che der Hebräischen Bibel insgesamt stark gewaltimprägniert ist, stellt sich die Frage, ob Gewalt, Hass
und Zwang der notwendige Preis der biblischen Gottes-Wahrheit sind, mit besonderer Schärfe.
http://www.theologie-systematisch.de/gotteslehre/2/assmann.htm
Es geht dabei also durchaus um den alleinigen Herrschaftsanspruch der Israeliten gegenüber anderen Weltanschauungen. Sie verstanden sich eben als auserwähltes Volk welches unter dem besonderen Schutz ihres erwählten gottes Jahwe stand. Dieses Ansinnen auf die ganze Welt übertragen zu wollen, widerspricht somit dem ursprünglichen Kontext, welcher sich ganz allein nur auf das jüdische Volk bezieht.
Mit dem NT ist noch mal der große Wurf gelungen, dem Wanderprediger Jesus die Bürde der Erlösung nicht nur für das eigene Volk, sondern für alle Völker aufzubürden.
Inwieweit diese Bürde nur allein rein göttlicher Natur war wird auch längst bezweifelt.
Als Jesus nach seiner Trennung von Johannes dem Täufer als Wanderprediger und Heiler durch Galiläa zieht, will seine Familie ihn mit Gewalt nach Hause zurück holen; „denn sie sagten: Er ist von Sinnen.“(Mk3,21). Von Seiten seiner Gegner muss Jesus sich wiederholt den Vorwurf anhören, er sei von einem bösen Geist besessen, bzw. vom Geist eines fremden Gottes (Joh 8,48.53). Man kann davon ausgehen, dass beides, die Einstellung seiner Familie und die Vorwürfe seiner Gegner, historischen Tatsachen entsprechen. Denn sie zeigen Jesus und mit Einschränkungen auch seine Angehörigen in keinem vorteilhaften Licht, sind also kaum von seinen Bewunderern später in seine Biografie eingefügt worden.
Als unbestritten gilt heute auch, dass Jesus mit Erfolg als Exorzist tätig war, dass er also Menschen, die nach eigenem und fremdem Urteil unter dem Einfluss ich-fremder Kräfte standen, von ihrer Besessenheit heilen konnte. Besessenheit ist ein allgemein anerkanntes Phänomen in traditionellen Gesellschaften. Als Exorzist war Jesus auch keine Ausnahmeerscheinung, wie man aus den Streitgesprächen um seine angeblich eigene Besessenheit entnehmen kann (Mt 12, 22-37par).
http://jesusvonnazareth.blogspot.de/2010/05/er-ist-von-einem-damon-besessen.html (Archiv-Version vom 03.08.2017)
Begriffe für die Verehrung fremder GötterTextDie sekundäre, abrahamistisch monotheistische Religon ist eine durch Gewalt erzwungene Gegenreligion, das wissen wir ja. Aus diesem Grund gibt es in der Bibel keine mehreren Götter, jede hinzugekommene Bezeichnung bezieht sich immer auf den einen einzigen Jahwe, welcher alle Eigenschaften der vormals primären Religionen in welchen mehrere götter ihren Platz hatten, auf sich selbst vereinigt. (Bekommt halt den Hals nicht voll, der gute alte Jahwe).
Zur sogenannten mosaischen Unterscheidung hat Jan Assmann, eine gelungene Definition publiziert.
Ägyptologe, Religionswissenschaftler, Kulturwissenschaftler
U.A.
(5) 'Der Begriff Gegenreligion soll das diesen Religionen innewohnende Negationspotential herausstel-
len (...) Sekundäre Religionen müssen intolerant sein, d.h. sie müssen einen klaren Begriff von dem ha-
ben, was sie als mit ihren Wahrheiten unvereinbar empfinden, wenn anders diese Wahrheiten jene le-
bensgestaltende Autorität, Normativität und Verbindlichkeit haben sollen, die sie beanspruchen. Diese
kritische und umgestaltende Gewalt speist sich aus ihrer negativen Energie, d.h. ihrer Kraft der Ver-
neinung und der Ausgrenzung.' (J. Assmann, Die Mosaische Unterscheidung... , 26).
(6) Die Welt der primären Religionen war nicht frei von Hass und Gewalt. 'Sie war im Gegenteil von
Gewalt und Feindschaft in verschiedensten Formen erfüllt, und viele dieser Formen sind von den mo-
notheistischen Religionen im Zuge ihrer transformatorischen Machtentfaltung gebändigt, zivilisiert
oder geradezu ausgemerzt worden, weil sie diese Gewalt mit der von ihnen vertretenen Wahrheit als
unvereinbar empfanden (...) Ebensowenig lässt sich aber bestreiten, dass sie (d.h. die monotheistischen
Religionen) gleichzeitig eine neue Form von Hass in die Welt gebracht haben: den Hass auf Heiden,
Ketzer, Götzendiener und ihre Tempel, Riten und Götter.' (J. Assmann, Die Mosaische Unterschei-
dung... , 28f).
(7) 'Die Wende von der primären zur sekundären Religion spielt sich in der Bibel selbst ab.' (J. Assmann,
Die Mosaische Unterscheidung... , 19). Sie ist dort mit der Figur des Mose verbunden. Er wird als Mitt-
ler der Unterscheidung zwischen wahr und falsch in der Religion präsentiert, weshalb diese Unterschei-
dung - nicht im Sinne einer historischen, sondern einer gedächtnisgeschichtlichen Aussage - die 'Mosai-
sche Unterscheidung' genannt werden kann. Die Hebräische Bibel erzählt nach Assmann die monotheis-
tische Durchsetzung dieser Entscheidung als eine Geschichte der Gewalt in einer Serie von Massakern.
Urszenen der monotheistischen Gewalt sind das Massaker im Anschluss an das Kultfest vor dem Golde-
nen Kalb (vgl. Ex 32), die Tötung der 450 Baalspropheten auf Befehl des Elija nach dem Götterwettstreit
mit dem Sieg JHWHs auf dem Berg Karmel (vgl. 1 Kön 18), die gewaltsame Durchsetzung der joschija-
nischen Kultreform (vgl. 2 Kön 23), aber auch die von Esra durchgeführte Zwangsscheidung der Misch-
ehen (vgl. Esra 9,1-4; 10,1-17). Dabei behauptet Assmann nicht die Historizität dieser und der vielen an-
deren biblischen Gewaltszenen. Im Fall der Historizität ließen sich manche der erzählten Geschehnisse
vielleicht sogar zeitgeschichtlich erklären oder als politische Fehlentscheidungen relativieren. Falls man
diese Ereignisse aber nicht für historisch hält, sondern für Geschichten, in denen 'eine Geselschaft sich
eine Vergangenheit konstruiert oder rekonstruiert, die ihren gegenwärtigen Zielen und Problemen Sinn
und Perspektive gibt, also für symbolische Erzählungen, stellt sich die Frage nach ihrer Bedeutung mit
besonderer Dringlichkeit' (J. Assmann, Monotheismus und die Sprache der Gewalt, in: P. Walter (Hg.),
Das Gewaltpotential des Monotheismus und der dreieinige Gott (QD 216) Freiburg 2005, 20). Da es Ge-
schichten sind, in denen es um die Durchsetzung der wahren Religion geht und da die theologische Spra-
che der Hebräischen Bibel insgesamt stark gewaltimprägniert ist, stellt sich die Frage, ob Gewalt, Hass
und Zwang der notwendige Preis der biblischen Gottes-Wahrheit sind, mit besonderer Schärfe.
http://www.theologie-systematisch.de/gotteslehre/2/assmann.htm
Es geht dabei also durchaus um den alleinigen Herrschaftsanspruch der Israeliten gegenüber anderen Weltanschauungen. Sie verstanden sich eben als auserwähltes Volk welches unter dem besonderen Schutz ihres erwählten gottes Jahwe stand. Dieses Ansinnen auf die ganze Welt übertragen zu wollen, widerspricht somit dem ursprünglichen Kontext, welcher sich ganz allein nur auf das jüdische Volk bezieht.
Mit dem NT ist noch mal der große Wurf gelungen, dem Wanderprediger Jesus die Bürde der Erlösung nicht nur für das eigene Volk, sondern für alle Völker aufzubürden.
Inwieweit diese Bürde nur allein rein göttlicher Natur war wird auch längst bezweifelt.
Als Jesus nach seiner Trennung von Johannes dem Täufer als Wanderprediger und Heiler durch Galiläa zieht, will seine Familie ihn mit Gewalt nach Hause zurück holen; „denn sie sagten: Er ist von Sinnen.“(Mk3,21). Von Seiten seiner Gegner muss Jesus sich wiederholt den Vorwurf anhören, er sei von einem bösen Geist besessen, bzw. vom Geist eines fremden Gottes (Joh 8,48.53). Man kann davon ausgehen, dass beides, die Einstellung seiner Familie und die Vorwürfe seiner Gegner, historischen Tatsachen entsprechen. Denn sie zeigen Jesus und mit Einschränkungen auch seine Angehörigen in keinem vorteilhaften Licht, sind also kaum von seinen Bewunderern später in seine Biografie eingefügt worden.
Als unbestritten gilt heute auch, dass Jesus mit Erfolg als Exorzist tätig war, dass er also Menschen, die nach eigenem und fremdem Urteil unter dem Einfluss ich-fremder Kräfte standen, von ihrer Besessenheit heilen konnte. Besessenheit ist ein allgemein anerkanntes Phänomen in traditionellen Gesellschaften. Als Exorzist war Jesus auch keine Ausnahmeerscheinung, wie man aus den Streitgesprächen um seine angeblich eigene Besessenheit entnehmen kann (Mt 12, 22-37par).
http://jesusvonnazareth.blogspot.de/2010/05/er-ist-von-einem-damon-besessen.html (Archiv-Version vom 03.08.2017)